Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

der Flucht ein, da gab P's. Geist ein schreckliches Zeichen: die gedörrten Fische, welche die Hellenen sich zum Nachtmahl braten wollten, bewegten und krümmten sich, als ob sie lebten; die erschreckten Griechen wurden durch Artayctes beruhigt, indem er sagte, nicht ihnen, sondern ihm gelte das Zeichen: P., dessen Grabmal und Tempel er entweiht, wolle ihm zeigen, dass er auch todt und dürr von den Göttern Macht habe, seine Beleidiger zu bestrafen. Nun bot er als Lösegeld für sich hundert, für seinen Sohn aber zweihundert Talente, doch umsonst: der Feldherr der Athener, Xanthippus, nahm das Anerbieten nicht an, er liess den Schänder des Heiligthums lebendig an das Kreuz nageln, und seinen Sohn vor dessen Augen steinigen.


Proteus (Gr. M.), Diener des Neptun, ein weissagerischer Meergreis, war vermählt mit Psamathe, welche ihm mehrere Kinder gebar: Theoclymenus, Polygonus, Telegonus (Alle von Hercules erlegt, den sie zum Ringen herausforderten, von dem sie aber überwunden wurden), Theonoe u. A. Als seine zweite Gattin gilt Torone, so wie auch noch mehrere Kinder, Cabira, Idothea, genannt werden. Berühmt ist P. durch die Kunst, sich in tausend Gestalten zu verwandeln. Menelaus, auf dem Strande von Pharos, der Insel vor Aegypten, festsitzend, weder des Weges, noch der Entfernung seiner Heimath kundig, wird von Idothea angeleitet, den Meergreis zu fesseln, und, wie er sich auch verwandelt, zuletzt selbst in Wasser und Feuer, ihn zu drängen und zu halten, bis er seine erste Greisengestalt wieder annimmt, und ihn dann um Rath zu befragen, was Menelaus auch zu seinem Heile thut. Vielen der alten Griechen galt P. für einen König in Aegypten.


Prothoenor (Gr. M.), Sohn des Areilicus und der Theobule, Bruder des Arcesilaus, führte seine Mannschaft in sieben Schiffen aus Böotien nach Troja, und blieb dort von der Hand des Polydamas.


Prothous (Gr. M.), 1) Sohn des Tenthredon, führte aus Magnesia seine Leute in vierzig Schiffen nach Troja, doch sind seine Thaten unbekannt. - 2) P., einer der Söhne des Agrius, welche den König Oeneus seines Reiches beraubten und es ihrem Vater übertrugen.


Proetiden (Gr. M.), die Töchter des Königs Prötus. Sie wurden von Juno, weil sie sich für schöner hielten, als diese, oder von Bacchus, weil sie seinen Dienst verachteten, mit Wahnsinn gestraft, welcher machte, dass sie sich für Kühe hielten, in den Wäldern umher schweiften, und Geberden und Gebrüll des Heerdenviehes nachahmten. Melampus, ein berühmter Seher, heilte sie, indem er mit einer Schaar rüstiger Jünglinge ihnen nachfolgte, sie durch ähnliches Thun vertraut machte, und endlich ihnen Reinigungsmittel gab. Eine der P., Iphianassa, erhielt nebst dem dritten Theil des Reiches Melampus zum Lohne. Die andern hiessen Iphinoe und Lysippe.


Proetus (Gr. M.), Vater der Prötiden. Gemahl der Stheneböa, der Tochter des Königs Jobates in Lycien, ward von seinem Zwillingsbruder Acrisius aus Argolis vertrieben, gewann jedoch mit seines Schwiegervaters Hülfe einen Theil desselben, Tiryns, wieder, welche Stadt ihm die Cyclopen mit Mauern umgaben. Seine Gattin verliebte sich in den edlen Bellerophon, und verklagte ihn, da er ihr nicht Gehör gab, bei dem Gatten wegen böser Zumuthungen. S. Bellerophon.


Protogenia (Gr. M.), die erstgeborne Tochter Deucalions und der Pyrrha, mit welcher Jupiter auf dem Berge Mänalus in Arcadien den Opus zeugte, nachdem er sie ihrem Gatten Locrus, von dem sie kinderlos geblieben, entführt hatte. - 2) P., Geliebte des Mars, welchem sie den Oxylus schenkte. Sie war eine Tochter des Calydon und der Aeolia.


Protogone (Gr. M.), Beiname der Proserpina in einem Tempel zu Athen, als Erstgeborne der Ceres. Sie ward als beglückende Göttin verehrt.


Protogonus (Gr. M.), "Erstgeborner"; in den orphischen Mysterien Vater der Rhea.


Providentia (Röm. M.), die personificirte Vorsehung.


Prowe (Slav. M.), ein Gott der Wenden und nordischen Slaven, als ein kluger, aber strenger und furchtbarer Richter verehrt. Er war Gott der Gerechtigkeit, trug, als Symbol der Klugheit, Schlangen auf der Brust, und in der Hand den eisernen Schild, welcher in zweifelhaften Fällen als Gottesurtheil entscheiden sollte, indem er glühend gemacht und zur Feuerprobe gebraucht wurde. Sein ehernes Bild stellte einen alten Mann mit langem, faltigem Gewände vor; er trägt Ketten um den Hals und in einer Hand ein Opfermesser. Zu Stargard war seine Verehrung besonders allgemein, er hatte dort einen Tempel und ihm wurden zahlreiche Opfer gebracht; er hatte einen umhegten heiligen Hain und Wald, in dessen Nähe sich an jedem Montag das Volk versammelte; ihn selbst zu betreten war bei Todesstrafe verboten. Die Preussen tranken von dem Opferblut, um sich Kraft zu erwerben, und trugen dann im Beisein des Königs und des ganzen Volks den Götzen um Rath. Aus seinem Munde gingen sowohl die Richtersprüche hervor, als auch Anschläge, welche durchgeführt werden sollten, und denen zu widersprechen Niemand wagte; Thiere und auch Gefangene, in spätem Zeiten gefangene Christen, wurden ihm geopfert, und die Letztern besonders, weil sie sich durch ihre fanatische Unduldsamkeit überall auszeichneten. Der Chronist Helmold kam mit dem Bischof Geroldus nach Stargard, und fing das Bekehrungswerk damit an, dass er das Gehege zerstörte und den heiligen Wald niederbrannte; doch ward er von dem an sich guten Volk nicht getödtet: es bekehrte sich nach und nach zu seinem Glauben. Dass auch hier die Priester sich selbst nicht vergessen haben, geht aus den Berichten der alten Chronisten hervor, welche sagen: obwohl es bei Todesstrafe verboten war, den heiligen Hain zu betreten, so war doch am Freitag den Weibern, Kindern und dem Gesinde, welche Opfer brachten, der Eintritt erlaubt; dann ward in dem Umkreis desselben ein fröhliches Mahl gehalten, und getanzt bis tief in die Nacht hinein. - P. soll auch noch unter anderer Gestalt verehrt worden sein: er stand nackt auf einer Säule; als einziges Bekleidungsstück dienten ihm ein Paar Stiefeln, unten am Fusse lag eine Schelle. Ob man jedoch diese von der andern so sehr verschiedene Gottheit für dasselbe Individuum annehmen darf, steht zu fragen, besonders, da nur der Name Prono es ist, welcher, als ähnlich dem P., darauf leitet; es können ja zu Stargard wohl mehrere Götter verehrt worden sein.


Prschemischl (Slav. M.), erster fabelhafter Herzog der Böhmen, Gemahl der bekannten Libussa (s. d.). Der Name ist der Bedeutung nach ganz dem des Prometheus gleich: "der Vorausdenkende"; wahrscheinlich desshalb, weil P. ein Seher, ein grosser Prophet war.


Prschipartschis (Slav. M.), ein Hausgötze der Polen, welcher die von der Mutter abgewöhnten jungen Ferkel nähren sollte.


Prschipegala (Slav. M.), ein Kriegsgott, blutdürstig, wie seine Priester und wie alle Götter der Slaven. Die gefangenen Christen wurden vor dem Bilde desselben enthauptet und ihr Blut ihm zu trinken gegeben.


Prschipolnitz (Slav. M.), ein Spuckgeist nach Art des Alp oder Mahr, besonders den Schlafenden beschwerlich. Verstopfen der Schlüssellöcher sollte ihn abhalten.


Prudadd (Celt. M.), von den Barden vorzugsweise diejenigen, welche ihren Dienst ausschliesslich hohen Helden, Seekönigen und andern Fürsten gewidmet hatten.


Prymno (Gr. M.), Tochter des Oceanus und der Tethys.


Psamathe (Gr. M.), 1) eine Nereide, von Aeacus Mutter des Phocus; seine Stiefbrüder, Peleus und Telamon, brachten ihn um, die Mutter aber sandte einen Wolf über das Land, welcher das ihr angethane Leid rächte. - 2) P., Geliebte des Apollo, dem sie den Linus gebar. S. Crotopus.


Psilas (Gr. M.), "der Beflügelnde," oder "der Glattwangige," Beiname des Bacchus, unter welchem er zu Amyclä verehrt wurde.


Psophis (Gr. M.), 1) eine sicilianische Nymphe, Tochter des Eryx, Geliebte des Hercules, und von ihm Mutter des Promachus und des Echephron. Sie floh vor ihrem Vater nach Phegia, zu Lycortas, der sie freundlich aufnahm. Ihre Söhne nannten die Stadt Phegia, nach ihrer Mutter. - 2) P., des Xanthus Tochter und Enkelin des Erymanthus; auch sie macht Ansprüche auf die Ehre, die Stadt P. nach sich benannt zu sehen.


Psyche, (Gr. M), ein liebliches Mädchen, dessen Schönheit so bewundert wurde, dass man dasselbe die zweite Venus nannte, worüber erzürnt Venus beschloss, sie zu verderben, und ihrem Sohne Amor befahl, sie mit dem Pfeil der Schmerzen zu rühren, und in den verworfensten Menschen verliebt zu machen. Amor flog, der Mutter Wünsche zu vollziehen, zur Erde, sah aber kaum

der Flucht ein, da gab P's. Geist ein schreckliches Zeichen: die gedörrten Fische, welche die Hellenen sich zum Nachtmahl braten wollten, bewegten und krümmten sich, als ob sie lebten; die erschreckten Griechen wurden durch Artayctes beruhigt, indem er sagte, nicht ihnen, sondern ihm gelte das Zeichen: P., dessen Grabmal und Tempel er entweiht, wolle ihm zeigen, dass er auch todt und dürr von den Göttern Macht habe, seine Beleidiger zu bestrafen. Nun bot er als Lösegeld für sich hundert, für seinen Sohn aber zweihundert Talente, doch umsonst: der Feldherr der Athener, Xanthippus, nahm das Anerbieten nicht an, er liess den Schänder des Heiligthums lebendig an das Kreuz nageln, und seinen Sohn vor dessen Augen steinigen.


Proteus (Gr. M.), Diener des Neptun, ein weissagerischer Meergreis, war vermählt mit Psamathe, welche ihm mehrere Kinder gebar: Theoclymenus, Polygonus, Telegonus (Alle von Hercules erlegt, den sie zum Ringen herausforderten, von dem sie aber überwunden wurden), Theonoë u. A. Als seine zweite Gattin gilt Torone, so wie auch noch mehrere Kinder, Cabira, Idothea, genannt werden. Berühmt ist P. durch die Kunst, sich in tausend Gestalten zu verwandeln. Menelaus, auf dem Strande von Pharos, der Insel vor Aegypten, festsitzend, weder des Weges, noch der Entfernung seiner Heimath kundig, wird von Idothea angeleitet, den Meergreis zu fesseln, und, wie er sich auch verwandelt, zuletzt selbst in Wasser und Feuer, ihn zu drängen und zu halten, bis er seine erste Greisengestalt wieder annimmt, und ihn dann um Rath zu befragen, was Menelaus auch zu seinem Heile thut. Vielen der alten Griechen galt P. für einen König in Aegypten.


Prothoënor (Gr. M.), Sohn des Areïlicus und der Theobule, Bruder des Arcesilaus, führte seine Mannschaft in sieben Schiffen aus Böotien nach Troja, und blieb dort von der Hand des Polydamas.


Prothous (Gr. M.), 1) Sohn des Tenthredon, führte aus Magnesia seine Leute in vierzig Schiffen nach Troja, doch sind seine Thaten unbekannt. – 2) P., einer der Söhne des Agrius, welche den König Oeneus seines Reiches beraubten und es ihrem Vater übertrugen.


Proetiden (Gr. M.), die Töchter des Königs Prötus. Sie wurden von Juno, weil sie sich für schöner hielten, als diese, oder von Bacchus, weil sie seinen Dienst verachteten, mit Wahnsinn gestraft, welcher machte, dass sie sich für Kühe hielten, in den Wäldern umher schweiften, und Geberden und Gebrüll des Heerdenviehes nachahmten. Melampus, ein berühmter Seher, heilte sie, indem er mit einer Schaar rüstiger Jünglinge ihnen nachfolgte, sie durch ähnliches Thun vertraut machte, und endlich ihnen Reinigungsmittel gab. Eine der P., Iphianassa, erhielt nebst dem dritten Theil des Reiches Melampus zum Lohne. Die andern hiessen Iphinoë und Lysippe.


Proetus (Gr. M.), Vater der Prötiden. Gemahl der Stheneböa, der Tochter des Königs Jobates in Lycien, ward von seinem Zwillingsbruder Acrisius aus Argolis vertrieben, gewann jedoch mit seines Schwiegervaters Hülfe einen Theil desselben, Tiryns, wieder, welche Stadt ihm die Cyclopen mit Mauern umgaben. Seine Gattin verliebte sich in den edlen Bellerophon, und verklagte ihn, da er ihr nicht Gehör gab, bei dem Gatten wegen böser Zumuthungen. S. Bellerophon.


Protogenia (Gr. M.), die erstgeborne Tochter Deucalions und der Pyrrha, mit welcher Jupiter auf dem Berge Mänalus in Arcadien den Opus zeugte, nachdem er sie ihrem Gatten Locrus, von dem sie kinderlos geblieben, entführt hatte. – 2) P., Geliebte des Mars, welchem sie den Oxylus schenkte. Sie war eine Tochter des Calydon und der Aeolia.


Protogone (Gr. M.), Beiname der Proserpina in einem Tempel zu Athen, als Erstgeborne der Ceres. Sie ward als beglückende Göttin verehrt.


Protogonus (Gr. M.), »Erstgeborner«; in den orphischen Mysterien Vater der Rhea.


Providentia (Röm. M.), die personificirte Vorsehung.


Prowe (Slav. M.), ein Gott der Wenden und nordischen Slaven, als ein kluger, aber strenger und furchtbarer Richter verehrt. Er war Gott der Gerechtigkeit, trug, als Symbol der Klugheit, Schlangen auf der Brust, und in der Hand den eisernen Schild, welcher in zweifelhaften Fällen als Gottesurtheil entscheiden sollte, indem er glühend gemacht und zur Feuerprobe gebraucht wurde. Sein ehernes Bild stellte einen alten Mann mit langem, faltigem Gewände vor; er trägt Ketten um den Hals und in einer Hand ein Opfermesser. Zu Stargard war seine Verehrung besonders allgemein, er hatte dort einen Tempel und ihm wurden zahlreiche Opfer gebracht; er hatte einen umhegten heiligen Hain und Wald, in dessen Nähe sich an jedem Montag das Volk versammelte; ihn selbst zu betreten war bei Todesstrafe verboten. Die Preussen tranken von dem Opferblut, um sich Kraft zu erwerben, und trugen dann im Beisein des Königs und des ganzen Volks den Götzen um Rath. Aus seinem Munde gingen sowohl die Richtersprüche hervor, als auch Anschläge, welche durchgeführt werden sollten, und denen zu widersprechen Niemand wagte; Thiere und auch Gefangene, in spätem Zeiten gefangene Christen, wurden ihm geopfert, und die Letztern besonders, weil sie sich durch ihre fanatische Unduldsamkeit überall auszeichneten. Der Chronist Helmold kam mit dem Bischof Geroldus nach Stargard, und fing das Bekehrungswerk damit an, dass er das Gehege zerstörte und den heiligen Wald niederbrannte; doch ward er von dem an sich guten Volk nicht getödtet: es bekehrte sich nach und nach zu seinem Glauben. Dass auch hier die Priester sich selbst nicht vergessen haben, geht aus den Berichten der alten Chronisten hervor, welche sagen: obwohl es bei Todesstrafe verboten war, den heiligen Hain zu betreten, so war doch am Freitag den Weibern, Kindern und dem Gesinde, welche Opfer brachten, der Eintritt erlaubt; dann ward in dem Umkreis desselben ein fröhliches Mahl gehalten, und getanzt bis tief in die Nacht hinein. – P. soll auch noch unter anderer Gestalt verehrt worden sein: er stand nackt auf einer Säule; als einziges Bekleidungsstück dienten ihm ein Paar Stiefeln, unten am Fusse lag eine Schelle. Ob man jedoch diese von der andern so sehr verschiedene Gottheit für dasselbe Individuum annehmen darf, steht zu fragen, besonders, da nur der Name Prono es ist, welcher, als ähnlich dem P., darauf leitet; es können ja zu Stargard wohl mehrere Götter verehrt worden sein.


Prschemischl (Slav. M.), erster fabelhafter Herzog der Böhmen, Gemahl der bekannten Libussa (s. d.). Der Name ist der Bedeutung nach ganz dem des Prometheus gleich: »der Vorausdenkende«; wahrscheinlich desshalb, weil P. ein Seher, ein grosser Prophet war.


Prschipartschis (Slav. M.), ein Hausgötze der Polen, welcher die von der Mutter abgewöhnten jungen Ferkel nähren sollte.


Prschipegala (Slav. M.), ein Kriegsgott, blutdürstig, wie seine Priester und wie alle Götter der Slaven. Die gefangenen Christen wurden vor dem Bilde desselben enthauptet und ihr Blut ihm zu trinken gegeben.


Prschipolnitz (Slav. M.), ein Spuckgeist nach Art des Alp oder Mahr, besonders den Schlafenden beschwerlich. Verstopfen der Schlüssellöcher sollte ihn abhalten.


Prudadd (Celt. M.), von den Barden vorzugsweise diejenigen, welche ihren Dienst ausschliesslich hohen Helden, Seekönigen und andern Fürsten gewidmet hatten.


Prymno (Gr. M.), Tochter des Oceanus und der Tethys.


Psamathe (Gr. M.), 1) eine Nereïde, von Aeacus Mutter des Phocus; seine Stiefbrüder, Peleus und Telamon, brachten ihn um, die Mutter aber sandte einen Wolf über das Land, welcher das ihr angethane Leid rächte. – 2) P., Geliebte des Apollo, dem sie den Linus gebar. S. Crotopus.


Psilas (Gr. M.), »der Beflügelnde,« oder »der Glattwangige,« Beiname des Bacchus, unter welchem er zu Amyclä verehrt wurde.


Psophis (Gr. M.), 1) eine sicilianische Nymphe, Tochter des Eryx, Geliebte des Hercules, und von ihm Mutter des Promachus und des Echephron. Sie floh vor ihrem Vater nach Phegia, zu Lycortas, der sie freundlich aufnahm. Ihre Söhne nannten die Stadt Phegia, nach ihrer Mutter. – 2) P., des Xanthus Tochter und Enkelin des Erymanthus; auch sie macht Ansprüche auf die Ehre, die Stadt P. nach sich benannt zu sehen.


Psyche, (Gr. M), ein liebliches Mädchen, dessen Schönheit so bewundert wurde, dass man dasselbe die zweite Venus nannte, worüber erzürnt Venus beschloss, sie zu verderben, und ihrem Sohne Amor befahl, sie mit dem Pfeil der Schmerzen zu rühren, und in den verworfensten Menschen verliebt zu machen. Amor flog, der Mutter Wünsche zu vollziehen, zur Erde, sah aber kaum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0462" n="392"/>
der Flucht ein, da gab P's. Geist ein schreckliches Zeichen: die gedörrten Fische, welche die Hellenen sich zum Nachtmahl braten wollten, bewegten und krümmten sich, als ob sie lebten; die erschreckten Griechen wurden durch Artayctes beruhigt, indem er sagte, nicht ihnen, sondern ihm gelte das Zeichen: P., dessen Grabmal und Tempel er entweiht, wolle ihm zeigen, dass er auch todt und dürr von den Göttern Macht habe, seine Beleidiger zu bestrafen. Nun bot er als Lösegeld für sich hundert, für seinen Sohn aber zweihundert Talente, doch umsonst: der Feldherr der Athener, Xanthippus, nahm das Anerbieten nicht an, er liess den Schänder des Heiligthums lebendig an das Kreuz nageln, und seinen Sohn vor dessen Augen steinigen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Proteus</hi> (Gr. M.), Diener des Neptun, ein weissagerischer Meergreis, war vermählt mit Psamathe, welche ihm mehrere Kinder gebar: Theoclymenus, Polygonus, Telegonus (Alle von Hercules erlegt, den sie zum Ringen herausforderten, von dem sie aber überwunden wurden), Theonoë u. A. Als seine zweite Gattin gilt Torone, so wie auch noch mehrere Kinder, Cabira, Idothea, genannt werden. Berühmt ist P. durch die Kunst, sich in tausend Gestalten zu verwandeln. Menelaus, auf dem Strande von Pharos, der Insel vor Aegypten, festsitzend, weder des Weges, noch der Entfernung seiner Heimath kundig, wird von Idothea angeleitet, den Meergreis zu fesseln, und, wie er sich auch verwandelt, zuletzt selbst in Wasser und Feuer, ihn zu drängen und zu halten, bis er seine erste Greisengestalt wieder annimmt, und ihn dann um Rath zu befragen, was Menelaus auch zu seinem Heile thut. Vielen der alten Griechen galt P. für einen König in Aegypten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prothoënor</hi> (Gr. M.), Sohn des Areïlicus und der Theobule, Bruder des Arcesilaus, führte seine Mannschaft in sieben Schiffen aus Böotien nach Troja, und blieb dort von der Hand des Polydamas.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prothous</hi> (Gr. M.), 1) Sohn des Tenthredon, führte aus Magnesia seine Leute in vierzig Schiffen nach Troja, doch sind seine Thaten unbekannt. &#x2013; 2) P., einer der Söhne des Agrius, welche den König Oeneus seines Reiches beraubten und es ihrem Vater übertrugen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Proetiden</hi> (Gr. M.), die Töchter des Königs Prötus. Sie wurden von Juno, weil sie sich für schöner hielten, als diese, oder von Bacchus, weil sie seinen Dienst verachteten, mit Wahnsinn gestraft, welcher machte, dass sie sich für Kühe hielten, in den Wäldern umher schweiften, und Geberden und Gebrüll des Heerdenviehes nachahmten. Melampus, ein berühmter Seher, heilte sie, indem er mit einer Schaar rüstiger Jünglinge ihnen nachfolgte, sie durch ähnliches Thun vertraut machte, und endlich ihnen Reinigungsmittel gab. Eine der P., Iphianassa, erhielt nebst dem dritten Theil des Reiches Melampus zum Lohne. Die andern hiessen Iphinoë und Lysippe.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Proetus</hi> (Gr. M.), Vater der Prötiden. Gemahl der Stheneböa, der Tochter des Königs Jobates in Lycien, ward von seinem Zwillingsbruder Acrisius aus Argolis vertrieben, gewann jedoch mit seines Schwiegervaters Hülfe einen Theil desselben, Tiryns, wieder, welche Stadt ihm die Cyclopen mit Mauern umgaben. Seine Gattin verliebte sich in den edlen Bellerophon, und verklagte ihn, da er ihr nicht Gehör gab, bei dem Gatten wegen böser Zumuthungen. S. Bellerophon.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Protogenia</hi> (Gr. M.), die erstgeborne Tochter Deucalions und der Pyrrha, mit welcher Jupiter auf dem Berge Mänalus in Arcadien den Opus zeugte, nachdem er sie ihrem Gatten Locrus, von dem sie kinderlos geblieben, entführt hatte. &#x2013; 2) P., Geliebte des Mars, welchem sie den Oxylus schenkte. Sie war eine Tochter des Calydon und der Aeolia.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Protogone</hi> (Gr. M.), Beiname der Proserpina in einem Tempel zu Athen, als Erstgeborne der Ceres. Sie ward als beglückende Göttin verehrt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Protogonus</hi> (Gr. M.), »Erstgeborner«; in den orphischen Mysterien Vater der Rhea.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Providentia</hi> (Röm. M.), die personificirte Vorsehung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prowe</hi> (Slav. M.), ein Gott der Wenden und nordischen Slaven, als ein kluger, aber strenger und furchtbarer Richter verehrt. Er war Gott der Gerechtigkeit, trug, als Symbol der Klugheit, Schlangen auf der Brust, und in der Hand den eisernen Schild, welcher in zweifelhaften Fällen als Gottesurtheil entscheiden sollte, indem er glühend gemacht und zur Feuerprobe gebraucht wurde. Sein ehernes Bild stellte einen alten Mann mit langem, faltigem Gewände vor; er trägt Ketten um den Hals und in einer Hand ein Opfermesser. Zu Stargard war seine Verehrung besonders allgemein, er hatte dort einen Tempel und ihm wurden zahlreiche Opfer gebracht; er hatte einen umhegten heiligen Hain und Wald, in dessen Nähe sich an jedem Montag das Volk versammelte; ihn selbst zu betreten war bei Todesstrafe verboten. Die Preussen tranken von dem Opferblut, um sich Kraft zu erwerben, und trugen dann im Beisein des Königs und des ganzen Volks den Götzen um Rath. Aus seinem Munde gingen sowohl die Richtersprüche hervor, als auch Anschläge, welche durchgeführt werden sollten, und denen zu widersprechen Niemand wagte; Thiere und auch Gefangene, in spätem Zeiten gefangene Christen, wurden ihm geopfert, und die Letztern besonders, weil sie sich durch ihre fanatische Unduldsamkeit überall auszeichneten. Der Chronist Helmold kam mit dem Bischof Geroldus nach Stargard, und fing das Bekehrungswerk damit an, dass er das Gehege zerstörte und den heiligen Wald niederbrannte; doch ward er von dem an sich guten Volk nicht getödtet: es bekehrte sich nach und nach zu seinem Glauben. Dass auch hier die Priester sich selbst nicht vergessen haben, geht aus den Berichten der alten Chronisten hervor, welche sagen: obwohl es bei Todesstrafe verboten war, den heiligen Hain zu betreten, so war doch am Freitag den Weibern, Kindern und dem Gesinde, welche <hi rendition="#g">Opfer</hi> brachten, der Eintritt erlaubt; dann ward in dem Umkreis desselben ein fröhliches Mahl gehalten, und getanzt bis tief in die Nacht hinein. &#x2013; P. soll auch noch unter anderer Gestalt verehrt worden sein: er stand nackt auf einer Säule; als einziges Bekleidungsstück dienten ihm ein Paar Stiefeln, unten am Fusse lag eine Schelle. Ob man jedoch diese von der andern so sehr verschiedene Gottheit für dasselbe Individuum annehmen darf, steht zu fragen, besonders, da nur der Name Prono es ist, welcher, als ähnlich dem P., darauf leitet; es können ja zu Stargard wohl mehrere Götter verehrt worden sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prschemischl</hi> (Slav. M.), erster fabelhafter Herzog der Böhmen, Gemahl der bekannten Libussa (s. d.). Der Name ist der Bedeutung nach ganz dem des Prometheus gleich: »der Vorausdenkende«; wahrscheinlich desshalb, weil P. ein Seher, ein grosser Prophet war.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prschipartschis</hi> (Slav. M.), ein Hausgötze der Polen, welcher die von der Mutter abgewöhnten jungen Ferkel nähren sollte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prschipegala</hi> (Slav. M.), ein Kriegsgott, blutdürstig, wie seine Priester und wie alle Götter der Slaven. Die gefangenen Christen wurden vor dem Bilde desselben enthauptet und ihr Blut ihm zu trinken gegeben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prschipolnitz</hi> (Slav. M.), ein Spuckgeist nach Art des Alp oder Mahr, besonders den Schlafenden beschwerlich. Verstopfen der Schlüssellöcher sollte ihn abhalten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prudadd</hi> (Celt. M.), von den Barden vorzugsweise diejenigen, welche ihren Dienst ausschliesslich hohen Helden, Seekönigen und andern Fürsten gewidmet hatten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Prymno</hi> (Gr. M.), Tochter des Oceanus und der Tethys.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Psamathe</hi> (Gr. M.), 1) eine Nereïde, von Aeacus Mutter des Phocus; seine Stiefbrüder, Peleus und Telamon, brachten ihn um, die Mutter aber sandte einen Wolf über das Land, welcher das ihr angethane Leid rächte. &#x2013; 2) P., Geliebte des Apollo, dem sie den Linus gebar. S. Crotopus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Psilas</hi> (Gr. M.), »der Beflügelnde,« oder »der Glattwangige,« Beiname des Bacchus, unter welchem er zu Amyclä verehrt wurde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Psophis</hi> (Gr. M.), 1) eine sicilianische Nymphe, Tochter des Eryx, Geliebte des Hercules, und von ihm Mutter des Promachus und des Echephron. Sie floh vor ihrem Vater nach Phegia, zu Lycortas, der sie freundlich aufnahm. Ihre Söhne nannten die Stadt Phegia, nach ihrer Mutter. &#x2013; 2) P., des Xanthus Tochter und Enkelin des Erymanthus; auch sie macht Ansprüche auf die Ehre, die Stadt P. nach sich benannt zu sehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Psyche</hi>, (Gr. M), ein liebliches Mädchen, dessen Schönheit so bewundert wurde, dass man dasselbe die zweite Venus nannte, worüber erzürnt Venus beschloss, sie zu verderben, und ihrem Sohne Amor befahl, sie mit dem Pfeil der Schmerzen zu rühren, und in den verworfensten Menschen verliebt zu machen. Amor flog, der Mutter Wünsche zu vollziehen, zur Erde, sah aber kaum
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0462] der Flucht ein, da gab P's. Geist ein schreckliches Zeichen: die gedörrten Fische, welche die Hellenen sich zum Nachtmahl braten wollten, bewegten und krümmten sich, als ob sie lebten; die erschreckten Griechen wurden durch Artayctes beruhigt, indem er sagte, nicht ihnen, sondern ihm gelte das Zeichen: P., dessen Grabmal und Tempel er entweiht, wolle ihm zeigen, dass er auch todt und dürr von den Göttern Macht habe, seine Beleidiger zu bestrafen. Nun bot er als Lösegeld für sich hundert, für seinen Sohn aber zweihundert Talente, doch umsonst: der Feldherr der Athener, Xanthippus, nahm das Anerbieten nicht an, er liess den Schänder des Heiligthums lebendig an das Kreuz nageln, und seinen Sohn vor dessen Augen steinigen. Proteus (Gr. M.), Diener des Neptun, ein weissagerischer Meergreis, war vermählt mit Psamathe, welche ihm mehrere Kinder gebar: Theoclymenus, Polygonus, Telegonus (Alle von Hercules erlegt, den sie zum Ringen herausforderten, von dem sie aber überwunden wurden), Theonoë u. A. Als seine zweite Gattin gilt Torone, so wie auch noch mehrere Kinder, Cabira, Idothea, genannt werden. Berühmt ist P. durch die Kunst, sich in tausend Gestalten zu verwandeln. Menelaus, auf dem Strande von Pharos, der Insel vor Aegypten, festsitzend, weder des Weges, noch der Entfernung seiner Heimath kundig, wird von Idothea angeleitet, den Meergreis zu fesseln, und, wie er sich auch verwandelt, zuletzt selbst in Wasser und Feuer, ihn zu drängen und zu halten, bis er seine erste Greisengestalt wieder annimmt, und ihn dann um Rath zu befragen, was Menelaus auch zu seinem Heile thut. Vielen der alten Griechen galt P. für einen König in Aegypten. Prothoënor (Gr. M.), Sohn des Areïlicus und der Theobule, Bruder des Arcesilaus, führte seine Mannschaft in sieben Schiffen aus Böotien nach Troja, und blieb dort von der Hand des Polydamas. Prothous (Gr. M.), 1) Sohn des Tenthredon, führte aus Magnesia seine Leute in vierzig Schiffen nach Troja, doch sind seine Thaten unbekannt. – 2) P., einer der Söhne des Agrius, welche den König Oeneus seines Reiches beraubten und es ihrem Vater übertrugen. Proetiden (Gr. M.), die Töchter des Königs Prötus. Sie wurden von Juno, weil sie sich für schöner hielten, als diese, oder von Bacchus, weil sie seinen Dienst verachteten, mit Wahnsinn gestraft, welcher machte, dass sie sich für Kühe hielten, in den Wäldern umher schweiften, und Geberden und Gebrüll des Heerdenviehes nachahmten. Melampus, ein berühmter Seher, heilte sie, indem er mit einer Schaar rüstiger Jünglinge ihnen nachfolgte, sie durch ähnliches Thun vertraut machte, und endlich ihnen Reinigungsmittel gab. Eine der P., Iphianassa, erhielt nebst dem dritten Theil des Reiches Melampus zum Lohne. Die andern hiessen Iphinoë und Lysippe. Proetus (Gr. M.), Vater der Prötiden. Gemahl der Stheneböa, der Tochter des Königs Jobates in Lycien, ward von seinem Zwillingsbruder Acrisius aus Argolis vertrieben, gewann jedoch mit seines Schwiegervaters Hülfe einen Theil desselben, Tiryns, wieder, welche Stadt ihm die Cyclopen mit Mauern umgaben. Seine Gattin verliebte sich in den edlen Bellerophon, und verklagte ihn, da er ihr nicht Gehör gab, bei dem Gatten wegen böser Zumuthungen. S. Bellerophon. Protogenia (Gr. M.), die erstgeborne Tochter Deucalions und der Pyrrha, mit welcher Jupiter auf dem Berge Mänalus in Arcadien den Opus zeugte, nachdem er sie ihrem Gatten Locrus, von dem sie kinderlos geblieben, entführt hatte. – 2) P., Geliebte des Mars, welchem sie den Oxylus schenkte. Sie war eine Tochter des Calydon und der Aeolia. Protogone (Gr. M.), Beiname der Proserpina in einem Tempel zu Athen, als Erstgeborne der Ceres. Sie ward als beglückende Göttin verehrt. Protogonus (Gr. M.), »Erstgeborner«; in den orphischen Mysterien Vater der Rhea. Providentia (Röm. M.), die personificirte Vorsehung. Prowe (Slav. M.), ein Gott der Wenden und nordischen Slaven, als ein kluger, aber strenger und furchtbarer Richter verehrt. Er war Gott der Gerechtigkeit, trug, als Symbol der Klugheit, Schlangen auf der Brust, und in der Hand den eisernen Schild, welcher in zweifelhaften Fällen als Gottesurtheil entscheiden sollte, indem er glühend gemacht und zur Feuerprobe gebraucht wurde. Sein ehernes Bild stellte einen alten Mann mit langem, faltigem Gewände vor; er trägt Ketten um den Hals und in einer Hand ein Opfermesser. Zu Stargard war seine Verehrung besonders allgemein, er hatte dort einen Tempel und ihm wurden zahlreiche Opfer gebracht; er hatte einen umhegten heiligen Hain und Wald, in dessen Nähe sich an jedem Montag das Volk versammelte; ihn selbst zu betreten war bei Todesstrafe verboten. Die Preussen tranken von dem Opferblut, um sich Kraft zu erwerben, und trugen dann im Beisein des Königs und des ganzen Volks den Götzen um Rath. Aus seinem Munde gingen sowohl die Richtersprüche hervor, als auch Anschläge, welche durchgeführt werden sollten, und denen zu widersprechen Niemand wagte; Thiere und auch Gefangene, in spätem Zeiten gefangene Christen, wurden ihm geopfert, und die Letztern besonders, weil sie sich durch ihre fanatische Unduldsamkeit überall auszeichneten. Der Chronist Helmold kam mit dem Bischof Geroldus nach Stargard, und fing das Bekehrungswerk damit an, dass er das Gehege zerstörte und den heiligen Wald niederbrannte; doch ward er von dem an sich guten Volk nicht getödtet: es bekehrte sich nach und nach zu seinem Glauben. Dass auch hier die Priester sich selbst nicht vergessen haben, geht aus den Berichten der alten Chronisten hervor, welche sagen: obwohl es bei Todesstrafe verboten war, den heiligen Hain zu betreten, so war doch am Freitag den Weibern, Kindern und dem Gesinde, welche Opfer brachten, der Eintritt erlaubt; dann ward in dem Umkreis desselben ein fröhliches Mahl gehalten, und getanzt bis tief in die Nacht hinein. – P. soll auch noch unter anderer Gestalt verehrt worden sein: er stand nackt auf einer Säule; als einziges Bekleidungsstück dienten ihm ein Paar Stiefeln, unten am Fusse lag eine Schelle. Ob man jedoch diese von der andern so sehr verschiedene Gottheit für dasselbe Individuum annehmen darf, steht zu fragen, besonders, da nur der Name Prono es ist, welcher, als ähnlich dem P., darauf leitet; es können ja zu Stargard wohl mehrere Götter verehrt worden sein. Prschemischl (Slav. M.), erster fabelhafter Herzog der Böhmen, Gemahl der bekannten Libussa (s. d.). Der Name ist der Bedeutung nach ganz dem des Prometheus gleich: »der Vorausdenkende«; wahrscheinlich desshalb, weil P. ein Seher, ein grosser Prophet war. Prschipartschis (Slav. M.), ein Hausgötze der Polen, welcher die von der Mutter abgewöhnten jungen Ferkel nähren sollte. Prschipegala (Slav. M.), ein Kriegsgott, blutdürstig, wie seine Priester und wie alle Götter der Slaven. Die gefangenen Christen wurden vor dem Bilde desselben enthauptet und ihr Blut ihm zu trinken gegeben. Prschipolnitz (Slav. M.), ein Spuckgeist nach Art des Alp oder Mahr, besonders den Schlafenden beschwerlich. Verstopfen der Schlüssellöcher sollte ihn abhalten. Prudadd (Celt. M.), von den Barden vorzugsweise diejenigen, welche ihren Dienst ausschliesslich hohen Helden, Seekönigen und andern Fürsten gewidmet hatten. Prymno (Gr. M.), Tochter des Oceanus und der Tethys. Psamathe (Gr. M.), 1) eine Nereïde, von Aeacus Mutter des Phocus; seine Stiefbrüder, Peleus und Telamon, brachten ihn um, die Mutter aber sandte einen Wolf über das Land, welcher das ihr angethane Leid rächte. – 2) P., Geliebte des Apollo, dem sie den Linus gebar. S. Crotopus. Psilas (Gr. M.), »der Beflügelnde,« oder »der Glattwangige,« Beiname des Bacchus, unter welchem er zu Amyclä verehrt wurde. Psophis (Gr. M.), 1) eine sicilianische Nymphe, Tochter des Eryx, Geliebte des Hercules, und von ihm Mutter des Promachus und des Echephron. Sie floh vor ihrem Vater nach Phegia, zu Lycortas, der sie freundlich aufnahm. Ihre Söhne nannten die Stadt Phegia, nach ihrer Mutter. – 2) P., des Xanthus Tochter und Enkelin des Erymanthus; auch sie macht Ansprüche auf die Ehre, die Stadt P. nach sich benannt zu sehen. Psyche, (Gr. M), ein liebliches Mädchen, dessen Schönheit so bewundert wurde, dass man dasselbe die zweite Venus nannte, worüber erzürnt Venus beschloss, sie zu verderben, und ihrem Sohne Amor befahl, sie mit dem Pfeil der Schmerzen zu rühren, und in den verworfensten Menschen verliebt zu machen. Amor flog, der Mutter Wünsche zu vollziehen, zur Erde, sah aber kaum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/462
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/462>, abgerufen am 22.12.2024.