Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Vorüberziehenden die Füsse waschen liess, sie dann aber mit einem Fusstritt in's Meer stürzte, worauf aus einer Höhlung eine grosse Schildkröte hervorkam, welche die so Hinabgestürzten auffrass. Theseus that ihm, wie er früher Andern gethan. - 2) S., Sohn des Pylas. Verheirathet mit einer Tochter des Pandion, machte er dem Sohne des Letztern, Nisus, die Herrschaft über Megara streitig. Aeacus als Schiedsrichter erkannte dem Nisus die Regierung, dem S. die Anführung im Kriege zu. Andere nennen ihn Gemahl der Chariclo, Vater der Endeis, Schwiegersohn des Cychreus und Schwiegervater des Aeacus.


Scirophorien, s. Minerva.


Scolitas (Gr. M.), Beiname des Pan, dessen eherne Bildsäule zu Megalopolis stand.


Scorpius (Mytholog. Astronomie), der Scorpion im Thierkreis, ein Unthier, welches Diana dem Orion zuschickte, als dieser ihr nachstellte.


Scotitas (Gr. M.), Beiname des Jupiter in Laconia.


Scylla (Gr. M.), Tochter des Typhon und der Echidna, nach Anderen des Neptun und der Nymphe Cratäis. Die Beschreibungen von diesem Meerungeheuer sind grell genug, obwohl die bildenden Künste denselben niemals gefolgt sind; nach Homer wohnt sie an einem den Himmel berührenden Felsen, dessen Scheitel stets mit Wolken gekrönt ist. Wegen seines glatten Aeussern kann der Berg nicht erstiegen werden, und so haust denn dieses Unthier in der Aushöhlung, welche das Meer in den Fuss desselben gewaschen hat, ungestört, und bringt Verderben jedem Nahenden. Zwölf Füsse hat dasselbe, doch sind sie weniger schädlich, als man von der Gewalt der Riesin erwarten sollte, weil sie mit allen Füssen an den Felsen gefesselt ist; dagegen hat der furchtbare Körper auf sechs langen Hälsen sechs entsetzliche Köpfe, welche aus Hunger und Wildheit immerfort brüllen; drei Reihen Zähne füllen den Rachen, und alle Nahenden werden ein willkommener Frass derselben; gibt es sonst Nichts, so fängt sie Delphine und Seehunde, nahet jedoch ein Schiff, so muss ihr dieses Einige von seiner Mannschaft zurücklassen. Auf den Kampf gefasst, kam Ulysses heran, und Alles ward versucht, um das Unthier mit Spiessen und Stangen abzuwehren; doch musste Ulysses die Kühnheit, durch die sicilianische Meerenge gefahren zu sein, mit dem Verlust von sechs seiner treuesten Gefährten bezahlen. Berüchtigt waren damals diese Gewässer (zwischen Italien und Sicilien) durch die S. und die Charybdis (incidit in Scyllam cupiens vitare Charybdin), da man für unmöglich hielt, beiden zugleich auszuweichen. Jetzt sind die Schrecken alle verschwunden, und kein Fischerkahn scheuet die Ungeheuer. Die S. wird gewöhnlich als ein riesiges Weib mit aufgehobenem Ruder, als wollte sie Jemand erschlagen, vorgestellt; ihr Leib endet in zwei Delphinenschwänze.


Scyllis (Gr. M.), ein berühmter Baumeister, welchen man für einen Sohn des Dädalus von einer Geliebten hielt, deren Name unbekannt ist, deren Vater jedoch in Gortys auf Creta lebte. Es sollten viele der Bauwerke in Sicilien von ihm und seinem Bruder Dipönus sein.


Scyllius (Gr. M.), Beiname des Jupiter auf Creta.


Scythes (Gr. M.), Sohn des Hercules und der Echidna (s. d.).


Scython (Gr. M.), ein Mann, welcher nach Ovid sein Geschlecht nach Belieben wechseln konnte.


Sebbun (Japan. M.), ein Reinigungsfest, und ein Austreiben des bösen Geistes, welches kurz vor dem neuen Jahre geschieht. Es ist dieses Fest zugleich der Termin für alte halbjährigen Zahlungen.


Sebrus (Gr. M.), andere Form des Namens Tebrus. (S. Hippocoon).


Securitas (Röm. M.), "die Sicherheit;" Personification. Auf Münzen wird sie dargestellt als Matrone, mit übereinander geschlagenen Beinen, den linken Ellenbogen auf eine Säule gestützt, die rechte Hand über den Kopf gelegt, ruhig vor sich hinblickend, mit einem Speer, Füllhorn, Oel- oder Palmzweig.


Segetia (Röm. M.), eine Feldgottheit, die der keimenden Saat Gedeihen verschafft.


Segestes, identisch mit Acestes (s. d.).


Seja (Röm. M.), 1) Beiname der Fortuna, welcher der König Servius Tullius einen Tempel geweiht hatte. - 2) S., eine römische Saatgöttin.


Seja (Ind. M.), identisch mit Ananden, der berühmten Schlange, welche um den Berg Mandar geschlungen wurde, um diesen im Milchmeere umzudrehen.


Seid (Nord. M.), eine bei den Vanen allgemein verbreitete Zauberkunst, welche Freia, die von den Vanen abstammte, vorzüglich kannte, und in der sie Odin unterrichtete. Ueber die Kunst selbst hat man nur Vermuthungen; es scheint derselben eine gewisse Kenntniss der Chemie zum Grunde gelegen zu haben, welche allerlei Mittel kennen lehrte; doch hielt man sie eines Mannes unwerth, und Odin war der Einzige, der sich damit befasste.


Seite (M. der Lappen), Gottheiten, welche die Fruchtbarkeit der Felder und der Heerden befördern sollten; ihre Vorstellungsart ist sehr dunkel; sie werden als vogelfüssig angegeben, doch weiss man sonst nichts von ihnen.


Seitonji (M. der Preussen), die unterste Klasse der Priester, deren es eine oder mehrere in jedem Dorfe gab; sie standen zwar in grosser Furcht, doch nicht, wie die anderen Priester, in Achtung bei dem Volke.


Selemnus (Gr. M.), ein Hirtenknabe in Achaja. Schlafend bei seinen Heerden, fand ihn die Nymphe Argyra, und seine Jugend und Schönheit bewog sie, ihn ihre Gunst zu schenken; aber des Mannes Vorzüge waren nicht dauernd, wie die einer Nymphe, welche ewig jung und schön bleibt, daher verliess Argyra den Geliebten, als seine Reize ihr nicht mehr frisch und blühend genug schienen. Venus selbst versuchte das harte Herz der Göttin zu bekehren, doch vergeblich, und S. verzehrte sich in schmerzlichem Liebesgram: mitleidig verwandelte ihn die freundliche Venus in einen Fluss, welchem sie die Eigenschaft verlieh, dass alle unglücklich Liebenden, welche darin badeten, ihren Kummer vergessend, von ihrer Leidenschaft befreit wurden.


Selene (Gr. M.), die Mondgöttin, später häufig mit Diana verwechselt, so auch in der Fabel von Endymion (s. d.); Tochter des Hyperion und der Thia, seiner Schwester, welche dem genannten Titanen auch den Helios (Sonnengott) gebar (die römischen Namen sind Luna und Sol).


Selinuntius (Gr. M.), Beiname des Apollo von einem Tempel und Orakel zu Selinus.


Selinus (Gr. M.), Sohn des Neptun, Flussgott und Beherrscher von Aegialus, Vater der Helice, welche mit Ion vermählt ward.


Semargla (Slav. M.), eine, von den Russen in dem grossen Pantheon Kiew hoch verehrte Göttin, die kalte Jahreszeit, den Winter personificirend.


Semele (Gr. M.), Mutter des Bacchus, Tochter des Cadmus und der Harmonia, s. Bacchus.


Semphucrates (Gr.-ägypt. M.), ein Wesen, welches den Hercules mit dem ägyptischen Harpokrates verbunden darstellte; man glaubt darin ein Symbol der gesetzlichen Zeit zu finden, in welcher und durch welche die Keime zur Erscheinung kommen, oder der Verbindung von Zeit und Leben.


Senagen (Ind. M.), ein König aus dem Geschlechte der Sonnenkinder, in die Sagen von dem Tyrannen von Ceylon (Lanka), dem berüchtigten Rawana, und mithin auch in die Geschichte des Rama verwickelt. Ein Gefäss mit Blut, das Rawana von heiligen Büssern als Tribut verlangte, ward, da es dem riesigen Dämon Unheil brachte, von demselben in dem Reiche des S. vergraben; dieser fand es, und in demselben ein schönes Kind, in welchem er eine Verkörperung der Göttin Lakschmi erkannte; sie ward später an Rama, eine Verkörperung ihres Gatten, des Wischnu, vermählt.


Senectus (Röm. M.), "das Alter"; Personification, wohnt am Eingang der Unterwelt.


Sengumara Brama (Ind. M.), einer der ältesten Weisen und Fürsten des Menschengeschlechts; er lebte zur Zeit eines Enkels des Urvaters aller Gebornen, des Königs Druwen, dem er seine einzige Tochter Brawibamey zur Gattin gab.


Seng-Wan-Mau (Chines. M.), die höchste Gottheit der Chinesen, welche aus Nichts besteht, aus Nichts geschaffen ist, Nichts thut noch denkt, doch nicht ohne grosse göttliche Eigenschaften gedacht wird, als da sind: Unbegreiflichkeit, Allwissenheit, Gerechtigkeit etc. Er sitzt im obersten Himmel und schaut in unveränderlicher Ruhe herab auf das Treiben der Menschen. S.-W.-M.

von den Vorüberziehenden die Füsse waschen liess, sie dann aber mit einem Fusstritt in's Meer stürzte, worauf aus einer Höhlung eine grosse Schildkröte hervorkam, welche die so Hinabgestürzten auffrass. Theseus that ihm, wie er früher Andern gethan. – 2) S., Sohn des Pylas. Verheirathet mit einer Tochter des Pandion, machte er dem Sohne des Letztern, Nisus, die Herrschaft über Megara streitig. Aeacus als Schiedsrichter erkannte dem Nisus die Regierung, dem S. die Anführung im Kriege zu. Andere nennen ihn Gemahl der Chariclo, Vater der Endeïs, Schwiegersohn des Cychreus und Schwiegervater des Aeacus.


Scirophorien, s. Minerva.


Scolitas (Gr. M.), Beiname des Pan, dessen eherne Bildsäule zu Megalopolis stand.


Scorpius (Mytholog. Astronomie), der Scorpion im Thierkreis, ein Unthier, welches Diana dem Orion zuschickte, als dieser ihr nachstellte.


Scotitas (Gr. M.), Beiname des Jupiter in Laconia.


Scylla (Gr. M.), Tochter des Typhon und der Echidna, nach Anderen des Neptun und der Nymphe Cratäis. Die Beschreibungen von diesem Meerungeheuer sind grell genug, obwohl die bildenden Künste denselben niemals gefolgt sind; nach Homer wohnt sie an einem den Himmel berührenden Felsen, dessen Scheitel stets mit Wolken gekrönt ist. Wegen seines glatten Aeussern kann der Berg nicht erstiegen werden, und so haust denn dieses Unthier in der Aushöhlung, welche das Meer in den Fuss desselben gewaschen hat, ungestört, und bringt Verderben jedem Nahenden. Zwölf Füsse hat dasselbe, doch sind sie weniger schädlich, als man von der Gewalt der Riesin erwarten sollte, weil sie mit allen Füssen an den Felsen gefesselt ist; dagegen hat der furchtbare Körper auf sechs langen Hälsen sechs entsetzliche Köpfe, welche aus Hunger und Wildheit immerfort brüllen; drei Reihen Zähne füllen den Rachen, und alle Nahenden werden ein willkommener Frass derselben; gibt es sonst Nichts, so fängt sie Delphine und Seehunde, nahet jedoch ein Schiff, so muss ihr dieses Einige von seiner Mannschaft zurücklassen. Auf den Kampf gefasst, kam Ulysses heran, und Alles ward versucht, um das Unthier mit Spiessen und Stangen abzuwehren; doch musste Ulysses die Kühnheit, durch die sicilianische Meerenge gefahren zu sein, mit dem Verlust von sechs seiner treuesten Gefährten bezahlen. Berüchtigt waren damals diese Gewässer (zwischen Italien und Sicilien) durch die S. und die Charybdis (incidit in Scyllam cupiens vitare Charybdin), da man für unmöglich hielt, beiden zugleich auszuweichen. Jetzt sind die Schrecken alle verschwunden, und kein Fischerkahn scheuet die Ungeheuer. Die S. wird gewöhnlich als ein riesiges Weib mit aufgehobenem Ruder, als wollte sie Jemand erschlagen, vorgestellt; ihr Leib endet in zwei Delphinenschwänze.


Scyllis (Gr. M.), ein berühmter Baumeister, welchen man für einen Sohn des Dädalus von einer Geliebten hielt, deren Name unbekannt ist, deren Vater jedoch in Gortys auf Creta lebte. Es sollten viele der Bauwerke in Sicilien von ihm und seinem Bruder Dipönus sein.


Scyllius (Gr. M.), Beiname des Jupiter auf Creta.


Scythes (Gr. M.), Sohn des Hercules und der Echidna (s. d.).


Scython (Gr. M.), ein Mann, welcher nach Ovid sein Geschlecht nach Belieben wechseln konnte.


Sebbun (Japan. M.), ein Reinigungsfest, und ein Austreiben des bösen Geistes, welches kurz vor dem neuen Jahre geschieht. Es ist dieses Fest zugleich der Termin für alte halbjährigen Zahlungen.


Sebrus (Gr. M.), andere Form des Namens Tebrus. (S. Hippocoon).


Securitas (Röm. M.), »die Sicherheit;« Personification. Auf Münzen wird sie dargestellt als Matrone, mit übereinander geschlagenen Beinen, den linken Ellenbogen auf eine Säule gestützt, die rechte Hand über den Kopf gelegt, ruhig vor sich hinblickend, mit einem Speer, Füllhorn, Oel- oder Palmzweig.


Segetia (Röm. M.), eine Feldgottheit, die der keimenden Saat Gedeihen verschafft.


Segestes, identisch mit Acestes (s. d.).


Seja (Röm. M.), 1) Beiname der Fortuna, welcher der König Servius Tullius einen Tempel geweiht hatte. – 2) S., eine römische Saatgöttin.


Seja (Ind. M.), identisch mit Ananden, der berühmten Schlange, welche um den Berg Mandar geschlungen wurde, um diesen im Milchmeere umzudrehen.


Seid (Nord. M.), eine bei den Vanen allgemein verbreitete Zauberkunst, welche Freia, die von den Vanen abstammte, vorzüglich kannte, und in der sie Odin unterrichtete. Ueber die Kunst selbst hat man nur Vermuthungen; es scheint derselben eine gewisse Kenntniss der Chemie zum Grunde gelegen zu haben, welche allerlei Mittel kennen lehrte; doch hielt man sie eines Mannes unwerth, und Odin war der Einzige, der sich damit befasste.


Seïte (M. der Lappen), Gottheiten, welche die Fruchtbarkeit der Felder und der Heerden befördern sollten; ihre Vorstellungsart ist sehr dunkel; sie werden als vogelfüssig angegeben, doch weiss man sonst nichts von ihnen.


Seitonji (M. der Preussen), die unterste Klasse der Priester, deren es eine oder mehrere in jedem Dorfe gab; sie standen zwar in grosser Furcht, doch nicht, wie die anderen Priester, in Achtung bei dem Volke.


Selemnus (Gr. M.), ein Hirtenknabe in Achaja. Schlafend bei seinen Heerden, fand ihn die Nymphe Argyra, und seine Jugend und Schönheit bewog sie, ihn ihre Gunst zu schenken; aber des Mannes Vorzüge waren nicht dauernd, wie die einer Nymphe, welche ewig jung und schön bleibt, daher verliess Argyra den Geliebten, als seine Reize ihr nicht mehr frisch und blühend genug schienen. Venus selbst versuchte das harte Herz der Göttin zu bekehren, doch vergeblich, und S. verzehrte sich in schmerzlichem Liebesgram: mitleidig verwandelte ihn die freundliche Venus in einen Fluss, welchem sie die Eigenschaft verlieh, dass alle unglücklich Liebenden, welche darin badeten, ihren Kummer vergessend, von ihrer Leidenschaft befreit wurden.


Selene (Gr. M.), die Mondgöttin, später häufig mit Diana verwechselt, so auch in der Fabel von Endymion (s. d.); Tochter des Hyperion und der Thia, seiner Schwester, welche dem genannten Titanen auch den Helios (Sonnengott) gebar (die römischen Namen sind Luna und Sol).


Selinuntius (Gr. M.), Beiname des Apollo von einem Tempel und Orakel zu Selinus.


Selinus (Gr. M.), Sohn des Neptun, Flussgott und Beherrscher von Aegialus, Vater der Helice, welche mit Ion vermählt ward.


Semargla (Slav. M.), eine, von den Russen in dem grossen Pantheon Kiew hoch verehrte Göttin, die kalte Jahreszeit, den Winter personificirend.


Semele (Gr. M.), Mutter des Bacchus, Tochter des Cadmus und der Harmonia, s. Bacchus.


Semphucrates (Gr.-ägypt. M.), ein Wesen, welches den Hercules mit dem ägyptischen Harpokrates verbunden darstellte; man glaubt darin ein Symbol der gesetzlichen Zeit zu finden, in welcher und durch welche die Keime zur Erscheinung kommen, oder der Verbindung von Zeit und Leben.


Senagen (Ind. M.), ein König aus dem Geschlechte der Sonnenkinder, in die Sagen von dem Tyrannen von Ceylon (Lanka), dem berüchtigten Rawana, und mithin auch in die Geschichte des Rama verwickelt. Ein Gefäss mit Blut, das Rawana von heiligen Büssern als Tribut verlangte, ward, da es dem riesigen Dämon Unheil brachte, von demselben in dem Reiche des S. vergraben; dieser fand es, und in demselben ein schönes Kind, in welchem er eine Verkörperung der Göttin Lakschmi erkannte; sie ward später an Rama, eine Verkörperung ihres Gatten, des Wischnu, vermählt.


Senectus (Röm. M.), »das Alter«; Personification, wohnt am Eingang der Unterwelt.


Sengumara Brama (Ind. M.), einer der ältesten Weisen und Fürsten des Menschengeschlechts; er lebte zur Zeit eines Enkels des Urvaters aller Gebornen, des Königs Druwen, dem er seine einzige Tochter Brawibamey zur Gattin gab.


Seng-Wan-Mau (Chines. M.), die höchste Gottheit der Chinesen, welche aus Nichts besteht, aus Nichts geschaffen ist, Nichts thut noch denkt, doch nicht ohne grosse göttliche Eigenschaften gedacht wird, als da sind: Unbegreiflichkeit, Allwissenheit, Gerechtigkeit etc. Er sitzt im obersten Himmel und schaut in unveränderlicher Ruhe herab auf das Treiben der Menschen. S.-W.-M.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0480" n="410"/>
von den Vorüberziehenden die Füsse waschen liess, sie dann aber mit einem Fusstritt in's Meer stürzte, worauf aus einer Höhlung eine grosse Schildkröte hervorkam, welche die so Hinabgestürzten auffrass. Theseus that ihm, wie er früher Andern gethan. &#x2013; 2) S., Sohn des Pylas. Verheirathet mit einer Tochter des Pandion, machte er dem Sohne des Letztern, Nisus, die Herrschaft über Megara streitig. Aeacus als Schiedsrichter erkannte dem Nisus die Regierung, dem S. die Anführung im Kriege zu. Andere nennen ihn Gemahl der Chariclo, Vater der Endeïs, Schwiegersohn des Cychreus und Schwiegervater des Aeacus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scirophorien</hi>, s. <hi rendition="#g">Minerva</hi>.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scolitas</hi> (Gr. M.), Beiname des Pan, dessen eherne Bildsäule zu Megalopolis stand.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scorpius</hi> (Mytholog. Astronomie), der Scorpion im Thierkreis, ein Unthier, welches Diana dem Orion zuschickte, als dieser ihr nachstellte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scotitas</hi> (Gr. M.), Beiname des Jupiter in Laconia.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scylla</hi> (Gr. M.), Tochter des Typhon und der Echidna, nach Anderen des Neptun und der Nymphe Cratäis. Die Beschreibungen von diesem Meerungeheuer sind grell genug, obwohl die bildenden Künste denselben niemals gefolgt sind; nach Homer wohnt sie an einem den Himmel berührenden Felsen, dessen Scheitel stets mit Wolken gekrönt ist. Wegen seines glatten Aeussern kann der Berg nicht erstiegen werden, und so haust denn dieses Unthier in der Aushöhlung, welche das Meer in den Fuss desselben gewaschen hat, ungestört, und bringt Verderben jedem Nahenden. Zwölf Füsse hat dasselbe, doch sind sie weniger schädlich, als man von der Gewalt der Riesin erwarten sollte, weil sie mit allen Füssen an den Felsen gefesselt ist; dagegen hat der furchtbare Körper auf sechs langen Hälsen sechs entsetzliche Köpfe, welche aus Hunger und Wildheit immerfort brüllen; drei Reihen Zähne füllen den Rachen, und alle Nahenden werden ein willkommener Frass derselben; gibt es sonst Nichts, so fängt sie Delphine und Seehunde, nahet jedoch ein Schiff, so muss ihr dieses Einige von seiner Mannschaft zurücklassen. Auf den Kampf gefasst, kam Ulysses heran, und Alles ward versucht, um das Unthier mit Spiessen und Stangen abzuwehren; doch musste Ulysses die Kühnheit, durch die sicilianische Meerenge gefahren zu sein, mit dem Verlust von sechs seiner treuesten Gefährten bezahlen. Berüchtigt waren damals diese Gewässer (zwischen Italien und Sicilien) durch die S. und die Charybdis (incidit in Scyllam cupiens vitare Charybdin), da man für unmöglich hielt, beiden zugleich auszuweichen. Jetzt sind die Schrecken alle verschwunden, und kein Fischerkahn scheuet die Ungeheuer. Die S. wird gewöhnlich als ein riesiges Weib mit aufgehobenem Ruder, als wollte sie Jemand erschlagen, vorgestellt; ihr Leib endet in zwei Delphinenschwänze.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scyllis</hi> (Gr. M.), ein berühmter Baumeister, welchen man für einen Sohn des Dädalus von einer Geliebten hielt, deren Name unbekannt ist, deren Vater jedoch in Gortys auf Creta lebte. Es sollten viele der Bauwerke in Sicilien von ihm und seinem Bruder Dipönus sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scyllius</hi> (Gr. M.), Beiname des Jupiter auf Creta.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scythes</hi> (Gr. M.), Sohn des Hercules und der Echidna (s. d.).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Scython</hi> (Gr. M.), ein Mann, welcher nach Ovid sein Geschlecht nach Belieben wechseln konnte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Sebbun</hi> (Japan. M.), ein Reinigungsfest, und ein Austreiben des bösen Geistes, welches kurz vor dem neuen Jahre geschieht. Es ist dieses Fest zugleich der Termin für alte halbjährigen Zahlungen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Sebrus</hi> (Gr. M.), andere Form des Namens Tebrus. (S. <hi rendition="#g">Hippocoon</hi>).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Securitas</hi> (Röm. M.), »die Sicherheit;« Personification. Auf Münzen wird sie dargestellt als Matrone, mit übereinander geschlagenen Beinen, den linken Ellenbogen auf eine Säule gestützt, die rechte Hand über den Kopf gelegt, ruhig vor sich hinblickend, mit einem Speer, Füllhorn, Oel- oder Palmzweig.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Segetia</hi> (Röm. M.), eine Feldgottheit, die der keimenden Saat Gedeihen verschafft.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Segestes</hi>, identisch mit <hi rendition="#g">Acestes</hi> (s. d.).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Seja</hi> (Röm. M.), 1) Beiname der Fortuna, welcher der König Servius Tullius einen Tempel geweiht hatte. &#x2013; 2) S., eine römische Saatgöttin.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Seja</hi> (Ind. M.), identisch mit Ananden, der berühmten Schlange, welche um den Berg Mandar geschlungen wurde, um diesen im Milchmeere umzudrehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Seid</hi> (Nord. M.), eine bei den Vanen allgemein verbreitete Zauberkunst, welche Freia, die von den Vanen abstammte, vorzüglich kannte, und in der sie Odin unterrichtete. Ueber die Kunst selbst hat man nur Vermuthungen; es scheint derselben eine gewisse Kenntniss der Chemie zum Grunde gelegen zu haben, welche allerlei Mittel kennen lehrte; doch hielt man sie eines Mannes unwerth, und Odin war der Einzige, der sich damit befasste.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Seïte</hi> (M. der Lappen), Gottheiten, welche die Fruchtbarkeit der Felder und der Heerden befördern sollten; ihre Vorstellungsart ist sehr dunkel; sie werden als vogelfüssig angegeben, doch weiss man sonst nichts von ihnen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Seitonji</hi> (M. der Preussen), die unterste Klasse der Priester, deren es eine oder mehrere in jedem Dorfe gab; sie standen zwar in grosser Furcht, doch nicht, wie die anderen Priester, in Achtung bei dem Volke.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Selemnus</hi> (Gr. M.), ein Hirtenknabe in Achaja. Schlafend bei seinen Heerden, fand ihn die Nymphe Argyra, und seine Jugend und Schönheit bewog sie, ihn ihre Gunst zu schenken; aber des Mannes Vorzüge waren nicht dauernd, wie die einer Nymphe, welche ewig jung und schön bleibt, daher verliess Argyra den Geliebten, als seine Reize ihr nicht mehr frisch und blühend genug schienen. Venus selbst versuchte das harte Herz der Göttin zu bekehren, doch vergeblich, und S. verzehrte sich in schmerzlichem Liebesgram: mitleidig verwandelte ihn die freundliche Venus in einen Fluss, welchem sie die Eigenschaft verlieh, dass alle unglücklich Liebenden, welche darin badeten, ihren Kummer vergessend, von ihrer Leidenschaft befreit wurden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Selene</hi> (Gr. M.), die Mondgöttin, später häufig mit Diana verwechselt, so auch in der Fabel von Endymion (s. d.); Tochter des Hyperion und der Thia, seiner Schwester, welche dem genannten Titanen auch den Helios (Sonnengott) gebar (die römischen Namen sind Luna und Sol).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Selinuntius</hi> (Gr. M.), Beiname des Apollo von einem Tempel und Orakel zu Selinus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Selinus</hi> (Gr. M.), Sohn des Neptun, Flussgott und Beherrscher von Aegialus, Vater der Helice, welche mit Ion vermählt ward.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Semargla</hi> (Slav. M.), eine, von den Russen in dem grossen Pantheon Kiew hoch verehrte Göttin, die kalte Jahreszeit, den Winter personificirend.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Semele</hi> (Gr. M.), Mutter des Bacchus, Tochter des Cadmus und der Harmonia, s. Bacchus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Semphucrates</hi> (Gr.-ägypt. M.), ein Wesen, welches den Hercules mit dem ägyptischen Harpokrates verbunden darstellte; man glaubt darin ein Symbol der gesetzlichen Zeit zu finden, in welcher und durch welche die Keime zur Erscheinung kommen, oder der Verbindung von Zeit und Leben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Senagen</hi> (Ind. M.), ein König aus dem Geschlechte der Sonnenkinder, in die Sagen von dem Tyrannen von Ceylon (Lanka), dem berüchtigten Rawana, und mithin auch in die Geschichte des Rama verwickelt. Ein Gefäss mit Blut, das Rawana von heiligen Büssern als Tribut verlangte, ward, da es dem riesigen Dämon Unheil brachte, von demselben in dem Reiche des S. vergraben; dieser fand es, und in demselben ein schönes Kind, in welchem er eine Verkörperung der Göttin Lakschmi erkannte; sie ward später an Rama, eine Verkörperung ihres Gatten, des Wischnu, vermählt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Senectus</hi> (Röm. M.), »das Alter«; Personification, wohnt am Eingang der Unterwelt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Sengumara Brama</hi> (Ind. M.), einer der ältesten Weisen und Fürsten des Menschengeschlechts; er lebte zur Zeit eines Enkels des Urvaters aller Gebornen, des Königs Druwen, dem er seine einzige Tochter Brawibamey zur Gattin gab.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Seng-Wan-Mau</hi> (Chines. M.), die höchste Gottheit der Chinesen, welche aus Nichts besteht, aus Nichts geschaffen ist, Nichts thut noch denkt, doch nicht ohne grosse göttliche Eigenschaften gedacht wird, als da sind: Unbegreiflichkeit, Allwissenheit, Gerechtigkeit etc. Er sitzt im obersten Himmel und schaut in unveränderlicher Ruhe herab auf das Treiben der Menschen. S.-W.-M.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0480] von den Vorüberziehenden die Füsse waschen liess, sie dann aber mit einem Fusstritt in's Meer stürzte, worauf aus einer Höhlung eine grosse Schildkröte hervorkam, welche die so Hinabgestürzten auffrass. Theseus that ihm, wie er früher Andern gethan. – 2) S., Sohn des Pylas. Verheirathet mit einer Tochter des Pandion, machte er dem Sohne des Letztern, Nisus, die Herrschaft über Megara streitig. Aeacus als Schiedsrichter erkannte dem Nisus die Regierung, dem S. die Anführung im Kriege zu. Andere nennen ihn Gemahl der Chariclo, Vater der Endeïs, Schwiegersohn des Cychreus und Schwiegervater des Aeacus. Scirophorien, s. Minerva. Scolitas (Gr. M.), Beiname des Pan, dessen eherne Bildsäule zu Megalopolis stand. Scorpius (Mytholog. Astronomie), der Scorpion im Thierkreis, ein Unthier, welches Diana dem Orion zuschickte, als dieser ihr nachstellte. Scotitas (Gr. M.), Beiname des Jupiter in Laconia. Scylla (Gr. M.), Tochter des Typhon und der Echidna, nach Anderen des Neptun und der Nymphe Cratäis. Die Beschreibungen von diesem Meerungeheuer sind grell genug, obwohl die bildenden Künste denselben niemals gefolgt sind; nach Homer wohnt sie an einem den Himmel berührenden Felsen, dessen Scheitel stets mit Wolken gekrönt ist. Wegen seines glatten Aeussern kann der Berg nicht erstiegen werden, und so haust denn dieses Unthier in der Aushöhlung, welche das Meer in den Fuss desselben gewaschen hat, ungestört, und bringt Verderben jedem Nahenden. Zwölf Füsse hat dasselbe, doch sind sie weniger schädlich, als man von der Gewalt der Riesin erwarten sollte, weil sie mit allen Füssen an den Felsen gefesselt ist; dagegen hat der furchtbare Körper auf sechs langen Hälsen sechs entsetzliche Köpfe, welche aus Hunger und Wildheit immerfort brüllen; drei Reihen Zähne füllen den Rachen, und alle Nahenden werden ein willkommener Frass derselben; gibt es sonst Nichts, so fängt sie Delphine und Seehunde, nahet jedoch ein Schiff, so muss ihr dieses Einige von seiner Mannschaft zurücklassen. Auf den Kampf gefasst, kam Ulysses heran, und Alles ward versucht, um das Unthier mit Spiessen und Stangen abzuwehren; doch musste Ulysses die Kühnheit, durch die sicilianische Meerenge gefahren zu sein, mit dem Verlust von sechs seiner treuesten Gefährten bezahlen. Berüchtigt waren damals diese Gewässer (zwischen Italien und Sicilien) durch die S. und die Charybdis (incidit in Scyllam cupiens vitare Charybdin), da man für unmöglich hielt, beiden zugleich auszuweichen. Jetzt sind die Schrecken alle verschwunden, und kein Fischerkahn scheuet die Ungeheuer. Die S. wird gewöhnlich als ein riesiges Weib mit aufgehobenem Ruder, als wollte sie Jemand erschlagen, vorgestellt; ihr Leib endet in zwei Delphinenschwänze. Scyllis (Gr. M.), ein berühmter Baumeister, welchen man für einen Sohn des Dädalus von einer Geliebten hielt, deren Name unbekannt ist, deren Vater jedoch in Gortys auf Creta lebte. Es sollten viele der Bauwerke in Sicilien von ihm und seinem Bruder Dipönus sein. Scyllius (Gr. M.), Beiname des Jupiter auf Creta. Scythes (Gr. M.), Sohn des Hercules und der Echidna (s. d.). Scython (Gr. M.), ein Mann, welcher nach Ovid sein Geschlecht nach Belieben wechseln konnte. Sebbun (Japan. M.), ein Reinigungsfest, und ein Austreiben des bösen Geistes, welches kurz vor dem neuen Jahre geschieht. Es ist dieses Fest zugleich der Termin für alte halbjährigen Zahlungen. Sebrus (Gr. M.), andere Form des Namens Tebrus. (S. Hippocoon). Securitas (Röm. M.), »die Sicherheit;« Personification. Auf Münzen wird sie dargestellt als Matrone, mit übereinander geschlagenen Beinen, den linken Ellenbogen auf eine Säule gestützt, die rechte Hand über den Kopf gelegt, ruhig vor sich hinblickend, mit einem Speer, Füllhorn, Oel- oder Palmzweig. Segetia (Röm. M.), eine Feldgottheit, die der keimenden Saat Gedeihen verschafft. Segestes, identisch mit Acestes (s. d.). Seja (Röm. M.), 1) Beiname der Fortuna, welcher der König Servius Tullius einen Tempel geweiht hatte. – 2) S., eine römische Saatgöttin. Seja (Ind. M.), identisch mit Ananden, der berühmten Schlange, welche um den Berg Mandar geschlungen wurde, um diesen im Milchmeere umzudrehen. Seid (Nord. M.), eine bei den Vanen allgemein verbreitete Zauberkunst, welche Freia, die von den Vanen abstammte, vorzüglich kannte, und in der sie Odin unterrichtete. Ueber die Kunst selbst hat man nur Vermuthungen; es scheint derselben eine gewisse Kenntniss der Chemie zum Grunde gelegen zu haben, welche allerlei Mittel kennen lehrte; doch hielt man sie eines Mannes unwerth, und Odin war der Einzige, der sich damit befasste. Seïte (M. der Lappen), Gottheiten, welche die Fruchtbarkeit der Felder und der Heerden befördern sollten; ihre Vorstellungsart ist sehr dunkel; sie werden als vogelfüssig angegeben, doch weiss man sonst nichts von ihnen. Seitonji (M. der Preussen), die unterste Klasse der Priester, deren es eine oder mehrere in jedem Dorfe gab; sie standen zwar in grosser Furcht, doch nicht, wie die anderen Priester, in Achtung bei dem Volke. Selemnus (Gr. M.), ein Hirtenknabe in Achaja. Schlafend bei seinen Heerden, fand ihn die Nymphe Argyra, und seine Jugend und Schönheit bewog sie, ihn ihre Gunst zu schenken; aber des Mannes Vorzüge waren nicht dauernd, wie die einer Nymphe, welche ewig jung und schön bleibt, daher verliess Argyra den Geliebten, als seine Reize ihr nicht mehr frisch und blühend genug schienen. Venus selbst versuchte das harte Herz der Göttin zu bekehren, doch vergeblich, und S. verzehrte sich in schmerzlichem Liebesgram: mitleidig verwandelte ihn die freundliche Venus in einen Fluss, welchem sie die Eigenschaft verlieh, dass alle unglücklich Liebenden, welche darin badeten, ihren Kummer vergessend, von ihrer Leidenschaft befreit wurden. Selene (Gr. M.), die Mondgöttin, später häufig mit Diana verwechselt, so auch in der Fabel von Endymion (s. d.); Tochter des Hyperion und der Thia, seiner Schwester, welche dem genannten Titanen auch den Helios (Sonnengott) gebar (die römischen Namen sind Luna und Sol). Selinuntius (Gr. M.), Beiname des Apollo von einem Tempel und Orakel zu Selinus. Selinus (Gr. M.), Sohn des Neptun, Flussgott und Beherrscher von Aegialus, Vater der Helice, welche mit Ion vermählt ward. Semargla (Slav. M.), eine, von den Russen in dem grossen Pantheon Kiew hoch verehrte Göttin, die kalte Jahreszeit, den Winter personificirend. Semele (Gr. M.), Mutter des Bacchus, Tochter des Cadmus und der Harmonia, s. Bacchus. Semphucrates (Gr.-ägypt. M.), ein Wesen, welches den Hercules mit dem ägyptischen Harpokrates verbunden darstellte; man glaubt darin ein Symbol der gesetzlichen Zeit zu finden, in welcher und durch welche die Keime zur Erscheinung kommen, oder der Verbindung von Zeit und Leben. Senagen (Ind. M.), ein König aus dem Geschlechte der Sonnenkinder, in die Sagen von dem Tyrannen von Ceylon (Lanka), dem berüchtigten Rawana, und mithin auch in die Geschichte des Rama verwickelt. Ein Gefäss mit Blut, das Rawana von heiligen Büssern als Tribut verlangte, ward, da es dem riesigen Dämon Unheil brachte, von demselben in dem Reiche des S. vergraben; dieser fand es, und in demselben ein schönes Kind, in welchem er eine Verkörperung der Göttin Lakschmi erkannte; sie ward später an Rama, eine Verkörperung ihres Gatten, des Wischnu, vermählt. Senectus (Röm. M.), »das Alter«; Personification, wohnt am Eingang der Unterwelt. Sengumara Brama (Ind. M.), einer der ältesten Weisen und Fürsten des Menschengeschlechts; er lebte zur Zeit eines Enkels des Urvaters aller Gebornen, des Königs Druwen, dem er seine einzige Tochter Brawibamey zur Gattin gab. Seng-Wan-Mau (Chines. M.), die höchste Gottheit der Chinesen, welche aus Nichts besteht, aus Nichts geschaffen ist, Nichts thut noch denkt, doch nicht ohne grosse göttliche Eigenschaften gedacht wird, als da sind: Unbegreiflichkeit, Allwissenheit, Gerechtigkeit etc. Er sitzt im obersten Himmel und schaut in unveränderlicher Ruhe herab auf das Treiben der Menschen. S.-W.-M.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/480
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/480>, abgerufen am 22.12.2024.