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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Pochwist (Slav. M.), Gott der Stürme, vielleicht allgemeiner ein Gott der Luft überhaupt; er soll in dem grossen slavischen Pantheon zu Kiew einen besondern Tempel gehabt haben.


Podaga (Slav. M.), ein wendischer Gott, Beherrscher der Jagd, Fischerei, Viehzucht, des Feldes, und in Folge Alles dessen auch des Wetters. Er wird als ein alter Mann in kurzer Bauern- oder Jägertracht vorgestellt. Man will nach den Zeichnungen, welche Woge von den Rhetra-Erzbildern hat, bei diesen, wie bei vielen andern Gottheiten, Löwenhäupter finden; wir möchten wohl wissen, wie die alten Slaven zu einem Löwen gekommen sein sollten; wir sehen nichts daran, als ein plumpes, etwas viereckigtes Menschengesicht, so gut als die damaligen Bildhauer es zu Stande bringen konnten; was Jeder, der ein Paar Rolandsbilder, etwa in Bremen etc. gesehen hat, bestätigen wird, und diese sind doch noch aus einer viel spätern Kunstepoche. Die Inschrift der Statue deutet auf die oben angeführten Beschäftigungen und auf das zu Allem nöthige gute Wetter und zeigt auch den Namen Rhetra.


Podalirius (Gr. M.), Sohn des Aesculap und Bruder des Machaon. Beide, erfahrene Aerzte, leisteten den Griechen vor Troja mehr Dienste durch ihre Kenntnisse, als durch ihre Tapferkeit, daher sie des Gefechts gewöhnlich überhoben wurden. Machaon oder P. heilte den Philoctetes von seinen giftigen Wunden. Auf seiner Rückkehr ward P. nach Carien verschlagen, wo er sich niederliess.


Podarces (Gr. M.), 1) der erste Name des Königs Priamus (s. d.). - 2) P., Sohn des Iphiclus und Enkel des Phylacus, vor Troja Führer der Thessalier aus Phylace, Bruder des Protesilaus.


Podarge (Gr. M.), eine der Harpyien, mit welcher Boreas Achilles' berühmte Pferde, Xanthus und Balius, erzeugte, von denen das erstere sprechen konnte und weissagend war.


Podargos (Gr. M.), "Schnellfuss oder Weissfuss," hiess ein Ross des Menelaus und eines des Hector.


Pogoda (Slav. M.), ein Gott des Frühlings, des guten Wetters. P., ein rein slavisches Wort, heisst Wetter; hieraus schliesst man, sein Wesen sei freundlich, und er überhaupt ein Gott des heitern Wetters, Himmels, des heitern Frühlings gewesen; doch gehörte dafür zu seiner Benennung wenigstens das Beiwort dobra, gutes (Wetter). Noch zweifelhafter, als seine Funktion, dürfte die Beschreibung eines Aussehens sein: jung und schön, bekränzt mit blauen Blumen, geschmückt mit blauen Flügeln, angethan mit einem blauen, silberdurchwirkten Gewand, auf Blumen hingestreckt, in stiller heiterer Luft ruhend: so haben die Slaven vor 1000 Jahren nicht malen können.


Poklum (Lett. M.), der Höllengott, unter dem Meeresboden wohnend.


Polel (Slav. M.), Gott des Verlangens, der sehnsüchtigen Liebe, ein Begleiter des Lel, zu welchem (dem Liebesgott) er in dem Verhältniss gestanden haben soll, wie Pothos zu Eros; wahrscheinlich später gesuchte Deutung.


Polen (M. der alten Polen). Die Polen, ein slavisches Volk, hatten eine mit den andern slavischen Mythologien durchaus übereinstimmende Götterlehre, und falsch ist, was frühere und spätere Schriftsteller über die P. anführen, dass sie Feueranbeter gewesen wären, oder, wie Andere behaupten, römische Götter gehabt und angebetet hätten. Gnesen, der Sitz des Erzbischofs, das Grab des heiligsten Märtyrers, den P. kennt, des edlen Adalbertus, dessen prachtvolles, ganz von Silber gearbeitetes Monument mit den Reliquien des Apostels den Dom ziert, war schon in frühesten Zeiten der Sitz der Gottesverehrung, und wie jetzt das kleine Oertchen von kaum 5000 Seelen sechszehn Kirchen hat, so zählte das ehemalige prachtvolle Gnesen, die Hauptstadt P.s, der Sitz des Fürsten Primas, eine Reihe grosser Tempel, von denen man nur noch in den Fundamenten des isolirt auf einem Berge liegenden Domes einige Spuren findet. Dort stand der Tempel des Nija, des Seelengottes, des Perun, des Donnergottes etc. etc.; dort, und später in Kiew, wurden die Hauptgötter des slavischen Heldenthums durch blutige Opfer verehrt. Das kriegerische Volk hatte viele kriegerische Götter, doch viele waren auch den einfachsten häuslichen Verrichtungen vorgesetzt; nicht nur der Jagd, dem Walde, dem Felde, dem Ackerbau, der Viehzucht, standen Götter schützend vor, sondern sogar das Auslöschen der Lichter, das Backen des Brodes, das Brauen von Meth und Bier, das Füllen der Säcke mit Moos (zum Lager, zur Schlafstelle der gemeinen Leute dienend) hatte Götter, denen allen grössere oder geringere Opfer gebracht wurden. (Das Uebrige siehe unter Slavische M.)


Polengabia (Slav. M.), Hausgöttin der Polen, welche für das Feuer des Heerds sorgen sollte.


Polenor (Gr. M.), einer der Centauren, mit denen Hercules bei der Höhle des Pholus kämpfte; von einem giftigen Pfeil verwundet, wusch er seine Wunde in dem Fluss Anigrus, dieser ward aber davon so verunreinigt, dass er seit der Zeit stinkend blieb.


Polias (Gr. M.), "Stadtgöttin," Beiname der Minerva, unter welchem sie besonders zu Athen auf der Burg verehrt wurde; in ihrem Tempel befand sich eine von Callimachus verfertigte goldene Lampe mit einem Dochte aus spanischem Flachse, welcher nebst dem Oel, das die Lampe füllte, nur alle Jahr erneuert werden durfte. Ueber der Lampe war ein eherner Palmbaum, der bis zur Decke reichte und den Rauch ableitete. Auch Erythrä in Jonien verehrte eine Minerva P., deren hölzerne Statue in der Hand einen Spinnrocken, auf dem Haupt aber eine Himmelskugel trug.


Polichus (Gr. M.), Sohn des ruchlosen Lycaon, durch Jupiters Blitz getödtet.


Polieus (Gr. M.), "Stadtbeschützer," Beiname Jupiters zu Athen. Bei dem Opfer, das man ihm brachte, floh der Priester, nachdem er dem Opferstier einen Schlag mit der Axt gegeben; die Axt ward nun vor Gericht gebracht und des Todtschlags angeklagt, doch freigesprochen.


Polites (Gr. M), 1) Sohn des Priamus und der Hecuba, ward bei Eroberung der Stadt verwundet, floh vor dem grausamen Pyrrhus bis zu seinem Vater, doch vor den Augen des Greises tödtete der Unbarmherzige den Jüngling, und als der König mit harten Worten ihn anredete und seinen Speer auf ihn warf, ergriff er den unglücklichen, aller seiner Kinder beraubten Herrscher bei den Silberhaaren, schleifte ihn zu den Stufen eines Altars, und stiess ihm dort sein Schwert in das Herz. Ein Sohn dieses P., Priamus, ging mit Aeneas nach Italien. - 2) P., einer der Gefährten des Ulysses, welche Circe in Schweine verwandelte und nachher wieder in ihre vorige Gestalt zurückversetzte. Nach späterer Sage schändete er in der Trunkenheit auf der Küste von Bruttium bei Temesa eine Jungfrau, wofür die Landesbewohner ihn steinigten. Sein Geist peinigte dagegen die Einwohner so lange, bis sie ihm einen Tempel erbauten, worin ihm jährlich eine Jungfrau geopfert wurde. Euthymus (s. d.) befreite sie endlich von diesem Opfer, indem er den Dämon im Zweikampfe besiegte. - 3) P., Beiname des Bacchus, unter welchem er zu Heräa in Arcadien verehrt wurde.


Poliuchos (Gr. M.), "Stadtbeschirmerin," Beiname der Minerva, unter welchem sie in Sparta einen Tempel hatte.


Polius (Gr. M.), Beiname des Apollo in Theben; ihm ward ein ungezähmter Stier geopfert. Da einst beim Opfer das Thier zu lange ausblieb, nahm man einem Bauern, der mit zweien Stieren an seinem Wagen vorbeifuhr, einen derselben fort, und seit dieser Zeit blieb der Gebrauch, dem Gotte einen Arbeitsstier darzubringen.


Polkan (Slav. M.), ein halbmenschlicher Weltgeist, unterhalb in einen Hund- oder Pferdekörper ausgehend; er ward, als besonders den jungen Mädchen gefährlich, sehr gefürchtet.


Pollux (Gr. M.). S. Dioscuren.


Poltys (Gr. M.), Sohn des Neptun und König von Aenus, ein Freund des Hercules, den er gastlich aufnahm, als derselbe von seinem Kriege gegen Laomedon zurück kam. Er hatte einen Bruder, Sarpedon, welchen Hercules mit seinen Pfeilen erschoss.


Polyboea (Gr. M.), Schwester des Hyacinthus (s. d.), welche an dem Throne des Apollo zu Amyclä dargestellt war, wie Minerva, Diana und Venus sie sammt ihrem Bruder zum Himmel geleiteten.


Polybotes (Gr. M.), ein Gigant, den Neptun in dem Gigantenkriege besiegte, indem er von der Insel Cos ein Stück abriss und dasselbe auf den Riesen warf; dieses Stück ist die Insel Nisyron.


Pochwist (Slav. M.), Gott der Stürme, vielleicht allgemeiner ein Gott der Luft überhaupt; er soll in dem grossen slavischen Pantheon zu Kiew einen besondern Tempel gehabt haben.


Podaga (Slav. M.), ein wendischer Gott, Beherrscher der Jagd, Fischerei, Viehzucht, des Feldes, und in Folge Alles dessen auch des Wetters. Er wird als ein alter Mann in kurzer Bauern- oder Jägertracht vorgestellt. Man will nach den Zeichnungen, welche Woge von den Rhetra-Erzbildern hat, bei diesen, wie bei vielen andern Gottheiten, Löwenhäupter finden; wir möchten wohl wissen, wie die alten Slaven zu einem Löwen gekommen sein sollten; wir sehen nichts daran, als ein plumpes, etwas viereckigtes Menschengesicht, so gut als die damaligen Bildhauer es zu Stande bringen konnten; was Jeder, der ein Paar Rolandsbilder, etwa in Bremen etc. gesehen hat, bestätigen wird, und diese sind doch noch aus einer viel spätern Kunstepoche. Die Inschrift der Statue deutet auf die oben angeführten Beschäftigungen und auf das zu Allem nöthige gute Wetter und zeigt auch den Namen Rhetra.


Podalirius (Gr. M.), Sohn des Aesculap und Bruder des Machaon. Beide, erfahrene Aerzte, leisteten den Griechen vor Troja mehr Dienste durch ihre Kenntnisse, als durch ihre Tapferkeit, daher sie des Gefechts gewöhnlich überhoben wurden. Machaon oder P. heilte den Philoctetes von seinen giftigen Wunden. Auf seiner Rückkehr ward P. nach Carien verschlagen, wo er sich niederliess.


Podarces (Gr. M.), 1) der erste Name des Königs Priamus (s. d.). – 2) P., Sohn des Iphiclus und Enkel des Phylacus, vor Troja Führer der Thessalier aus Phylace, Bruder des Protesilaus.


Podarge (Gr. M.), eine der Harpyien, mit welcher Boreas Achilles' berühmte Pferde, Xanthus und Balius, erzeugte, von denen das erstere sprechen konnte und weissagend war.


Podargos (Gr. M.), »Schnellfuss oder Weissfuss,« hiess ein Ross des Menelaus und eines des Hector.


Pogoda (Slav. M.), ein Gott des Frühlings, des guten Wetters. P., ein rein slavisches Wort, heisst Wetter; hieraus schliesst man, sein Wesen sei freundlich, und er überhaupt ein Gott des heitern Wetters, Himmels, des heitern Frühlings gewesen; doch gehörte dafür zu seiner Benennung wenigstens das Beiwort dobra, gutes (Wetter). Noch zweifelhafter, als seine Funktion, dürfte die Beschreibung eines Aussehens sein: jung und schön, bekränzt mit blauen Blumen, geschmückt mit blauen Flügeln, angethan mit einem blauen, silberdurchwirkten Gewand, auf Blumen hingestreckt, in stiller heiterer Luft ruhend: so haben die Slaven vor 1000 Jahren nicht malen können.


Poklum (Lett. M.), der Höllengott, unter dem Meeresboden wohnend.


Polel (Slav. M.), Gott des Verlangens, der sehnsüchtigen Liebe, ein Begleiter des Lel, zu welchem (dem Liebesgott) er in dem Verhältniss gestanden haben soll, wie Pothos zu Eros; wahrscheinlich später gesuchte Deutung.


Polen (M. der alten Polen). Die Polen, ein slavisches Volk, hatten eine mit den andern slavischen Mythologien durchaus übereinstimmende Götterlehre, und falsch ist, was frühere und spätere Schriftsteller über die P. anführen, dass sie Feueranbeter gewesen wären, oder, wie Andere behaupten, römische Götter gehabt und angebetet hätten. Gnesen, der Sitz des Erzbischofs, das Grab des heiligsten Märtyrers, den P. kennt, des edlen Adalbertus, dessen prachtvolles, ganz von Silber gearbeitetes Monument mit den Reliquien des Apostels den Dom ziert, war schon in frühesten Zeiten der Sitz der Gottesverehrung, und wie jetzt das kleine Oertchen von kaum 5000 Seelen sechszehn Kirchen hat, so zählte das ehemalige prachtvolle Gnesen, die Hauptstadt P.s, der Sitz des Fürsten Primas, eine Reihe grosser Tempel, von denen man nur noch in den Fundamenten des isolirt auf einem Berge liegenden Domes einige Spuren findet. Dort stand der Tempel des Nija, des Seelengottes, des Perun, des Donnergottes etc. etc.; dort, und später in Kiew, wurden die Hauptgötter des slavischen Heldenthums durch blutige Opfer verehrt. Das kriegerische Volk hatte viele kriegerische Götter, doch viele waren auch den einfachsten häuslichen Verrichtungen vorgesetzt; nicht nur der Jagd, dem Walde, dem Felde, dem Ackerbau, der Viehzucht, standen Götter schützend vor, sondern sogar das Auslöschen der Lichter, das Backen des Brodes, das Brauen von Meth und Bier, das Füllen der Säcke mit Moos (zum Lager, zur Schlafstelle der gemeinen Leute dienend) hatte Götter, denen allen grössere oder geringere Opfer gebracht wurden. (Das Uebrige siehe unter Slavische M.)


Polengabia (Slav. M.), Hausgöttin der Polen, welche für das Feuer des Heerds sorgen sollte.


Polenor (Gr. M.), einer der Centauren, mit denen Hercules bei der Höhle des Pholus kämpfte; von einem giftigen Pfeil verwundet, wusch er seine Wunde in dem Fluss Anigrus, dieser ward aber davon so verunreinigt, dass er seit der Zeit stinkend blieb.


Polias (Gr. M.), »Stadtgöttin,« Beiname der Minerva, unter welchem sie besonders zu Athen auf der Burg verehrt wurde; in ihrem Tempel befand sich eine von Callimachus verfertigte goldene Lampe mit einem Dochte aus spanischem Flachse, welcher nebst dem Oel, das die Lampe füllte, nur alle Jahr erneuert werden durfte. Ueber der Lampe war ein eherner Palmbaum, der bis zur Decke reichte und den Rauch ableitete. Auch Erythrä in Jonien verehrte eine Minerva P., deren hölzerne Statue in der Hand einen Spinnrocken, auf dem Haupt aber eine Himmelskugel trug.


Polichus (Gr. M.), Sohn des ruchlosen Lycaon, durch Jupiters Blitz getödtet.


Polieus (Gr. M.), »Stadtbeschützer,« Beiname Jupiters zu Athen. Bei dem Opfer, das man ihm brachte, floh der Priester, nachdem er dem Opferstier einen Schlag mit der Axt gegeben; die Axt ward nun vor Gericht gebracht und des Todtschlags angeklagt, doch freigesprochen.


Polites (Gr. M), 1) Sohn des Priamus und der Hecuba, ward bei Eroberung der Stadt verwundet, floh vor dem grausamen Pyrrhus bis zu seinem Vater, doch vor den Augen des Greises tödtete der Unbarmherzige den Jüngling, und als der König mit harten Worten ihn anredete und seinen Speer auf ihn warf, ergriff er den unglücklichen, aller seiner Kinder beraubten Herrscher bei den Silberhaaren, schleifte ihn zu den Stufen eines Altars, und stiess ihm dort sein Schwert in das Herz. Ein Sohn dieses P., Priamus, ging mit Aeneas nach Italien. – 2) P., einer der Gefährten des Ulysses, welche Circe in Schweine verwandelte und nachher wieder in ihre vorige Gestalt zurückversetzte. Nach späterer Sage schändete er in der Trunkenheit auf der Küste von Bruttium bei Temesa eine Jungfrau, wofür die Landesbewohner ihn steinigten. Sein Geist peinigte dagegen die Einwohner so lange, bis sie ihm einen Tempel erbauten, worin ihm jährlich eine Jungfrau geopfert wurde. Euthymus (s. d.) befreite sie endlich von diesem Opfer, indem er den Dämon im Zweikampfe besiegte. – 3) P., Beiname des Bacchus, unter welchem er zu Heräa in Arcadien verehrt wurde.


Poliuchos (Gr. M.), »Stadtbeschirmerin,« Beiname der Minerva, unter welchem sie in Sparta einen Tempel hatte.


Polius (Gr. M.), Beiname des Apollo in Theben; ihm ward ein ungezähmter Stier geopfert. Da einst beim Opfer das Thier zu lange ausblieb, nahm man einem Bauern, der mit zweien Stieren an seinem Wagen vorbeifuhr, einen derselben fort, und seit dieser Zeit blieb der Gebrauch, dem Gotte einen Arbeitsstier darzubringen.


Polkan (Slav. M.), ein halbmenschlicher Weltgeist, unterhalb in einen Hund- oder Pferdekörper ausgehend; er ward, als besonders den jungen Mädchen gefährlich, sehr gefürchtet.


Pollux (Gr. M.). S. Dioscuren.


Poltys (Gr. M.), Sohn des Neptun und König von Aenus, ein Freund des Hercules, den er gastlich aufnahm, als derselbe von seinem Kriege gegen Laomedon zurück kam. Er hatte einen Bruder, Sarpedon, welchen Hercules mit seinen Pfeilen erschoss.


Polyboea (Gr. M.), Schwester des Hyacinthus (s. d.), welche an dem Throne des Apollo zu Amyclä dargestellt war, wie Minerva, Diana und Venus sie sammt ihrem Bruder zum Himmel geleiteten.


Polybotes (Gr. M.), ein Gigant, den Neptun in dem Gigantenkriege besiegte, indem er von der Insel Cos ein Stück abriss und dasselbe auf den Riesen warf; dieses Stück ist die Insel Nisyron.


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[384/0454] Pochwist (Slav. M.), Gott der Stürme, vielleicht allgemeiner ein Gott der Luft überhaupt; er soll in dem grossen slavischen Pantheon zu Kiew einen besondern Tempel gehabt haben. Podaga (Slav. M.), ein wendischer Gott, Beherrscher der Jagd, Fischerei, Viehzucht, des Feldes, und in Folge Alles dessen auch des Wetters. Er wird als ein alter Mann in kurzer Bauern- oder Jägertracht vorgestellt. Man will nach den Zeichnungen, welche Woge von den Rhetra-Erzbildern hat, bei diesen, wie bei vielen andern Gottheiten, Löwenhäupter finden; wir möchten wohl wissen, wie die alten Slaven zu einem Löwen gekommen sein sollten; wir sehen nichts daran, als ein plumpes, etwas viereckigtes Menschengesicht, so gut als die damaligen Bildhauer es zu Stande bringen konnten; was Jeder, der ein Paar Rolandsbilder, etwa in Bremen etc. gesehen hat, bestätigen wird, und diese sind doch noch aus einer viel spätern Kunstepoche. Die Inschrift der Statue deutet auf die oben angeführten Beschäftigungen und auf das zu Allem nöthige gute Wetter und zeigt auch den Namen Rhetra. Podalirius (Gr. M.), Sohn des Aesculap und Bruder des Machaon. Beide, erfahrene Aerzte, leisteten den Griechen vor Troja mehr Dienste durch ihre Kenntnisse, als durch ihre Tapferkeit, daher sie des Gefechts gewöhnlich überhoben wurden. Machaon oder P. heilte den Philoctetes von seinen giftigen Wunden. Auf seiner Rückkehr ward P. nach Carien verschlagen, wo er sich niederliess. Podarces (Gr. M.), 1) der erste Name des Königs Priamus (s. d.). – 2) P., Sohn des Iphiclus und Enkel des Phylacus, vor Troja Führer der Thessalier aus Phylace, Bruder des Protesilaus. Podarge (Gr. M.), eine der Harpyien, mit welcher Boreas Achilles' berühmte Pferde, Xanthus und Balius, erzeugte, von denen das erstere sprechen konnte und weissagend war. Podargos (Gr. M.), »Schnellfuss oder Weissfuss,« hiess ein Ross des Menelaus und eines des Hector. Pogoda (Slav. M.), ein Gott des Frühlings, des guten Wetters. P., ein rein slavisches Wort, heisst Wetter; hieraus schliesst man, sein Wesen sei freundlich, und er überhaupt ein Gott des heitern Wetters, Himmels, des heitern Frühlings gewesen; doch gehörte dafür zu seiner Benennung wenigstens das Beiwort dobra, gutes (Wetter). Noch zweifelhafter, als seine Funktion, dürfte die Beschreibung eines Aussehens sein: jung und schön, bekränzt mit blauen Blumen, geschmückt mit blauen Flügeln, angethan mit einem blauen, silberdurchwirkten Gewand, auf Blumen hingestreckt, in stiller heiterer Luft ruhend: so haben die Slaven vor 1000 Jahren nicht malen können. Poklum (Lett. M.), der Höllengott, unter dem Meeresboden wohnend. Polel (Slav. M.), Gott des Verlangens, der sehnsüchtigen Liebe, ein Begleiter des Lel, zu welchem (dem Liebesgott) er in dem Verhältniss gestanden haben soll, wie Pothos zu Eros; wahrscheinlich später gesuchte Deutung. Polen (M. der alten Polen). Die Polen, ein slavisches Volk, hatten eine mit den andern slavischen Mythologien durchaus übereinstimmende Götterlehre, und falsch ist, was frühere und spätere Schriftsteller über die P. anführen, dass sie Feueranbeter gewesen wären, oder, wie Andere behaupten, römische Götter gehabt und angebetet hätten. Gnesen, der Sitz des Erzbischofs, das Grab des heiligsten Märtyrers, den P. kennt, des edlen Adalbertus, dessen prachtvolles, ganz von Silber gearbeitetes Monument mit den Reliquien des Apostels den Dom ziert, war schon in frühesten Zeiten der Sitz der Gottesverehrung, und wie jetzt das kleine Oertchen von kaum 5000 Seelen sechszehn Kirchen hat, so zählte das ehemalige prachtvolle Gnesen, die Hauptstadt P.s, der Sitz des Fürsten Primas, eine Reihe grosser Tempel, von denen man nur noch in den Fundamenten des isolirt auf einem Berge liegenden Domes einige Spuren findet. Dort stand der Tempel des Nija, des Seelengottes, des Perun, des Donnergottes etc. etc.; dort, und später in Kiew, wurden die Hauptgötter des slavischen Heldenthums durch blutige Opfer verehrt. Das kriegerische Volk hatte viele kriegerische Götter, doch viele waren auch den einfachsten häuslichen Verrichtungen vorgesetzt; nicht nur der Jagd, dem Walde, dem Felde, dem Ackerbau, der Viehzucht, standen Götter schützend vor, sondern sogar das Auslöschen der Lichter, das Backen des Brodes, das Brauen von Meth und Bier, das Füllen der Säcke mit Moos (zum Lager, zur Schlafstelle der gemeinen Leute dienend) hatte Götter, denen allen grössere oder geringere Opfer gebracht wurden. (Das Uebrige siehe unter Slavische M.) Polengabia (Slav. M.), Hausgöttin der Polen, welche für das Feuer des Heerds sorgen sollte. Polenor (Gr. M.), einer der Centauren, mit denen Hercules bei der Höhle des Pholus kämpfte; von einem giftigen Pfeil verwundet, wusch er seine Wunde in dem Fluss Anigrus, dieser ward aber davon so verunreinigt, dass er seit der Zeit stinkend blieb. Polias (Gr. M.), »Stadtgöttin,« Beiname der Minerva, unter welchem sie besonders zu Athen auf der Burg verehrt wurde; in ihrem Tempel befand sich eine von Callimachus verfertigte goldene Lampe mit einem Dochte aus spanischem Flachse, welcher nebst dem Oel, das die Lampe füllte, nur alle Jahr erneuert werden durfte. Ueber der Lampe war ein eherner Palmbaum, der bis zur Decke reichte und den Rauch ableitete. Auch Erythrä in Jonien verehrte eine Minerva P., deren hölzerne Statue in der Hand einen Spinnrocken, auf dem Haupt aber eine Himmelskugel trug. Polichus (Gr. M.), Sohn des ruchlosen Lycaon, durch Jupiters Blitz getödtet. Polieus (Gr. M.), »Stadtbeschützer,« Beiname Jupiters zu Athen. Bei dem Opfer, das man ihm brachte, floh der Priester, nachdem er dem Opferstier einen Schlag mit der Axt gegeben; die Axt ward nun vor Gericht gebracht und des Todtschlags angeklagt, doch freigesprochen. Polites (Gr. M), 1) Sohn des Priamus und der Hecuba, ward bei Eroberung der Stadt verwundet, floh vor dem grausamen Pyrrhus bis zu seinem Vater, doch vor den Augen des Greises tödtete der Unbarmherzige den Jüngling, und als der König mit harten Worten ihn anredete und seinen Speer auf ihn warf, ergriff er den unglücklichen, aller seiner Kinder beraubten Herrscher bei den Silberhaaren, schleifte ihn zu den Stufen eines Altars, und stiess ihm dort sein Schwert in das Herz. Ein Sohn dieses P., Priamus, ging mit Aeneas nach Italien. – 2) P., einer der Gefährten des Ulysses, welche Circe in Schweine verwandelte und nachher wieder in ihre vorige Gestalt zurückversetzte. Nach späterer Sage schändete er in der Trunkenheit auf der Küste von Bruttium bei Temesa eine Jungfrau, wofür die Landesbewohner ihn steinigten. Sein Geist peinigte dagegen die Einwohner so lange, bis sie ihm einen Tempel erbauten, worin ihm jährlich eine Jungfrau geopfert wurde. Euthymus (s. d.) befreite sie endlich von diesem Opfer, indem er den Dämon im Zweikampfe besiegte. – 3) P., Beiname des Bacchus, unter welchem er zu Heräa in Arcadien verehrt wurde. Poliuchos (Gr. M.), »Stadtbeschirmerin,« Beiname der Minerva, unter welchem sie in Sparta einen Tempel hatte. Polius (Gr. M.), Beiname des Apollo in Theben; ihm ward ein ungezähmter Stier geopfert. Da einst beim Opfer das Thier zu lange ausblieb, nahm man einem Bauern, der mit zweien Stieren an seinem Wagen vorbeifuhr, einen derselben fort, und seit dieser Zeit blieb der Gebrauch, dem Gotte einen Arbeitsstier darzubringen. Polkan (Slav. M.), ein halbmenschlicher Weltgeist, unterhalb in einen Hund- oder Pferdekörper ausgehend; er ward, als besonders den jungen Mädchen gefährlich, sehr gefürchtet. Pollux (Gr. M.). S. Dioscuren. Poltys (Gr. M.), Sohn des Neptun und König von Aenus, ein Freund des Hercules, den er gastlich aufnahm, als derselbe von seinem Kriege gegen Laomedon zurück kam. Er hatte einen Bruder, Sarpedon, welchen Hercules mit seinen Pfeilen erschoss. Polyboea (Gr. M.), Schwester des Hyacinthus (s. d.), welche an dem Throne des Apollo zu Amyclä dargestellt war, wie Minerva, Diana und Venus sie sammt ihrem Bruder zum Himmel geleiteten. Polybotes (Gr. M.), ein Gigant, den Neptun in dem Gigantenkriege besiegte, indem er von der Insel Cos ein Stück abriss und dasselbe auf den Riesen warf; dieses Stück ist die Insel Nisyron.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/454>, abgerufen am 21.11.2024.