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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Prüfung durch die Quindecimviri eine Abschrift machen, welche in einer goldenen Kapsel unter dem Fussgestell des palatinischen Apollo vergraben wurde. Noch im fünften Jahrhundert christlicher Zeitrechnung waren sie vorhanden und in hohem Ansehen, bis Stilicho aus Hass gegen das Römerreich, für deren Palladium er sie ansah, dieselben vernichtete. - Was die Personen betrifft, welche man S. nannte, so gaben die alten Schriftsteller bald vier, bald zehn an; die ersteren sind: die ägyptische, die eryträische, die samische und die sardische; die andere Reihe ist folgende: die chaldäische, Sabba oder Sambethe genannt, aus Babylon, schon zu Noahs Zeiten lebend und vermählt mit einem von dessen Söhnen; sie prophezeihete den babylonischen Thurmbau, den Eroberungszug Alexanders nach Indien, Christi Erscheinung etc.; die libysche, Jupiters und der Lamia Tochter, die eigentlich älteste S., von welcher die anderen alle den Namen entlehnten; die delphische, im Tempel des Apollo geboren, lebte lange vor dem trojanischen Kriege und prophezeite diesen; die italische, auch cimmerische, aus Cimmerium bei Cumä, kurz nach der Eroberung von Troja lebend; die erythräische, vor Troja's Fall; die samische, zu Numa's Zeiten; die cumäische aus Cumä, häufig mit der cimmerischen verwechselt; sie schrieb ihre Weissagungen auf Blätter, welche sie am Morgen ordnete, aber dann den Winden übergab; sie soll tausend Jahre alt geworden sein; bei ihr erholte sich Aeneas Rathes, als er in Italien landete; die hellespontische, in der Mitte des sechsten Jahrhunderts vor Chr. blühend, und in einem Tempel des Apollo zu Gergithium begraben; die phrygische, und endlich die tiburtinische, Albunea genannt. Sie alle werden mehr oder weniger durch einander geworfen, und ihre Aussprüche sind vollends nicht zu entwirren.


Sicanus (Gr. M.), Sohn des Neptun und einer Nymphe; von ihm soll die Insel Trinacria Sicania (später Sicilien) heissen; man schreibt ihm auch die Proserpina als Tochter zu, welche er mit der Ceres erzeugt haben soll.


Sichaeus (Phönic. M.), Gatte der berühmten Dido (s. d.). Der Bruder des letztern, Pygmalion, liess ihn, um sich seiner Schätze zu bemächtigen, ermorden; der entseelte Geist gab der Gattin Nachricht, wo dieselben verborgen seien, und hiess sie fliehen; so kam Dido nach Africa und gründete Carthago.


Sicinus (Gr. M.), Sohn des Königs Thoas von Lemnos und einer Nymphe, welche er auf der Insel Oenoe lieb gewann. Er colonisirte eine Insel unweit von Euböa, und diese erhielt seinen Namen.


Sicksa (Slav. M.), ein Waldgeist neckender Art, welcher alle Gestalten anzunehmen im Stande war, sich jedoch vorzüglich in den abenteuerlichsten, gefiel.


Sicyon (Gr. M.), Sohn des Marathon, oder des Metion, oder des Erechtheus, oder des Pelops, Gemahl der Zeuxippe, Tochter des Königs Lamedon von S. Von ihm soll die Stadt erst so benannt worden sein.


Sicyonia (Gr. M.), 1) Beiname der Venus von einem Tempel zu Sicyon, in welchem ihre Bildsäule von Gold und Elfenbein stand; es scheint die berühmte Venus Victrix gewesen zu sein, wenigstens hielt sie, nach Pausanias' Beschreibung, einen Apfel in der Hand. - 2) S., Beiname der Minerva, welcher Epopeus einen Tempel erbauete, nachdem er über die Thebaner gesiegt.


Sida (Gr. M.), Gattin des Orion, wurde von Juno in die Unterwelt verbannt, weil sie den Vorrang in der Schönheit behaupten wollte.


Siddha (Ind. M.), eine zahlreiche Classe von guten, blühend schönen Genien, welches Letztere der Name ausdrückt.


Sidero, s. Neleus.


Sidgrani (Nord. M.), Beiname des Odin.


Sidhoete (Nord. M.), Beiname des Odin, von einem tiefgehenden Hut, womit er sein Gesicht zu verdecken pflegt, wenn er unter Menschen geht.


Sieben Helden vor Theben (Gr. M.). Polynices und Eteocles waren Zwillingssöhne des Oedipus von Jocaste (seiner Mutter), nach Anderen von Eurygania. Oedipus ward nach Entdeckung seiner Blutschande vertrieben, seine Söhne blieben zurück, mit der Verabredung, Theben abwechselnd, Jeder ein Jahr lang, zu regieren, allein Oedipus, den sie in's Elend verstossen hatten, warf seinen väterlichen Fluch auf sie, der auch in reichem Masse in Erfüllung ging. Eteocles herrschte ein Jahr, dann liess er seinen Bruder nicht mehr zum Thron; dieser musste entfliehen und nahm das Halsband und den Mantel der Harmonia mit, Beides überaus köstliche Geschenke, von Vulcan verfertigt, mit Edelsteinen übersäet, doch Unheil bringend der jedesmaligen Besitzerin. Polynices kam zu Adrast, König von Argos, und traf in der Nacht mit einem andern neuen Ankömmling zusammen, mit dem aus Aetolien entflohenen Tydeus. Sie geriethen, einander nicht kennend, in Streit, und Adrast trennte sie. In dem Umstand, dass Polynices, dem Hercules zu Ehren, auf seinem Schilde einen Löwenkopf, Tydeus aber, wegen der calydonischen Jagd, einen Eberkopf als Helmzier trug, glaubte der König die Erfüllung eines alten Orakels zu sehen, welches ihm befohlen, seine Töchter an einen Löwen und einen Eber zu vermählen; so erhielt Polynices Argea, Tydeus Deipyle zur Gemahlin, und Adrast, nunmehriger Schwiegervater der Helden, versprach ihnen, sie in ihre Erbstaaten wieder einzusetzen. - Polynices sollte zuerst auf seines Vaters Thron geleitet werden, und der Krieg, durch welchen dieses geschehen sollte, ist eben jener der Sieben vor Theben. - Alle ersten Helden der Argiver wurden dazu aufgefordert, und es schlossen sich dem Adrast, als Oberbefehlshaber, und den beiden Schwiegersöhnen desselben, noch Amphiaraus, Capaneus, Hippomedon und Parthenopäus an. - Amphiaraus, ein Liebling des Apollo und des Jupiter, ein Seher, wollte dem Zuge nicht folgen, weil er dessen unglücklichen Ausgang vorher wusste, und verbarg sich vor den an ihn Abgesandten; doch Polynices bestach des Königs Gattin Eriphyle (die Schwester des Adrast) durch das kostbare Halsband der Harmonia; sie verrieth nunmehr den Aufenthalt des Gatten, und dieser ward durch seine Ehrliebe gezwungen, mitzugehen, allein, wie er vorausgesehen, zu seinem Unglück. Die erste üble Vorbedeutung begegnete ihnen schon auf dem Zuge im Walde von Nemea: sie litten sehr an Wassermangel, begegneten einer Frau von Lemnos, Hypsipyle, welche den Sohn des Lycurgus, den jungen Opheltes, zu warten hatte, und baten dieselbe, ihnen eine Quelle zu zeigen, welches sie gerne that: bei der Rückkehr auf den verlassenen Weg fand man das Kind durch eine Schlange getödtet! Bestürzt über dieses Unglück, suchten die Helden den zürnenden Schatten zu versöhnen, indem sie ihm unter dem Namen Archemorus Leichenspiele hielten, doch war bei den Göttern schon ihr Untergang beschlossen. - Tydeus ward als Gesandter nach Theben vorangeschickt, um Unterhandlungen einzuleiten, doch blieb auch dieser Versuch fruchtlos, wohl aber überfielen fünfzig Mann den Helden bei seiner Rückkehr aus den Mauern der Stadt; sie fanden den verdienten Lohn, indem sie alle, bis auf den Mäon, von seinem starken Arme fielen. - Da man sah, dass mit Güte nichts auszurichten sei, besetzten die sieben Helden alle Zugänge zur Stadt, so dass Jeder sich vor einem der Thore lagerte, und dieselbe völlig eingeschlossen war. Die Thebaner fragten den Seher Tiresias um Rath, und dieser prophezeihete der Stadt den Untergang, wenn nicht Jemand sich freiwillig für das Heil derselben aufopfere; darauf stürzte Menöceus sich, trotz den Bitten seines Vaters Creon, von der Stadtmauer herab, und jetzt begann der Krieg. Die Thebaner waren hart bedrängt, und Capaneus erstieg schon die Stadtmauer, da schmetterte ihn Jupiters Blitz zu Boden. Nun wandte sich das Glück. Eteocles und Polynices tödteten sich gegenseitig im Zweikampf; von den sieben Helden waren fünf geblieben; den fliehenden Amphiaraus nahm Jupiter in den Schooss der Erde auf, Adrast verdankte allein der Schnelligkeit seines gottentflammten Rosses, des von Neptun erzeugten Arion, seine Rettung. Die siegenden Thebaner verboten die Beerdigung der feindlichen Leichen bei Todesstrafe, und Creon liess die unglückliche Antigone, welche ihrem Bruder Polynices den letzten Dienst der Liebe erwiesen hatte, lebendig begraben. Erst des menschlich gesinnten Theseus, Königs von Athen, Vermittelung vermochte die Thebaner, ihr grausames Verbot zurückzunehmen. - Später ergriff Adrast noch einmal das Schwert, und führte die Söhne jener Helden, die sogenannten Epigonen (s. d.), nunmehr siegreich, gegen Theben.


Siewa (Slav. M.), die Göttin der Liebe, vermählt mit Siebog, dem Beschützer der Ehen, von allen Liebenden hoch verehrt. Was Einige von wunderschönen Bildern melden, in welchen wendische Künstler sie dargestellt hätten, ist Märchen; vergl. Krasopanj.


Prüfung durch die Quindecimviri eine Abschrift machen, welche in einer goldenen Kapsel unter dem Fussgestell des palatinischen Apollo vergraben wurde. Noch im fünften Jahrhundert christlicher Zeitrechnung waren sie vorhanden und in hohem Ansehen, bis Stilicho aus Hass gegen das Römerreich, für deren Palladium er sie ansah, dieselben vernichtete. – Was die Personen betrifft, welche man S. nannte, so gaben die alten Schriftsteller bald vier, bald zehn an; die ersteren sind: die ägyptische, die eryträische, die samische und die sardische; die andere Reihe ist folgende: die chaldäische, Sabba oder Sambethe genannt, aus Babylon, schon zu Noahs Zeiten lebend und vermählt mit einem von dessen Söhnen; sie prophezeihete den babylonischen Thurmbau, den Eroberungszug Alexanders nach Indien, Christi Erscheinung etc.; die libysche, Jupiters und der Lamia Tochter, die eigentlich älteste S., von welcher die anderen alle den Namen entlehnten; die delphische, im Tempel des Apollo geboren, lebte lange vor dem trojanischen Kriege und prophezeite diesen; die italische, auch cimmerische, aus Cimmerium bei Cumä, kurz nach der Eroberung von Troja lebend; die erythräische, vor Troja's Fall; die samische, zu Numa's Zeiten; die cumäische aus Cumä, häufig mit der cimmerischen verwechselt; sie schrieb ihre Weissagungen auf Blätter, welche sie am Morgen ordnete, aber dann den Winden übergab; sie soll tausend Jahre alt geworden sein; bei ihr erholte sich Aeneas Rathes, als er in Italien landete; die hellespontische, in der Mitte des sechsten Jahrhunderts vor Chr. blühend, und in einem Tempel des Apollo zu Gergithium begraben; die phrygische, und endlich die tiburtinische, Albunea genannt. Sie alle werden mehr oder weniger durch einander geworfen, und ihre Aussprüche sind vollends nicht zu entwirren.


Sicanus (Gr. M.), Sohn des Neptun und einer Nymphe; von ihm soll die Insel Trinacria Sicania (später Sicilien) heissen; man schreibt ihm auch die Proserpina als Tochter zu, welche er mit der Ceres erzeugt haben soll.


Sichaeus (Phönic. M.), Gatte der berühmten Dido (s. d.). Der Bruder des letztern, Pygmalion, liess ihn, um sich seiner Schätze zu bemächtigen, ermorden; der entseelte Geist gab der Gattin Nachricht, wo dieselben verborgen seien, und hiess sie fliehen; so kam Dido nach Africa und gründete Carthago.


Sicinus (Gr. M.), Sohn des Königs Thoas von Lemnos und einer Nymphe, welche er auf der Insel Oenoë lieb gewann. Er colonisirte eine Insel unweit von Euböa, und diese erhielt seinen Namen.


Sicksa (Slav. M.), ein Waldgeist neckender Art, welcher alle Gestalten anzunehmen im Stande war, sich jedoch vorzüglich in den abenteuerlichsten, gefiel.


Sicyon (Gr. M.), Sohn des Marathon, oder des Metion, oder des Erechtheus, oder des Pelops, Gemahl der Zeuxippe, Tochter des Königs Lamedon von S. Von ihm soll die Stadt erst so benannt worden sein.


Sicyonia (Gr. M.), 1) Beiname der Venus von einem Tempel zu Sicyon, in welchem ihre Bildsäule von Gold und Elfenbein stand; es scheint die berühmte Venus Victrix gewesen zu sein, wenigstens hielt sie, nach Pausanias' Beschreibung, einen Apfel in der Hand. – 2) S., Beiname der Minerva, welcher Epopeus einen Tempel erbauete, nachdem er über die Thebaner gesiegt.


Sida (Gr. M.), Gattin des Orion, wurde von Juno in die Unterwelt verbannt, weil sie den Vorrang in der Schönheit behaupten wollte.


Siddha (Ind. M.), eine zahlreiche Classe von guten, blühend schönen Genien, welches Letztere der Name ausdrückt.


Sidero, s. Neleus.


Sidgrani (Nord. M.), Beiname des Odin.


Sidhoete (Nord. M.), Beiname des Odin, von einem tiefgehenden Hut, womit er sein Gesicht zu verdecken pflegt, wenn er unter Menschen geht.


Sieben Helden vor Theben (Gr. M.). Polynices und Eteocles waren Zwillingssöhne des Oedipus von Jocaste (seiner Mutter), nach Anderen von Eurygania. Oedipus ward nach Entdeckung seiner Blutschande vertrieben, seine Söhne blieben zurück, mit der Verabredung, Theben abwechselnd, Jeder ein Jahr lang, zu regieren, allein Oedipus, den sie in's Elend verstossen hatten, warf seinen väterlichen Fluch auf sie, der auch in reichem Masse in Erfüllung ging. Eteocles herrschte ein Jahr, dann liess er seinen Bruder nicht mehr zum Thron; dieser musste entfliehen und nahm das Halsband und den Mantel der Harmonia mit, Beides überaus köstliche Geschenke, von Vulcan verfertigt, mit Edelsteinen übersäet, doch Unheil bringend der jedesmaligen Besitzerin. Polynices kam zu Adrast, König von Argos, und traf in der Nacht mit einem andern neuen Ankömmling zusammen, mit dem aus Aetolien entflohenen Tydeus. Sie geriethen, einander nicht kennend, in Streit, und Adrast trennte sie. In dem Umstand, dass Polynices, dem Hercules zu Ehren, auf seinem Schilde einen Löwenkopf, Tydeus aber, wegen der calydonischen Jagd, einen Eberkopf als Helmzier trug, glaubte der König die Erfüllung eines alten Orakels zu sehen, welches ihm befohlen, seine Töchter an einen Löwen und einen Eber zu vermählen; so erhielt Polynices Argea, Tydeus Deïpyle zur Gemahlin, und Adrast, nunmehriger Schwiegervater der Helden, versprach ihnen, sie in ihre Erbstaaten wieder einzusetzen. – Polynices sollte zuerst auf seines Vaters Thron geleitet werden, und der Krieg, durch welchen dieses geschehen sollte, ist eben jener der Sieben vor Theben. – Alle ersten Helden der Argiver wurden dazu aufgefordert, und es schlossen sich dem Adrast, als Oberbefehlshaber, und den beiden Schwiegersöhnen desselben, noch Amphiaraus, Capaneus, Hippomedon und Parthenopäus an. – Amphiaraus, ein Liebling des Apollo und des Jupiter, ein Seher, wollte dem Zuge nicht folgen, weil er dessen unglücklichen Ausgang vorher wusste, und verbarg sich vor den an ihn Abgesandten; doch Polynices bestach des Königs Gattin Eriphyle (die Schwester des Adrast) durch das kostbare Halsband der Harmonia; sie verrieth nunmehr den Aufenthalt des Gatten, und dieser ward durch seine Ehrliebe gezwungen, mitzugehen, allein, wie er vorausgesehen, zu seinem Unglück. Die erste üble Vorbedeutung begegnete ihnen schon auf dem Zuge im Walde von Nemea: sie litten sehr an Wassermangel, begegneten einer Frau von Lemnos, Hypsipyle, welche den Sohn des Lycurgus, den jungen Opheltes, zu warten hatte, und baten dieselbe, ihnen eine Quelle zu zeigen, welches sie gerne that: bei der Rückkehr auf den verlassenen Weg fand man das Kind durch eine Schlange getödtet! Bestürzt über dieses Unglück, suchten die Helden den zürnenden Schatten zu versöhnen, indem sie ihm unter dem Namen Archemorus Leichenspiele hielten, doch war bei den Göttern schon ihr Untergang beschlossen. – Tydeus ward als Gesandter nach Theben vorangeschickt, um Unterhandlungen einzuleiten, doch blieb auch dieser Versuch fruchtlos, wohl aber überfielen fünfzig Mann den Helden bei seiner Rückkehr aus den Mauern der Stadt; sie fanden den verdienten Lohn, indem sie alle, bis auf den Mäon, von seinem starken Arme fielen. – Da man sah, dass mit Güte nichts auszurichten sei, besetzten die sieben Helden alle Zugänge zur Stadt, so dass Jeder sich vor einem der Thore lagerte, und dieselbe völlig eingeschlossen war. Die Thebaner fragten den Seher Tiresias um Rath, und dieser prophezeihete der Stadt den Untergang, wenn nicht Jemand sich freiwillig für das Heil derselben aufopfere; darauf stürzte Menöceus sich, trotz den Bitten seines Vaters Creon, von der Stadtmauer herab, und jetzt begann der Krieg. Die Thebaner waren hart bedrängt, und Capaneus erstieg schon die Stadtmauer, da schmetterte ihn Jupiters Blitz zu Boden. Nun wandte sich das Glück. Eteocles und Polynices tödteten sich gegenseitig im Zweikampf; von den sieben Helden waren fünf geblieben; den fliehenden Amphiaraus nahm Jupiter in den Schooss der Erde auf, Adrast verdankte allein der Schnelligkeit seines gottentflammten Rosses, des von Neptun erzeugten Arion, seine Rettung. Die siegenden Thebaner verboten die Beerdigung der feindlichen Leichen bei Todesstrafe, und Creon liess die unglückliche Antigone, welche ihrem Bruder Polynices den letzten Dienst der Liebe erwiesen hatte, lebendig begraben. Erst des menschlich gesinnten Theseus, Königs von Athen, Vermittelung vermochte die Thebaner, ihr grausames Verbot zurückzunehmen. – Später ergriff Adrast noch einmal das Schwert, und führte die Söhne jener Helden, die sogenannten Epigonen (s. d.), nunmehr siegreich, gegen Theben.


Siewa (Slav. M.), die Göttin der Liebe, vermählt mit Siebog, dem Beschützer der Ehen, von allen Liebenden hoch verehrt. Was Einige von wunderschönen Bildern melden, in welchen wendische Künstler sie dargestellt hätten, ist Märchen; vergl. Krasopanj.


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Noch im fünften Jahrhundert christlicher Zeitrechnung waren sie vorhanden und in hohem Ansehen, bis Stilicho aus Hass gegen das Römerreich, für deren Palladium er sie ansah, dieselben vernichtete. – Was die Personen betrifft, welche man S. nannte, so gaben die alten Schriftsteller bald vier, bald zehn an; die ersteren sind: die ägyptische, die eryträische, die samische und die sardische; die andere Reihe ist folgende: die chaldäische, Sabba oder Sambethe genannt, aus Babylon, schon zu Noahs Zeiten lebend und vermählt mit einem von dessen Söhnen; sie prophezeihete den babylonischen Thurmbau, den Eroberungszug Alexanders nach Indien, Christi Erscheinung etc.; die libysche, Jupiters und der Lamia Tochter, die eigentlich älteste S., von welcher die anderen alle den Namen entlehnten; die delphische, im Tempel des Apollo geboren, lebte lange vor dem trojanischen Kriege und prophezeite diesen; die italische, auch cimmerische, aus Cimmerium bei Cumä, kurz nach der Eroberung von Troja lebend; die erythräische, vor Troja's Fall; die samische, zu Numa's Zeiten; die cumäische aus Cumä, häufig mit der cimmerischen verwechselt; sie schrieb ihre Weissagungen auf Blätter, welche sie am Morgen ordnete, aber dann den Winden übergab; sie soll tausend Jahre alt geworden sein; bei ihr erholte sich Aeneas Rathes, als er in Italien landete; die hellespontische, in der Mitte des sechsten Jahrhunderts vor Chr. blühend, und in einem Tempel des Apollo zu Gergithium begraben; die phrygische, und endlich die tiburtinische, Albunea genannt. Sie alle werden mehr oder weniger durch einander geworfen, und ihre Aussprüche sind vollends nicht zu entwirren. Sicanus (Gr. M.), Sohn des Neptun und einer Nymphe; von ihm soll die Insel Trinacria Sicania (später Sicilien) heissen; man schreibt ihm auch die Proserpina als Tochter zu, welche er mit der Ceres erzeugt haben soll. Sichaeus (Phönic. M.), Gatte der berühmten Dido (s. d.). Der Bruder des letztern, Pygmalion, liess ihn, um sich seiner Schätze zu bemächtigen, ermorden; der entseelte Geist gab der Gattin Nachricht, wo dieselben verborgen seien, und hiess sie fliehen; so kam Dido nach Africa und gründete Carthago. Sicinus (Gr. M.), Sohn des Königs Thoas von Lemnos und einer Nymphe, welche er auf der Insel Oenoë lieb gewann. Er colonisirte eine Insel unweit von Euböa, und diese erhielt seinen Namen. Sicksa (Slav. M.), ein Waldgeist neckender Art, welcher alle Gestalten anzunehmen im Stande war, sich jedoch vorzüglich in den abenteuerlichsten, gefiel. Sicyon (Gr. M.), Sohn des Marathon, oder des Metion, oder des Erechtheus, oder des Pelops, Gemahl der Zeuxippe, Tochter des Königs Lamedon von S. Von ihm soll die Stadt erst so benannt worden sein. Sicyonia (Gr. M.), 1) Beiname der Venus von einem Tempel zu Sicyon, in welchem ihre Bildsäule von Gold und Elfenbein stand; es scheint die berühmte Venus Victrix gewesen zu sein, wenigstens hielt sie, nach Pausanias' Beschreibung, einen Apfel in der Hand. – 2) S., Beiname der Minerva, welcher Epopeus einen Tempel erbauete, nachdem er über die Thebaner gesiegt. Sida (Gr. M.), Gattin des Orion, wurde von Juno in die Unterwelt verbannt, weil sie den Vorrang in der Schönheit behaupten wollte. Siddha (Ind. M.), eine zahlreiche Classe von guten, blühend schönen Genien, welches Letztere der Name ausdrückt. Sidero, s. Neleus. Sidgrani (Nord. M.), Beiname des Odin. Sidhoete (Nord. M.), Beiname des Odin, von einem tiefgehenden Hut, womit er sein Gesicht zu verdecken pflegt, wenn er unter Menschen geht. Sieben Helden vor Theben (Gr. M.). Polynices und Eteocles waren Zwillingssöhne des Oedipus von Jocaste (seiner Mutter), nach Anderen von Eurygania. Oedipus ward nach Entdeckung seiner Blutschande vertrieben, seine Söhne blieben zurück, mit der Verabredung, Theben abwechselnd, Jeder ein Jahr lang, zu regieren, allein Oedipus, den sie in's Elend verstossen hatten, warf seinen väterlichen Fluch auf sie, der auch in reichem Masse in Erfüllung ging. Eteocles herrschte ein Jahr, dann liess er seinen Bruder nicht mehr zum Thron; dieser musste entfliehen und nahm das Halsband und den Mantel der Harmonia mit, Beides überaus köstliche Geschenke, von Vulcan verfertigt, mit Edelsteinen übersäet, doch Unheil bringend der jedesmaligen Besitzerin. Polynices kam zu Adrast, König von Argos, und traf in der Nacht mit einem andern neuen Ankömmling zusammen, mit dem aus Aetolien entflohenen Tydeus. Sie geriethen, einander nicht kennend, in Streit, und Adrast trennte sie. In dem Umstand, dass Polynices, dem Hercules zu Ehren, auf seinem Schilde einen Löwenkopf, Tydeus aber, wegen der calydonischen Jagd, einen Eberkopf als Helmzier trug, glaubte der König die Erfüllung eines alten Orakels zu sehen, welches ihm befohlen, seine Töchter an einen Löwen und einen Eber zu vermählen; so erhielt Polynices Argea, Tydeus Deïpyle zur Gemahlin, und Adrast, nunmehriger Schwiegervater der Helden, versprach ihnen, sie in ihre Erbstaaten wieder einzusetzen. – Polynices sollte zuerst auf seines Vaters Thron geleitet werden, und der Krieg, durch welchen dieses geschehen sollte, ist eben jener der Sieben vor Theben. – Alle ersten Helden der Argiver wurden dazu aufgefordert, und es schlossen sich dem Adrast, als Oberbefehlshaber, und den beiden Schwiegersöhnen desselben, noch Amphiaraus, Capaneus, Hippomedon und Parthenopäus an. – Amphiaraus, ein Liebling des Apollo und des Jupiter, ein Seher, wollte dem Zuge nicht folgen, weil er dessen unglücklichen Ausgang vorher wusste, und verbarg sich vor den an ihn Abgesandten; doch Polynices bestach des Königs Gattin Eriphyle (die Schwester des Adrast) durch das kostbare Halsband der Harmonia; sie verrieth nunmehr den Aufenthalt des Gatten, und dieser ward durch seine Ehrliebe gezwungen, mitzugehen, allein, wie er vorausgesehen, zu seinem Unglück. Die erste üble Vorbedeutung begegnete ihnen schon auf dem Zuge im Walde von Nemea: sie litten sehr an Wassermangel, begegneten einer Frau von Lemnos, Hypsipyle, welche den Sohn des Lycurgus, den jungen Opheltes, zu warten hatte, und baten dieselbe, ihnen eine Quelle zu zeigen, welches sie gerne that: bei der Rückkehr auf den verlassenen Weg fand man das Kind durch eine Schlange getödtet! Bestürzt über dieses Unglück, suchten die Helden den zürnenden Schatten zu versöhnen, indem sie ihm unter dem Namen Archemorus Leichenspiele hielten, doch war bei den Göttern schon ihr Untergang beschlossen. – Tydeus ward als Gesandter nach Theben vorangeschickt, um Unterhandlungen einzuleiten, doch blieb auch dieser Versuch fruchtlos, wohl aber überfielen fünfzig Mann den Helden bei seiner Rückkehr aus den Mauern der Stadt; sie fanden den verdienten Lohn, indem sie alle, bis auf den Mäon, von seinem starken Arme fielen. – Da man sah, dass mit Güte nichts auszurichten sei, besetzten die sieben Helden alle Zugänge zur Stadt, so dass Jeder sich vor einem der Thore lagerte, und dieselbe völlig eingeschlossen war. Die Thebaner fragten den Seher Tiresias um Rath, und dieser prophezeihete der Stadt den Untergang, wenn nicht Jemand sich freiwillig für das Heil derselben aufopfere; darauf stürzte Menöceus sich, trotz den Bitten seines Vaters Creon, von der Stadtmauer herab, und jetzt begann der Krieg. Die Thebaner waren hart bedrängt, und Capaneus erstieg schon die Stadtmauer, da schmetterte ihn Jupiters Blitz zu Boden. Nun wandte sich das Glück. Eteocles und Polynices tödteten sich gegenseitig im Zweikampf; von den sieben Helden waren fünf geblieben; den fliehenden Amphiaraus nahm Jupiter in den Schooss der Erde auf, Adrast verdankte allein der Schnelligkeit seines gottentflammten Rosses, des von Neptun erzeugten Arion, seine Rettung. Die siegenden Thebaner verboten die Beerdigung der feindlichen Leichen bei Todesstrafe, und Creon liess die unglückliche Antigone, welche ihrem Bruder Polynices den letzten Dienst der Liebe erwiesen hatte, lebendig begraben. Erst des menschlich gesinnten Theseus, Königs von Athen, Vermittelung vermochte die Thebaner, ihr grausames Verbot zurückzunehmen. – Später ergriff Adrast noch einmal das Schwert, und führte die Söhne jener Helden, die sogenannten Epigonen (s. d.), nunmehr siegreich, gegen Theben. Siewa (Slav. M.), die Göttin der Liebe, vermählt mit Siebog, dem Beschützer der Ehen, von allen Liebenden hoch verehrt. Was Einige von wunderschönen Bildern melden, in welchen wendische Künstler sie dargestellt hätten, ist Märchen; vergl. Krasopanj.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/482>, abgerufen am 21.11.2024.