Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.Naglfari, s. Not. Nagusana (Kalmück. Rel.), ein Gott des zweiten Ranges; er wird mit gekreuzten Beinen sitzend und ganz nackt dargestellt, bis auf einen leichten Schleier, der ihm um die Schultern und um den Arm hängt; in der linken Hand hält er ein Buch. Er ist ein wohlthätiger Gott, welcher keinen Kummer sehen kann; in seinem Leben musste er dessen so viel und so tief empfinden, und verstand ihn mit so vieler Kraft zu ertragen, dass er dadurch verdiente, unter die Götter versetzt zu werden. Vor seinem Ende zog er sich in das Dunkel der Wälder zurück, in denen er als Einsiedler lebte. Des Trostes Bedürftige rufen ihn um Beistand an. Najaden (Gr. M.), Nymphen der Flüsse und Quellen, wie Nereiden Meernymphen sind; gewöhnlich werden sie als junge, schöne Mädchen, oft auch in Gesellschaft von Flussgöttern, dargestellt. Nain (Nord. M.), einer von den vielen Zwergen der Odinreligion; er gehörte zu den aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwergen. Nair (Nord. M.), nächtliche Gespenster, Seelen Verstorbener, welche die ihnen Angehörigen besuchten; der Ruf des Verkündigers des Morgens scheuchte sie zurück in ihr Schattenreich. Nal, s. Naal. Nal und Nil (Ind. M.), zwei Heerführer in den Schaaren, welche mit Rama (Wischnu in der achten Verkörperung) nach Ceylon zogen. Sie waren Beide mit einer besondern Kraft begabt; nicht nur konnten sie auf dem Wasser schwimmen; ohne unterzugehen, sondern sie vermochten dieselbe Eigenschaft auch Allem mitzutheilen, was sie berührten; so warfen sie mächtige Felsblöcke auf das Meer zwischen Indien und Ceylon, und bildeten die berühmte Ramabrücke (von den Portugiesen Adamsbrücke genannt), auf welcher Bama mit seinem Affenheer hinüberzog. Nalu (Ind. M.), fabelhafter Beherrscher von Bischadha, beglückt durch die Liebe eines edeln, engelschönen Mädchens, Damajanti, der Tochter des Königs Bima, welche selbst Götter, die sich um ihre Hand bewarben, ausschlug, um sich mit dem Geliebten vereinen zu können. Die böse Göttin Kali störte das Glück der Liebenden, indem sie N. zum Würfelspiel verführte, worin er Alles verlor, was er besass, worauf er in eine Wildniss flüchten musste, wohin ihm seine Gattin folgte; nach langer Prüfungszeit schenkten die Götter Beiden alle frühere Grösse und Herrlichkeit wieder. Nam ca taje chiece und Nam sce taje chiece (Lamaismus), zwei Welten der körperlosen Geister (Lahen), in denen dieselben in stetem Glück leben, die Menschen bemitleidend, welche zum Leben auf der Erde verurtheilt sind. Nana (Phryg. M.), Tochter des phrygischen Königs Sangarius. Durch einen Granatapfel, den sie in ihren Schooss genommen, befruchtet, ward sie Mutter des Atys, des Geliebten der Cybele. Nanda (Ind. M.), Krischna's Pflegevater, ein Heerdenbesitzer unfern Agra, bei welchem Rodni, die erste Gattin von Krischna's Vater, wohnte. Seine Gattin, Ysodha, vertauschte ihre neugeborne Tochter gegen den neugebornen, allen Verfolgungen ausgesetzten Krischna, und erzog ihn glücklich. Nandana (Ind. M.), der prächtige Garten des indischen Sonnengottes, der Ort alter Freuden, wahrscheinlich mit einem andern N., dem Garten des Buddha Sa Kreia, identisch. Eine Blume von der Grösse eines Wagenrades, vom lieblichsten Dufte, von der üppigsten Farbenpracht, dient den reizenden Jungfrauen dieses Gartens, den schönen, blühenden Nats, zum Hauptschmuck. Nandi (Ind. M.), der Stier, auf welchem Schiwa reitet; er soll ein Sinnbild der göttlichen Gerechtigkeit sein. Wesshalb es gerade ein Stier sein muss (von welchem uns weder edle noch unedle Eigenschaften bekannt sind, die solchen Namen rechtfertigen), wissen wir nicht, allein er ist in Indien so heilig, dass nur die verächtlichen, niedern Kasten Rindfleisch essen dürfen, die höheren würden sich eines gräulichen Vergehens schuldig wähnen. Nandigessuren (Ind. M.), ein Günstling des Gottes Schiwa, welcher den Dakscha (s. d.) verfluchte, weil er Schiwa beleidigt hatte. Naeni oder Nenia (Röm. M.), die Göttin der Trauer. Bei Begräbnissen wurden ihr Opfer gebracht, und sie gab den Trauerliedern ihren Namen. Nanna (Nord. M.), des schönen Baldur schöne Gattin, welche sich bei seinem Leichenbegängniss mit ihm verbrennen liess, und nun in Helheim den Thron mit ihm theilt. Nant-e-na, bei den nordamericanischen Völkerschaften überhaupt die geistigen (göttlichen) Bewohner aller Naturgegenstände und Erscheinungen; der Regenbogen und die Steine, der Sturm und die Wälder, die dieser niederbricht, das Meer und das Feuer haben solche Geister zu Beherrschern, welche im Singular Okki, im Plural aber N. heissen. Napaeae (Gr. M.), Nymphen der Wald-Thäler. Narada (Ind. M.), eines der höchsten Wesen, welche je geschaffen wurden; einer der zehn berühmten göttlichen Altväter oder Rischi's; er ist stets mit dem Wohl der Welt beschäftigt, und will, wenn er auch Uebles zu thun oder zu unterstützen scheint, doch immer nur das Gute. Narajana, (Ind. M.), theils Beiname des höchsten Gottes überhaupt, theils eine der vielen Verkörperungen Wischnu's, in welcher er als heiliger Büsser, in der Gestalt zweier Brüder, Nar und Narrein, in der Wüste ein beschauliches Leben führt, welches ihm die höchsten Vollkommenheiten erwirbt. Dorthin kam ein Fig. 229. Narcaea (Gr. M.), Beiname der Minerva in Elis. Narcaeus, s. Physcoa. Narcissus (Gr. M.), Sohn des Cephissus und der Liriope, also göttlichem Stamme entsprossen, Abkömmling eines Flussgottes und einer Nymphe, war so schön als kaltsinnig, was seine Mutter um seine Zukunft besorgt machte; sie frug Tiresias, und dieser sagte, er würde lange leben, wenn er sich nicht selbst kennen lernte. Diess räthselhafte Orakel wusste Niemand zu lösen; endlich entwickelte sich die verborgene Deutung. Durstig von der Jagd heimkehrend, beugte er sich über einen klaren Quell, sah darin sein Bild und entbrannte auf's Heftigste zu Liebe zu demselben, es nicht für ein Phantom, sondern für einen wirklichen Gegenstand haltend, bis er an seinen Waffen und seiner Kleidung sich selbst erkannte, und sich nun in unfruchtbarem Gram und thörichter Liebe verzehrte, wie einst aus Liebe zu ihm sich die holdeste der Nymphen, Echo, verzehrt hatte, so dass von ihr nichts als die Stimme übrig war. N. ward Naglfari, s. Not. Nagusana (Kalmück. Rel.), ein Gott des zweiten Ranges; er wird mit gekreuzten Beinen sitzend und ganz nackt dargestellt, bis auf einen leichten Schleier, der ihm um die Schultern und um den Arm hängt; in der linken Hand hält er ein Buch. Er ist ein wohlthätiger Gott, welcher keinen Kummer sehen kann; in seinem Leben musste er dessen so viel und so tief empfinden, und verstand ihn mit so vieler Kraft zu ertragen, dass er dadurch verdiente, unter die Götter versetzt zu werden. Vor seinem Ende zog er sich in das Dunkel der Wälder zurück, in denen er als Einsiedler lebte. Des Trostes Bedürftige rufen ihn um Beistand an. Najaden (Gr. M.), Nymphen der Flüsse und Quellen, wie Nereïden Meernymphen sind; gewöhnlich werden sie als junge, schöne Mädchen, oft auch in Gesellschaft von Flussgöttern, dargestellt. Nain (Nord. M.), einer von den vielen Zwergen der Odinreligion; er gehörte zu den aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwergen. Nair (Nord. M.), nächtliche Gespenster, Seelen Verstorbener, welche die ihnen Angehörigen besuchten; der Ruf des Verkündigers des Morgens scheuchte sie zurück in ihr Schattenreich. Nal, s. Naal. Nal und Nil (Ind. M.), zwei Heerführer in den Schaaren, welche mit Rama (Wischnu in der achten Verkörperung) nach Ceylon zogen. Sie waren Beide mit einer besondern Kraft begabt; nicht nur konnten sie auf dem Wasser schwimmen; ohne unterzugehen, sondern sie vermochten dieselbe Eigenschaft auch Allem mitzutheilen, was sie berührten; so warfen sie mächtige Felsblöcke auf das Meer zwischen Indien und Ceylon, und bildeten die berühmte Ramabrücke (von den Portugiesen Adamsbrücke genannt), auf welcher Bama mit seinem Affenheer hinüberzog. Nalu (Ind. M.), fabelhafter Beherrscher von Bischadha, beglückt durch die Liebe eines edeln, engelschönen Mädchens, Damajanti, der Tochter des Königs Bima, welche selbst Götter, die sich um ihre Hand bewarben, ausschlug, um sich mit dem Geliebten vereinen zu können. Die böse Göttin Kali störte das Glück der Liebenden, indem sie N. zum Würfelspiel verführte, worin er Alles verlor, was er besass, worauf er in eine Wildniss flüchten musste, wohin ihm seine Gattin folgte; nach langer Prüfungszeit schenkten die Götter Beiden alle frühere Grösse und Herrlichkeit wieder. Nam ca taje chiece und Nam sce taje chiece (Lamaismus), zwei Welten der körperlosen Geister (Lahen), in denen dieselben in stetem Glück leben, die Menschen bemitleidend, welche zum Leben auf der Erde verurtheilt sind. Nana (Phryg. M.), Tochter des phrygischen Königs Sangarius. Durch einen Granatapfel, den sie in ihren Schooss genommen, befruchtet, ward sie Mutter des Atys, des Geliebten der Cybele. Nanda (Ind. M.), Krischna's Pflegevater, ein Heerdenbesitzer unfern Agra, bei welchem Rodni, die erste Gattin von Krischna's Vater, wohnte. Seine Gattin, Ysodha, vertauschte ihre neugeborne Tochter gegen den neugebornen, allen Verfolgungen ausgesetzten Krischna, und erzog ihn glücklich. Nandana (Ind. M.), der prächtige Garten des indischen Sonnengottes, der Ort alter Freuden, wahrscheinlich mit einem andern N., dem Garten des Buddha Sa Kreia, identisch. Eine Blume von der Grösse eines Wagenrades, vom lieblichsten Dufte, von der üppigsten Farbenpracht, dient den reizenden Jungfrauen dieses Gartens, den schönen, blühenden Nats, zum Hauptschmuck. Nandi (Ind. M.), der Stier, auf welchem Schiwa reitet; er soll ein Sinnbild der göttlichen Gerechtigkeit sein. Wesshalb es gerade ein Stier sein muss (von welchem uns weder edle noch unedle Eigenschaften bekannt sind, die solchen Namen rechtfertigen), wissen wir nicht, allein er ist in Indien so heilig, dass nur die verächtlichen, niedern Kasten Rindfleisch essen dürfen, die höheren würden sich eines gräulichen Vergehens schuldig wähnen. Nandigessuren (Ind. M.), ein Günstling des Gottes Schiwa, welcher den Dakscha (s. d.) verfluchte, weil er Schiwa beleidigt hatte. Naeni oder Nenia (Röm. M.), die Göttin der Trauer. Bei Begräbnissen wurden ihr Opfer gebracht, und sie gab den Trauerliedern ihren Namen. Nanna (Nord. M.), des schönen Baldur schöne Gattin, welche sich bei seinem Leichenbegängniss mit ihm verbrennen liess, und nun in Helheim den Thron mit ihm theilt. Nant-e-na, bei den nordamericanischen Völkerschaften überhaupt die geistigen (göttlichen) Bewohner aller Naturgegenstände und Erscheinungen; der Regenbogen und die Steine, der Sturm und die Wälder, die dieser niederbricht, das Meer und das Feuer haben solche Geister zu Beherrschern, welche im Singular Okki, im Plural aber N. heissen. Napaeae (Gr. M.), Nymphen der Wald-Thäler. Narada (Ind. M.), eines der höchsten Wesen, welche je geschaffen wurden; einer der zehn berühmten göttlichen Altväter oder Rischi's; er ist stets mit dem Wohl der Welt beschäftigt, und will, wenn er auch Uebles zu thun oder zu unterstützen scheint, doch immer nur das Gute. Narajana, (Ind. M.), theils Beiname des höchsten Gottes überhaupt, theils eine der vielen Verkörperungen Wischnu's, in welcher er als heiliger Büsser, in der Gestalt zweier Brüder, Nar und Narrein, in der Wüste ein beschauliches Leben führt, welches ihm die höchsten Vollkommenheiten erwirbt. Dorthin kam ein Fig. 229. Narcaea (Gr. M.), Beiname der Minerva in Elis. Narcaeus, s. Physcoa. Narcissus (Gr. M.), Sohn des Cephissus und der Liriope, also göttlichem Stamme entsprossen, Abkömmling eines Flussgottes und einer Nymphe, war so schön als kaltsinnig, was seine Mutter um seine Zukunft besorgt machte; sie frug Tiresias, und dieser sagte, er würde lange leben, wenn er sich nicht selbst kennen lernte. Diess räthselhafte Orakel wusste Niemand zu lösen; endlich entwickelte sich die verborgene Deutung. Durstig von der Jagd heimkehrend, beugte er sich über einen klaren Quell, sah darin sein Bild und entbrannte auf's Heftigste zu Liebe zu demselben, es nicht für ein Phantom, sondern für einen wirklichen Gegenstand haltend, bis er an seinen Waffen und seiner Kleidung sich selbst erkannte, und sich nun in unfruchtbarem Gram und thörichter Liebe verzehrte, wie einst aus Liebe zu ihm sich die holdeste der Nymphen, Echo, verzehrt hatte, so dass von ihr nichts als die Stimme übrig war. N. ward <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0413" n="343"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Naglfari</hi>, s. <hi rendition="#g">Not</hi>.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Nagusana</hi> (Kalmück. Rel.), ein Gott des zweiten Ranges; er wird mit gekreuzten Beinen sitzend und ganz nackt dargestellt, bis auf einen leichten Schleier, der ihm um die Schultern und um den Arm hängt; in der linken Hand hält er ein Buch. 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Die böse Göttin Kali störte das Glück der Liebenden, indem sie N. zum Würfelspiel verführte, worin er Alles verlor, was er besass, worauf er in eine Wildniss flüchten musste, wohin ihm seine Gattin folgte; nach langer Prüfungszeit schenkten die Götter Beiden alle frühere Grösse und Herrlichkeit wieder.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Nam ca taje chiece</hi> und <hi rendition="#b">Nam sce taje chiece</hi> (Lamaismus), zwei Welten der körperlosen Geister (Lahen), in denen dieselben in stetem Glück leben, die Menschen bemitleidend, welche zum Leben auf der Erde verurtheilt sind.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Nana</hi> (Phryg. M.), Tochter des phrygischen Königs Sangarius. Durch einen Granatapfel, den sie in ihren Schooss genommen, befruchtet, ward sie Mutter des Atys, des Geliebten der Cybele.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Nanda</hi> (Ind. 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Durstig von der Jagd heimkehrend, beugte er sich über einen klaren Quell, sah darin sein Bild und entbrannte auf's Heftigste zu Liebe zu demselben, es nicht für ein Phantom, sondern für einen wirklichen Gegenstand haltend, bis er an seinen Waffen und seiner Kleidung sich selbst erkannte, und sich nun in unfruchtbarem Gram und thörichter Liebe verzehrte, wie einst aus Liebe zu ihm sich die holdeste der Nymphen, Echo, verzehrt hatte, so dass von ihr nichts als die Stimme übrig war. N. ward </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [343/0413]
Naglfari, s. Not.
Nagusana (Kalmück. Rel.), ein Gott des zweiten Ranges; er wird mit gekreuzten Beinen sitzend und ganz nackt dargestellt, bis auf einen leichten Schleier, der ihm um die Schultern und um den Arm hängt; in der linken Hand hält er ein Buch. Er ist ein wohlthätiger Gott, welcher keinen Kummer sehen kann; in seinem Leben musste er dessen so viel und so tief empfinden, und verstand ihn mit so vieler Kraft zu ertragen, dass er dadurch verdiente, unter die Götter versetzt zu werden. Vor seinem Ende zog er sich in das Dunkel der Wälder zurück, in denen er als Einsiedler lebte. Des Trostes Bedürftige rufen ihn um Beistand an.
Najaden (Gr. M.), Nymphen der Flüsse und Quellen, wie Nereïden Meernymphen sind; gewöhnlich werden sie als junge, schöne Mädchen, oft auch in Gesellschaft von Flussgöttern, dargestellt.
Nain (Nord. M.), einer von den vielen Zwergen der Odinreligion; er gehörte zu den aus Erde geschaffenen, in der Erde wohnenden Zwergen.
Nair (Nord. M.), nächtliche Gespenster, Seelen Verstorbener, welche die ihnen Angehörigen besuchten; der Ruf des Verkündigers des Morgens scheuchte sie zurück in ihr Schattenreich.
Nal, s. Naal.
Nal und Nil (Ind. M.), zwei Heerführer in den Schaaren, welche mit Rama (Wischnu in der achten Verkörperung) nach Ceylon zogen. Sie waren Beide mit einer besondern Kraft begabt; nicht nur konnten sie auf dem Wasser schwimmen; ohne unterzugehen, sondern sie vermochten dieselbe Eigenschaft auch Allem mitzutheilen, was sie berührten; so warfen sie mächtige Felsblöcke auf das Meer zwischen Indien und Ceylon, und bildeten die berühmte Ramabrücke (von den Portugiesen Adamsbrücke genannt), auf welcher Bama mit seinem Affenheer hinüberzog.
Nalu (Ind. M.), fabelhafter Beherrscher von Bischadha, beglückt durch die Liebe eines edeln, engelschönen Mädchens, Damajanti, der Tochter des Königs Bima, welche selbst Götter, die sich um ihre Hand bewarben, ausschlug, um sich mit dem Geliebten vereinen zu können. Die böse Göttin Kali störte das Glück der Liebenden, indem sie N. zum Würfelspiel verführte, worin er Alles verlor, was er besass, worauf er in eine Wildniss flüchten musste, wohin ihm seine Gattin folgte; nach langer Prüfungszeit schenkten die Götter Beiden alle frühere Grösse und Herrlichkeit wieder.
Nam ca taje chiece und Nam sce taje chiece (Lamaismus), zwei Welten der körperlosen Geister (Lahen), in denen dieselben in stetem Glück leben, die Menschen bemitleidend, welche zum Leben auf der Erde verurtheilt sind.
Nana (Phryg. M.), Tochter des phrygischen Königs Sangarius. Durch einen Granatapfel, den sie in ihren Schooss genommen, befruchtet, ward sie Mutter des Atys, des Geliebten der Cybele.
Nanda (Ind. M.), Krischna's Pflegevater, ein Heerdenbesitzer unfern Agra, bei welchem Rodni, die erste Gattin von Krischna's Vater, wohnte. Seine Gattin, Ysodha, vertauschte ihre neugeborne Tochter gegen den neugebornen, allen Verfolgungen ausgesetzten Krischna, und erzog ihn glücklich.
Nandana (Ind. M.), der prächtige Garten des indischen Sonnengottes, der Ort alter Freuden, wahrscheinlich mit einem andern N., dem Garten des Buddha Sa Kreia, identisch. Eine Blume von der Grösse eines Wagenrades, vom lieblichsten Dufte, von der üppigsten Farbenpracht, dient den reizenden Jungfrauen dieses Gartens, den schönen, blühenden Nats, zum Hauptschmuck.
Nandi (Ind. M.), der Stier, auf welchem Schiwa reitet; er soll ein Sinnbild der göttlichen Gerechtigkeit sein. Wesshalb es gerade ein Stier sein muss (von welchem uns weder edle noch unedle Eigenschaften bekannt sind, die solchen Namen rechtfertigen), wissen wir nicht, allein er ist in Indien so heilig, dass nur die verächtlichen, niedern Kasten Rindfleisch essen dürfen, die höheren würden sich eines gräulichen Vergehens schuldig wähnen.
Nandigessuren (Ind. M.), ein Günstling des Gottes Schiwa, welcher den Dakscha (s. d.) verfluchte, weil er Schiwa beleidigt hatte.
Naeni oder Nenia (Röm. M.), die Göttin der Trauer. Bei Begräbnissen wurden ihr Opfer gebracht, und sie gab den Trauerliedern ihren Namen.
Nanna (Nord. M.), des schönen Baldur schöne Gattin, welche sich bei seinem Leichenbegängniss mit ihm verbrennen liess, und nun in Helheim den Thron mit ihm theilt.
Nant-e-na, bei den nordamericanischen Völkerschaften überhaupt die geistigen (göttlichen) Bewohner aller Naturgegenstände und Erscheinungen; der Regenbogen und die Steine, der Sturm und die Wälder, die dieser niederbricht, das Meer und das Feuer haben solche Geister zu Beherrschern, welche im Singular Okki, im Plural aber N. heissen.
Napaeae (Gr. M.), Nymphen der Wald-Thäler.
Narada (Ind. M.), eines der höchsten Wesen, welche je geschaffen wurden; einer der zehn berühmten göttlichen Altväter oder Rischi's; er ist stets mit dem Wohl der Welt beschäftigt, und will, wenn er auch Uebles zu thun oder zu unterstützen scheint, doch immer nur das Gute.
Narajana, (Ind. M.), theils Beiname des höchsten Gottes überhaupt, theils eine der vielen Verkörperungen Wischnu's, in welcher er als heiliger Büsser, in der Gestalt zweier Brüder, Nar und Narrein, in der Wüste ein beschauliches Leben führt, welches ihm die höchsten Vollkommenheiten erwirbt. Dorthin kam ein
[Abbildung Fig. 229.
]
mächtiger indischer Fürst, ward mit seinem Gefolge, vermöge des Gebetes, von N. köstlich bewirthet, glaubte aber nicht, dass dieses durch die Heiligkeit der Gastgeber, sondern dadurch, dass sie das Wunderkleinod Paru's besitzen, möglich gewesen, und wollte sie zwingen, ihm dasselbe herauszugeben; ein Heer ward gegen sie gesandt, ihr Zorn vernichtete dasselbe bis auf achtzehn Schaaren; um auch diese zu vertilgen, schwang sich N. (d. h. die beiden Brüder) in die Luft, und ward in der Gestalt des Krischna und des Artschunen wiedergeboren; der Krieg der Kuru's und Pandu's beginnt, und die verdammten achtzehn Schaaren werden getödtet. Eine Abbildung des N. siehe vorstehend.
Narcaea (Gr. M.), Beiname der Minerva in Elis.
Narcaeus, s. Physcoa.
Narcissus (Gr. M.), Sohn des Cephissus und der Liriope, also göttlichem Stamme entsprossen, Abkömmling eines Flussgottes und einer Nymphe, war so schön als kaltsinnig, was seine Mutter um seine Zukunft besorgt machte; sie frug Tiresias, und dieser sagte, er würde lange leben, wenn er sich nicht selbst kennen lernte. Diess räthselhafte Orakel wusste Niemand zu lösen; endlich entwickelte sich die verborgene Deutung. Durstig von der Jagd heimkehrend, beugte er sich über einen klaren Quell, sah darin sein Bild und entbrannte auf's Heftigste zu Liebe zu demselben, es nicht für ein Phantom, sondern für einen wirklichen Gegenstand haltend, bis er an seinen Waffen und seiner Kleidung sich selbst erkannte, und sich nun in unfruchtbarem Gram und thörichter Liebe verzehrte, wie einst aus Liebe zu ihm sich die holdeste der Nymphen, Echo, verzehrt hatte, so dass von ihr nichts als die Stimme übrig war. N. ward
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