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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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man an manchen Orten sie für ein Todtengerippe hielt, und vielleicht ganz allein daraus, aber mit Unrecht, schloss, dass dieser F. der Todesgott der Slaven sei. Griechen und Römer kannten diess Zerrbild so wenig, als die Indier, die Asiaten und die denselben stammverwandten Slaven oder Sarmaten. Aus einigen Attributen der hier abgebildeten Figur hat man ferner schliessen wollen, dass der schwarz gebrannte Stab eine Fackel, also die Auferstehung, andeute; dasselbe gilt von dem Feuerstein, der, trotz des unscheinbaren Aeussern, doch den Funken in sich enthalte, eine an sich ganz unrichtige Vorstellungsart, da der Feuerstein wirklich keine Funken in sich enthält, sondern nur solche, durch die heftige Reibung beim Feuerschlagen glühend gemacht, von dem Stahle losreisst. Endlich musste der Hund oder Wolf, der bei dieser Figur steht, ein Löwe sein, weil derselbe durch sein Brüllen die Todten zur Auferstehung erwecken werde; allein ein Löwe hat sich wohl schwerlich jemals in die litthauischen oder polnischen Wälder verlaufen, konnte mithin von dem damit gänzlich unbekannten Volke auch nicht zum Symbol genommen werden. Der Name F. endlich selbst macht es zweifelhaft, ob dieser jemals ein slavischer Gott gewesen ist, denn Jeder, der auch nur eine slavische Sprache kennt, muss wissen, dass in derselben gar kein Anklang eines solchen Wortes vorkommt. So möchte wahrscheinlich diese ganze Fabel sich in Nichts auflösen, und unsere Figur ist irgend ein polnischer, russischer Gott oder Heros, dessen Name verloren ist.


Flora, Fig. 116 (Röm. M.), die Göttin der Blumen, deren heitere, oft ausgelassene Feste um 27. April gefeiert wurden. Das erste Heiligthum in Rom wurde ihr


Fig. 116.
schon von König Titus Tatius, dem Mitkönig des Romulus, geweiht. Ihr Fest, die Floralien, wurde im Jahr der Stadt 516 eingesetzt, da mehrmals hinter einander ungünstige Blüthezeit eingetreten war. Es wurde mit Spielen, Trinkgelagen, üppigen Tänzen, und vielfacher Ausgelassenheit begangen. Auf unserer Abbildung erscheint F. nach einer antiken Statue im K. Museum in Neapel.


Fluonia (Röm. M.), Beiname der Juno, als der Göttin, die das Blut der Wöchnerinnen einhielt.


Flussgott, . Flussgötter wurden von Römern und Griechen zu jeder Zeit verehrt, und jeder derselben selbst mit dem Namen des Flusses benannt, den


Fig. 117.
er beherrschte. Bemerkenswert ist der geschnittene Stein, von welchem wir hier eine Abbildung geben: er stellt den Kopf eines Flussgottes mit Ohren und Hörnern eines Stiers dar, um anzudeuten, dass das Geräusch seiner Wellen dem Brüllen des Stiers gleichkommt.


Fo, auch Foe (Chin. M.), der in China gebräuchliche Name des Buddha, welchen man nicht mit Gott (Schagkiamuni) verwechseln muss, dessen Personification er zwar ist, ohne jedoch dieser Gott selbst zu sein. Confutse hatte gesagt, im Westen wohne der wahre Heilige; hundert Jahre nach Chr. erinnerte sich der Kaiser von China, Ming Ti, dieses Ausspruches, und sandte Botschafter nach Indien, welche von dorther die Lehre des Buddha brachten, sie jedoch, wie den Namen dieses göttlichen Menschen, auffallend und nach chinesischen Sitten veränderten. Auch der Dalai-, Bogdo-Lama und der Dairi sind Personificationen des Buddha. F. hatte nach dem, was man dort von ihm erzählt, die grösste Aehnlichkeit mit Christus in seinem Lebenswandel, nur ausgeschmückt nach Weise der Chinesen. Die Mutter des F. hiess Moya oder Maya; sie empfing ihren Sohn durch die Erscheinung eines Lichtes. Schon in seiner frühesten Jugend zeichnete er sich durch Weisheit vor allen andern Menschen aus; in seinem neunzehnten Jahre verschwand er; man hörte nichts weiter von ihm, er war in die Wüste zu den Weisen gegangen. In seinem dreissigsten Jahre trat er wieder auf, war begeistert, von der Gottheit erfüllt, ein Heiliger, lehrte, versammelte Schüler um sich in grosser Menge, unter denen jedoch nur wenig Auserwählte waren, denen er die geheime Lehre enthüllte, und bestätigte Alles, was er sagte, durch die auffallendsten Wunder, durch Verwandlungen, durch Todtenerweckungen, gab jedoch öffentlich immer nur in Bildern und Gleichnissen Unterricht, bis er kurz vor seinem Ende den Vertrauten den Schlüssel zu allen Räthseln gab. Die Lehren F.s trennen Gutes und Böses im Leben wie im Tode, und lassen die Seelen der Verstorbenen jenseits Lohn oder Strafe an abgesonderten Orten finden. F. selbst ist geboren, um die Menschheit zu retten, die Verirrten auf den rechten Weg zurückzuführen, um die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen; er ist mit diesen Sünden des entsündigten Menschengeschlechts gestorben, für das Menschengeschlecht gestorben, und hat demselben somit eine Wiedergeburt für das ewige Leben errungen. Durch die übrigen Völker, zu denen die Lehre des F. gedrungen, ist diese sehr verunreinigt worden, und hat sich in viele Seelen getheilt.


Fo ke kio (Chin. M.), "das Buch schöner Blumen" dasjenige Werk, in welches die Schüler des Fo ihres Lehrers heilige Religionssätze niedergelegt haben.


Fofner, s. Fafnir.


Folkwang (Nord. M.), die Wohnung der allen Menschen hold gesinnten Göttin Freia, ein glänzend Schloss

man an manchen Orten sie für ein Todtengerippe hielt, und vielleicht ganz allein daraus, aber mit Unrecht, schloss, dass dieser F. der Todesgott der Slaven sei. Griechen und Römer kannten diess Zerrbild so wenig, als die Indier, die Asiaten und die denselben stammverwandten Slaven oder Sarmaten. Aus einigen Attributen der hier abgebildeten Figur hat man ferner schliessen wollen, dass der schwarz gebrannte Stab eine Fackel, also die Auferstehung, andeute; dasselbe gilt von dem Feuerstein, der, trotz des unscheinbaren Aeussern, doch den Funken in sich enthalte, eine an sich ganz unrichtige Vorstellungsart, da der Feuerstein wirklich keine Funken in sich enthält, sondern nur solche, durch die heftige Reibung beim Feuerschlagen glühend gemacht, von dem Stahle losreisst. Endlich musste der Hund oder Wolf, der bei dieser Figur steht, ein Löwe sein, weil derselbe durch sein Brüllen die Todten zur Auferstehung erwecken werde; allein ein Löwe hat sich wohl schwerlich jemals in die litthauischen oder polnischen Wälder verlaufen, konnte mithin von dem damit gänzlich unbekannten Volke auch nicht zum Symbol genommen werden. Der Name F. endlich selbst macht es zweifelhaft, ob dieser jemals ein slavischer Gott gewesen ist, denn Jeder, der auch nur eine slavische Sprache kennt, muss wissen, dass in derselben gar kein Anklang eines solchen Wortes vorkommt. So möchte wahrscheinlich diese ganze Fabel sich in Nichts auflösen, und unsere Figur ist irgend ein polnischer, russischer Gott oder Heros, dessen Name verloren ist.


Flora, Fig. 116 (Röm. M.), die Göttin der Blumen, deren heitere, oft ausgelassene Feste um 27. April gefeiert wurden. Das erste Heiligthum in Rom wurde ihr


Fig. 116.
schon von König Titus Tatius, dem Mitkönig des Romulus, geweiht. Ihr Fest, die Floralien, wurde im Jahr der Stadt 516 eingesetzt, da mehrmals hinter einander ungünstige Blüthezeit eingetreten war. Es wurde mit Spielen, Trinkgelagen, üppigen Tänzen, und vielfacher Ausgelassenheit begangen. Auf unserer Abbildung erscheint F. nach einer antiken Statue im K. Museum in Neapel.


Fluonia (Röm. M.), Beiname der Juno, als der Göttin, die das Blut der Wöchnerinnen einhielt.


Flussgott, . Flussgötter wurden von Römern und Griechen zu jeder Zeit verehrt, und jeder derselben selbst mit dem Namen des Flusses benannt, den


Fig. 117.
er beherrschte. Bemerkenswert ist der geschnittene Stein, von welchem wir hier eine Abbildung geben: er stellt den Kopf eines Flussgottes mit Ohren und Hörnern eines Stiers dar, um anzudeuten, dass das Geräusch seiner Wellen dem Brüllen des Stiers gleichkommt.


Fo, auch Foë (Chin. M.), der in China gebräuchliche Name des Buddha, welchen man nicht mit Gott (Schagkiamuni) verwechseln muss, dessen Personification er zwar ist, ohne jedoch dieser Gott selbst zu sein. Confutse hatte gesagt, im Westen wohne der wahre Heilige; hundert Jahre nach Chr. erinnerte sich der Kaiser von China, Ming Ti, dieses Ausspruches, und sandte Botschafter nach Indien, welche von dorther die Lehre des Buddha brachten, sie jedoch, wie den Namen dieses göttlichen Menschen, auffallend und nach chinesischen Sitten veränderten. Auch der Dalai-, Bogdo-Lama und der Dairi sind Personificationen des Buddha. F. hatte nach dem, was man dort von ihm erzählt, die grösste Aehnlichkeit mit Christus in seinem Lebenswandel, nur ausgeschmückt nach Weise der Chinesen. Die Mutter des F. hiess Moya oder Maya; sie empfing ihren Sohn durch die Erscheinung eines Lichtes. Schon in seiner frühesten Jugend zeichnete er sich durch Weisheit vor allen andern Menschen aus; in seinem neunzehnten Jahre verschwand er; man hörte nichts weiter von ihm, er war in die Wüste zu den Weisen gegangen. In seinem dreissigsten Jahre trat er wieder auf, war begeistert, von der Gottheit erfüllt, ein Heiliger, lehrte, versammelte Schüler um sich in grosser Menge, unter denen jedoch nur wenig Auserwählte waren, denen er die geheime Lehre enthüllte, und bestätigte Alles, was er sagte, durch die auffallendsten Wunder, durch Verwandlungen, durch Todtenerweckungen, gab jedoch öffentlich immer nur in Bildern und Gleichnissen Unterricht, bis er kurz vor seinem Ende den Vertrauten den Schlüssel zu allen Räthseln gab. Die Lehren F.s trennen Gutes und Böses im Leben wie im Tode, und lassen die Seelen der Verstorbenen jenseits Lohn oder Strafe an abgesonderten Orten finden. F. selbst ist geboren, um die Menschheit zu retten, die Verirrten auf den rechten Weg zurückzuführen, um die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen; er ist mit diesen Sünden des entsündigten Menschengeschlechts gestorben, für das Menschengeschlecht gestorben, und hat demselben somit eine Wiedergeburt für das ewige Leben errungen. Durch die übrigen Völker, zu denen die Lehre des F. gedrungen, ist diese sehr verunreinigt worden, und hat sich in viele Seelen getheilt.


Fo ke kio (Chin. M.), »das Buch schöner Blumen« dasjenige Werk, in welches die Schüler des Fo ihres Lehrers heilige Religionssätze niedergelegt haben.


Fofner, s. Fafnir.


Folkwang (Nord. M.), die Wohnung der allen Menschen hold gesinnten Göttin Freia, ein glänzend Schloss

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[206/0276] man an manchen Orten sie für ein Todtengerippe hielt, und vielleicht ganz allein daraus, aber mit Unrecht, schloss, dass dieser F. der Todesgott der Slaven sei. Griechen und Römer kannten diess Zerrbild so wenig, als die Indier, die Asiaten und die denselben stammverwandten Slaven oder Sarmaten. Aus einigen Attributen der hier abgebildeten Figur hat man ferner schliessen wollen, dass der schwarz gebrannte Stab eine Fackel, also die Auferstehung, andeute; dasselbe gilt von dem Feuerstein, der, trotz des unscheinbaren Aeussern, doch den Funken in sich enthalte, eine an sich ganz unrichtige Vorstellungsart, da der Feuerstein wirklich keine Funken in sich enthält, sondern nur solche, durch die heftige Reibung beim Feuerschlagen glühend gemacht, von dem Stahle losreisst. Endlich musste der Hund oder Wolf, der bei dieser Figur steht, ein Löwe sein, weil derselbe durch sein Brüllen die Todten zur Auferstehung erwecken werde; allein ein Löwe hat sich wohl schwerlich jemals in die litthauischen oder polnischen Wälder verlaufen, konnte mithin von dem damit gänzlich unbekannten Volke auch nicht zum Symbol genommen werden. Der Name F. endlich selbst macht es zweifelhaft, ob dieser jemals ein slavischer Gott gewesen ist, denn Jeder, der auch nur eine slavische Sprache kennt, muss wissen, dass in derselben gar kein Anklang eines solchen Wortes vorkommt. So möchte wahrscheinlich diese ganze Fabel sich in Nichts auflösen, und unsere Figur ist irgend ein polnischer, russischer Gott oder Heros, dessen Name verloren ist. Flora, Fig. 116 (Röm. M.), die Göttin der Blumen, deren heitere, oft ausgelassene Feste um 27. April gefeiert wurden. Das erste Heiligthum in Rom wurde ihr [Abbildung Fig. 116. ] schon von König Titus Tatius, dem Mitkönig des Romulus, geweiht. Ihr Fest, die Floralien, wurde im Jahr der Stadt 516 eingesetzt, da mehrmals hinter einander ungünstige Blüthezeit eingetreten war. Es wurde mit Spielen, Trinkgelagen, üppigen Tänzen, und vielfacher Ausgelassenheit begangen. Auf unserer Abbildung erscheint F. nach einer antiken Statue im K. Museum in Neapel. Fluonia (Röm. M.), Beiname der Juno, als der Göttin, die das Blut der Wöchnerinnen einhielt. Flussgott, . Flussgötter wurden von Römern und Griechen zu jeder Zeit verehrt, und jeder derselben selbst mit dem Namen des Flusses benannt, den [Abbildung Fig. 117. ] er beherrschte. Bemerkenswert ist der geschnittene Stein, von welchem wir hier eine Abbildung geben: er stellt den Kopf eines Flussgottes mit Ohren und Hörnern eines Stiers dar, um anzudeuten, dass das Geräusch seiner Wellen dem Brüllen des Stiers gleichkommt. Fo, auch Foë (Chin. M.), der in China gebräuchliche Name des Buddha, welchen man nicht mit Gott (Schagkiamuni) verwechseln muss, dessen Personification er zwar ist, ohne jedoch dieser Gott selbst zu sein. Confutse hatte gesagt, im Westen wohne der wahre Heilige; hundert Jahre nach Chr. erinnerte sich der Kaiser von China, Ming Ti, dieses Ausspruches, und sandte Botschafter nach Indien, welche von dorther die Lehre des Buddha brachten, sie jedoch, wie den Namen dieses göttlichen Menschen, auffallend und nach chinesischen Sitten veränderten. Auch der Dalai-, Bogdo-Lama und der Dairi sind Personificationen des Buddha. F. hatte nach dem, was man dort von ihm erzählt, die grösste Aehnlichkeit mit Christus in seinem Lebenswandel, nur ausgeschmückt nach Weise der Chinesen. Die Mutter des F. hiess Moya oder Maya; sie empfing ihren Sohn durch die Erscheinung eines Lichtes. Schon in seiner frühesten Jugend zeichnete er sich durch Weisheit vor allen andern Menschen aus; in seinem neunzehnten Jahre verschwand er; man hörte nichts weiter von ihm, er war in die Wüste zu den Weisen gegangen. In seinem dreissigsten Jahre trat er wieder auf, war begeistert, von der Gottheit erfüllt, ein Heiliger, lehrte, versammelte Schüler um sich in grosser Menge, unter denen jedoch nur wenig Auserwählte waren, denen er die geheime Lehre enthüllte, und bestätigte Alles, was er sagte, durch die auffallendsten Wunder, durch Verwandlungen, durch Todtenerweckungen, gab jedoch öffentlich immer nur in Bildern und Gleichnissen Unterricht, bis er kurz vor seinem Ende den Vertrauten den Schlüssel zu allen Räthseln gab. Die Lehren F.s trennen Gutes und Böses im Leben wie im Tode, und lassen die Seelen der Verstorbenen jenseits Lohn oder Strafe an abgesonderten Orten finden. F. selbst ist geboren, um die Menschheit zu retten, die Verirrten auf den rechten Weg zurückzuführen, um die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen; er ist mit diesen Sünden des entsündigten Menschengeschlechts gestorben, für das Menschengeschlecht gestorben, und hat demselben somit eine Wiedergeburt für das ewige Leben errungen. Durch die übrigen Völker, zu denen die Lehre des F. gedrungen, ist diese sehr verunreinigt worden, und hat sich in viele Seelen getheilt. Fo ke kio (Chin. M.), »das Buch schöner Blumen« dasjenige Werk, in welches die Schüler des Fo ihres Lehrers heilige Religionssätze niedergelegt haben. Fofner, s. Fafnir. Folkwang (Nord. M.), die Wohnung der allen Menschen hold gesinnten Göttin Freia, ein glänzend Schloss

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/276>, abgerufen am 22.12.2024.