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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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welche nur Zerstörung und Verwirrung in das Reich des Lebens, des Lichtes und der Ordnung tragen, darum ist es auch ein Comet, der zuletzt den Erdbrand verursacht. - Um die Weltbeschreibung weiter zu vervollständigen, muss noch bemerkt werden, dass unter dem Urberg die eigentliche Hölle (Duzakh) liegt; um den Berg aber ruhen die sieben Theile oder Kaschwars der Erde; je näher man dem Berg Albordji wohnt, desto glücklicher und reiner ist man von Natur aus schon, weil des Berges höchste Nähe keine Unreinheit der Seele duldet. Wo dieser Berg zu sehen sei, ist vielfach gefragt worden: der Caucasus scheint zu nahe und zu niedrig; mehr Wahrscheinlichkeit hat die Annahme für sich, nach welcher man im Himalaja das Vorbild zu der grossen Dichtung sieht, er ist selbst in Indien, in Kaschmir und in Tübet, wo man ganz nahe bei ihm ist, ein Wunderberg und das Punctum saliens aller Mährchen und Sagen. - Die Gegenstände, Geschöpfe, Wesen betreffend, welche im Parsismus verehrt werden, so sind diese zunächst: die Erde selbst, die Berge, Albordji vorzugsweise, das Wasser, das Feuer, der Wind, die reine Thier- und Pflanzenwelt, und in dieser besonders der Hase und der Baum Hom, das Himmelsgewölbe, die Planeten, die Sterne; ferner göttliche Wesen: Mitra, Taschter, Serosch, Behram Oruazescht, Raschnerascht, der Urstier, der Urmensch oder deren Feruers; dann vorzugsweise Ormuzd, und endlich als höchstes Wesen Zarvana Akharana. - Die Geisterwelt ist in Licht und Finsterniss getrennt, eben so die Körperwelt. Wie dort Ahriman zu schaden strebt, so auch hier; davon kommt alles Unreine, alles Böse auf der Erde; in der Körperwelt ebenfalls von Ahriman schädliche, giftige, reissende Thiere, Krankheiten, schädliche, schreckende Naturerscheinungen, der Samum, der Harmattan, die alles vernichtende Dürre kommen eben so von ihm, wie Laster und Verbrechen; selbst Wasser und Feuer hat er verunreinigt, dem erstern seine Klarheit, seine nährende Kraft genommen, das letztere brennend, rauchend gemacht. Allein diese ist ihm nicht genug, sein Hauptaugenmerk ist immer auf den Menschen gerichtet, der, von Ormuzd rein und vollkommen gut geschaffen, zum Hauptkämpfer im Heere des Lichtreiches bestimmt, immerdar von Ahriman verfolgt wird. So begann er mit dem ersten Menschenpaare, das von der verbotenen Frucht genoss und die Dews anbetete; so verfolgt er noch jetzt jeden Menschen; doch mehr poetische Gerechtigkeit, als in der mosaischen Urkunde, liegt in Zoroasters Gesetz, nach welchem die Sünde der ersten Eltern keine Erbsünde ist, indem ja die Kinder nichts dafür können, dass ihre Eltern gefehlt, noch ehe sie auf der Welt waren; jeder Mensch hat von Anbeginn der Schöpfung seinen Feruer, sein geistiges, vollkommenes Vorbild, das ihn, so wie er geboren wird, beseelt; diese Seele verlässt ihn auch wieder nach dem Tode, aber so lange sie den Körper bewohnt, ist sie als freies Wesen im Stande, nach Belieben zu wählen, das Gute oder Böse zu thun. Zu dem ersten leiten sie unwandelbare ewige Gesetze, davon die Zendbücher uns die Hauptregeln aufbehalten haben; zum Bösen verleitet Ahriman selbst, verführen seine Gehülfen in tausend lockenden Gestalten. Der Tod scheidet nun wieder Körper und Seele, und die letztere wird belohnt oder bestraft, im Verhältniss zu ihrem irdischen Leben. Die Bösen kommen in die Hölle (Duzakh), dort müssen sie verweilen, bis sie die ihrem Verbrechen angemessene Strafe überstanden, woran jedoch Opfer und Gebete und gute Thaten der Verwandten viel mindern können. In den letzten 10 Tagen jedes Jahres ist die Hölle offen und alle Seelen dürfen sie verlassen, in den ersten fünf Tagen sich bis auf drei Bogenschüsse der Erde nahen, in den letzten fünf Tagen ihre Verwandten selbst besuchen. Die erlösten Geister kehren nicht mehr in die Hölle zurück, die andern setzen jedoch dort ihre Strafzeit fort; solche, welche bis an's Ende der Welt bleiben müssen, richtet beim Weltuntergange Ormuzd. - Diese Lehre stellte Zoroaster zur Zeit des Darius Hystaspis auf; die Magier, denen er hohes Ansehen verlieh, scheinen sie zuerst angenommen zu haben; doch bald ging sie auf das Volk über und verbreitete sich sogar auf die Nachbarvölker, so dass zur Zeit Alexanders d. Gr. die Religion des Zoroaster bereits ganz allgemein war. Sie besteht zwar noch, allein in manchen Stücken modificirt und der Zeit angepasst, ferner so sehr durch den Islam bedrängt und beschränkt, dass sie nur ganz im Stillen von sehr vereinzelt lebenden, dem alten Glauben treu gebliebenen Familien bewahrt wird; im eigentlichen Persien ist diess noch dazu am wenigsten der Fall; häufiger sind die Parsen in Indien, doch auch da sollen unter 200 Millionen Bewohnern kaum 80,000 Parsen gefunden werden. Ein hochheiliger Wallfahrtsort der indischen Parsen, Guebern genannt, zu dem sie den ungeheuern Weg unter unbeschreiblichen Mühseligkeiten vollenden, ist das Vorgebirge Baku an der Westküste des caspischen Meeres, wo sie das aus Naphtaquellen immerwährend brennende Erdfeuer besuchen, um an demselben ihre Andacht zu verrichten."


Pertunda (Röm. M.), die Göttin, welche dem neu vermählten jungen Manne den Sieg über die Braut verschaffen sollte.


Peruanische Religion. In frühesten Zeiten scheinen die Bewohner des Reiches Peru, welches Manko Kapak, der erste Inka, als sein Reich antrat, dem gröbsten Fetischismus ergeben gewesen zu sein. Sie hatten nur Eine höchste Gottheit, die Mutter Aller, Mama Kocha, welcher man wilde Thiere, Pflanzen, aber nach Kriegen auch die Kriegsgefangenen opferte; den Peruanern war das Verzehren der Leichname gefallener oder geopferter Feinde eine heilige Sitte. - Eine grosse Wasserfluth hatte ihr Land überschwemmt, und eben nach derselben kamen Manko Kapak und seine Gemahlin, Mama Oello, die Kinder der Sonne, aus einem fernen Lande an die Ufer des See's Titikaka, baueten dort die Stadt Kuzko, baueten hundert Dörfer, versammelten das übrig gebliebene Volk in denselben, und gaben diesem Gesetze und heilige Lehren, welche bis zur Ankunft der Spanier auf das Treueste bewahrt wurden. - Das höchste Wesen der späteren Peruaner hiess Pachakamak (s. d.); es war der Schöpfer alles Vorhandenen, auch Schöpfer der Sonne, und diese war nur sein sichtbarer Stellvertreter auf Erden, ihr ward daher auch göttliche Verehrung erwiesen, der Gott selbst aber war über die Opfer der Sterblichen erhaben. Auch der Mond und die Gestirne erschienen als heilige Wesen und hatten Tempel, gleich der Sonne, nur von minderer Pracht, indem in ihnen alles von Silber war, was an Verzierungen im Sonnentempel von Gold gemacht war. Auf die Himmeslichter und die durch sie geordneten Jahreszeiten bezog sich der ganze Gottesdienst der Peruaner; alle religiösen Feste waren der Sonne in ihren verschiedenen Standpunkten gewidmet. Es gab männliche und weibliche Priester; von den letztern, den Sonnenjungfrauen, zweierlei: die höhern, allein aus dem Inkastamme, mussten ihr ganzes Leben der Sonne widmen, und es waren ihrer in mehreren Klöstern bis zu 1500 versammelt; überaus heilig gehalten, mussten sie Ehre und üppigen Reichthum mit völliger Verzichtung auf irdische Liebe bezahlen; wenn eine verführt würde - hiess das harte Gesetz - sollte sie lebendig begraben, ihr Geliebter gehangen, die ganze Familie desselben und die sämmtlichen Einwohner der Stadt, welcher er angehörte, hingerichtet, und diese selbst völlig zerstört werden; doch ist in der ganzen Geschichte von Peru kein solcher Fall bekannt. Die zweite Art der Dienerinnen der Sonne lebte nicht, wie diese, in oder zunächst der Hauptstadt Kuzko, sondern in den Provinzen des Reiches, gehörte nicht dem Inkastamme an, sondern wurde aus allen Ständen gewählt; die einzigen Bedingungen ihrer Aufnahme waren: ausgezeichnete Schönheit und völlige Reinheit; aus dem Kreise dieser Jungfrauen wählten die Inka's ihre Gesellschafterinnen, denn ihnen war die Bewahrung der Keuschheit nicht zur Pflicht gemacht. - Die Pracht und der Reichthum der Tempel war unglaublich, es strotzte alles von massiven Goldmassen; der dritte Theil aller Kriegsbeute floss in den Tempelschatz und diente zur Erhaltung und Vermehrung der Pracht, so wie zur Ernährung der Priester, welche alle vom Inkastamme waren (der Oberpriester musste stets der nächste Verwandte des Königs sein). Die Opfer, welche man brachte, bestanden aus allerlei Thieren, aus deren Eingeweiden die Priester weissagten und deren Leib den Priestern gehörte, ferner in kostbaren Metallen, in Feld- und Gartenfrüchten, und endlich nach jedem Kriege in den Gefangenen. Als der grausame Pizarro nach Peru kam, wurden die unermesslichen Schätze durch die Spanier fortgeschafft, und die schönen Töchter der Inka's, die keuschen Sonnenjungfrauen, wurden eine Beute der frechen, zügellosen Krieger.


welche nur Zerstörung und Verwirrung in das Reich des Lebens, des Lichtes und der Ordnung tragen, darum ist es auch ein Comet, der zuletzt den Erdbrand verursacht. – Um die Weltbeschreibung weiter zu vervollständigen, muss noch bemerkt werden, dass unter dem Urberg die eigentliche Hölle (Duzakh) liegt; um den Berg aber ruhen die sieben Theile oder Kaschwars der Erde; je näher man dem Berg Albordji wohnt, desto glücklicher und reiner ist man von Natur aus schon, weil des Berges höchste Nähe keine Unreinheit der Seele duldet. Wo dieser Berg zu sehen sei, ist vielfach gefragt worden: der Caucasus scheint zu nahe und zu niedrig; mehr Wahrscheinlichkeit hat die Annahme für sich, nach welcher man im Himalaja das Vorbild zu der grossen Dichtung sieht, er ist selbst in Indien, in Kaschmir und in Tübet, wo man ganz nahe bei ihm ist, ein Wunderberg und das Punctum saliens aller Mährchen und Sagen. – Die Gegenstände, Geschöpfe, Wesen betreffend, welche im Parsismus verehrt werden, so sind diese zunächst: die Erde selbst, die Berge, Albordji vorzugsweise, das Wasser, das Feuer, der Wind, die reine Thier- und Pflanzenwelt, und in dieser besonders der Hase und der Baum Hom, das Himmelsgewölbe, die Planeten, die Sterne; ferner göttliche Wesen: Mitra, Taschter, Serosch, Behram Oruazescht, Raschnerascht, der Urstier, der Urmensch oder deren Feruers; dann vorzugsweise Ormuzd, und endlich als höchstes Wesen Zarvana Akharana. – Die Geisterwelt ist in Licht und Finsterniss getrennt, eben so die Körperwelt. Wie dort Ahriman zu schaden strebt, so auch hier; davon kommt alles Unreine, alles Böse auf der Erde; in der Körperwelt ebenfalls von Ahriman schädliche, giftige, reissende Thiere, Krankheiten, schädliche, schreckende Naturerscheinungen, der Samum, der Harmattan, die alles vernichtende Dürre kommen eben so von ihm, wie Laster und Verbrechen; selbst Wasser und Feuer hat er verunreinigt, dem erstern seine Klarheit, seine nährende Kraft genommen, das letztere brennend, rauchend gemacht. Allein diese ist ihm nicht genug, sein Hauptaugenmerk ist immer auf den Menschen gerichtet, der, von Ormuzd rein und vollkommen gut geschaffen, zum Hauptkämpfer im Heere des Lichtreiches bestimmt, immerdar von Ahriman verfolgt wird. So begann er mit dem ersten Menschenpaare, das von der verbotenen Frucht genoss und die Dews anbetete; so verfolgt er noch jetzt jeden Menschen; doch mehr poetische Gerechtigkeit, als in der mosaischen Urkunde, liegt in Zoroasters Gesetz, nach welchem die Sünde der ersten Eltern keine Erbsünde ist, indem ja die Kinder nichts dafür können, dass ihre Eltern gefehlt, noch ehe sie auf der Welt waren; jeder Mensch hat von Anbeginn der Schöpfung seinen Feruer, sein geistiges, vollkommenes Vorbild, das ihn, so wie er geboren wird, beseelt; diese Seele verlässt ihn auch wieder nach dem Tode, aber so lange sie den Körper bewohnt, ist sie als freies Wesen im Stande, nach Belieben zu wählen, das Gute oder Böse zu thun. Zu dem ersten leiten sie unwandelbare ewige Gesetze, davon die Zendbücher uns die Hauptregeln aufbehalten haben; zum Bösen verleitet Ahriman selbst, verführen seine Gehülfen in tausend lockenden Gestalten. Der Tod scheidet nun wieder Körper und Seele, und die letztere wird belohnt oder bestraft, im Verhältniss zu ihrem irdischen Leben. Die Bösen kommen in die Hölle (Duzakh), dort müssen sie verweilen, bis sie die ihrem Verbrechen angemessene Strafe überstanden, woran jedoch Opfer und Gebete und gute Thaten der Verwandten viel mindern können. In den letzten 10 Tagen jedes Jahres ist die Hölle offen und alle Seelen dürfen sie verlassen, in den ersten fünf Tagen sich bis auf drei Bogenschüsse der Erde nahen, in den letzten fünf Tagen ihre Verwandten selbst besuchen. Die erlösten Geister kehren nicht mehr in die Hölle zurück, die andern setzen jedoch dort ihre Strafzeit fort; solche, welche bis an's Ende der Welt bleiben müssen, richtet beim Weltuntergange Ormuzd. – Diese Lehre stellte Zoroaster zur Zeit des Darius Hystaspis auf; die Magier, denen er hohes Ansehen verlieh, scheinen sie zuerst angenommen zu haben; doch bald ging sie auf das Volk über und verbreitete sich sogar auf die Nachbarvölker, so dass zur Zeit Alexanders d. Gr. die Religion des Zoroaster bereits ganz allgemein war. Sie besteht zwar noch, allein in manchen Stücken modificirt und der Zeit angepasst, ferner so sehr durch den Islam bedrängt und beschränkt, dass sie nur ganz im Stillen von sehr vereinzelt lebenden, dem alten Glauben treu gebliebenen Familien bewahrt wird; im eigentlichen Persien ist diess noch dazu am wenigsten der Fall; häufiger sind die Parsen in Indien, doch auch da sollen unter 200 Millionen Bewohnern kaum 80,000 Parsen gefunden werden. Ein hochheiliger Wallfahrtsort der indischen Parsen, Guebern genannt, zu dem sie den ungeheuern Weg unter unbeschreiblichen Mühseligkeiten vollenden, ist das Vorgebirge Baku an der Westküste des caspischen Meeres, wo sie das aus Naphtaquellen immerwährend brennende Erdfeuer besuchen, um an demselben ihre Andacht zu verrichten.«


Pertunda (Röm. M.), die Göttin, welche dem neu vermählten jungen Manne den Sieg über die Braut verschaffen sollte.


Peruanische Religion. In frühesten Zeiten scheinen die Bewohner des Reiches Peru, welches Manko Kapak, der erste Inka, als sein Reich antrat, dem gröbsten Fetischismus ergeben gewesen zu sein. Sie hatten nur Eine höchste Gottheit, die Mutter Aller, Mama Kocha, welcher man wilde Thiere, Pflanzen, aber nach Kriegen auch die Kriegsgefangenen opferte; den Peruanern war das Verzehren der Leichname gefallener oder geopferter Feinde eine heilige Sitte. – Eine grosse Wasserfluth hatte ihr Land überschwemmt, und eben nach derselben kamen Manko Kapak und seine Gemahlin, Mama Oëllo, die Kinder der Sonne, aus einem fernen Lande an die Ufer des See's Titikaka, baueten dort die Stadt Kuzko, baueten hundert Dörfer, versammelten das übrig gebliebene Volk in denselben, und gaben diesem Gesetze und heilige Lehren, welche bis zur Ankunft der Spanier auf das Treueste bewahrt wurden. – Das höchste Wesen der späteren Peruaner hiess Pachakamak (s. d.); es war der Schöpfer alles Vorhandenen, auch Schöpfer der Sonne, und diese war nur sein sichtbarer Stellvertreter auf Erden, ihr ward daher auch göttliche Verehrung erwiesen, der Gott selbst aber war über die Opfer der Sterblichen erhaben. Auch der Mond und die Gestirne erschienen als heilige Wesen und hatten Tempel, gleich der Sonne, nur von minderer Pracht, indem in ihnen alles von Silber war, was an Verzierungen im Sonnentempel von Gold gemacht war. Auf die Himmeslichter und die durch sie geordneten Jahreszeiten bezog sich der ganze Gottesdienst der Peruaner; alle religiösen Feste waren der Sonne in ihren verschiedenen Standpunkten gewidmet. Es gab männliche und weibliche Priester; von den letztern, den Sonnenjungfrauen, zweierlei: die höhern, allein aus dem Inkastamme, mussten ihr ganzes Leben der Sonne widmen, und es waren ihrer in mehreren Klöstern bis zu 1500 versammelt; überaus heilig gehalten, mussten sie Ehre und üppigen Reichthum mit völliger Verzichtung auf irdische Liebe bezahlen; wenn eine verführt würde – hiess das harte Gesetz – sollte sie lebendig begraben, ihr Geliebter gehangen, die ganze Familie desselben und die sämmtlichen Einwohner der Stadt, welcher er angehörte, hingerichtet, und diese selbst völlig zerstört werden; doch ist in der ganzen Geschichte von Peru kein solcher Fall bekannt. Die zweite Art der Dienerinnen der Sonne lebte nicht, wie diese, in oder zunächst der Hauptstadt Kuzko, sondern in den Provinzen des Reiches, gehörte nicht dem Inkastamme an, sondern wurde aus allen Ständen gewählt; die einzigen Bedingungen ihrer Aufnahme waren: ausgezeichnete Schönheit und völlige Reinheit; aus dem Kreise dieser Jungfrauen wählten die Inka's ihre Gesellschafterinnen, denn ihnen war die Bewahrung der Keuschheit nicht zur Pflicht gemacht. – Die Pracht und der Reichthum der Tempel war unglaublich, es strotzte alles von massiven Goldmassen; der dritte Theil aller Kriegsbeute floss in den Tempelschatz und diente zur Erhaltung und Vermehrung der Pracht, so wie zur Ernährung der Priester, welche alle vom Inkastamme waren (der Oberpriester musste stets der nächste Verwandte des Königs sein). Die Opfer, welche man brachte, bestanden aus allerlei Thieren, aus deren Eingeweiden die Priester weissagten und deren Leib den Priestern gehörte, ferner in kostbaren Metallen, in Feld- und Gartenfrüchten, und endlich nach jedem Kriege in den Gefangenen. Als der grausame Pizarro nach Peru kam, wurden die unermesslichen Schätze durch die Spanier fortgeschafft, und die schönen Töchter der Inka's, die keuschen Sonnenjungfrauen, wurden eine Beute der frechen, zügellosen Krieger.


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Wo dieser Berg zu sehen sei, ist vielfach gefragt worden: der Caucasus scheint zu nahe und zu niedrig; mehr Wahrscheinlichkeit hat die Annahme für sich, nach welcher man im Himalaja das Vorbild zu der grossen Dichtung sieht, er ist selbst in Indien, in Kaschmir und in Tübet, wo man ganz nahe bei ihm ist, ein Wunderberg und das Punctum saliens aller Mährchen und Sagen. &#x2013; Die Gegenstände, Geschöpfe, Wesen betreffend, welche im Parsismus verehrt werden, so sind diese zunächst: die Erde selbst, die Berge, Albordji vorzugsweise, das Wasser, das Feuer, der Wind, die reine Thier- und Pflanzenwelt, und in dieser besonders der Hase und der Baum Hom, das Himmelsgewölbe, die Planeten, die Sterne; ferner göttliche Wesen: Mitra, Taschter, Serosch, Behram Oruazescht, Raschnerascht, der Urstier, der Urmensch oder deren Feruers; dann vorzugsweise Ormuzd, und endlich als höchstes Wesen Zarvana Akharana. &#x2013; Die Geisterwelt ist in Licht und Finsterniss getrennt, eben so die Körperwelt. Wie dort Ahriman zu schaden strebt, so auch hier; davon kommt alles Unreine, alles Böse auf der Erde; in der Körperwelt ebenfalls von Ahriman schädliche, giftige, reissende Thiere, Krankheiten, schädliche, schreckende Naturerscheinungen, der Samum, der Harmattan, die alles vernichtende Dürre kommen eben so von ihm, wie Laster und Verbrechen; selbst Wasser und Feuer hat er verunreinigt, dem erstern seine Klarheit, seine nährende Kraft genommen, das letztere brennend, rauchend gemacht. Allein diese ist ihm nicht genug, sein Hauptaugenmerk ist immer auf den Menschen gerichtet, der, von Ormuzd rein und vollkommen gut geschaffen, zum Hauptkämpfer im Heere des Lichtreiches bestimmt, immerdar von Ahriman verfolgt wird. So begann er mit dem ersten Menschenpaare, das von der verbotenen Frucht genoss und die Dews anbetete; so verfolgt er noch jetzt jeden Menschen; doch mehr poetische Gerechtigkeit, als in der mosaischen Urkunde, liegt in Zoroasters Gesetz, nach welchem die Sünde der ersten Eltern keine Erbsünde ist, indem ja die Kinder nichts dafür können, dass ihre Eltern gefehlt, noch ehe sie auf der Welt waren; jeder Mensch hat von Anbeginn der Schöpfung seinen Feruer, sein geistiges, vollkommenes Vorbild, das ihn, so wie er geboren wird, beseelt; diese Seele verlässt ihn auch wieder nach dem Tode, aber so lange sie den Körper bewohnt, ist sie als freies Wesen im Stande, nach Belieben zu wählen, das Gute oder Böse zu thun. Zu dem ersten leiten sie unwandelbare ewige Gesetze, davon die Zendbücher uns die Hauptregeln aufbehalten haben; zum Bösen verleitet Ahriman selbst, verführen seine Gehülfen in tausend lockenden Gestalten. Der Tod scheidet nun wieder Körper und Seele, und die letztere wird belohnt oder bestraft, im Verhältniss zu ihrem irdischen Leben. Die Bösen kommen in die Hölle (Duzakh), dort müssen sie verweilen, bis sie die ihrem Verbrechen angemessene Strafe überstanden, woran jedoch Opfer und Gebete und gute Thaten der Verwandten viel mindern können. In den letzten 10 Tagen jedes Jahres ist die Hölle offen und alle Seelen dürfen sie verlassen, in den ersten fünf Tagen sich bis auf drei Bogenschüsse der Erde nahen, in den letzten fünf Tagen ihre Verwandten selbst besuchen. Die erlösten Geister kehren nicht mehr in die Hölle zurück, die andern setzen jedoch dort ihre Strafzeit fort; solche, welche bis an's Ende der Welt bleiben müssen, richtet beim Weltuntergange Ormuzd. &#x2013; Diese Lehre stellte Zoroaster zur Zeit des Darius Hystaspis auf; die Magier, denen er hohes Ansehen verlieh, scheinen sie zuerst angenommen zu haben; doch bald ging sie auf das Volk über und verbreitete sich sogar auf die Nachbarvölker, so dass zur Zeit Alexanders d. Gr. die Religion des Zoroaster bereits ganz allgemein war. Sie besteht zwar noch, allein in manchen Stücken modificirt und der Zeit angepasst, ferner so sehr durch den Islam bedrängt und beschränkt, dass sie nur ganz im Stillen von sehr vereinzelt lebenden, dem alten Glauben treu gebliebenen Familien bewahrt wird; im eigentlichen Persien ist diess noch dazu am wenigsten der Fall; häufiger sind die Parsen in Indien, doch auch da sollen unter 200 Millionen Bewohnern kaum 80,000 Parsen gefunden werden. Ein hochheiliger Wallfahrtsort der indischen Parsen, Guebern genannt, zu dem sie den ungeheuern Weg unter unbeschreiblichen Mühseligkeiten vollenden, ist das Vorgebirge Baku an der Westküste des caspischen Meeres, wo sie das aus Naphtaquellen immerwährend brennende Erdfeuer besuchen, um an demselben ihre Andacht zu verrichten.«</p><lb/>
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[376/0446] welche nur Zerstörung und Verwirrung in das Reich des Lebens, des Lichtes und der Ordnung tragen, darum ist es auch ein Comet, der zuletzt den Erdbrand verursacht. – Um die Weltbeschreibung weiter zu vervollständigen, muss noch bemerkt werden, dass unter dem Urberg die eigentliche Hölle (Duzakh) liegt; um den Berg aber ruhen die sieben Theile oder Kaschwars der Erde; je näher man dem Berg Albordji wohnt, desto glücklicher und reiner ist man von Natur aus schon, weil des Berges höchste Nähe keine Unreinheit der Seele duldet. Wo dieser Berg zu sehen sei, ist vielfach gefragt worden: der Caucasus scheint zu nahe und zu niedrig; mehr Wahrscheinlichkeit hat die Annahme für sich, nach welcher man im Himalaja das Vorbild zu der grossen Dichtung sieht, er ist selbst in Indien, in Kaschmir und in Tübet, wo man ganz nahe bei ihm ist, ein Wunderberg und das Punctum saliens aller Mährchen und Sagen. – Die Gegenstände, Geschöpfe, Wesen betreffend, welche im Parsismus verehrt werden, so sind diese zunächst: die Erde selbst, die Berge, Albordji vorzugsweise, das Wasser, das Feuer, der Wind, die reine Thier- und Pflanzenwelt, und in dieser besonders der Hase und der Baum Hom, das Himmelsgewölbe, die Planeten, die Sterne; ferner göttliche Wesen: Mitra, Taschter, Serosch, Behram Oruazescht, Raschnerascht, der Urstier, der Urmensch oder deren Feruers; dann vorzugsweise Ormuzd, und endlich als höchstes Wesen Zarvana Akharana. – Die Geisterwelt ist in Licht und Finsterniss getrennt, eben so die Körperwelt. Wie dort Ahriman zu schaden strebt, so auch hier; davon kommt alles Unreine, alles Böse auf der Erde; in der Körperwelt ebenfalls von Ahriman schädliche, giftige, reissende Thiere, Krankheiten, schädliche, schreckende Naturerscheinungen, der Samum, der Harmattan, die alles vernichtende Dürre kommen eben so von ihm, wie Laster und Verbrechen; selbst Wasser und Feuer hat er verunreinigt, dem erstern seine Klarheit, seine nährende Kraft genommen, das letztere brennend, rauchend gemacht. Allein diese ist ihm nicht genug, sein Hauptaugenmerk ist immer auf den Menschen gerichtet, der, von Ormuzd rein und vollkommen gut geschaffen, zum Hauptkämpfer im Heere des Lichtreiches bestimmt, immerdar von Ahriman verfolgt wird. So begann er mit dem ersten Menschenpaare, das von der verbotenen Frucht genoss und die Dews anbetete; so verfolgt er noch jetzt jeden Menschen; doch mehr poetische Gerechtigkeit, als in der mosaischen Urkunde, liegt in Zoroasters Gesetz, nach welchem die Sünde der ersten Eltern keine Erbsünde ist, indem ja die Kinder nichts dafür können, dass ihre Eltern gefehlt, noch ehe sie auf der Welt waren; jeder Mensch hat von Anbeginn der Schöpfung seinen Feruer, sein geistiges, vollkommenes Vorbild, das ihn, so wie er geboren wird, beseelt; diese Seele verlässt ihn auch wieder nach dem Tode, aber so lange sie den Körper bewohnt, ist sie als freies Wesen im Stande, nach Belieben zu wählen, das Gute oder Böse zu thun. Zu dem ersten leiten sie unwandelbare ewige Gesetze, davon die Zendbücher uns die Hauptregeln aufbehalten haben; zum Bösen verleitet Ahriman selbst, verführen seine Gehülfen in tausend lockenden Gestalten. Der Tod scheidet nun wieder Körper und Seele, und die letztere wird belohnt oder bestraft, im Verhältniss zu ihrem irdischen Leben. Die Bösen kommen in die Hölle (Duzakh), dort müssen sie verweilen, bis sie die ihrem Verbrechen angemessene Strafe überstanden, woran jedoch Opfer und Gebete und gute Thaten der Verwandten viel mindern können. In den letzten 10 Tagen jedes Jahres ist die Hölle offen und alle Seelen dürfen sie verlassen, in den ersten fünf Tagen sich bis auf drei Bogenschüsse der Erde nahen, in den letzten fünf Tagen ihre Verwandten selbst besuchen. Die erlösten Geister kehren nicht mehr in die Hölle zurück, die andern setzen jedoch dort ihre Strafzeit fort; solche, welche bis an's Ende der Welt bleiben müssen, richtet beim Weltuntergange Ormuzd. – Diese Lehre stellte Zoroaster zur Zeit des Darius Hystaspis auf; die Magier, denen er hohes Ansehen verlieh, scheinen sie zuerst angenommen zu haben; doch bald ging sie auf das Volk über und verbreitete sich sogar auf die Nachbarvölker, so dass zur Zeit Alexanders d. Gr. die Religion des Zoroaster bereits ganz allgemein war. Sie besteht zwar noch, allein in manchen Stücken modificirt und der Zeit angepasst, ferner so sehr durch den Islam bedrängt und beschränkt, dass sie nur ganz im Stillen von sehr vereinzelt lebenden, dem alten Glauben treu gebliebenen Familien bewahrt wird; im eigentlichen Persien ist diess noch dazu am wenigsten der Fall; häufiger sind die Parsen in Indien, doch auch da sollen unter 200 Millionen Bewohnern kaum 80,000 Parsen gefunden werden. Ein hochheiliger Wallfahrtsort der indischen Parsen, Guebern genannt, zu dem sie den ungeheuern Weg unter unbeschreiblichen Mühseligkeiten vollenden, ist das Vorgebirge Baku an der Westküste des caspischen Meeres, wo sie das aus Naphtaquellen immerwährend brennende Erdfeuer besuchen, um an demselben ihre Andacht zu verrichten.« Pertunda (Röm. M.), die Göttin, welche dem neu vermählten jungen Manne den Sieg über die Braut verschaffen sollte. Peruanische Religion. In frühesten Zeiten scheinen die Bewohner des Reiches Peru, welches Manko Kapak, der erste Inka, als sein Reich antrat, dem gröbsten Fetischismus ergeben gewesen zu sein. Sie hatten nur Eine höchste Gottheit, die Mutter Aller, Mama Kocha, welcher man wilde Thiere, Pflanzen, aber nach Kriegen auch die Kriegsgefangenen opferte; den Peruanern war das Verzehren der Leichname gefallener oder geopferter Feinde eine heilige Sitte. – Eine grosse Wasserfluth hatte ihr Land überschwemmt, und eben nach derselben kamen Manko Kapak und seine Gemahlin, Mama Oëllo, die Kinder der Sonne, aus einem fernen Lande an die Ufer des See's Titikaka, baueten dort die Stadt Kuzko, baueten hundert Dörfer, versammelten das übrig gebliebene Volk in denselben, und gaben diesem Gesetze und heilige Lehren, welche bis zur Ankunft der Spanier auf das Treueste bewahrt wurden. – Das höchste Wesen der späteren Peruaner hiess Pachakamak (s. d.); es war der Schöpfer alles Vorhandenen, auch Schöpfer der Sonne, und diese war nur sein sichtbarer Stellvertreter auf Erden, ihr ward daher auch göttliche Verehrung erwiesen, der Gott selbst aber war über die Opfer der Sterblichen erhaben. Auch der Mond und die Gestirne erschienen als heilige Wesen und hatten Tempel, gleich der Sonne, nur von minderer Pracht, indem in ihnen alles von Silber war, was an Verzierungen im Sonnentempel von Gold gemacht war. Auf die Himmeslichter und die durch sie geordneten Jahreszeiten bezog sich der ganze Gottesdienst der Peruaner; alle religiösen Feste waren der Sonne in ihren verschiedenen Standpunkten gewidmet. Es gab männliche und weibliche Priester; von den letztern, den Sonnenjungfrauen, zweierlei: die höhern, allein aus dem Inkastamme, mussten ihr ganzes Leben der Sonne widmen, und es waren ihrer in mehreren Klöstern bis zu 1500 versammelt; überaus heilig gehalten, mussten sie Ehre und üppigen Reichthum mit völliger Verzichtung auf irdische Liebe bezahlen; wenn eine verführt würde – hiess das harte Gesetz – sollte sie lebendig begraben, ihr Geliebter gehangen, die ganze Familie desselben und die sämmtlichen Einwohner der Stadt, welcher er angehörte, hingerichtet, und diese selbst völlig zerstört werden; doch ist in der ganzen Geschichte von Peru kein solcher Fall bekannt. Die zweite Art der Dienerinnen der Sonne lebte nicht, wie diese, in oder zunächst der Hauptstadt Kuzko, sondern in den Provinzen des Reiches, gehörte nicht dem Inkastamme an, sondern wurde aus allen Ständen gewählt; die einzigen Bedingungen ihrer Aufnahme waren: ausgezeichnete Schönheit und völlige Reinheit; aus dem Kreise dieser Jungfrauen wählten die Inka's ihre Gesellschafterinnen, denn ihnen war die Bewahrung der Keuschheit nicht zur Pflicht gemacht. – Die Pracht und der Reichthum der Tempel war unglaublich, es strotzte alles von massiven Goldmassen; der dritte Theil aller Kriegsbeute floss in den Tempelschatz und diente zur Erhaltung und Vermehrung der Pracht, so wie zur Ernährung der Priester, welche alle vom Inkastamme waren (der Oberpriester musste stets der nächste Verwandte des Königs sein). Die Opfer, welche man brachte, bestanden aus allerlei Thieren, aus deren Eingeweiden die Priester weissagten und deren Leib den Priestern gehörte, ferner in kostbaren Metallen, in Feld- und Gartenfrüchten, und endlich nach jedem Kriege in den Gefangenen. Als der grausame Pizarro nach Peru kam, wurden die unermesslichen Schätze durch die Spanier fortgeschafft, und die schönen Töchter der Inka's, die keuschen Sonnenjungfrauen, wurden eine Beute der frechen, zügellosen Krieger.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/446>, abgerufen am 21.11.2024.