Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite


Fig. 218.

Menetus (Gr. M.), ein fabelhafter König in Thessalien, Vater der Antianira, welche ein geheimes Liebesverständniss mit Mercur hatte. Als der Vater die Folgen desselben entdeckte, verstiess er sein Kind. Antianira gebar dem Mercur den Echion und Eurytus, Beide Theilnehmer an dem Argonautenzuge.


Meni (Jüd. M.), ein Götzenbild der Israeliten; man vermuthet, dass es irgend eine Schicksalsgottheit vorgestellt habe.


Menja, s. Grotta.


Menippides (Gr. M.), Sohn des Hercules, von Entedide, einer der fünfzig Töchter des Thespius.


Menoeceus (Gr. M.), 1) Vater der unglücklichen Jocaste (Mutter des Oedipus), und des Creon. - 2) M., Sohn des Creon, welcher, durch die Prophezeihung des Sehers Tiresias bewogen, sich selbst den Tod gab, um den Thebanern den Sieg zu verschaffen, welcher bei dem Kriege gegen die sieben Helden sehr zweifelhaft war.


Menoetes (Gr. M.), der Steuermann des Schiffes, das Gyas befehligte, als Aeneas in Sicilien feierliche Spiele anstellte, bei denen auch vier Schiffe um die Wette ruderten. M. steuerte furchtsam auf das Meer hinaus, statt die nähere, doch gefahrvollere Bahn am Strande zu verfolgen, wesshalb ihn Gyas in's Meer stürzte; er rettete sich auf eine Klippe.


Menoetius (Gr. M.), 1) Sohn des Iapetus und der Oceanide Asia; Jupiter tödtete ihn mit einem Donnerkeil, weil er mit den Titanen gegen die Olympier focht. - 2) M., hütete die Rinder des Hades, als Hercules kam, um die des Geryon hinwegzutreiben; er meldete es dem Geryon, wesshalb der Heros ihn hasste, und da er ihn später im Orcus traf, als er den Cerberus auf die Oberwelt holte, rang er mit ihm, brach ihm einige Rippen entzwei, und würde ihn getödtet haben, hätte nicht Proserpina für ihn gebeten. - 3) M., Argonaut und Vater des Patroclus, Halbbruder des Aeacus, mit dem er dieselbe Mutter, Aegina, hatte, während des Aeacus Vater Jupiter, der seine aber Actor war. Er war ein vertrauter Freund des Hercules, und soll ihm zuerst als einem Heros geopfert haben.


Mens (Röm. M.), der personificirte Verstand.


Mentes (Gr. M.), Gastfreund des Laertes, in dessen Gestalt Minerva erschien, um dem Telemach Nachricht von seines Vaters Ulysses Leben zu bringen. In derselben Gestalt beredete Minerva den Jüngling zur Reise nach Sparta.


Menthe oder Minthe (Griech. M.), eine cocytische Nymphe, Geliebte des Pluto, ward von der eifersüchtigen Gattin des Gottes in eine Krausmünzpflanze verwandelt.


Mentor (Gr. M.), Sohn des Alcimus, und Freund des Ulysses; seine Gestalt nahm Minerva an, um Telemach auf seiner Fahrt zu dem sandigen Pylos zu geleiten. Fenelon in seinem Telemaque hat diesen Charakter auf jede Weise ausgeschmückt, und von ihm erst schreibt sich der Gebrauch der sprüchwörtlichen Redensart, "ein weiser M.", für einen klugen Führer und Rathgeber her.


Menu, der Gesetzgeber Indiens, Sohn der Sonne, ein Waiwaswata, mit dem Zunamen Satyawrata, und zu seiner Zeit ereignete sich die grosse Ueberschwemmung. Das erste Purana, welches Bhagawat genannt wird, erzählt dieses Ereigniss, jedoch sehr poetisch ausgeschmückt. Die Engländer halten Nuh und M. für denselben Namen, und in Folge dessen M. für Noah. Ein uraltes Buch, älter als Bhagawat - es führt den Namen Suayambhuwa Menu - ist nicht von M. selbst geschrieben, sondern von Bhrighu, einem heiligen Manne oder Halbgott, welcher in demselben den Menschen offenbarte, was M. ihm und andern Heiligen auf seine Bitte erzählt hatte. - M. ist übrigens auch eine grosse Zeitepoche der Indier, welche in ihre mystischen Rechnungen auf das Innigste verwebt ist: die Menschwerdungen oder Awatara's nehmen nach den vier Zeitaltern ab: vier davon fallen in die erste, drei in die zweite, zwei in die dritte, und eine in die vierte Epoche. Diese letzte wird jetzt noch erwartet, in ihr wird Wischnu seine zehnte Sichtbarwerdung feiern, als weisses Himmelsross erscheinen, die Erde durch einander treten, und sie zur Wiedergeburt vorbereiten. Die vier Epochen werden auch in der Zahl der Jahre, in der geometrischen Progression von 4, 3, 2, 1, kleiner, wie die Menschwerdungen in derselben Art abnehmen, und alle vier fassen die Zahl von 4,320,000 Jahren in sich; diese Zahl 72mal genommen, also 311,040,000 ist die Regierungszeit eines M., und 14 solcher Regierungen machen einen Tag des Brama, wovon seit der Erschaffung der Welt erst 50 verflossen sind: 217,730,000,000 - Zweimalhunderttausend Millionen Jahre. - Bhagwat Geeta gibt eine andere Berechnung: nach diesem Buch besteht ein Tag des Brama aus tausend Umwälzungen aller Jugs, also 4320 Millionen Jahre; ihm folgt eine eben so lange Nacht. In beiden Berechnungen nimmt man die Bemühung wahr, Zeit und Ewigkeit in eine Annäherung zu bringen, wiewohl es sich doch gleich als unstatthaft zeigen sollte. Ein solcher Tag des Brama nach unserem Massstabe zu Jahren aufgehäuft, und dann über alle Lebensdauer, zu vielen Millionen, Billionen und Centillionen vermehrt, gibt uns doch nur eine endliche Zahl, welche sich zur Ewigkeit verhält wie 0 zu 1.


Menuthis (Gr.-ägypt. M.), eine Wassergöttin, und, wie die Griechen sagen, Gattin des Steuermanns des Menelaus, Canobus, welcher in Aegypten gestorben und von den Einwohnern des Landes göttlich verehrt worden sein soll. Auch M. erhielt in Alexandrien einen Tempel.


Menys (Gr. M.), Vater der Pedias, der Gemahlin des Cranaus, in Attica herrschend; während seiner Regierung soll die deucalionische Fluth hereingebrochen sein.


Meon (Gr. M.), König in Phrygien, vermählt mit Dindyme, welche ihm Cybele geboren haben soll. Man erzählt, dass Letztere, den Atys liebend, sich ihm ergeben habe, und dass M., da er die Folgen ihres Fehltritts wahrnahm, den Verführer ermorden und seinen Leichnam den wilden Thieren vorwerfen liess.


Mephitis (Alt-ital. M.), eine Göttin, welche zu Cremona und am Fluss Amsanctus im Hirpiner-Lande einen



Fig. 218.

Menetus (Gr. M.), ein fabelhafter König in Thessalien, Vater der Antianira, welche ein geheimes Liebesverständniss mit Mercur hatte. Als der Vater die Folgen desselben entdeckte, verstiess er sein Kind. Antianira gebar dem Mercur den Echion und Eurytus, Beide Theilnehmer an dem Argonautenzuge.


Meni (Jüd. M.), ein Götzenbild der Israeliten; man vermuthet, dass es irgend eine Schicksalsgottheit vorgestellt habe.


Menja, s. Grotta.


Menippides (Gr. M.), Sohn des Hercules, von Entedide, einer der fünfzig Töchter des Thespius.


Menoeceus (Gr. M.), 1) Vater der unglücklichen Jocaste (Mutter des Oedipus), und des Creon. – 2) M., Sohn des Creon, welcher, durch die Prophezeihung des Sehers Tiresias bewogen, sich selbst den Tod gab, um den Thebanern den Sieg zu verschaffen, welcher bei dem Kriege gegen die sieben Helden sehr zweifelhaft war.


Menoetes (Gr. M.), der Steuermann des Schiffes, das Gyas befehligte, als Aeneas in Sicilien feierliche Spiele anstellte, bei denen auch vier Schiffe um die Wette ruderten. M. steuerte furchtsam auf das Meer hinaus, statt die nähere, doch gefahrvollere Bahn am Strande zu verfolgen, wesshalb ihn Gyas in's Meer stürzte; er rettete sich auf eine Klippe.


Menoetius (Gr. M.), 1) Sohn des Iapetus und der Oceanide Asia; Jupiter tödtete ihn mit einem Donnerkeil, weil er mit den Titanen gegen die Olympier focht. – 2) M., hütete die Rinder des Hades, als Hercules kam, um die des Geryon hinwegzutreiben; er meldete es dem Geryon, wesshalb der Heros ihn hasste, und da er ihn später im Orcus traf, als er den Cerberus auf die Oberwelt holte, rang er mit ihm, brach ihm einige Rippen entzwei, und würde ihn getödtet haben, hätte nicht Proserpina für ihn gebeten. – 3) M., Argonaut und Vater des Patroclus, Halbbruder des Aeacus, mit dem er dieselbe Mutter, Aegina, hatte, während des Aeacus Vater Jupiter, der seine aber Actor war. Er war ein vertrauter Freund des Hercules, und soll ihm zuerst als einem Heros geopfert haben.


Mens (Röm. M.), der personificirte Verstand.


Mentes (Gr. M.), Gastfreund des Laërtes, in dessen Gestalt Minerva erschien, um dem Telemach Nachricht von seines Vaters Ulysses Leben zu bringen. In derselben Gestalt beredete Minerva den Jüngling zur Reise nach Sparta.


Menthe oder Minthe (Griech. M.), eine cocytische Nymphe, Geliebte des Pluto, ward von der eifersüchtigen Gattin des Gottes in eine Krausmünzpflanze verwandelt.


Mentor (Gr. M.), Sohn des Alcimus, und Freund des Ulysses; seine Gestalt nahm Minerva an, um Telemach auf seiner Fahrt zu dem sandigen Pylos zu geleiten. Fenelon in seinem Telemaque hat diesen Charakter auf jede Weise ausgeschmückt, und von ihm erst schreibt sich der Gebrauch der sprüchwörtlichen Redensart, »ein weiser M.«, für einen klugen Führer und Rathgeber her.


Menu, der Gesetzgeber Indiens, Sohn der Sonne, ein Waiwaswata, mit dem Zunamen Satyawrata, und zu seiner Zeit ereignete sich die grosse Ueberschwemmung. Das erste Purana, welches Bhagawat genannt wird, erzählt dieses Ereigniss, jedoch sehr poetisch ausgeschmückt. Die Engländer halten Nuh und M. für denselben Namen, und in Folge dessen M. für Noah. Ein uraltes Buch, älter als Bhagawat – es führt den Namen Suayambhuwa Menu – ist nicht von M. selbst geschrieben, sondern von Bhrighu, einem heiligen Manne oder Halbgott, welcher in demselben den Menschen offenbarte, was M. ihm und andern Heiligen auf seine Bitte erzählt hatte. – M. ist übrigens auch eine grosse Zeitepoche der Indier, welche in ihre mystischen Rechnungen auf das Innigste verwebt ist: die Menschwerdungen oder Awatara's nehmen nach den vier Zeitaltern ab: vier davon fallen in die erste, drei in die zweite, zwei in die dritte, und eine in die vierte Epoche. Diese letzte wird jetzt noch erwartet, in ihr wird Wischnu seine zehnte Sichtbarwerdung feiern, als weisses Himmelsross erscheinen, die Erde durch einander treten, und sie zur Wiedergeburt vorbereiten. Die vier Epochen werden auch in der Zahl der Jahre, in der geometrischen Progression von 4, 3, 2, 1, kleiner, wie die Menschwerdungen in derselben Art abnehmen, und alle vier fassen die Zahl von 4,320,000 Jahren in sich; diese Zahl 72mal genommen, also 311,040,000 ist die Regierungszeit eines M., und 14 solcher Regierungen machen einen Tag des Brama, wovon seit der Erschaffung der Welt erst 50 verflossen sind: 217,730,000,000 – Zweimalhunderttausend Millionen Jahre. – Bhagwat Geeta gibt eine andere Berechnung: nach diesem Buch besteht ein Tag des Brama aus tausend Umwälzungen aller Jugs, also 4320 Millionen Jahre; ihm folgt eine eben so lange Nacht. In beiden Berechnungen nimmt man die Bemühung wahr, Zeit und Ewigkeit in eine Annäherung zu bringen, wiewohl es sich doch gleich als unstatthaft zeigen sollte. Ein solcher Tag des Brama nach unserem Massstabe zu Jahren aufgehäuft, und dann über alle Lebensdauer, zu vielen Millionen, Billionen und Centillionen vermehrt, gibt uns doch nur eine endliche Zahl, welche sich zur Ewigkeit verhält wie 0 zu 1.


Menuthis (Gr.-ägypt. M.), eine Wassergöttin, und, wie die Griechen sagen, Gattin des Steuermanns des Menelaus, Canobus, welcher in Aegypten gestorben und von den Einwohnern des Landes göttlich verehrt worden sein soll. Auch M. erhielt in Alexandrien einen Tempel.


Menys (Gr. M.), Vater der Pedias, der Gemahlin des Cranaus, in Attica herrschend; während seiner Regierung soll die deucalionische Fluth hereingebrochen sein.


Meon (Gr. M.), König in Phrygien, vermählt mit Dindyme, welche ihm Cybele geboren haben soll. Man erzählt, dass Letztere, den Atys liebend, sich ihm ergeben habe, und dass M., da er die Folgen ihres Fehltritts wahrnahm, den Verführer ermorden und seinen Leichnam den wilden Thieren vorwerfen liess.


Mephitis (Alt-ital. M.), eine Göttin, welche zu Cremona und am Fluss Amsanctus im Hirpiner-Lande einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0401" n="331"/>
          <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0218.jpg" rendition="#c">
            <head>Fig. 218.</head><lb/>
          </figure>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menetus</hi> (Gr. M.), ein fabelhafter König in Thessalien, Vater der Antianira, welche ein geheimes Liebesverständniss mit Mercur hatte. Als der Vater die Folgen desselben entdeckte, verstiess er sein Kind. Antianira gebar dem Mercur den Echion und Eurytus, Beide Theilnehmer an dem Argonautenzuge.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Meni</hi> (Jüd. M.), ein Götzenbild der Israeliten; man vermuthet, dass es irgend eine Schicksalsgottheit vorgestellt habe.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menja</hi>, s. <hi rendition="#g">Grotta</hi>.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menippides</hi> (Gr. M.), Sohn des Hercules, von Entedide, einer der fünfzig Töchter des Thespius.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menoeceus</hi> (Gr. M.), 1) Vater der unglücklichen Jocaste (Mutter des Oedipus), und des Creon. &#x2013; 2) M., Sohn des Creon, welcher, durch die Prophezeihung des Sehers Tiresias bewogen, sich selbst den Tod gab, um den Thebanern den Sieg zu verschaffen, welcher bei dem Kriege gegen die sieben Helden sehr zweifelhaft war.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menoetes</hi> (Gr. M.), der Steuermann des Schiffes, das Gyas befehligte, als Aeneas in Sicilien feierliche Spiele anstellte, bei denen auch vier Schiffe um die Wette ruderten. M. steuerte furchtsam auf das Meer hinaus, statt die nähere, doch gefahrvollere Bahn am Strande zu verfolgen, wesshalb ihn Gyas in's Meer stürzte; er rettete sich auf eine Klippe.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menoetius</hi> (Gr. M.), 1) Sohn des Iapetus und der Oceanide Asia; Jupiter tödtete ihn mit einem Donnerkeil, weil er mit den Titanen gegen die Olympier focht. &#x2013; 2) M., hütete die Rinder des Hades, als Hercules kam, um die des Geryon hinwegzutreiben; er meldete es dem Geryon, wesshalb der Heros ihn hasste, und da er ihn später im Orcus traf, als er den Cerberus auf die Oberwelt holte, rang er mit ihm, brach ihm einige Rippen entzwei, und würde ihn getödtet haben, hätte nicht Proserpina für ihn gebeten. &#x2013; 3) M., Argonaut und Vater des Patroclus, Halbbruder des Aeacus, mit dem er dieselbe Mutter, Aegina, hatte, während des Aeacus Vater Jupiter, der seine aber Actor war. Er war ein vertrauter Freund des Hercules, und soll ihm zuerst als einem Heros geopfert haben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Mens</hi> (Röm. M.), der personificirte Verstand.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Mentes</hi> (Gr. M.), Gastfreund des Laërtes, in dessen Gestalt Minerva erschien, um dem Telemach Nachricht von seines Vaters Ulysses Leben zu bringen. In derselben Gestalt beredete Minerva den Jüngling zur Reise nach Sparta.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menthe</hi> oder <hi rendition="#b">Minthe</hi> (Griech. M.), eine cocytische Nymphe, Geliebte des Pluto, ward von der eifersüchtigen Gattin des Gottes in eine Krausmünzpflanze verwandelt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Mentor</hi> (Gr. M.), Sohn des Alcimus, und Freund des Ulysses; seine Gestalt nahm Minerva an, um Telemach auf seiner Fahrt zu dem sandigen Pylos zu geleiten. Fenelon in seinem Telemaque hat diesen Charakter auf jede Weise ausgeschmückt, und von ihm erst schreibt sich der Gebrauch der sprüchwörtlichen Redensart, »ein weiser M.«, für einen klugen Führer und Rathgeber her.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menu</hi>, der Gesetzgeber Indiens, Sohn der Sonne, ein Waiwaswata, mit dem Zunamen Satyawrata, und zu seiner Zeit ereignete sich die grosse Ueberschwemmung. Das erste Purana, welches Bhagawat genannt wird, erzählt dieses Ereigniss, jedoch sehr poetisch ausgeschmückt. Die Engländer halten Nuh und M. für denselben Namen, und in Folge dessen M. für Noah. Ein uraltes Buch, älter als Bhagawat &#x2013; es führt den Namen Suayambhuwa Menu &#x2013; ist nicht von M. selbst geschrieben, sondern von Bhrighu, einem heiligen Manne oder Halbgott, welcher in demselben den Menschen offenbarte, was M. ihm und andern Heiligen auf seine Bitte erzählt hatte. &#x2013; M. ist übrigens auch eine grosse Zeitepoche der Indier, welche in ihre mystischen Rechnungen auf das Innigste verwebt ist: die Menschwerdungen oder Awatara's nehmen nach den vier Zeitaltern ab: vier davon fallen in die erste, drei in die zweite, zwei in die dritte, und eine in die vierte Epoche. Diese letzte wird jetzt noch erwartet, in ihr wird Wischnu seine zehnte Sichtbarwerdung feiern, als weisses Himmelsross erscheinen, die Erde durch einander treten, und sie zur Wiedergeburt vorbereiten. Die vier Epochen werden auch in der Zahl der Jahre, in der geometrischen Progression von 4, 3, 2, 1, kleiner, wie die Menschwerdungen in derselben Art abnehmen, und alle vier fassen die Zahl von 4,320,000 Jahren in sich; diese Zahl 72mal genommen, also 311,040,000 ist die Regierungszeit eines M., und 14 solcher Regierungen machen einen Tag des Brama, wovon seit der Erschaffung der Welt erst 50 verflossen sind: 217,730,000,000 &#x2013; Zweimalhunderttausend Millionen Jahre. &#x2013; Bhagwat Geeta gibt eine andere Berechnung: nach diesem Buch besteht ein Tag des Brama aus tausend Umwälzungen aller Jugs, also 4320 Millionen Jahre; ihm folgt eine eben so lange Nacht. In beiden Berechnungen nimmt man die Bemühung wahr, Zeit und Ewigkeit in eine Annäherung zu bringen, wiewohl es sich doch gleich als unstatthaft zeigen sollte. Ein solcher Tag des Brama nach unserem Massstabe zu Jahren aufgehäuft, und dann über alle Lebensdauer, zu vielen Millionen, Billionen und Centillionen vermehrt, gibt uns doch nur eine endliche Zahl, welche sich zur Ewigkeit verhält wie 0 zu 1.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menuthis</hi> (Gr.-ägypt. M.), eine Wassergöttin, und, wie die Griechen sagen, Gattin des Steuermanns des Menelaus, Canobus, welcher in Aegypten gestorben und von den Einwohnern des Landes göttlich verehrt worden sein soll. Auch M. erhielt in Alexandrien einen Tempel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menys</hi> (Gr. M.), Vater der Pedias, der Gemahlin des Cranaus, in Attica herrschend; während seiner Regierung soll die deucalionische Fluth hereingebrochen sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Meon</hi> (Gr. M.), König in Phrygien, vermählt mit Dindyme, welche ihm Cybele geboren haben soll. Man erzählt, dass Letztere, den Atys liebend, sich ihm ergeben habe, und dass M., da er die Folgen ihres Fehltritts wahrnahm, den Verführer ermorden und seinen Leichnam den wilden Thieren vorwerfen liess.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Mephitis</hi> (Alt-ital. M.), eine Göttin, welche zu Cremona und am Fluss Amsanctus im Hirpiner-Lande einen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0401] [Abbildung Fig. 218. ] Menetus (Gr. M.), ein fabelhafter König in Thessalien, Vater der Antianira, welche ein geheimes Liebesverständniss mit Mercur hatte. Als der Vater die Folgen desselben entdeckte, verstiess er sein Kind. Antianira gebar dem Mercur den Echion und Eurytus, Beide Theilnehmer an dem Argonautenzuge. Meni (Jüd. M.), ein Götzenbild der Israeliten; man vermuthet, dass es irgend eine Schicksalsgottheit vorgestellt habe. Menja, s. Grotta. Menippides (Gr. M.), Sohn des Hercules, von Entedide, einer der fünfzig Töchter des Thespius. Menoeceus (Gr. M.), 1) Vater der unglücklichen Jocaste (Mutter des Oedipus), und des Creon. – 2) M., Sohn des Creon, welcher, durch die Prophezeihung des Sehers Tiresias bewogen, sich selbst den Tod gab, um den Thebanern den Sieg zu verschaffen, welcher bei dem Kriege gegen die sieben Helden sehr zweifelhaft war. Menoetes (Gr. M.), der Steuermann des Schiffes, das Gyas befehligte, als Aeneas in Sicilien feierliche Spiele anstellte, bei denen auch vier Schiffe um die Wette ruderten. M. steuerte furchtsam auf das Meer hinaus, statt die nähere, doch gefahrvollere Bahn am Strande zu verfolgen, wesshalb ihn Gyas in's Meer stürzte; er rettete sich auf eine Klippe. Menoetius (Gr. M.), 1) Sohn des Iapetus und der Oceanide Asia; Jupiter tödtete ihn mit einem Donnerkeil, weil er mit den Titanen gegen die Olympier focht. – 2) M., hütete die Rinder des Hades, als Hercules kam, um die des Geryon hinwegzutreiben; er meldete es dem Geryon, wesshalb der Heros ihn hasste, und da er ihn später im Orcus traf, als er den Cerberus auf die Oberwelt holte, rang er mit ihm, brach ihm einige Rippen entzwei, und würde ihn getödtet haben, hätte nicht Proserpina für ihn gebeten. – 3) M., Argonaut und Vater des Patroclus, Halbbruder des Aeacus, mit dem er dieselbe Mutter, Aegina, hatte, während des Aeacus Vater Jupiter, der seine aber Actor war. Er war ein vertrauter Freund des Hercules, und soll ihm zuerst als einem Heros geopfert haben. Mens (Röm. M.), der personificirte Verstand. Mentes (Gr. M.), Gastfreund des Laërtes, in dessen Gestalt Minerva erschien, um dem Telemach Nachricht von seines Vaters Ulysses Leben zu bringen. In derselben Gestalt beredete Minerva den Jüngling zur Reise nach Sparta. Menthe oder Minthe (Griech. M.), eine cocytische Nymphe, Geliebte des Pluto, ward von der eifersüchtigen Gattin des Gottes in eine Krausmünzpflanze verwandelt. Mentor (Gr. M.), Sohn des Alcimus, und Freund des Ulysses; seine Gestalt nahm Minerva an, um Telemach auf seiner Fahrt zu dem sandigen Pylos zu geleiten. Fenelon in seinem Telemaque hat diesen Charakter auf jede Weise ausgeschmückt, und von ihm erst schreibt sich der Gebrauch der sprüchwörtlichen Redensart, »ein weiser M.«, für einen klugen Führer und Rathgeber her. Menu, der Gesetzgeber Indiens, Sohn der Sonne, ein Waiwaswata, mit dem Zunamen Satyawrata, und zu seiner Zeit ereignete sich die grosse Ueberschwemmung. Das erste Purana, welches Bhagawat genannt wird, erzählt dieses Ereigniss, jedoch sehr poetisch ausgeschmückt. Die Engländer halten Nuh und M. für denselben Namen, und in Folge dessen M. für Noah. Ein uraltes Buch, älter als Bhagawat – es führt den Namen Suayambhuwa Menu – ist nicht von M. selbst geschrieben, sondern von Bhrighu, einem heiligen Manne oder Halbgott, welcher in demselben den Menschen offenbarte, was M. ihm und andern Heiligen auf seine Bitte erzählt hatte. – M. ist übrigens auch eine grosse Zeitepoche der Indier, welche in ihre mystischen Rechnungen auf das Innigste verwebt ist: die Menschwerdungen oder Awatara's nehmen nach den vier Zeitaltern ab: vier davon fallen in die erste, drei in die zweite, zwei in die dritte, und eine in die vierte Epoche. Diese letzte wird jetzt noch erwartet, in ihr wird Wischnu seine zehnte Sichtbarwerdung feiern, als weisses Himmelsross erscheinen, die Erde durch einander treten, und sie zur Wiedergeburt vorbereiten. Die vier Epochen werden auch in der Zahl der Jahre, in der geometrischen Progression von 4, 3, 2, 1, kleiner, wie die Menschwerdungen in derselben Art abnehmen, und alle vier fassen die Zahl von 4,320,000 Jahren in sich; diese Zahl 72mal genommen, also 311,040,000 ist die Regierungszeit eines M., und 14 solcher Regierungen machen einen Tag des Brama, wovon seit der Erschaffung der Welt erst 50 verflossen sind: 217,730,000,000 – Zweimalhunderttausend Millionen Jahre. – Bhagwat Geeta gibt eine andere Berechnung: nach diesem Buch besteht ein Tag des Brama aus tausend Umwälzungen aller Jugs, also 4320 Millionen Jahre; ihm folgt eine eben so lange Nacht. In beiden Berechnungen nimmt man die Bemühung wahr, Zeit und Ewigkeit in eine Annäherung zu bringen, wiewohl es sich doch gleich als unstatthaft zeigen sollte. Ein solcher Tag des Brama nach unserem Massstabe zu Jahren aufgehäuft, und dann über alle Lebensdauer, zu vielen Millionen, Billionen und Centillionen vermehrt, gibt uns doch nur eine endliche Zahl, welche sich zur Ewigkeit verhält wie 0 zu 1. Menuthis (Gr.-ägypt. M.), eine Wassergöttin, und, wie die Griechen sagen, Gattin des Steuermanns des Menelaus, Canobus, welcher in Aegypten gestorben und von den Einwohnern des Landes göttlich verehrt worden sein soll. Auch M. erhielt in Alexandrien einen Tempel. Menys (Gr. M.), Vater der Pedias, der Gemahlin des Cranaus, in Attica herrschend; während seiner Regierung soll die deucalionische Fluth hereingebrochen sein. Meon (Gr. M.), König in Phrygien, vermählt mit Dindyme, welche ihm Cybele geboren haben soll. Man erzählt, dass Letztere, den Atys liebend, sich ihm ergeben habe, und dass M., da er die Folgen ihres Fehltritts wahrnahm, den Verführer ermorden und seinen Leichnam den wilden Thieren vorwerfen liess. Mephitis (Alt-ital. M.), eine Göttin, welche zu Cremona und am Fluss Amsanctus im Hirpiner-Lande einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/401
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/401>, abgerufen am 22.12.2024.