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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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personificirt. Mit ihr wohnt F. in Alfheim, das die Götter ihm geschenkt, als er den ersten Zahn bekam. Als dem Sonnengotte gehört ihm auch der goldhelle Eber Gullinbursti. Nebst diesem besitzt er das Ross Blodughofi, das er auch seinem Diener Skirner zu jener Botschaftsreise lieh. Auch hat er ein kunstvolles Wolkenschiff, Skidbladnir genannt, ein Werk von Zwergen, Söhnen Yvolds. Es ist so gross, dass die Asen in Waffenrüstung darin Raum haben, und sobald die Segel aufgezogen sind, hat es guten Wind, wohin nur immer sein Lauf gerichtet ist. Will man aber nicht damit fahren, so kann man es in die Tasche stecken, aus so vielen Stücken ist es künstlich zusammengesetzt. - Man pflegte die heiligsten Eide bei F.s Namen zu schwören, in welchem Falle ein Thier (meistens ein Eber), ihm zum Opfer gebracht, und ein Ring in das Blut des Thieres getaucht, von den Schwörenden emporgehalten, und dabei ausgerufen wurde: "So wahr als mir F., Niord, und die mächtigen Asen helfen mögen!" - Der Eber war F. besonders heilig, und noch in der christlichen Zeit pflegte an dem Juelfest ein Eberbild auf die Tafel, an der die Helden zechten, zu kommen, und ein jeder, die Hand auf das Idol legend, irgend ein Gelübde zu Ehren des Gottes zu thun.


Freki (Nord. M.), einer der beiden Wölfe, die Odin als Jagdhunde braucht; sie bekamen alles das, was ihm zu essen vorgesetzt wird, da der Götterkönig, ohne schwere Nahrung, bloss vom Trinken lebt.


Fricco (Nord. M.), mit Odin und Thor der dritte Gott, welcher in dem grossen Tempel zu Upsala (damals Hauptstadt von Schweden), verehrt wurde. Nach den neuesten Forschungen ist er völlig einerlei mit Freir (s. d.).


Fried-Ailek (M. der Lappländer), derjenige von den drei Hauptgöttern, welcher dem Freitag vorstand; er war ein Begleiter der Sonne, und gestattete nicht, dass man den ihm geheiligten Tag durch Arbeiten entweihe, indem er z. B. aus Bäumen, die an diessem Tage gefällt wurden, Blut fliessen liess. Opfer aber konnten ihn versöhnen.


Frigg oder Frigga (Nord. M.), Tochter des Joten Fiörgynur, und Odins Gattin; die meisten Asen sind ihre Kinder oder Enkel. In Asgard wohnt sie in einem prächtigen Palast, der Fensaler heisst, umgeben von vielen der vornehmsten Asinnen, deren eine jedoch ausschliesslich ihr Vertrauen hat, das ist die liebliche Fylla, welche ihr Schmuckkästchen in Verwahrung hat, ihres Anzuges wartet, und ihrem geheimen Rath vorsteht; ihre Botin ist Gna, welche sie zu Göttern und Menschen mit ihren Befehlen und Aufträgen sendet, und Hlyn wird von ihr gebraucht, um Unglückliche aus Gefahren zu erretten. F. ist die oberste der Asinnen, der alle andern Verehrung bezeigen, welche sie als Mutter des Thor, Balder, Braga, Hermode und Tyr mit doppeltem Rechte verdient, denn diese starken und mächtigen Götter allein können dereinst die Welt vor dem Untergange durch Muspelheims Bewohner eine Zeit lang wahren. - F. schaut in die fernsten Tiefen der fernen Zukunft, offenbart jedoch Niemand, was sie weiss. Als ihr Sohn Baldur einst von bösen Träumen geplagt wurde, sah sie seinen Tod voraus; desshalb nahm sie Allem, was auf der Welt ist, allen Steinen, Pflanzen, Thieren, den Krankheiten, den Giften, einen Eid ab, ihn nicht zu tödten; eine einzige Pflanze, Misteltein, schien ihr zu schwach, um zu schaden, und zu jung, um einen Eid zu leisten, und diese Pflanze war es, durch welche Hödur, mit Hülfe des bösen Loke, den Götterjüngling ermordete. Loke warf ihr bei Aegers Gastmahl verbotenen Umgang mit Wile und We, ihres Gatten Brüdern, vor, auch soll sie das Gold einer heiligen, Odin geweiheten Bildsäule genommen, und zu ihrem Schmuck verwendet haben. - F. fährt auf einem goldenen Wagen einher, der mit zwei weissen Katzen bespannt ist, worunter wahrscheinlich Luchse zu verstehen sind. Das Gestirn, das wir Orions Gürtel nennen, hiess im Norden F.s Rocken. Demnach ist F. auch Spinnerin und Weberin; der Flachs ist ein Geschenk von ihr, als der mütterlichen Erdgöttin, wozu sie natürlich wird, wenn ihr Gemahl Odin der höchste Himmelsgott ist.


Fro (Nord. M.), eine Gottheit zweiten Ranges, von den Gothen und Dänen als Beherrscher der Winde angebetet. Er erhielt blutige, sogar Menschenopfer, die er selbst angegeben und eingeführt haben soll. Die Verehrung theilte er mit Wagnof und Mithodin, welche beide man für Zauberer hielt, und dem F. zu beiden Seiten stellte, damit sie ihn bewegten, günstigen Wind und gutes Wetter für die Schiffenden zu erhalten. Nach andern Nachrichten wurden ihm durch den Dänenkönig Hadding, der von wüthenden Stürmen verfolgt wurde, weil er eine Gottheit in Gestalt eines Seeungeheuers getödtet hatte, zuerst schwarze Thiere geopfert, und diese Opferungen später in Menschenopfer verwandelt; sie werden Froablot genannt. Nach noch Anderen ist F. einerlei mit Freir (s. d.).


Froste (Nord. M.), Sohn des Kare (Luft), und Enkel des Forejotre, also einer der Naturgötter, welche vor den Asen über Skandinavien herrschten; Fr. bedeutet Kälte, wie dessen Sohn Sniö Schnee.


Frosti (Nord. M.), einer der kunstreichen Zwerge, welche von Swains Haugi nach Orwanga auf Jornwall kamen.


Frothi (Nord. M.), ein mythischer König von Dänemark, der Sohn Frithleifs, des Sohnes Skjöldurs, des Sohnes Odins; er soll ungefähr um die Zeit von Christi Geburt gelebt, und der Welt einen allgemeinen Frieden geschenkt haben, doch von dem Seekönig Mysingr getödtet worden sein. F. besass die berühmte Mühle Grotta, auf welcher der Besitzer mahlen lassen konnte, was er wollte. Die beiden starken Mägde, Menja und Fenja, die einzigen, welche sie in Bewegung zu setzen vermochten, mussten sein ganzes Leben lang Frieden und Glück für ihn mahlen; damals konnte ungezähltes Gold lange auf der Haide liegen, ohne dass Jemand sich desselben bemächtigte.


Fructessa (Röm. M.), die Göttin der Reife der Feldfrüchte.


Frutis (Röm. M.), Etruskischer Name der Venus, aus dem griechischen Aphrodite verdorben.


Fulgora(Röm. M.), die dem Blitze vorstehende Göttin.


Furien, bei den Griechen Erinnyen, auch Eumeniden (Röm. und Gr. M.), die furchtbaren, zürnenden Rachegöttinnen, die Bestraferinnen des Bösen, drei Schwestern, Alecto, Megära und Tisiphone, Kinder des Acheron und der Nacht. Das rohere Zeitalter hat sich Mühe gegeben, alles Entsetzliche auf diese schrecklichen Gestalten zu häufen: verzerrte Gesichtszüge, flammensprühende Augen, Schlangenhaare, krallige Hände mit Schlangengeisseln bewehrt, zeichnen diese Göttinnen der Unterwelt vor allen Anderen aus. Ihr Wohnsitz ist ein eiserner Palast in der Unterwelt, woselbst sie diejenigen, die, ohne mit den Göttern wegen ihrer Verbrechen versöhnt zu sein, zum Tartarus herniedersteigen, so schrecklich martern, dass ihr Klagegeschrei durch die ganze Unterwelt dringt. Mit der fortschreitenden Bildung der Hellenen erhielt auch der Mythus dieser Gottheiten vielfache Umwandlungen; die blutigen Bilder verschwanden; an ihre Stelle traten die ernsten Eumeniden (s. d.).


Furina (Röm. M.), eine nicht näher bekannte Gottheit, die einen heiligen Hain hatte, und die Cicero mit den Furien in Verbindung setzt. Es wurde ihr am 25. Juli ein Fest, Furinalia, gefeiert.


Furor (Röm. M.), "die Wuth, die Raserei des Krieges", eine allegorische Gottheit.


Fusi mi (Jap. M.), das Beschauen der Fusi-Blumen, ein Volksfest, wobei man sich unter Lauben aus der Fusi-Pflanze (Dolichos polystachios, Th. Flor.) unterhält; es fällt in den vierten Monat des japanesischen Kalenders.


Futtafahi (M. der Südsee-Insulaner), der mächtigste unter den Meergöttern, den die Bewohner der Freundschaftsinseln verehren; ihm und seiner Gattin Faikuwa Kadschiha werden häufig Opfer von Früchten und Blumen gebracht, welche man in ein Canot legt und dann auf dem Meere, wann der Wind vom Ufer bläst, den Wellen überlässt.


Fylgien (Nord. M.), Schutzgeister, die vom ersten Augenblick des Lebens an den Menschen als Geleiterinnen durch's Leben führen.


Fylla (Nord. M.), eine der Asinnen, welche mit Frigga in Wingolf, in dem Palast Fensaler, wohnen. Sie ist überaus schön, hat lange, fliegende Haare, und die zarteste Gesichtsfarbe, welche das Rosenroth der Morgenröthe beschämt. Eine goldene Stirnbinde zeichnet sie als Asengöttin aus, doch hat sie sich herbeigelassen, die Dienerin der Göttermutter, Frigga, zu sein, allein sie sorgt nur für ihren Haupt- und Fussschmuck, für die Juwelen, welche ihre Sandalen, ihre Krone und ihren Hals zieren; sonst ist sie mehr die Vertraute, als die Dienerin der Gattin Odins, und steht auch ihrem geheimen Rathe vor.

personificirt. Mit ihr wohnt F. in Alfheim, das die Götter ihm geschenkt, als er den ersten Zahn bekam. Als dem Sonnengotte gehört ihm auch der goldhelle Eber Gullinbursti. Nebst diesem besitzt er das Ross Blodughofi, das er auch seinem Diener Skirner zu jener Botschaftsreise lieh. Auch hat er ein kunstvolles Wolkenschiff, Skidbladnir genannt, ein Werk von Zwergen, Söhnen Yvolds. Es ist so gross, dass die Asen in Waffenrüstung darin Raum haben, und sobald die Segel aufgezogen sind, hat es guten Wind, wohin nur immer sein Lauf gerichtet ist. Will man aber nicht damit fahren, so kann man es in die Tasche stecken, aus so vielen Stücken ist es künstlich zusammengesetzt. – Man pflegte die heiligsten Eide bei F.s Namen zu schwören, in welchem Falle ein Thier (meistens ein Eber), ihm zum Opfer gebracht, und ein Ring in das Blut des Thieres getaucht, von den Schwörenden emporgehalten, und dabei ausgerufen wurde: »So wahr als mir F., Niord, und die mächtigen Asen helfen mögen!« – Der Eber war F. besonders heilig, und noch in der christlichen Zeit pflegte an dem Juelfest ein Eberbild auf die Tafel, an der die Helden zechten, zu kommen, und ein jeder, die Hand auf das Idol legend, irgend ein Gelübde zu Ehren des Gottes zu thun.


Freki (Nord. M.), einer der beiden Wölfe, die Odin als Jagdhunde braucht; sie bekamen alles das, was ihm zu essen vorgesetzt wird, da der Götterkönig, ohne schwere Nahrung, bloss vom Trinken lebt.


Fricco (Nord. M.), mit Odin und Thor der dritte Gott, welcher in dem grossen Tempel zu Upsala (damals Hauptstadt von Schweden), verehrt wurde. Nach den neuesten Forschungen ist er völlig einerlei mit Freir (s. d.).


Fried-Ailek (M. der Lappländer), derjenige von den drei Hauptgöttern, welcher dem Freitag vorstand; er war ein Begleiter der Sonne, und gestattete nicht, dass man den ihm geheiligten Tag durch Arbeiten entweihe, indem er z. B. aus Bäumen, die an diessem Tage gefällt wurden, Blut fliessen liess. Opfer aber konnten ihn versöhnen.


Frigg oder Frigga (Nord. M.), Tochter des Joten Fiörgynur, und Odins Gattin; die meisten Asen sind ihre Kinder oder Enkel. In Asgard wohnt sie in einem prächtigen Palast, der Fensaler heisst, umgeben von vielen der vornehmsten Asinnen, deren eine jedoch ausschliesslich ihr Vertrauen hat, das ist die liebliche Fylla, welche ihr Schmuckkästchen in Verwahrung hat, ihres Anzuges wartet, und ihrem geheimen Rath vorsteht; ihre Botin ist Gna, welche sie zu Göttern und Menschen mit ihren Befehlen und Aufträgen sendet, und Hlyn wird von ihr gebraucht, um Unglückliche aus Gefahren zu erretten. F. ist die oberste der Asinnen, der alle andern Verehrung bezeigen, welche sie als Mutter des Thor, Balder, Braga, Hermode und Tyr mit doppeltem Rechte verdient, denn diese starken und mächtigen Götter allein können dereinst die Welt vor dem Untergange durch Muspelheims Bewohner eine Zeit lang wahren. – F. schaut in die fernsten Tiefen der fernen Zukunft, offenbart jedoch Niemand, was sie weiss. Als ihr Sohn Baldur einst von bösen Träumen geplagt wurde, sah sie seinen Tod voraus; desshalb nahm sie Allem, was auf der Welt ist, allen Steinen, Pflanzen, Thieren, den Krankheiten, den Giften, einen Eid ab, ihn nicht zu tödten; eine einzige Pflanze, Misteltein, schien ihr zu schwach, um zu schaden, und zu jung, um einen Eid zu leisten, und diese Pflanze war es, durch welche Hödur, mit Hülfe des bösen Loke, den Götterjüngling ermordete. Loke warf ihr bei Aegers Gastmahl verbotenen Umgang mit Wile und We, ihres Gatten Brüdern, vor, auch soll sie das Gold einer heiligen, Odin geweiheten Bildsäule genommen, und zu ihrem Schmuck verwendet haben. – F. fährt auf einem goldenen Wagen einher, der mit zwei weissen Katzen bespannt ist, worunter wahrscheinlich Luchse zu verstehen sind. Das Gestirn, das wir Orions Gürtel nennen, hiess im Norden F.s Rocken. Demnach ist F. auch Spinnerin und Weberin; der Flachs ist ein Geschenk von ihr, als der mütterlichen Erdgöttin, wozu sie natürlich wird, wenn ihr Gemahl Odin der höchste Himmelsgott ist.


Fro (Nord. M.), eine Gottheit zweiten Ranges, von den Gothen und Dänen als Beherrscher der Winde angebetet. Er erhielt blutige, sogar Menschenopfer, die er selbst angegeben und eingeführt haben soll. Die Verehrung theilte er mit Wagnof und Mithodin, welche beide man für Zauberer hielt, und dem F. zu beiden Seiten stellte, damit sie ihn bewegten, günstigen Wind und gutes Wetter für die Schiffenden zu erhalten. Nach andern Nachrichten wurden ihm durch den Dänenkönig Hadding, der von wüthenden Stürmen verfolgt wurde, weil er eine Gottheit in Gestalt eines Seeungeheuers getödtet hatte, zuerst schwarze Thiere geopfert, und diese Opferungen später in Menschenopfer verwandelt; sie werden Froablot genannt. Nach noch Anderen ist F. einerlei mit Freir (s. d.).


Froste (Nord. M.), Sohn des Kare (Luft), und Enkel des Forejotre, also einer der Naturgötter, welche vor den Asen über Skandinavien herrschten; Fr. bedeutet Kälte, wie dessen Sohn Sniö Schnee.


Frosti (Nord. M.), einer der kunstreichen Zwerge, welche von Swains Haugi nach Orwanga auf Jornwall kamen.


Frothi (Nord. M.), ein mythischer König von Dänemark, der Sohn Frithleifs, des Sohnes Skjöldurs, des Sohnes Odins; er soll ungefähr um die Zeit von Christi Geburt gelebt, und der Welt einen allgemeinen Frieden geschenkt haben, doch von dem Seekönig Mysingr getödtet worden sein. F. besass die berühmte Mühle Grotta, auf welcher der Besitzer mahlen lassen konnte, was er wollte. Die beiden starken Mägde, Menja und Fenja, die einzigen, welche sie in Bewegung zu setzen vermochten, mussten sein ganzes Leben lang Frieden und Glück für ihn mahlen; damals konnte ungezähltes Gold lange auf der Haide liegen, ohne dass Jemand sich desselben bemächtigte.


Fructessa (Röm. M.), die Göttin der Reife der Feldfrüchte.


Frutis (Röm. M.), Etruskischer Name der Venus, aus dem griechischen Aphrodite verdorben.


Fulgora(Röm. M.), die dem Blitze vorstehende Göttin.


Furien, bei den Griechen Erinnyen, auch Eumeniden (Röm. und Gr. M.), die furchtbaren, zürnenden Rachegöttinnen, die Bestraferinnen des Bösen, drei Schwestern, Alecto, Megära und Tisiphone, Kinder des Acheron und der Nacht. Das rohere Zeitalter hat sich Mühe gegeben, alles Entsetzliche auf diese schrecklichen Gestalten zu häufen: verzerrte Gesichtszüge, flammensprühende Augen, Schlangenhaare, krallige Hände mit Schlangengeisseln bewehrt, zeichnen diese Göttinnen der Unterwelt vor allen Anderen aus. Ihr Wohnsitz ist ein eiserner Palast in der Unterwelt, woselbst sie diejenigen, die, ohne mit den Göttern wegen ihrer Verbrechen versöhnt zu sein, zum Tartarus herniedersteigen, so schrecklich martern, dass ihr Klagegeschrei durch die ganze Unterwelt dringt. Mit der fortschreitenden Bildung der Hellenen erhielt auch der Mythus dieser Gottheiten vielfache Umwandlungen; die blutigen Bilder verschwanden; an ihre Stelle traten die ernsten Eumeniden (s. d.).


Furina (Röm. M.), eine nicht näher bekannte Gottheit, die einen heiligen Hain hatte, und die Cicero mit den Furien in Verbindung setzt. Es wurde ihr am 25. Juli ein Fest, Furinalia, gefeiert.


Furor (Röm. M.), »die Wuth, die Raserei des Krieges«, eine allegorische Gottheit.


Fusi mi (Jap. M.), das Beschauen der Fusi-Blumen, ein Volksfest, wobei man sich unter Lauben aus der Fusi-Pflanze (Dolichos polystachios, Th. Flor.) unterhält; es fällt in den vierten Monat des japanesischen Kalenders.


Futtafahi (M. der Südsee-Insulaner), der mächtigste unter den Meergöttern, den die Bewohner der Freundschaftsinseln verehren; ihm und seiner Gattin Faikuwa Kadschiha werden häufig Opfer von Früchten und Blumen gebracht, welche man in ein Canot legt und dann auf dem Meere, wann der Wind vom Ufer bläst, den Wellen überlässt.


Fylgien (Nord. M.), Schutzgeister, die vom ersten Augenblick des Lebens an den Menschen als Geleiterinnen durch's Leben führen.


Fylla (Nord. M.), eine der Asinnen, welche mit Frigga in Wingolf, in dem Palast Fensaler, wohnen. Sie ist überaus schön, hat lange, fliegende Haare, und die zarteste Gesichtsfarbe, welche das Rosenroth der Morgenröthe beschämt. Eine goldene Stirnbinde zeichnet sie als Asengöttin aus, doch hat sie sich herbeigelassen, die Dienerin der Göttermutter, Frigga, zu sein, allein sie sorgt nur für ihren Haupt- und Fussschmuck, für die Juwelen, welche ihre Sandalen, ihre Krone und ihren Hals zieren; sonst ist sie mehr die Vertraute, als die Dienerin der Gattin Odins, und steht auch ihrem geheimen Rathe vor.

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[209/0279] personificirt. Mit ihr wohnt F. in Alfheim, das die Götter ihm geschenkt, als er den ersten Zahn bekam. Als dem Sonnengotte gehört ihm auch der goldhelle Eber Gullinbursti. Nebst diesem besitzt er das Ross Blodughofi, das er auch seinem Diener Skirner zu jener Botschaftsreise lieh. Auch hat er ein kunstvolles Wolkenschiff, Skidbladnir genannt, ein Werk von Zwergen, Söhnen Yvolds. Es ist so gross, dass die Asen in Waffenrüstung darin Raum haben, und sobald die Segel aufgezogen sind, hat es guten Wind, wohin nur immer sein Lauf gerichtet ist. Will man aber nicht damit fahren, so kann man es in die Tasche stecken, aus so vielen Stücken ist es künstlich zusammengesetzt. – Man pflegte die heiligsten Eide bei F.s Namen zu schwören, in welchem Falle ein Thier (meistens ein Eber), ihm zum Opfer gebracht, und ein Ring in das Blut des Thieres getaucht, von den Schwörenden emporgehalten, und dabei ausgerufen wurde: »So wahr als mir F., Niord, und die mächtigen Asen helfen mögen!« – Der Eber war F. besonders heilig, und noch in der christlichen Zeit pflegte an dem Juelfest ein Eberbild auf die Tafel, an der die Helden zechten, zu kommen, und ein jeder, die Hand auf das Idol legend, irgend ein Gelübde zu Ehren des Gottes zu thun. Freki (Nord. M.), einer der beiden Wölfe, die Odin als Jagdhunde braucht; sie bekamen alles das, was ihm zu essen vorgesetzt wird, da der Götterkönig, ohne schwere Nahrung, bloss vom Trinken lebt. Fricco (Nord. M.), mit Odin und Thor der dritte Gott, welcher in dem grossen Tempel zu Upsala (damals Hauptstadt von Schweden), verehrt wurde. Nach den neuesten Forschungen ist er völlig einerlei mit Freir (s. d.). Fried-Ailek (M. der Lappländer), derjenige von den drei Hauptgöttern, welcher dem Freitag vorstand; er war ein Begleiter der Sonne, und gestattete nicht, dass man den ihm geheiligten Tag durch Arbeiten entweihe, indem er z. B. aus Bäumen, die an diessem Tage gefällt wurden, Blut fliessen liess. Opfer aber konnten ihn versöhnen. Frigg oder Frigga (Nord. M.), Tochter des Joten Fiörgynur, und Odins Gattin; die meisten Asen sind ihre Kinder oder Enkel. In Asgard wohnt sie in einem prächtigen Palast, der Fensaler heisst, umgeben von vielen der vornehmsten Asinnen, deren eine jedoch ausschliesslich ihr Vertrauen hat, das ist die liebliche Fylla, welche ihr Schmuckkästchen in Verwahrung hat, ihres Anzuges wartet, und ihrem geheimen Rath vorsteht; ihre Botin ist Gna, welche sie zu Göttern und Menschen mit ihren Befehlen und Aufträgen sendet, und Hlyn wird von ihr gebraucht, um Unglückliche aus Gefahren zu erretten. F. ist die oberste der Asinnen, der alle andern Verehrung bezeigen, welche sie als Mutter des Thor, Balder, Braga, Hermode und Tyr mit doppeltem Rechte verdient, denn diese starken und mächtigen Götter allein können dereinst die Welt vor dem Untergange durch Muspelheims Bewohner eine Zeit lang wahren. – F. schaut in die fernsten Tiefen der fernen Zukunft, offenbart jedoch Niemand, was sie weiss. Als ihr Sohn Baldur einst von bösen Träumen geplagt wurde, sah sie seinen Tod voraus; desshalb nahm sie Allem, was auf der Welt ist, allen Steinen, Pflanzen, Thieren, den Krankheiten, den Giften, einen Eid ab, ihn nicht zu tödten; eine einzige Pflanze, Misteltein, schien ihr zu schwach, um zu schaden, und zu jung, um einen Eid zu leisten, und diese Pflanze war es, durch welche Hödur, mit Hülfe des bösen Loke, den Götterjüngling ermordete. Loke warf ihr bei Aegers Gastmahl verbotenen Umgang mit Wile und We, ihres Gatten Brüdern, vor, auch soll sie das Gold einer heiligen, Odin geweiheten Bildsäule genommen, und zu ihrem Schmuck verwendet haben. – F. fährt auf einem goldenen Wagen einher, der mit zwei weissen Katzen bespannt ist, worunter wahrscheinlich Luchse zu verstehen sind. Das Gestirn, das wir Orions Gürtel nennen, hiess im Norden F.s Rocken. Demnach ist F. auch Spinnerin und Weberin; der Flachs ist ein Geschenk von ihr, als der mütterlichen Erdgöttin, wozu sie natürlich wird, wenn ihr Gemahl Odin der höchste Himmelsgott ist. Fro (Nord. M.), eine Gottheit zweiten Ranges, von den Gothen und Dänen als Beherrscher der Winde angebetet. Er erhielt blutige, sogar Menschenopfer, die er selbst angegeben und eingeführt haben soll. Die Verehrung theilte er mit Wagnof und Mithodin, welche beide man für Zauberer hielt, und dem F. zu beiden Seiten stellte, damit sie ihn bewegten, günstigen Wind und gutes Wetter für die Schiffenden zu erhalten. Nach andern Nachrichten wurden ihm durch den Dänenkönig Hadding, der von wüthenden Stürmen verfolgt wurde, weil er eine Gottheit in Gestalt eines Seeungeheuers getödtet hatte, zuerst schwarze Thiere geopfert, und diese Opferungen später in Menschenopfer verwandelt; sie werden Froablot genannt. Nach noch Anderen ist F. einerlei mit Freir (s. d.). Froste (Nord. M.), Sohn des Kare (Luft), und Enkel des Forejotre, also einer der Naturgötter, welche vor den Asen über Skandinavien herrschten; Fr. bedeutet Kälte, wie dessen Sohn Sniö Schnee. Frosti (Nord. M.), einer der kunstreichen Zwerge, welche von Swains Haugi nach Orwanga auf Jornwall kamen. Frothi (Nord. M.), ein mythischer König von Dänemark, der Sohn Frithleifs, des Sohnes Skjöldurs, des Sohnes Odins; er soll ungefähr um die Zeit von Christi Geburt gelebt, und der Welt einen allgemeinen Frieden geschenkt haben, doch von dem Seekönig Mysingr getödtet worden sein. F. besass die berühmte Mühle Grotta, auf welcher der Besitzer mahlen lassen konnte, was er wollte. Die beiden starken Mägde, Menja und Fenja, die einzigen, welche sie in Bewegung zu setzen vermochten, mussten sein ganzes Leben lang Frieden und Glück für ihn mahlen; damals konnte ungezähltes Gold lange auf der Haide liegen, ohne dass Jemand sich desselben bemächtigte. Fructessa (Röm. M.), die Göttin der Reife der Feldfrüchte. Frutis (Röm. M.), Etruskischer Name der Venus, aus dem griechischen Aphrodite verdorben. Fulgora(Röm. M.), die dem Blitze vorstehende Göttin. Furien, bei den Griechen Erinnyen, auch Eumeniden (Röm. und Gr. M.), die furchtbaren, zürnenden Rachegöttinnen, die Bestraferinnen des Bösen, drei Schwestern, Alecto, Megära und Tisiphone, Kinder des Acheron und der Nacht. Das rohere Zeitalter hat sich Mühe gegeben, alles Entsetzliche auf diese schrecklichen Gestalten zu häufen: verzerrte Gesichtszüge, flammensprühende Augen, Schlangenhaare, krallige Hände mit Schlangengeisseln bewehrt, zeichnen diese Göttinnen der Unterwelt vor allen Anderen aus. Ihr Wohnsitz ist ein eiserner Palast in der Unterwelt, woselbst sie diejenigen, die, ohne mit den Göttern wegen ihrer Verbrechen versöhnt zu sein, zum Tartarus herniedersteigen, so schrecklich martern, dass ihr Klagegeschrei durch die ganze Unterwelt dringt. Mit der fortschreitenden Bildung der Hellenen erhielt auch der Mythus dieser Gottheiten vielfache Umwandlungen; die blutigen Bilder verschwanden; an ihre Stelle traten die ernsten Eumeniden (s. d.). Furina (Röm. M.), eine nicht näher bekannte Gottheit, die einen heiligen Hain hatte, und die Cicero mit den Furien in Verbindung setzt. Es wurde ihr am 25. Juli ein Fest, Furinalia, gefeiert. Furor (Röm. M.), »die Wuth, die Raserei des Krieges«, eine allegorische Gottheit. Fusi mi (Jap. M.), das Beschauen der Fusi-Blumen, ein Volksfest, wobei man sich unter Lauben aus der Fusi-Pflanze (Dolichos polystachios, Th. Flor.) unterhält; es fällt in den vierten Monat des japanesischen Kalenders. Futtafahi (M. der Südsee-Insulaner), der mächtigste unter den Meergöttern, den die Bewohner der Freundschaftsinseln verehren; ihm und seiner Gattin Faikuwa Kadschiha werden häufig Opfer von Früchten und Blumen gebracht, welche man in ein Canot legt und dann auf dem Meere, wann der Wind vom Ufer bläst, den Wellen überlässt. Fylgien (Nord. M.), Schutzgeister, die vom ersten Augenblick des Lebens an den Menschen als Geleiterinnen durch's Leben führen. Fylla (Nord. M.), eine der Asinnen, welche mit Frigga in Wingolf, in dem Palast Fensaler, wohnen. Sie ist überaus schön, hat lange, fliegende Haare, und die zarteste Gesichtsfarbe, welche das Rosenroth der Morgenröthe beschämt. Eine goldene Stirnbinde zeichnet sie als Asengöttin aus, doch hat sie sich herbeigelassen, die Dienerin der Göttermutter, Frigga, zu sein, allein sie sorgt nur für ihren Haupt- und Fussschmuck, für die Juwelen, welche ihre Sandalen, ihre Krone und ihren Hals zieren; sonst ist sie mehr die Vertraute, als die Dienerin der Gattin Odins, und steht auch ihrem geheimen Rathe vor.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/279>, abgerufen am 21.11.2024.