Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.Bewegung und bevölkerte das Meer mit Fischen, indem er grosse und kleine Maniokwurzelstücke hineinwarf, die sich in Meeresbewohner verwandelten; woher die Landthiere kamen, weiss man nicht anzugeben, die Menschen aber entstanden aus dem Nabel jenes Louguo, welcher die Erde als erster Mensch bewohnte, nach seinem Tode wieder auferstand und sich in jene bessere himmlische Welt zurückzog. - Die Menschen verschlimmerten sich nach und nach, so dass sie endlich von den Göttern gehasst wurden, und weil diese keine Opfer mehr bekamen, schickten sie eine gewaltige Wasserfluth über die Welt, wodurch der grösste Theil der K. umkam, und nur wenige sich in Kähnen retten konnten. Die ersten Menschen lebten sehr lange, ja, einige derselben, welche sich verdient gemacht hatten, ewig, indem sie in Sterne verwandelt wurden; allein nach der Sündfluth lebten Alle sehr elend, bis auf die Klagen eines alten Mannes ein Gott sich vom Himmel herabliess und ihn lehrte, mit den spitzen Steinen, welche am Meeresufer liegen, Holz zu fällen, sich Wohnungen zu bauen, die Maniokwurzel auszuziehen und, obgleich sie giftig ist, sie zu wohlschmeckenden, unschädlichen und nahrhaften Speisen zu bereiten, seit welcher Zeit die K. ein glückliches Leben führen, indem ihnen nichts mehr fehlt. Doch hoffen sie, dass es ihnen in dem obern Himmel, auf der dort befindlichen Erde, noch besser gehen wird, dass sie dort bessere Häuser, mehr Nahrung, mehr Frauen, keine Arbeit, keine Krankheiten, wohl aber ein ununterbrochenes Wohlleben haben werden. - Die K. verehrten Sonne und Mond, und das Erdbeben ist ihnen stets Veranlassung zu mehrtägigen Festen, denn diese furchtbarste aller Naturerscheinungen für den Bewohner fester Städte hat wenig Schreckliches für den, dessen Haus aus fünf dünnen Stecken, mit Baumblättern überdeckt, besteht; ihm stürzt kein Thurm, keine Kirche, kein Palast ein; so betrachten auch die K. das Erdbeben bloss als eine Mahnung an's Tanzen; die Erde nämlich hat sich bewegt, um sie zu erinnern, dass Bewegung der Gesundheit nöthig sei, und so folgen sie dann diesem Wink. - Sie bringen den Göttern nur selten Opfer, indem sie sagen, dass diese ihrer nicht bedürften; nur dem bösen Gott, welcher die Europäer geschaffen hat, schenken sie die Erstlinge der Früchte eines selbst gepflanzten Baumes. Unsittlichkeit und Goldgier machen ihnen die weissen fremden Menschen verächtlich; sie halten dieselben für Kinder eines bösen Meergeistes, welche mit ihrem Lande, d. h. den Schiffen, auf denen sie wohnen, aus der Tiefe des Meeres heraufsteigen, um sie zu quälen zu berauben, und aus ihrem Lande zu verjagen. Kare (Nord. M.), zu den fornjotischen Göttern gehörig: die Luft, ein Sohn des Fornjoter. Kare's Sohn war Jökul (Eis), dessen Sohn Snär (Schnee). Karenz (Slav. M.), die uralte, längst untergegangene heilige Stadt auf der Insel Rügen, dort, wo jetzt die Stadt Garz liegt. Die mächtigsten Gottheiten der alten Wenden, Rugiwit, Porewit und Porenut hatten daselbst einen grossen, überaus heilig gehaltenen Tempel, welcher in einer weiten Umzäunung stand, die nur die Priester betreten durften. Die Tempelwände waren von Purpur, das Dach von Schindeln, der gewöhnlichen nordischen Bedachung. Rugiwits Bildniss soll so ungeheuer gewesen sein, dass die Schwalben, ohne es zu entstellen, in seinem Angesichte Nester baueten. Das Heldengedicht Arkona von Furchau beschreibt Stadt und Tempel im eilften Gesange. Kare-Patrepandaron (Ind. M.), Indische Büsser, Bettler vom Braminen-Orden, welche sich ewiges Stillschweigen auferlegt haben. Ganz unbekleidet, nur mit der Braminenschnur, welche bei ihnen gewöhnlich aus einer Schlangenhaut besteht, über der Schulter, sitzen sie unter den Lianenbäumen, und gehen nur, wann das Bedürfniss sie treibt, in ein Haus, wo sie durch Zusammenschlagen der Hände ihre Anwesenheit kund thun; alsbald wird ihnen das Beste gegeben, was der Besitzer des Hauses hat, denn ein solcher bettelnder Bramine ist mehr als ein Gott, das Haus also durch seinen Besuch hoch geehrt. Der Bettler empfängt die Speisen auf dem Handteller, und muss von diesem, ohne irgend ein anderes Werkzeug, sie verzehren: davon der Name, welcher aus Hand und Teller zusammengesetzt ist. Karewit, ein Gott der Wenden, mit Rugiwit zu einem Bilde vereinigt, in Rhetra angebetet. Er ward mit vier männlichen und zwei weiblichen Gesichtern dargestellt und soll einen Löwenhopf auf der Brust gehabt haben. Man stellte diesen K. auch gesondert von den ihn begleitenden Gottheiten vor; dann erschien er ganz unbekleidet und trug einen Kopf mit zwei Gesichtern, von Strahlen umgeben; die Brust trug ein Ochsenhaupt, der Bauch einen Hahnenkopf. Kartamen (Ind. M.), einer von den zehn grossen Göttern oder Altvätern, welche Brama zeugte, dadurch, dass er sein Angesicht verzog. Er ward vermählt mit Dewagdi, einer Tochter des Suajambhu und der Sadadrubai. Sie gebar ihm neun Töchter zugleich, welche an die neun übrigen Altväter vermählt wurden; ein zehntes Kind derselben und des K. war ein Sohn, Kabiler; dieser war Wischnu selbst in einer Verkörperung. Er ward überaus fromm, ein wahrer Heiliger, und unterwies seine Mutter in der Frömmigkeit, wesshalb diese sich in tiefe Einsamkeit zurückzog, und durch ihn den Grad von Seligkeit erlangte, welcher sie von der Notwendigkeit der Wiedergeburt auf dieser Welt befreite. Kartiawertschunen (Ind. M.), ein mächtiger König der Riesen oder Rakschasa, welcher in die Geschichte der alle Wünsche erfüllenden Wunderkuh Kamdewa tief verflochten ist. Er kam zu Dschamadagai, dem Besitzer dieser trefflichen Kuh, und ward von diesem auf das Köstlichste bewirthet. K. (nach anderen Mythen heisst er Schawkawser und ist König von Ayadhya) verlangt die Kuh, und da er dieselbe nicht empfängt, entwendet er sie, oder überzieht mit einem mächtigen Heere den armen Einsiedler, der jedoch durch seine Wunderkuh Alles, folglich auch noch grössere Heere erhält, als K. hat. Nun sendet er seinen Sohn Parasu Rama, welcher bei Schiwa erzogen worden, in die Residenz des bösen Riesenkönigs, um den Ueberfall zu rächen. Jener geht mit einer mächtigen Keule dahin, erschlägt den Riesen, trotz seiner tausend Arme, und zerpflügt ihn mit einer Pflugschar, so dass aus den Knochen ganze Berge entstehen, und kehrt, befriedigt durch das gelungene Werk, heim. Die Söhne des Riesen wollen ihren Vater rächen, und erschlagen den Braminen Dschamadagai, worauf der grosse Held, der ihren Vater besiegt, sie alle 16,000 tödtete, ihr Reich aber (die Küste Malabar) unter seine Familie vertheilte. Kartikeya (Ind. M.), Sohn des Gottes Schiwa und seiner Gattin Parwati, welcher von dem Stern Kartiga erzogen und desshalb wie oben genannt wurde. Die Geschichte der Geburt dieses mächtigen Helden füllt einen bedeutenden Theil des Heldengedichts Ramayana, und bietet, kurz zusammengefasst, Folgendes: Gauga und Uma waren zwei Töchter des Himawai (des Königs aller Berge) und der Mera (Tochter des Meru); die ältere war die Gemahlin aller Götter, Uma aber hatte den einen mächtigen Gott Rudra (Schiwa in der Gestalt des blutigen Rächers, des Zerstörers) zum Gatten. Obwohl sie so schön war, dass Rudra hundert Götterjahre oder 36,000 gewöhnliche Jahre in ihrer Umarmung zubrachte, so erfreute sie den Gott doch nicht mit Nachkommen, und die übrigen Götter fürchteten, dass die Erde entvölkert werden würde; da durchströmte auf ihr Bitten Schiwa's (Rudra's) Kraft das ganze Weltall. Es entstand das grosse, weisse (Schnee-) Gebirge, ganz von Zucker (die Indier kennen kein Eis), mit einem Walde, von demselben Stoffe glänzend; in diesem ward K. von Ganga oder Parwati geboren, und sogleich erhoben sich von Millionen Wesen Gebete zu Schiwa und Ganga. Die Sterne, welche die Constellationen des Mondes bildeten, die Kartiga's, nahmen sich des Kindes an und erzogen und nährten dasselbe; weil es von diesen in seinen Geburtshüllen aufgenommen wurde, hiess es auch Skanda. Da es gewaschen war, glänzte es wie die Sonne, und ward alsbald von den Göttern insgesammt zum Anführer des Götterheeres ernannt. Die sechs Kartiga's (Nymphen, welche man für die sechs mit blossen Augen sichtbaren Sterne des Hyadenheeres, oder für die Jahreszeiten des Aequatorialjahres hält) säugten das Kind, welches sechs Köpfe erhielt und bald so stark wurde, dass es den Riesen Sura Parpma mitten von einander spaltete, aus dessen einer Hälfte ein Pfau, aus der andern aber ein Hahn entstand. K. wird überaus hoch geehrt, und hat von seinen Eigenschaften verschiedene Beinamen, als: der sich schnell Bewegende, der grosse Feldherr, der sechsfach sehende Gott u. a.; auch hat er viele Tempel, welche jederzeit neben seinem Bilde noch die seine Gattinnen aufstellen. Er ist der Kriegsgott der Indier. Bewegung und bevölkerte das Meer mit Fischen, indem er grosse und kleine Maniokwurzelstücke hineinwarf, die sich in Meeresbewohner verwandelten; woher die Landthiere kamen, weiss man nicht anzugeben, die Menschen aber entstanden aus dem Nabel jenes Louguo, welcher die Erde als erster Mensch bewohnte, nach seinem Tode wieder auferstand und sich in jene bessere himmlische Welt zurückzog. – Die Menschen verschlimmerten sich nach und nach, so dass sie endlich von den Göttern gehasst wurden, und weil diese keine Opfer mehr bekamen, schickten sie eine gewaltige Wasserfluth über die Welt, wodurch der grösste Theil der K. umkam, und nur wenige sich in Kähnen retten konnten. Die ersten Menschen lebten sehr lange, ja, einige derselben, welche sich verdient gemacht hatten, ewig, indem sie in Sterne verwandelt wurden; allein nach der Sündfluth lebten Alle sehr elend, bis auf die Klagen eines alten Mannes ein Gott sich vom Himmel herabliess und ihn lehrte, mit den spitzen Steinen, welche am Meeresufer liegen, Holz zu fällen, sich Wohnungen zu bauen, die Maniokwurzel auszuziehen und, obgleich sie giftig ist, sie zu wohlschmeckenden, unschädlichen und nahrhaften Speisen zu bereiten, seit welcher Zeit die K. ein glückliches Leben führen, indem ihnen nichts mehr fehlt. Doch hoffen sie, dass es ihnen in dem obern Himmel, auf der dort befindlichen Erde, noch besser gehen wird, dass sie dort bessere Häuser, mehr Nahrung, mehr Frauen, keine Arbeit, keine Krankheiten, wohl aber ein ununterbrochenes Wohlleben haben werden. – Die K. verehrten Sonne und Mond, und das Erdbeben ist ihnen stets Veranlassung zu mehrtägigen Festen, denn diese furchtbarste aller Naturerscheinungen für den Bewohner fester Städte hat wenig Schreckliches für den, dessen Haus aus fünf dünnen Stecken, mit Baumblättern überdeckt, besteht; ihm stürzt kein Thurm, keine Kirche, kein Palast ein; so betrachten auch die K. das Erdbeben bloss als eine Mahnung an's Tanzen; die Erde nämlich hat sich bewegt, um sie zu erinnern, dass Bewegung der Gesundheit nöthig sei, und so folgen sie dann diesem Wink. – Sie bringen den Göttern nur selten Opfer, indem sie sagen, dass diese ihrer nicht bedürften; nur dem bösen Gott, welcher die Europäer geschaffen hat, schenken sie die Erstlinge der Früchte eines selbst gepflanzten Baumes. Unsittlichkeit und Goldgier machen ihnen die weissen fremden Menschen verächtlich; sie halten dieselben für Kinder eines bösen Meergeistes, welche mit ihrem Lande, d. h. den Schiffen, auf denen sie wohnen, aus der Tiefe des Meeres heraufsteigen, um sie zu quälen zu berauben, und aus ihrem Lande zu verjagen. Kare (Nord. M.), zu den fornjotischen Göttern gehörig: die Luft, ein Sohn des Fornjoter. Kare's Sohn war Jökul (Eis), dessen Sohn Snär (Schnee). Karenz (Slav. M.), die uralte, längst untergegangene heilige Stadt auf der Insel Rügen, dort, wo jetzt die Stadt Garz liegt. Die mächtigsten Gottheiten der alten Wenden, Rugiwit, Porewit und Porenut hatten daselbst einen grossen, überaus heilig gehaltenen Tempel, welcher in einer weiten Umzäunung stand, die nur die Priester betreten durften. Die Tempelwände waren von Purpur, das Dach von Schindeln, der gewöhnlichen nordischen Bedachung. Rugiwits Bildniss soll so ungeheuer gewesen sein, dass die Schwalben, ohne es zu entstellen, in seinem Angesichte Nester baueten. Das Heldengedicht Arkona von Furchau beschreibt Stadt und Tempel im eilften Gesange. Kare-Patrepandaron (Ind. M.), Indische Büsser, Bettler vom Braminen-Orden, welche sich ewiges Stillschweigen auferlegt haben. Ganz unbekleidet, nur mit der Braminenschnur, welche bei ihnen gewöhnlich aus einer Schlangenhaut besteht, über der Schulter, sitzen sie unter den Lianenbäumen, und gehen nur, wann das Bedürfniss sie treibt, in ein Haus, wo sie durch Zusammenschlagen der Hände ihre Anwesenheit kund thun; alsbald wird ihnen das Beste gegeben, was der Besitzer des Hauses hat, denn ein solcher bettelnder Bramine ist mehr als ein Gott, das Haus also durch seinen Besuch hoch geehrt. Der Bettler empfängt die Speisen auf dem Handteller, und muss von diesem, ohne irgend ein anderes Werkzeug, sie verzehren: davon der Name, welcher aus Hand und Teller zusammengesetzt ist. Karewit, ein Gott der Wenden, mit Rugiwit zu einem Bilde vereinigt, in Rhetra angebetet. Er ward mit vier männlichen und zwei weiblichen Gesichtern dargestellt und soll einen Löwenhopf auf der Brust gehabt haben. Man stellte diesen K. auch gesondert von den ihn begleitenden Gottheiten vor; dann erschien er ganz unbekleidet und trug einen Kopf mit zwei Gesichtern, von Strahlen umgeben; die Brust trug ein Ochsenhaupt, der Bauch einen Hahnenkopf. Kartamen (Ind. M.), einer von den zehn grossen Göttern oder Altvätern, welche Brama zeugte, dadurch, dass er sein Angesicht verzog. Er ward vermählt mit Dewagdi, einer Tochter des Suajambhu und der Sadadrubai. Sie gebar ihm neun Töchter zugleich, welche an die neun übrigen Altväter vermählt wurden; ein zehntes Kind derselben und des K. war ein Sohn, Kabiler; dieser war Wischnu selbst in einer Verkörperung. Er ward überaus fromm, ein wahrer Heiliger, und unterwies seine Mutter in der Frömmigkeit, wesshalb diese sich in tiefe Einsamkeit zurückzog, und durch ihn den Grad von Seligkeit erlangte, welcher sie von der Notwendigkeit der Wiedergeburt auf dieser Welt befreite. Kartiawertschunen (Ind. M.), ein mächtiger König der Riesen oder Rakschasa, welcher in die Geschichte der alle Wünsche erfüllenden Wunderkuh Kamdewa tief verflochten ist. Er kam zu Dschamadagai, dem Besitzer dieser trefflichen Kuh, und ward von diesem auf das Köstlichste bewirthet. K. (nach anderen Mythen heisst er Schawkawser und ist König von Ayadhya) verlangt die Kuh, und da er dieselbe nicht empfängt, entwendet er sie, oder überzieht mit einem mächtigen Heere den armen Einsiedler, der jedoch durch seine Wunderkuh Alles, folglich auch noch grössere Heere erhält, als K. hat. Nun sendet er seinen Sohn Parasu Rama, welcher bei Schiwa erzogen worden, in die Residenz des bösen Riesenkönigs, um den Ueberfall zu rächen. Jener geht mit einer mächtigen Keule dahin, erschlägt den Riesen, trotz seiner tausend Arme, und zerpflügt ihn mit einer Pflugschar, so dass aus den Knochen ganze Berge entstehen, und kehrt, befriedigt durch das gelungene Werk, heim. Die Söhne des Riesen wollen ihren Vater rächen, und erschlagen den Braminen Dschamadagai, worauf der grosse Held, der ihren Vater besiegt, sie alle 16,000 tödtete, ihr Reich aber (die Küste Malabar) unter seine Familie vertheilte. Kartikeya (Ind. M.), Sohn des Gottes Schiwa und seiner Gattin Parwati, welcher von dem Stern Kartiga erzogen und desshalb wie oben genannt wurde. Die Geschichte der Geburt dieses mächtigen Helden füllt einen bedeutenden Theil des Heldengedichts Ramayana, und bietet, kurz zusammengefasst, Folgendes: Gauga und Uma waren zwei Töchter des Himawai (des Königs aller Berge) und der Mera (Tochter des Meru); die ältere war die Gemahlin aller Götter, Uma aber hatte den einen mächtigen Gott Rudra (Schiwa in der Gestalt des blutigen Rächers, des Zerstörers) zum Gatten. Obwohl sie so schön war, dass Rudra hundert Götterjahre oder 36,000 gewöhnliche Jahre in ihrer Umarmung zubrachte, so erfreute sie den Gott doch nicht mit Nachkommen, und die übrigen Götter fürchteten, dass die Erde entvölkert werden würde; da durchströmte auf ihr Bitten Schiwa's (Rudra's) Kraft das ganze Weltall. Es entstand das grosse, weisse (Schnee-) Gebirge, ganz von Zucker (die Indier kennen kein Eis), mit einem Walde, von demselben Stoffe glänzend; in diesem ward K. von Ganga oder Parwati geboren, und sogleich erhoben sich von Millionen Wesen Gebete zu Schiwa und Ganga. Die Sterne, welche die Constellationen des Mondes bildeten, die Kartiga's, nahmen sich des Kindes an und erzogen und nährten dasselbe; weil es von diesen in seinen Geburtshüllen aufgenommen wurde, hiess es auch Skanda. Da es gewaschen war, glänzte es wie die Sonne, und ward alsbald von den Göttern insgesammt zum Anführer des Götterheeres ernannt. Die sechs Kartiga's (Nymphen, welche man für die sechs mit blossen Augen sichtbaren Sterne des Hyadenheeres, oder für die Jahreszeiten des Aequatorialjahres hält) säugten das Kind, welches sechs Köpfe erhielt und bald so stark wurde, dass es den Riesen Sura Parpma mitten von einander spaltete, aus dessen einer Hälfte ein Pfau, aus der andern aber ein Hahn entstand. 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Die ersten Menschen lebten sehr lange, ja, einige derselben, welche sich verdient gemacht hatten, ewig, indem sie in Sterne verwandelt wurden; allein nach der Sündfluth lebten Alle sehr elend, bis auf die Klagen eines alten Mannes ein Gott sich vom Himmel herabliess und ihn lehrte, mit den spitzen Steinen, welche am Meeresufer liegen, Holz zu fällen, sich Wohnungen zu bauen, die Maniokwurzel auszuziehen und, obgleich sie giftig ist, sie zu wohlschmeckenden, unschädlichen und nahrhaften Speisen zu bereiten, seit welcher Zeit die K. ein glückliches Leben führen, indem ihnen nichts mehr fehlt. Doch hoffen sie, dass es ihnen in dem obern Himmel, auf der dort befindlichen Erde, noch besser gehen wird, dass sie dort bessere Häuser, mehr Nahrung, mehr Frauen, keine Arbeit, keine Krankheiten, wohl aber ein ununterbrochenes Wohlleben haben werden. – Die K. verehrten Sonne und Mond, und das Erdbeben ist ihnen stets Veranlassung zu mehrtägigen Festen, denn diese furchtbarste aller Naturerscheinungen für den Bewohner fester Städte hat wenig Schreckliches für den, dessen Haus aus fünf dünnen Stecken, mit Baumblättern überdeckt, besteht; ihm stürzt kein Thurm, keine Kirche, kein Palast ein; so betrachten auch die K. das Erdbeben bloss als eine Mahnung an's Tanzen; die Erde nämlich hat sich bewegt, um sie zu erinnern, dass Bewegung der Gesundheit nöthig sei, und so folgen sie dann diesem Wink. – Sie bringen den Göttern nur selten Opfer, indem sie sagen, dass diese ihrer nicht bedürften; nur dem bösen Gott, welcher die Europäer geschaffen hat, schenken sie die Erstlinge der Früchte eines selbst gepflanzten Baumes. Unsittlichkeit und Goldgier machen ihnen die weissen fremden Menschen verächtlich; sie halten dieselben für Kinder eines bösen Meergeistes, welche mit ihrem Lande, d. h. den Schiffen, auf denen sie wohnen, aus der Tiefe des Meeres heraufsteigen, um sie zu quälen zu berauben, und aus ihrem Lande zu verjagen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Kare</hi> (Nord. M.), zu den fornjotischen Göttern gehörig: die Luft, ein Sohn des Fornjoter. Kare's Sohn war Jökul (Eis), dessen Sohn Snär (Schnee).</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Karenz</hi> (Slav. M.), die uralte, längst untergegangene heilige Stadt auf der Insel Rügen, dort, wo jetzt die Stadt Garz liegt. Die mächtigsten Gottheiten der alten Wenden, Rugiwit, Porewit und Porenut hatten daselbst einen grossen, überaus heilig gehaltenen Tempel, welcher in einer weiten Umzäunung stand, die nur die Priester betreten durften. 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Bewegung und bevölkerte das Meer mit Fischen, indem er grosse und kleine Maniokwurzelstücke hineinwarf, die sich in Meeresbewohner verwandelten; woher die Landthiere kamen, weiss man nicht anzugeben, die Menschen aber entstanden aus dem Nabel jenes Louguo, welcher die Erde als erster Mensch bewohnte, nach seinem Tode wieder auferstand und sich in jene bessere himmlische Welt zurückzog. – Die Menschen verschlimmerten sich nach und nach, so dass sie endlich von den Göttern gehasst wurden, und weil diese keine Opfer mehr bekamen, schickten sie eine gewaltige Wasserfluth über die Welt, wodurch der grösste Theil der K. umkam, und nur wenige sich in Kähnen retten konnten. Die ersten Menschen lebten sehr lange, ja, einige derselben, welche sich verdient gemacht hatten, ewig, indem sie in Sterne verwandelt wurden; allein nach der Sündfluth lebten Alle sehr elend, bis auf die Klagen eines alten Mannes ein Gott sich vom Himmel herabliess und ihn lehrte, mit den spitzen Steinen, welche am Meeresufer liegen, Holz zu fällen, sich Wohnungen zu bauen, die Maniokwurzel auszuziehen und, obgleich sie giftig ist, sie zu wohlschmeckenden, unschädlichen und nahrhaften Speisen zu bereiten, seit welcher Zeit die K. ein glückliches Leben führen, indem ihnen nichts mehr fehlt. Doch hoffen sie, dass es ihnen in dem obern Himmel, auf der dort befindlichen Erde, noch besser gehen wird, dass sie dort bessere Häuser, mehr Nahrung, mehr Frauen, keine Arbeit, keine Krankheiten, wohl aber ein ununterbrochenes Wohlleben haben werden. – Die K. verehrten Sonne und Mond, und das Erdbeben ist ihnen stets Veranlassung zu mehrtägigen Festen, denn diese furchtbarste aller Naturerscheinungen für den Bewohner fester Städte hat wenig Schreckliches für den, dessen Haus aus fünf dünnen Stecken, mit Baumblättern überdeckt, besteht; ihm stürzt kein Thurm, keine Kirche, kein Palast ein; so betrachten auch die K. das Erdbeben bloss als eine Mahnung an's Tanzen; die Erde nämlich hat sich bewegt, um sie zu erinnern, dass Bewegung der Gesundheit nöthig sei, und so folgen sie dann diesem Wink. – Sie bringen den Göttern nur selten Opfer, indem sie sagen, dass diese ihrer nicht bedürften; nur dem bösen Gott, welcher die Europäer geschaffen hat, schenken sie die Erstlinge der Früchte eines selbst gepflanzten Baumes. Unsittlichkeit und Goldgier machen ihnen die weissen fremden Menschen verächtlich; sie halten dieselben für Kinder eines bösen Meergeistes, welche mit ihrem Lande, d. h. den Schiffen, auf denen sie wohnen, aus der Tiefe des Meeres heraufsteigen, um sie zu quälen zu berauben, und aus ihrem Lande zu verjagen.
Kare (Nord. M.), zu den fornjotischen Göttern gehörig: die Luft, ein Sohn des Fornjoter. Kare's Sohn war Jökul (Eis), dessen Sohn Snär (Schnee).
Karenz (Slav. M.), die uralte, längst untergegangene heilige Stadt auf der Insel Rügen, dort, wo jetzt die Stadt Garz liegt. Die mächtigsten Gottheiten der alten Wenden, Rugiwit, Porewit und Porenut hatten daselbst einen grossen, überaus heilig gehaltenen Tempel, welcher in einer weiten Umzäunung stand, die nur die Priester betreten durften. Die Tempelwände waren von Purpur, das Dach von Schindeln, der gewöhnlichen nordischen Bedachung. Rugiwits Bildniss soll so ungeheuer gewesen sein, dass die Schwalben, ohne es zu entstellen, in seinem Angesichte Nester baueten. Das Heldengedicht Arkona von Furchau beschreibt Stadt und Tempel im eilften Gesange.
Kare-Patrepandaron (Ind. M.), Indische Büsser, Bettler vom Braminen-Orden, welche sich ewiges Stillschweigen auferlegt haben. Ganz unbekleidet, nur mit der Braminenschnur, welche bei ihnen gewöhnlich aus einer Schlangenhaut besteht, über der Schulter, sitzen sie unter den Lianenbäumen, und gehen nur, wann das Bedürfniss sie treibt, in ein Haus, wo sie durch Zusammenschlagen der Hände ihre Anwesenheit kund thun; alsbald wird ihnen das Beste gegeben, was der Besitzer des Hauses hat, denn ein solcher bettelnder Bramine ist mehr als ein Gott, das Haus also durch seinen Besuch hoch geehrt. Der Bettler empfängt die Speisen auf dem Handteller, und muss von diesem, ohne irgend ein anderes Werkzeug, sie verzehren: davon der Name, welcher aus Hand und Teller zusammengesetzt ist.
Karewit, ein Gott der Wenden, mit Rugiwit zu einem Bilde vereinigt, in Rhetra angebetet. Er ward mit vier männlichen und zwei weiblichen Gesichtern dargestellt und soll einen Löwenhopf auf der Brust gehabt haben. Man stellte diesen K. auch gesondert von den ihn begleitenden Gottheiten vor; dann erschien er ganz unbekleidet und trug einen Kopf mit zwei Gesichtern, von Strahlen umgeben; die Brust trug ein Ochsenhaupt, der Bauch einen Hahnenkopf.
Kartamen (Ind. M.), einer von den zehn grossen Göttern oder Altvätern, welche Brama zeugte, dadurch, dass er sein Angesicht verzog. Er ward vermählt mit Dewagdi, einer Tochter des Suajambhu und der Sadadrubai. Sie gebar ihm neun Töchter zugleich, welche an die neun übrigen Altväter vermählt wurden; ein zehntes Kind derselben und des K. war ein Sohn, Kabiler; dieser war Wischnu selbst in einer Verkörperung. Er ward überaus fromm, ein wahrer Heiliger, und unterwies seine Mutter in der Frömmigkeit, wesshalb diese sich in tiefe Einsamkeit zurückzog, und durch ihn den Grad von Seligkeit erlangte, welcher sie von der Notwendigkeit der Wiedergeburt auf dieser Welt befreite.
Kartiawertschunen (Ind. M.), ein mächtiger König der Riesen oder Rakschasa, welcher in die Geschichte der alle Wünsche erfüllenden Wunderkuh Kamdewa tief verflochten ist. Er kam zu Dschamadagai, dem Besitzer dieser trefflichen Kuh, und ward von diesem auf das Köstlichste bewirthet. K. (nach anderen Mythen heisst er Schawkawser und ist König von Ayadhya) verlangt die Kuh, und da er dieselbe nicht empfängt, entwendet er sie, oder überzieht mit einem mächtigen Heere den armen Einsiedler, der jedoch durch seine Wunderkuh Alles, folglich auch noch grössere Heere erhält, als K. hat. Nun sendet er seinen Sohn Parasu Rama, welcher bei Schiwa erzogen worden, in die Residenz des bösen Riesenkönigs, um den Ueberfall zu rächen. Jener geht mit einer mächtigen Keule dahin, erschlägt den Riesen, trotz seiner tausend Arme, und zerpflügt ihn mit einer Pflugschar, so dass aus den Knochen ganze Berge entstehen, und kehrt, befriedigt durch das gelungene Werk, heim. Die Söhne des Riesen wollen ihren Vater rächen, und erschlagen den Braminen Dschamadagai, worauf der grosse Held, der ihren Vater besiegt, sie alle 16,000 tödtete, ihr Reich aber (die Küste Malabar) unter seine Familie vertheilte.
Kartikeya (Ind. M.), Sohn des Gottes Schiwa und seiner Gattin Parwati, welcher von dem Stern Kartiga erzogen und desshalb wie oben genannt wurde. Die Geschichte der Geburt dieses mächtigen Helden füllt einen bedeutenden Theil des Heldengedichts Ramayana, und bietet, kurz zusammengefasst, Folgendes: Gauga und Uma waren zwei Töchter des Himawai (des Königs aller Berge) und der Mera (Tochter des Meru); die ältere war die Gemahlin aller Götter, Uma aber hatte den einen mächtigen Gott Rudra (Schiwa in der Gestalt des blutigen Rächers, des Zerstörers) zum Gatten. Obwohl sie so schön war, dass Rudra hundert Götterjahre oder 36,000 gewöhnliche Jahre in ihrer Umarmung zubrachte, so erfreute sie den Gott doch nicht mit Nachkommen, und die übrigen Götter fürchteten, dass die Erde entvölkert werden würde; da durchströmte auf ihr Bitten Schiwa's (Rudra's) Kraft das ganze Weltall. Es entstand das grosse, weisse (Schnee-) Gebirge, ganz von Zucker (die Indier kennen kein Eis), mit einem Walde, von demselben Stoffe glänzend; in diesem ward K. von Ganga oder Parwati geboren, und sogleich erhoben sich von Millionen Wesen Gebete zu Schiwa und Ganga. Die Sterne, welche die Constellationen des Mondes bildeten, die Kartiga's, nahmen sich des Kindes an und erzogen und nährten dasselbe; weil es von diesen in seinen Geburtshüllen aufgenommen wurde, hiess es auch Skanda. Da es gewaschen war, glänzte es wie die Sonne, und ward alsbald von den Göttern insgesammt zum Anführer des Götterheeres ernannt. Die sechs Kartiga's (Nymphen, welche man für die sechs mit blossen Augen sichtbaren Sterne des Hyadenheeres, oder für die Jahreszeiten des Aequatorialjahres hält) säugten das Kind, welches sechs Köpfe erhielt und bald so stark wurde, dass es den Riesen Sura Parpma mitten von einander spaltete, aus dessen einer Hälfte ein Pfau, aus der andern aber ein Hahn entstand. K. wird überaus hoch geehrt, und hat von seinen Eigenschaften verschiedene Beinamen, als: der sich schnell Bewegende, der grosse Feldherr, der sechsfach sehende Gott u. a.; auch hat er viele Tempel, welche jederzeit neben seinem Bilde noch die seine Gattinnen aufstellen. Er ist der Kriegsgott der Indier.
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