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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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des Hypseus (Sohnes des Flussgottes Peneus), schon als Kind mit den Waffen vertrauter, als mit den weiblichen Arbeiten. Einst sah Apollo sie unbewehrt mit einem Löwen kämpfen, entbrannte in Liebe zu ihr und nahm sie mit sich nach einem reizenden und fruchtbaren Küstenstriche Libyens, gab dort der Stadt C. ihren Namen, weihte ihr einen eigenen Tempel, machte sie unsterblich, und erzeugte mit ihr den Aristäus, nach Einigen auch den Seher Idmon. - 2) C., eine Nymphe, Geliebte des Mars, Mutter des Diomedes, Königs der Bistonen, welcher seine Rosse mit dem Fleisch der bei ihm ankommenden Fremden fütterte.


Cyris (Gr. M.), Beiname des Adonis bei den Cypriern.


Cyrnus (Gr. M.), 1) Sohn des Hercules, nach welchem die Insel C. (Corsica) benannt sein sollte. - 2) C., ein Feldherr des Inachus, der ihn mit einer bedeutenden Flotte ausschickte, die durch Juno auf das Grausamste verfolgte Io zu suchen, wobei er ihm den Befehl ertheilte, nicht ohne sie heimzukehren. Diess bewog ihn, sich in Carien niederzulassen, wo er eine Stadt C. erbaute.


Cythera. S. Venus.


Cytissorus (Gr. M.), Sohn des Phrixus und der Chalciope, Tochter des Königs Aetes in Colchis, welche dieser dem Fremdling gab, als er ihm den goldvliessigen Widder brachte. Er soll die Stadt in Paphlagonien, welche seinen Namen trägt, erbaut haben.


Cytus (Gr. M.), Sohn des Jupiter und der Nymphe Himalia.


Cyzicus (Gr. M.), Sohn des Königs Aeneus und der Aenete, ging nach Propontis und colonisirte die Landschaft Dolionis, vermählte sich mit Clite, der Tochter des Merops, und befand sich in Glück und Ansehen, als die Argonauten zu ihm kamen, welche er sehr freundlich aufnahm, die jedoch bald nach ihrer Abreise, durch Sturm verschlagen, Nachts zum zweiten Male auf seiner Insel landeten. Man hielt sie für feindlich gesinnte Pelasger, rückte ihnen entgegen und Jason selbst erlegte den König. Weiteres s. unter Clite.


Czastawa (Slav. M.), eine der berühmtesten Heldinnen in dem böhmischen Mägdekrieg; sie focht sieben Jahre lang mit unverändertem Glück unter der Anführung der Herzogin Wlasda, bis diese mehr der List, als der Gewalt unterlag.


Czernebog auch Tschernebog Fig. 86 (Slav. M.), von dem slavischen Tacharni, schwarz, und Bog, Gott; ein böser Gott der nordischen Wenden und Slaven, für
Fig. 86.
Fig. 87.
Fig. 88.

sich bestehend, als Oberster der finstere Götter, sonst aber auch Beiname mehrerer bösen Gottheiten. Er ist das böse Princip, dem Bielbog, dem Triglaw, dem Swantewit entgegengesetzt, und wirkt nur Böses, doch glaubte das Volk, er müsse gegen seinen Willen im grossen Ganzen zum Guten wirken, wenn anders diese Nachricht, welche den alten christlichen Chronisten entlehnt ist, Glauben verdient. Man deutet mehrere Bilder und Bildsäulen mit einer sogenannten Löwenhaut auf den C.; mit Sicherheit weiss man es nur von denjenigen, auf welchen sein Name ohne Beisatz vorkommt, d. h. als Name, nicht als Titel. Unser Doppelbild stellt ein solches Götzenbild von zwei verschiedenen Seiten dar; das an der Hinterseite in Runen eingegrabene Wort Rhetra bezeichnet den Fundort; die andern beiden Wörter, das eine auf der Rückseite über Rhetra, und das andere auf der Vorderseite, waren wir nicht im Stande zu entziffern. Die Arbeit ist höchst roh, kaum zeigen die beiden Gesichter etwas Menschenähnliches; das eine an der Vorderseite zeichnet sich durch einen langen, in zwei Zöpfen herniedergehenden Bart aus; das andere ist ganz jugendlich, fast kindlich, befindet sich auf der Rückseite des Kopfes über einem langen, mit einer Pfeilspitze endenden Zopf. Anders ist ein, auch zu Rhetra gefundenes Götzenbild, den C. darstellend, geformt; dieses hat Aehnlichkeit mit einem englischen Bulldog, ist aus Erz gegossen und vorzugsweise mit dem Nomen proprium C. bezeichnet. Häufig wurden die bösen Götter als Thiere gezeichnet; eine abschreckende, entsetzliche Thiergestalt wollte man diesen Götzen geben; hierzu hatte die rohe Kunst alle Mittel, eine freundliche Aussenseite vermochten weder ihre Gedankenbilder, noch ihre Sculptur zu gewinnen.


Czudo morskoe (Slav. M.), der Beherrscher oder König des Meeres, ein mächtiger Gott, dem Tausende von Untergöttern (Czudi) dienten, welche Meergötter theils guter, theils böser Art waren, und nach ihrem Gefallen den Menschen nützten oder schadeten. Die Seefahrer und Fischer opferten ihnen bei ihrer Abreise aus den Häfen Landfrüchte; nach welchen sie besonders begierig gewesen sein sollen.


Czur Fig. 87. 88. (Slav. M.), der Gränzgott der Russen, ganz roh gebildet, mit nur entfernter Annäherung an menschliche Gestalt.

des Hypseus (Sohnes des Flussgottes Peneus), schon als Kind mit den Waffen vertrauter, als mit den weiblichen Arbeiten. Einst sah Apollo sie unbewehrt mit einem Löwen kämpfen, entbrannte in Liebe zu ihr und nahm sie mit sich nach einem reizenden und fruchtbaren Küstenstriche Libyens, gab dort der Stadt C. ihren Namen, weihte ihr einen eigenen Tempel, machte sie unsterblich, und erzeugte mit ihr den Aristäus, nach Einigen auch den Seher Idmon. – 2) C., eine Nymphe, Geliebte des Mars, Mutter des Diomedes, Königs der Bistonen, welcher seine Rosse mit dem Fleisch der bei ihm ankommenden Fremden fütterte.


Cyris (Gr. M.), Beiname des Adonis bei den Cypriern.


Cyrnus (Gr. M.), 1) Sohn des Hercules, nach welchem die Insel C. (Corsica) benannt sein sollte. – 2) C., ein Feldherr des Inachus, der ihn mit einer bedeutenden Flotte ausschickte, die durch Juno auf das Grausamste verfolgte Io zu suchen, wobei er ihm den Befehl ertheilte, nicht ohne sie heimzukehren. Diess bewog ihn, sich in Carien niederzulassen, wo er eine Stadt C. erbaute.


Cythera. S. Venus.


Cytissorus (Gr. M.), Sohn des Phrixus und der Chalciope, Tochter des Königs Aetes in Colchis, welche dieser dem Fremdling gab, als er ihm den goldvliessigen Widder brachte. Er soll die Stadt in Paphlagonien, welche seinen Namen trägt, erbaut haben.


Cytus (Gr. M.), Sohn des Jupiter und der Nymphe Himalia.


Cyzicus (Gr. M.), Sohn des Königs Aeneus und der Aenete, ging nach Propontis und colonisirte die Landschaft Dolionis, vermählte sich mit Clite, der Tochter des Merops, und befand sich in Glück und Ansehen, als die Argonauten zu ihm kamen, welche er sehr freundlich aufnahm, die jedoch bald nach ihrer Abreise, durch Sturm verschlagen, Nachts zum zweiten Male auf seiner Insel landeten. Man hielt sie für feindlich gesinnte Pelasger, rückte ihnen entgegen und Jason selbst erlegte den König. Weiteres s. unter Clite.


Czastawa (Slav. M.), eine der berühmtesten Heldinnen in dem böhmischen Mägdekrieg; sie focht sieben Jahre lang mit unverändertem Glück unter der Anführung der Herzogin Wlasda, bis diese mehr der List, als der Gewalt unterlag.


Czernebog auch Tschernebog Fig. 86 (Slav. M.), von dem slavischen Tacharni, schwarz, und Bog, Gott; ein böser Gott der nordischen Wenden und Slaven, für
Fig. 86.
Fig. 87.
Fig. 88.

sich bestehend, als Oberster der finstere Götter, sonst aber auch Beiname mehrerer bösen Gottheiten. Er ist das böse Princip, dem Bielbog, dem Triglaw, dem Swantewit entgegengesetzt, und wirkt nur Böses, doch glaubte das Volk, er müsse gegen seinen Willen im grossen Ganzen zum Guten wirken, wenn anders diese Nachricht, welche den alten christlichen Chronisten entlehnt ist, Glauben verdient. Man deutet mehrere Bilder und Bildsäulen mit einer sogenannten Löwenhaut auf den C.; mit Sicherheit weiss man es nur von denjenigen, auf welchen sein Name ohne Beisatz vorkommt, d. h. als Name, nicht als Titel. Unser Doppelbild stellt ein solches Götzenbild von zwei verschiedenen Seiten dar; das an der Hinterseite in Runen eingegrabene Wort Rhetra bezeichnet den Fundort; die andern beiden Wörter, das eine auf der Rückseite über Rhetra, und das andere auf der Vorderseite, waren wir nicht im Stande zu entziffern. Die Arbeit ist höchst roh, kaum zeigen die beiden Gesichter etwas Menschenähnliches; das eine an der Vorderseite zeichnet sich durch einen langen, in zwei Zöpfen herniedergehenden Bart aus; das andere ist ganz jugendlich, fast kindlich, befindet sich auf der Rückseite des Kopfes über einem langen, mit einer Pfeilspitze endenden Zopf. Anders ist ein, auch zu Rhetra gefundenes Götzenbild, den C. darstellend, geformt; dieses hat Aehnlichkeit mit einem englischen Bulldog, ist aus Erz gegossen und vorzugsweise mit dem Nomen proprium C. bezeichnet. Häufig wurden die bösen Götter als Thiere gezeichnet; eine abschreckende, entsetzliche Thiergestalt wollte man diesen Götzen geben; hierzu hatte die rohe Kunst alle Mittel, eine freundliche Aussenseite vermochten weder ihre Gedankenbilder, noch ihre Sculptur zu gewinnen.


Czudo morskoe (Slav. M.), der Beherrscher oder König des Meeres, ein mächtiger Gott, dem Tausende von Untergöttern (Czudi) dienten, welche Meergötter theils guter, theils böser Art waren, und nach ihrem Gefallen den Menschen nützten oder schadeten. Die Seefahrer und Fischer opferten ihnen bei ihrer Abreise aus den Häfen Landfrüchte; nach welchen sie besonders begierig gewesen sein sollen.


Czur Fig. 87. 88. (Slav. M.), der Gränzgott der Russen, ganz roh gebildet, mit nur entfernter Annäherung an menschliche Gestalt.

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[153/0223] des Hypseus (Sohnes des Flussgottes Peneus), schon als Kind mit den Waffen vertrauter, als mit den weiblichen Arbeiten. Einst sah Apollo sie unbewehrt mit einem Löwen kämpfen, entbrannte in Liebe zu ihr und nahm sie mit sich nach einem reizenden und fruchtbaren Küstenstriche Libyens, gab dort der Stadt C. ihren Namen, weihte ihr einen eigenen Tempel, machte sie unsterblich, und erzeugte mit ihr den Aristäus, nach Einigen auch den Seher Idmon. – 2) C., eine Nymphe, Geliebte des Mars, Mutter des Diomedes, Königs der Bistonen, welcher seine Rosse mit dem Fleisch der bei ihm ankommenden Fremden fütterte. Cyris (Gr. M.), Beiname des Adonis bei den Cypriern. Cyrnus (Gr. M.), 1) Sohn des Hercules, nach welchem die Insel C. (Corsica) benannt sein sollte. – 2) C., ein Feldherr des Inachus, der ihn mit einer bedeutenden Flotte ausschickte, die durch Juno auf das Grausamste verfolgte Io zu suchen, wobei er ihm den Befehl ertheilte, nicht ohne sie heimzukehren. Diess bewog ihn, sich in Carien niederzulassen, wo er eine Stadt C. erbaute. Cythera. S. Venus. Cytissorus (Gr. M.), Sohn des Phrixus und der Chalciope, Tochter des Königs Aetes in Colchis, welche dieser dem Fremdling gab, als er ihm den goldvliessigen Widder brachte. Er soll die Stadt in Paphlagonien, welche seinen Namen trägt, erbaut haben. Cytus (Gr. M.), Sohn des Jupiter und der Nymphe Himalia. Cyzicus (Gr. M.), Sohn des Königs Aeneus und der Aenete, ging nach Propontis und colonisirte die Landschaft Dolionis, vermählte sich mit Clite, der Tochter des Merops, und befand sich in Glück und Ansehen, als die Argonauten zu ihm kamen, welche er sehr freundlich aufnahm, die jedoch bald nach ihrer Abreise, durch Sturm verschlagen, Nachts zum zweiten Male auf seiner Insel landeten. Man hielt sie für feindlich gesinnte Pelasger, rückte ihnen entgegen und Jason selbst erlegte den König. Weiteres s. unter Clite. Czastawa (Slav. M.), eine der berühmtesten Heldinnen in dem böhmischen Mägdekrieg; sie focht sieben Jahre lang mit unverändertem Glück unter der Anführung der Herzogin Wlasda, bis diese mehr der List, als der Gewalt unterlag. Czernebog auch Tschernebog Fig. 86 (Slav. M.), von dem slavischen Tacharni, schwarz, und Bog, Gott; ein böser Gott der nordischen Wenden und Slaven, für [Abbildung Fig. 86. ] [Abbildung Fig. 87. ] [Abbildung Fig. 88. ] sich bestehend, als Oberster der finstere Götter, sonst aber auch Beiname mehrerer bösen Gottheiten. Er ist das böse Princip, dem Bielbog, dem Triglaw, dem Swantewit entgegengesetzt, und wirkt nur Böses, doch glaubte das Volk, er müsse gegen seinen Willen im grossen Ganzen zum Guten wirken, wenn anders diese Nachricht, welche den alten christlichen Chronisten entlehnt ist, Glauben verdient. Man deutet mehrere Bilder und Bildsäulen mit einer sogenannten Löwenhaut auf den C.; mit Sicherheit weiss man es nur von denjenigen, auf welchen sein Name ohne Beisatz vorkommt, d. h. als Name, nicht als Titel. Unser Doppelbild stellt ein solches Götzenbild von zwei verschiedenen Seiten dar; das an der Hinterseite in Runen eingegrabene Wort Rhetra bezeichnet den Fundort; die andern beiden Wörter, das eine auf der Rückseite über Rhetra, und das andere auf der Vorderseite, waren wir nicht im Stande zu entziffern. Die Arbeit ist höchst roh, kaum zeigen die beiden Gesichter etwas Menschenähnliches; das eine an der Vorderseite zeichnet sich durch einen langen, in zwei Zöpfen herniedergehenden Bart aus; das andere ist ganz jugendlich, fast kindlich, befindet sich auf der Rückseite des Kopfes über einem langen, mit einer Pfeilspitze endenden Zopf. Anders ist ein, auch zu Rhetra gefundenes Götzenbild, den C. darstellend, geformt; dieses hat Aehnlichkeit mit einem englischen Bulldog, ist aus Erz gegossen und vorzugsweise mit dem Nomen proprium C. bezeichnet. Häufig wurden die bösen Götter als Thiere gezeichnet; eine abschreckende, entsetzliche Thiergestalt wollte man diesen Götzen geben; hierzu hatte die rohe Kunst alle Mittel, eine freundliche Aussenseite vermochten weder ihre Gedankenbilder, noch ihre Sculptur zu gewinnen. Czudo morskoe (Slav. M.), der Beherrscher oder König des Meeres, ein mächtiger Gott, dem Tausende von Untergöttern (Czudi) dienten, welche Meergötter theils guter, theils böser Art waren, und nach ihrem Gefallen den Menschen nützten oder schadeten. Die Seefahrer und Fischer opferten ihnen bei ihrer Abreise aus den Häfen Landfrüchte; nach welchen sie besonders begierig gewesen sein sollen. Czur Fig. 87. 88. (Slav. M.), der Gränzgott der Russen, ganz roh gebildet, mit nur entfernter Annäherung an menschliche Gestalt.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/223>, abgerufen am 21.11.2024.