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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Horen, Fig. 162 (Gr. M.), Töchter des Jupiter und der Themis, Göttinnen der Jahreszeiten. Anfange gab es nur zwei H., als die Göttinnen, welche gedeihliche Blüthe und Zeitigung geben: Thallo (die Grünende), die Frühlings-H., und Carpo (die Fruchtbringende), die Herbet-H. Wie sie der Erde Reiz geben, so schmücken sie auch alles Andere, was liebenswürdig sein soll, neugeborene Kinder sowohl der Götter als der Menschen. Sie sind Dienerinnen des Jupiter und der Juno, bereiten dem Jupiter und der Europa das hochzeitliche Lager, und stehen in engster Beziehung zu den Grazien (s. d.). Frühzeitig aber entwickelte sich neben dem physischen auch ein sittlicher Begriff der H.: wie sie regelmässigen Zeitwechsel und gedeihliches Wachsthum geben, so verleihen sie den Staaten Gesetzlichkeit, Recht und Frieden. Jetzt werden ihrer drei genannt: Eunomia, Dice und Irene, welche Namen eben Gesetzlichkeit, Recht und Friede bedeuten. Bei dieser Dreizahl blieb es übrigens nicht; der späteste römische Mythograph, Hygin, bringt, indem er die älteren Namen der H., spätere Beiwörter und Benennungen einzelner Zeiten unter einander mengt, zwei verschiedene Verzeichnisse, eines von zehn und eines von eilf H. zu Stande. Die Kunst hat sie dargestellt als reitende Jungfrauen, die als Attribute die Erzeugnisse der Jahreszeiten tragen. Unsere Abbildung zeigt sie nach einem Hautrelief im französischen Museum in Paris.


Horey (M. der Neger in Ostafrika), ein Dämon, der Aehnlichkeit mit dem Teufel hat, dessen Bild wahrscheinlich durch die Christen in Habesch (Abyssinien) dorthin gedrungen ist. Jene Völker haben die Beschneidung und zwar erst im 13. bis 14. Jahre. Bevor die Jünglinge so eingeweiht sind, sollen sie vorzüglich der Verfolgung dieses bösen Geistes ausgesetzt sein, der seine Nähe durch ein dumpfes Brüllen und Brummen zu erkennen gibt. Sobald man dieses hört, wird Speise und Trank in Menge zusammengebracht, und unter einen Baum gesetzt, man findet die Geschirre immer ausgeleert; war der Speise aber nicht genug, so raubt der H. einen Knaben und frisst ihn auf, ihn in seinem Magen bewahrend, bis er hinlänglich Speise erhält, worauf er ihn wieder von sich gibt. Viele Neger versichern, als Kinder in dem Magen dieses Ungeheuers zehn bis zwölf Tage lange gewesen, nachher aber noch eben so lange stumm geblieben zu sein, als sie sich in dem Innern dieses Teufels befunden.


Horius (Gr. M.), "der Begrenzer", Beiname, unter welchem Apollo zu Hermione in Argolis einen Tempel hatte.


Horme (Gr. M.), eine der Tugenden, welche zu Athen


Fig. 162.
auf dem Markt Altäre hatten; diese sollte die heitere Regsamkeit vorstellen.


Horn (Nord. Antiq.), das Opfer- und Trinkgefäss, welches bei allen Feierlichkeiten, mit Meth, Bier, und in späteren Zeiten mit Wein gefüllt, häufig kreiste, nachdem den Göttern daraus eine Libation dargebracht worden. Das H., ursprünglich von dem Stier und Auerochsen genommen, einfach und schlicht, machte nach und nach dem durch Schnitzwerk und dann durch Goldbeschlag verzierten, endlich aber dem ganz goldenen Platz, an welchem nichts als die Form des H.es übrig war. Es gibt noch jetzt mehrere kostbare Alterthümer dieser Art.


Horn (Nord. M.), einer der Beinamen, unter denen Freia in vielen Ländern umherreiste, um ihren Gatten Odr zu suchen, wobei sie stets ihren Namen veränderte.


Horta (Röm. M.), eine Göttin, welche des Menschen Sinn zu guten Unternehmungen lenken sollte. Ihr Tempel musste beständig offen stehen. Es ist die unter die Unsterblichen versetzte Gattin des Quirinus (Romulus), die schöne Hersilia, mit diesem in einem Tempel verehrt.


Horus, Fig. 163 (Aegypt. M.), nach Diodor der letzte Gott, der über Aegypten als König herrschte, Sohn der Isis und des Osiris, von den Griechen als identisch mit Apollo angesehen, denn er soll von seiner Mutter die Arznei- und Wahrsagerkunst erlernt, und sich durch weise Orakelsprüche, so wie durch Krankenheilungen um die Menschen verdient gemacht haben. Osiris war von dem bösen Typhon getödtet worden; damit nun H. den Mord nicht räche, wenn er auf den Thron steige, ward


Fig. 163.
auch sein Untergang beschlossen, und H., obwohl er zur Latona geflohen war, überall aufgesucht und endlich

Horen, Fig. 162 (Gr. M.), Töchter des Jupiter und der Themis, Göttinnen der Jahreszeiten. Anfange gab es nur zwei H., als die Göttinnen, welche gedeihliche Blüthe und Zeitigung geben: Thallo (die Grünende), die Frühlings-H., und Carpo (die Fruchtbringende), die Herbet-H. Wie sie der Erde Reiz geben, so schmücken sie auch alles Andere, was liebenswürdig sein soll, neugeborene Kinder sowohl der Götter als der Menschen. Sie sind Dienerinnen des Jupiter und der Juno, bereiten dem Jupiter und der Europa das hochzeitliche Lager, und stehen in engster Beziehung zu den Grazien (s. d.). Frühzeitig aber entwickelte sich neben dem physischen auch ein sittlicher Begriff der H.: wie sie regelmässigen Zeitwechsel und gedeihliches Wachsthum geben, so verleihen sie den Staaten Gesetzlichkeit, Recht und Frieden. Jetzt werden ihrer drei genannt: Eunomia, Dice und Irene, welche Namen eben Gesetzlichkeit, Recht und Friede bedeuten. Bei dieser Dreizahl blieb es übrigens nicht; der späteste römische Mythograph, Hygin, bringt, indem er die älteren Namen der H., spätere Beiwörter und Benennungen einzelner Zeiten unter einander mengt, zwei verschiedene Verzeichnisse, eines von zehn und eines von eilf H. zu Stande. Die Kunst hat sie dargestellt als reitende Jungfrauen, die als Attribute die Erzeugnisse der Jahreszeiten tragen. Unsere Abbildung zeigt sie nach einem Hautrelief im französischen Museum in Paris.


Horey (M. der Neger in Ostafrika), ein Dämon, der Aehnlichkeit mit dem Teufel hat, dessen Bild wahrscheinlich durch die Christen in Habesch (Abyssinien) dorthin gedrungen ist. Jene Völker haben die Beschneidung und zwar erst im 13. bis 14. Jahre. Bevor die Jünglinge so eingeweiht sind, sollen sie vorzüglich der Verfolgung dieses bösen Geistes ausgesetzt sein, der seine Nähe durch ein dumpfes Brüllen und Brummen zu erkennen gibt. Sobald man dieses hört, wird Speise und Trank in Menge zusammengebracht, und unter einen Baum gesetzt, man findet die Geschirre immer ausgeleert; war der Speise aber nicht genug, so raubt der H. einen Knaben und frisst ihn auf, ihn in seinem Magen bewahrend, bis er hinlänglich Speise erhält, worauf er ihn wieder von sich gibt. Viele Neger versichern, als Kinder in dem Magen dieses Ungeheuers zehn bis zwölf Tage lange gewesen, nachher aber noch eben so lange stumm geblieben zu sein, als sie sich in dem Innern dieses Teufels befunden.


Horius (Gr. M.), »der Begrenzer«, Beiname, unter welchem Apollo zu Hermione in Argolis einen Tempel hatte.


Horme (Gr. M.), eine der Tugenden, welche zu Athen


Fig. 162.
auf dem Markt Altäre hatten; diese sollte die heitere Regsamkeit vorstellen.


Horn (Nord. Antiq.), das Opfer- und Trinkgefäss, welches bei allen Feierlichkeiten, mit Meth, Bier, und in späteren Zeiten mit Wein gefüllt, häufig kreiste, nachdem den Göttern daraus eine Libation dargebracht worden. Das H., ursprünglich von dem Stier und Auerochsen genommen, einfach und schlicht, machte nach und nach dem durch Schnitzwerk und dann durch Goldbeschlag verzierten, endlich aber dem ganz goldenen Platz, an welchem nichts als die Form des H.es übrig war. Es gibt noch jetzt mehrere kostbare Alterthümer dieser Art.


Horn (Nord. M.), einer der Beinamen, unter denen Freia in vielen Ländern umherreiste, um ihren Gatten Odr zu suchen, wobei sie stets ihren Namen veränderte.


Horta (Röm. M.), eine Göttin, welche des Menschen Sinn zu guten Unternehmungen lenken sollte. Ihr Tempel musste beständig offen stehen. Es ist die unter die Unsterblichen versetzte Gattin des Quirinus (Romulus), die schöne Hersilia, mit diesem in einem Tempel verehrt.


Horus, Fig. 163 (Aegypt. M.), nach Diodor der letzte Gott, der über Aegypten als König herrschte, Sohn der Isis und des Osiris, von den Griechen als identisch mit Apollo angesehen, denn er soll von seiner Mutter die Arznei- und Wahrsagerkunst erlernt, und sich durch weise Orakelsprüche, so wie durch Krankenheilungen um die Menschen verdient gemacht haben. Osiris war von dem bösen Typhon getödtet worden; damit nun H. den Mord nicht räche, wenn er auf den Thron steige, ward


Fig. 163.
auch sein Untergang beschlossen, und H., obwohl er zur Latona geflohen war, überall aufgesucht und endlich

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[255/0325] Horen, Fig. 162 (Gr. M.), Töchter des Jupiter und der Themis, Göttinnen der Jahreszeiten. Anfange gab es nur zwei H., als die Göttinnen, welche gedeihliche Blüthe und Zeitigung geben: Thallo (die Grünende), die Frühlings-H., und Carpo (die Fruchtbringende), die Herbet-H. Wie sie der Erde Reiz geben, so schmücken sie auch alles Andere, was liebenswürdig sein soll, neugeborene Kinder sowohl der Götter als der Menschen. Sie sind Dienerinnen des Jupiter und der Juno, bereiten dem Jupiter und der Europa das hochzeitliche Lager, und stehen in engster Beziehung zu den Grazien (s. d.). Frühzeitig aber entwickelte sich neben dem physischen auch ein sittlicher Begriff der H.: wie sie regelmässigen Zeitwechsel und gedeihliches Wachsthum geben, so verleihen sie den Staaten Gesetzlichkeit, Recht und Frieden. Jetzt werden ihrer drei genannt: Eunomia, Dice und Irene, welche Namen eben Gesetzlichkeit, Recht und Friede bedeuten. Bei dieser Dreizahl blieb es übrigens nicht; der späteste römische Mythograph, Hygin, bringt, indem er die älteren Namen der H., spätere Beiwörter und Benennungen einzelner Zeiten unter einander mengt, zwei verschiedene Verzeichnisse, eines von zehn und eines von eilf H. zu Stande. Die Kunst hat sie dargestellt als reitende Jungfrauen, die als Attribute die Erzeugnisse der Jahreszeiten tragen. Unsere Abbildung zeigt sie nach einem Hautrelief im französischen Museum in Paris. Horey (M. der Neger in Ostafrika), ein Dämon, der Aehnlichkeit mit dem Teufel hat, dessen Bild wahrscheinlich durch die Christen in Habesch (Abyssinien) dorthin gedrungen ist. Jene Völker haben die Beschneidung und zwar erst im 13. bis 14. Jahre. Bevor die Jünglinge so eingeweiht sind, sollen sie vorzüglich der Verfolgung dieses bösen Geistes ausgesetzt sein, der seine Nähe durch ein dumpfes Brüllen und Brummen zu erkennen gibt. Sobald man dieses hört, wird Speise und Trank in Menge zusammengebracht, und unter einen Baum gesetzt, man findet die Geschirre immer ausgeleert; war der Speise aber nicht genug, so raubt der H. einen Knaben und frisst ihn auf, ihn in seinem Magen bewahrend, bis er hinlänglich Speise erhält, worauf er ihn wieder von sich gibt. Viele Neger versichern, als Kinder in dem Magen dieses Ungeheuers zehn bis zwölf Tage lange gewesen, nachher aber noch eben so lange stumm geblieben zu sein, als sie sich in dem Innern dieses Teufels befunden. Horius (Gr. M.), »der Begrenzer«, Beiname, unter welchem Apollo zu Hermione in Argolis einen Tempel hatte. Horme (Gr. M.), eine der Tugenden, welche zu Athen [Abbildung Fig. 162. ] auf dem Markt Altäre hatten; diese sollte die heitere Regsamkeit vorstellen. Horn (Nord. Antiq.), das Opfer- und Trinkgefäss, welches bei allen Feierlichkeiten, mit Meth, Bier, und in späteren Zeiten mit Wein gefüllt, häufig kreiste, nachdem den Göttern daraus eine Libation dargebracht worden. Das H., ursprünglich von dem Stier und Auerochsen genommen, einfach und schlicht, machte nach und nach dem durch Schnitzwerk und dann durch Goldbeschlag verzierten, endlich aber dem ganz goldenen Platz, an welchem nichts als die Form des H.es übrig war. Es gibt noch jetzt mehrere kostbare Alterthümer dieser Art. Horn (Nord. M.), einer der Beinamen, unter denen Freia in vielen Ländern umherreiste, um ihren Gatten Odr zu suchen, wobei sie stets ihren Namen veränderte. Horta (Röm. M.), eine Göttin, welche des Menschen Sinn zu guten Unternehmungen lenken sollte. Ihr Tempel musste beständig offen stehen. Es ist die unter die Unsterblichen versetzte Gattin des Quirinus (Romulus), die schöne Hersilia, mit diesem in einem Tempel verehrt. Horus, Fig. 163 (Aegypt. M.), nach Diodor der letzte Gott, der über Aegypten als König herrschte, Sohn der Isis und des Osiris, von den Griechen als identisch mit Apollo angesehen, denn er soll von seiner Mutter die Arznei- und Wahrsagerkunst erlernt, und sich durch weise Orakelsprüche, so wie durch Krankenheilungen um die Menschen verdient gemacht haben. Osiris war von dem bösen Typhon getödtet worden; damit nun H. den Mord nicht räche, wenn er auf den Thron steige, ward [Abbildung Fig. 163. ] auch sein Untergang beschlossen, und H., obwohl er zur Latona geflohen war, überall aufgesucht und endlich

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/325>, abgerufen am 21.11.2024.