Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Himmlischen, und sie beendigten seine Prüfung. Der nur scheintodte Sohn erwachte, A. erhielt seine Güter, seine Schätze wieder zurück, und sollte mit seiner Familie, seinen Unterthanen, seinem ganzen Reiche in das Paradies versetzt werden, und befand sich bereits auf dem Götterwagen, welcher gen Himmel schwebte, als eine kleine Anregung von Stolz sein Herz erfasste; augenblicklich stand der Wagen still und schwebt seitdem zwischen Himmel und Erde. Doch ist der Weise so fromm, dass man seiner bei jeder Bestattung eines Todten gedenkt, und ein Stern, auf dem Verbrennungsplatze aufgestellt, seine Gegenwart vertritt.


Arius (Gr. M.), König von Theutrania in Mysien, welcher von Pergamus, dem Sohne des Pyrrhus und der Andromache, im Zweikampf getödtet wurde, worauf Pergamus die Stadt nach sich benannte, und seiner Mutter ein Heroon daselbst errichtete.


Arka (Talm. M.), eine von den sieben Erden, welche von den Abkömmlingen des Brudermörders Kain bewohnt wird; stets ausser dem Masse der gewöhnlichen Menschen, sind sie entweder sehr klein, oder sehr gross, haben immer zwei Köpfe, und in diesen guten und bösen Sinn, wovon jedoch der letztere vorherrschend ist, daher sie nicht anders auf unsere Erde kommen, als um Uebles zu stiften.


Arkin (Mong. M.), eine bei den meisten Orientalen übliche Form der Zeichen, nach denen man eine Anzahl Gebete hersagt; Korallenschnüre, an denen die Mongolen die verschiedenen Namen Gottes und seine Eigenschaften herzählen.


Arkjam (Ind. M.), ein Opfer, welches aus den schönsten Blumen besteht, die unter Hersagung von Gebeten über das Götterbild gestreut werden.


Arkona (Nord. M.), eine uralte, stark befestigte Burg auf dem nordöstlichsten Vorgebirge der Insel Rügen, Hauptsitz des Götterdienstes der Ranen, eines slavischen Volksstammes, der die Insel Rügen bewohnte. Hier befand sich der grösste Tempel ihres Hauptgottes, des Swantewit. Von der ungemeinen Festigkeit der Burg zeugen noch jetzt, nachdem sie schon seit dem J. 1168 zerstört ist, die Ueberbleibsel der Erdwälle, und doch waren diese nur die äusserste Circumvallation; ihr folgte noch eine mächtige Steinmauer und darauf eine hölzerne, fast unübersteigliche Wand. Letztere ist bei der endlichen Zerstörung durch König Waldemar I. von Dänemark und den Bischof Absalom von Roskild verbrannt, die Mauer zertrümmert und die Erdhügel ab- und darüber hingetragen worden. Ein hohes Dach, von breiten Pfeilern getragen, umschloss das Heiligthum, welches aus vier Balken bestand, die mit Teppichen umspannt waren, in deren Mitte sich das riesige, hölzerne Bild des vierköpfigen Swantewit erhob. Die Burg selbst war die Wohnung des Oberpriesters, der andern Götzenpriester, des heiligen Rosses und der Besatzung; ein starker Tempelschatz hatte sich daselbst angehäuft, indem der dritte Theil aller Kriegsbeute dem Gotte zukam, von jedem Bewohner jährlich ein Kostgeld erhoben wurde, jeder Beherrscher des Reichs, so wie der Nachbarvölker, bei dem Antritte seiner Regierung ein Geschenk geben musste, die Völker, zu denen die Ranen erobernd kamen, stark besteuert wurden, und eine heilige Schaar von 300 Reitern ganz allein dem Gotte bestimmt war, und Alles, was sie raubte oder eroberte, ihm gehörte und vom Oberpriester bewahrt wurde. Diess erklärt, wie es möglich war, dass Waldemar nach Eroberung der Burg aus dem Tempelschatze zwölf christliche Kirchen auf Rügen erbauen konnte. - Das Vorgebirge A. gehört jetzt in das Kirchspiel Altenkirchen auf der Halbinsel Wittow, welche durch die sandige Landenge Schabe mit der Halbinsel Jasmund, und mittelst dieser auch mit der eigentlichen Insel Rügen zusammenhängt. Unter dem Volke geht die Sage, dass von Zeit zu Zeit das Bild der zerstörten Burg auf den Wellen des Meeres erscheine. Dieser Volksglaube hat mehreren deutschen Dichtern Stoff zu sehr anmuthigen Gedichten von einer versunkenen Stadt gegeben.


Armenius (Gr. M.), Freund und Begleiter des Jason; man gibt ihm bald Rhodus, bald Armenium in Thessalien zur Heimath. Nach dem Argonautenzuge liess er sich in Armenien nieder, welchem Lande er den Namen ertheilte.


Armillus (Jüd. M.), Name eines künftigen falschen Messias, den eine colossale, steinerne Jungfrau in Rom gebären wird. Die Israeliten aber werden ihn besiegen, sich seiner bemächtigen und ihn tödten.


Armilustrium (Röm. Festbrauch), "Waffenreinigung, Waffenweihe"; ein jährlich am 18. October gefeiertes Fest, bei welchem man bewaffnet auf dem Armilustrum, einem Platze in der 13. Region der Stadt, opferte und die Waffen ruhen liess.


Arnaeus (Gr. M.), ein Bettler von mächtigem Knochenbau aber ungemeiner Feigheit, im Hause des Ulysses, so dass er bei der Rückkehr des als Bettler erscheinenden Ulysses keine Lust hatte, mit ihm um den Platz an der Schwelle zu kämpfen, und da es halb mit Zwang dennoch geschah, auch sogleich den Kürzern zog. Er wurde gewöhnlich Irus genannt, doch war sein eigentlicher Name der obige. - 2) A., Vater der Megamede, welche sich mit dem Thespius vermählte und Mutter der bekannten 50 Thespiaden wurde.


Arne (Gr. M.), 1) Enkelin des ersten, Tochter des zweiten Aeolus, und durch Neptun Mutter des dritten desselben Namens. Ihr zweiter Sohn war Böotus; beide wurden mit ihrer Mutter von Aeolus dem Zweiten verstossen. Ein Fremdling aus Metapontum nahm sich ihrer an, doch die Gattin desselben, Autolyte, quälte die fremde Frau so, dass einst die Sohne dieselbe schlugen und desshalb fliehen mussten. Ihr Grossvater, zu dem sie sich wandten, nahm sie nunmehr freundlich auf. - 2) A., von welcher Ovid erzählt, dass sie um des Goldes willen ihr Vaterland, die Insel Syphnos, an Minos verrathen habe, und desswegen von der Göttin in eine, das blanke Metall liebende Dohle verwandelt worden sei.


Arngrim (Nord. M.), der durch den Besitz des vortrefflichen Schwertes Tristing berühmte nordische Kämpfer, aus Bolmsö in Smäland gebürtig, Enkel des achthändigen Starkoder und der schönen Alfhilde. Er hatte im Zorn so übermenschliche Kräfte, dass er stets ungeharnischt in's Gefecht ging, und sein Grimm die Bewaffnung ersetzte; von dieser Eigenschaft schreibt sich der Name Berserker (besser: Bar Serker) her; er bedeutet: "bar Panzer, ohne Panzer."


Arno (Gr. M.), die Amme des Neptun, die das neugeborne Kind seinem Vater Saturn ableugnete, als dieser es aufsuchte, um es zu fressen. Die Stadt A. in Böotien hatte von ihr den Namen.


Aroeus (Gr. M.), Beiname des Bacchus von der Stadt Aroa in Achaja, später Paträ genannt, unter welchem er daselbst verehrt wurde.


Arot und Marot (Muham. M.), zwei Engel, welche auf der Erde erschienen, um die Menschen vor dem Bösen zu warnen. Diese sollen aber selbst bei einer schönen Frau eingekehrt, und, durch Wein erwärmt, derselben ihre verbotene Liebe erklärt haben. Das Weib klagte sie bei Gott an, die Engel erhielten eine harte Strafe, den Muhamedanern aber wurde, diesem Vergehen zu Folge, der Wein ganz verboten.


Arrhephoria (Gr. Festbrauch), ein Fest der Minerva, das in Athen im Monat Scirophorion gefeiert wurde, der um die Mitte Juni's begann. Vier Mädchen zwischen 7 und 11 Jahren wurden jährlich aus den vornehmsten Familien gewählt, von welchen zwei dem Weben des heiligen Peplos, eines Gewandes der Göttin, vorstanden, die beiden andern die geheimen Heiligthümer der Minerva zu tragen hatten. Diese letzteren verweilten ein ganzes Jahr auf der Burg unter Obhut der Priester, und wenn das Fest herangekommen war, legte ihnen die Priesterin der Minerva Polias (Stadtbeschirmerin) Gefässe auf den Kopf, deren Inhalt weder ihnen, noch der Priesterin selbst bekannt war. Mit diesen begaben sich die Mädchen in einen gewissen ummauerten Bezirk, wo sich eine natürliche Höhle befand, in welche sie hinabstiegen und das Getragene niederlegten; dafür nahmen sie etwas Anderes zurück und brachten es verhüllt herauf. Damit endigten sich ihre Verrichtungen; sie wurden entlassen und andere Mädchen an ihrer Statt auf die Burg geführt. Man nannte diese Mädchen Arrhephoren; sie trugen weisse Gewänder, geschmückt mit Gold, welches der Göttin anheimfiel.


Arruns (Röm. M.), ein Streiter im Heere des Aeneas. Als die streitbare Camilla mit ihren Heldinnen dem Turnus zu Hülfe zog, betete A. zu Apollo, ihm das Glück zu verleihen, die mächtige Feindin zu tödten; mit Arglist umschwärmte er dieselbe, bis es ihm glückte, aus einem Hinterhalt ihr einen Speer in die Brust zu werfen, als

Himmlischen, und sie beendigten seine Prüfung. Der nur scheintodte Sohn erwachte, A. erhielt seine Güter, seine Schätze wieder zurück, und sollte mit seiner Familie, seinen Unterthanen, seinem ganzen Reiche in das Paradies versetzt werden, und befand sich bereits auf dem Götterwagen, welcher gen Himmel schwebte, als eine kleine Anregung von Stolz sein Herz erfasste; augenblicklich stand der Wagen still und schwebt seitdem zwischen Himmel und Erde. Doch ist der Weise so fromm, dass man seiner bei jeder Bestattung eines Todten gedenkt, und ein Stern, auf dem Verbrennungsplatze aufgestellt, seine Gegenwart vertritt.


Arius (Gr. M.), König von Theutrania in Mysien, welcher von Pergamus, dem Sohne des Pyrrhus und der Andromache, im Zweikampf getödtet wurde, worauf Pergamus die Stadt nach sich benannte, und seiner Mutter ein Heroon daselbst errichtete.


Arka (Talm. M.), eine von den sieben Erden, welche von den Abkömmlingen des Brudermörders Kain bewohnt wird; stets ausser dem Masse der gewöhnlichen Menschen, sind sie entweder sehr klein, oder sehr gross, haben immer zwei Köpfe, und in diesen guten und bösen Sinn, wovon jedoch der letztere vorherrschend ist, daher sie nicht anders auf unsere Erde kommen, als um Uebles zu stiften.


Arkin (Mong. M.), eine bei den meisten Orientalen übliche Form der Zeichen, nach denen man eine Anzahl Gebete hersagt; Korallenschnüre, an denen die Mongolen die verschiedenen Namen Gottes und seine Eigenschaften herzählen.


Arkjam (Ind. M.), ein Opfer, welches aus den schönsten Blumen besteht, die unter Hersagung von Gebeten über das Götterbild gestreut werden.


Arkona (Nord. M.), eine uralte, stark befestigte Burg auf dem nordöstlichsten Vorgebirge der Insel Rügen, Hauptsitz des Götterdienstes der Ranen, eines slavischen Volksstammes, der die Insel Rügen bewohnte. Hier befand sich der grösste Tempel ihres Hauptgottes, des Swantewit. Von der ungemeinen Festigkeit der Burg zeugen noch jetzt, nachdem sie schon seit dem J. 1168 zerstört ist, die Ueberbleibsel der Erdwälle, und doch waren diese nur die äusserste Circumvallation; ihr folgte noch eine mächtige Steinmauer und darauf eine hölzerne, fast unübersteigliche Wand. Letztere ist bei der endlichen Zerstörung durch König Waldemar I. von Dänemark und den Bischof Absalom von Roskild verbrannt, die Mauer zertrümmert und die Erdhügel ab- und darüber hingetragen worden. Ein hohes Dach, von breiten Pfeilern getragen, umschloss das Heiligthum, welches aus vier Balken bestand, die mit Teppichen umspannt waren, in deren Mitte sich das riesige, hölzerne Bild des vierköpfigen Swantewit erhob. Die Burg selbst war die Wohnung des Oberpriesters, der andern Götzenpriester, des heiligen Rosses und der Besatzung; ein starker Tempelschatz hatte sich daselbst angehäuft, indem der dritte Theil aller Kriegsbeute dem Gotte zukam, von jedem Bewohner jährlich ein Kostgeld erhoben wurde, jeder Beherrscher des Reichs, so wie der Nachbarvölker, bei dem Antritte seiner Regierung ein Geschenk geben musste, die Völker, zu denen die Ranen erobernd kamen, stark besteuert wurden, und eine heilige Schaar von 300 Reitern ganz allein dem Gotte bestimmt war, und Alles, was sie raubte oder eroberte, ihm gehörte und vom Oberpriester bewahrt wurde. Diess erklärt, wie es möglich war, dass Waldemar nach Eroberung der Burg aus dem Tempelschatze zwölf christliche Kirchen auf Rügen erbauen konnte. – Das Vorgebirge A. gehört jetzt in das Kirchspiel Altenkirchen auf der Halbinsel Wittow, welche durch die sandige Landenge Schabe mit der Halbinsel Jasmund, und mittelst dieser auch mit der eigentlichen Insel Rügen zusammenhängt. Unter dem Volke geht die Sage, dass von Zeit zu Zeit das Bild der zerstörten Burg auf den Wellen des Meeres erscheine. Dieser Volksglaube hat mehreren deutschen Dichtern Stoff zu sehr anmuthigen Gedichten von einer versunkenen Stadt gegeben.


Armenius (Gr. M.), Freund und Begleiter des Jason; man gibt ihm bald Rhodus, bald Armenium in Thessalien zur Heimath. Nach dem Argonautenzuge liess er sich in Armenien nieder, welchem Lande er den Namen ertheilte.


Armillus (Jüd. M.), Name eines künftigen falschen Messias, den eine colossale, steinerne Jungfrau in Rom gebären wird. Die Israeliten aber werden ihn besiegen, sich seiner bemächtigen und ihn tödten.


Armilustrium (Röm. Festbrauch), »Waffenreinigung, Waffenweihe«; ein jährlich am 18. October gefeiertes Fest, bei welchem man bewaffnet auf dem Armilustrum, einem Platze in der 13. Region der Stadt, opferte und die Waffen ruhen liess.


Arnaeus (Gr. M.), ein Bettler von mächtigem Knochenbau aber ungemeiner Feigheit, im Hause des Ulysses, so dass er bei der Rückkehr des als Bettler erscheinenden Ulysses keine Lust hatte, mit ihm um den Platz an der Schwelle zu kämpfen, und da es halb mit Zwang dennoch geschah, auch sogleich den Kürzern zog. Er wurde gewöhnlich Irus genannt, doch war sein eigentlicher Name der obige. – 2) A., Vater der Megamede, welche sich mit dem Thespius vermählte und Mutter der bekannten 50 Thespiaden wurde.


Arne (Gr. M.), 1) Enkelin des ersten, Tochter des zweiten Aeolus, und durch Neptun Mutter des dritten desselben Namens. Ihr zweiter Sohn war Böotus; beide wurden mit ihrer Mutter von Aeolus dem Zweiten verstossen. Ein Fremdling aus Metapontum nahm sich ihrer an, doch die Gattin desselben, Autolyte, quälte die fremde Frau so, dass einst die Sohne dieselbe schlugen und desshalb fliehen mussten. Ihr Grossvater, zu dem sie sich wandten, nahm sie nunmehr freundlich auf. – 2) A., von welcher Ovid erzählt, dass sie um des Goldes willen ihr Vaterland, die Insel Syphnos, an Minos verrathen habe, und desswegen von der Göttin in eine, das blanke Metall liebende Dohle verwandelt worden sei.


Arngrim (Nord. M.), der durch den Besitz des vortrefflichen Schwertes Tristing berühmte nordische Kämpfer, aus Bolmsö in Smäland gebürtig, Enkel des achthändigen Starkoder und der schönen Alfhilde. Er hatte im Zorn so übermenschliche Kräfte, dass er stets ungeharnischt in's Gefecht ging, und sein Grimm die Bewaffnung ersetzte; von dieser Eigenschaft schreibt sich der Name Berserker (besser: Bar Serker) her; er bedeutet: »bar Panzer, ohne Panzer.«


Arno (Gr. M.), die Amme des Neptun, die das neugeborne Kind seinem Vater Saturn ableugnete, als dieser es aufsuchte, um es zu fressen. Die Stadt A. in Böotien hatte von ihr den Namen.


Aroëus (Gr. M.), Beiname des Bacchus von der Stadt Aroa in Achaja, später Paträ genannt, unter welchem er daselbst verehrt wurde.


Arot und Marot (Muham. M.), zwei Engel, welche auf der Erde erschienen, um die Menschen vor dem Bösen zu warnen. Diese sollen aber selbst bei einer schönen Frau eingekehrt, und, durch Wein erwärmt, derselben ihre verbotene Liebe erklärt haben. Das Weib klagte sie bei Gott an, die Engel erhielten eine harte Strafe, den Muhamedanern aber wurde, diesem Vergehen zu Folge, der Wein ganz verboten.


Arrhephoria (Gr. Festbrauch), ein Fest der Minerva, das in Athen im Monat Scirophorion gefeiert wurde, der um die Mitte Juni's begann. Vier Mädchen zwischen 7 und 11 Jahren wurden jährlich aus den vornehmsten Familien gewählt, von welchen zwei dem Weben des heiligen Peplos, eines Gewandes der Göttin, vorstanden, die beiden andern die geheimen Heiligthümer der Minerva zu tragen hatten. Diese letzteren verweilten ein ganzes Jahr auf der Burg unter Obhut der Priester, und wenn das Fest herangekommen war, legte ihnen die Priesterin der Minerva Polias (Stadtbeschirmerin) Gefässe auf den Kopf, deren Inhalt weder ihnen, noch der Priesterin selbst bekannt war. Mit diesen begaben sich die Mädchen in einen gewissen ummauerten Bezirk, wo sich eine natürliche Höhle befand, in welche sie hinabstiegen und das Getragene niederlegten; dafür nahmen sie etwas Anderes zurück und brachten es verhüllt herauf. Damit endigten sich ihre Verrichtungen; sie wurden entlassen und andere Mädchen an ihrer Statt auf die Burg geführt. Man nannte diese Mädchen Arrhephoren; sie trugen weisse Gewänder, geschmückt mit Gold, welches der Göttin anheimfiel.


Arruns (Röm. M.), ein Streiter im Heere des Aeneas. Als die streitbare Camilla mit ihren Heldinnen dem Turnus zu Hülfe zog, betete A. zu Apollo, ihm das Glück zu verleihen, die mächtige Feindin zu tödten; mit Arglist umschwärmte er dieselbe, bis es ihm glückte, aus einem Hinterhalt ihr einen Speer in die Brust zu werfen, als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="67"/>
Himmlischen, und sie beendigten seine Prüfung. Der nur scheintodte Sohn erwachte, A. erhielt seine Güter, seine Schätze wieder zurück, und sollte mit seiner Familie, seinen Unterthanen, seinem ganzen Reiche in das Paradies versetzt werden, und befand sich bereits auf dem Götterwagen, welcher gen Himmel schwebte, als eine kleine Anregung von Stolz sein Herz erfasste; augenblicklich stand der Wagen still und schwebt seitdem zwischen Himmel und Erde. Doch ist der Weise so fromm, dass man seiner bei jeder Bestattung eines Todten gedenkt, und ein Stern, auf dem Verbrennungsplatze aufgestellt, seine Gegenwart vertritt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arius</hi> (Gr. M.), König von Theutrania in Mysien, welcher von Pergamus, dem Sohne des Pyrrhus und der Andromache, im Zweikampf getödtet wurde, worauf Pergamus die Stadt nach sich benannte, und seiner Mutter ein Heroon daselbst errichtete.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arka</hi> (Talm. M.), eine von den sieben Erden, welche von den Abkömmlingen des Brudermörders Kain bewohnt wird; stets ausser dem Masse der gewöhnlichen Menschen, sind sie entweder sehr klein, oder sehr gross, haben immer zwei Köpfe, und in diesen guten und bösen Sinn, wovon jedoch der letztere vorherrschend ist, daher sie nicht anders auf unsere Erde kommen, als um Uebles zu stiften.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arkin</hi> (Mong. M.), eine bei den meisten Orientalen übliche Form der Zeichen, nach denen man eine Anzahl Gebete hersagt; Korallenschnüre, an denen die Mongolen die verschiedenen Namen Gottes und seine Eigenschaften herzählen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arkjam</hi> (Ind. M.), ein Opfer, welches aus den schönsten Blumen besteht, die unter Hersagung von Gebeten über das Götterbild gestreut werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arkona</hi> (Nord. M.), eine uralte, stark befestigte Burg auf dem nordöstlichsten Vorgebirge der Insel Rügen, Hauptsitz des Götterdienstes der <hi rendition="#g">Ranen</hi>, eines slavischen Volksstammes, der die Insel Rügen bewohnte. Hier befand sich der grösste Tempel ihres Hauptgottes, des Swantewit. Von der ungemeinen Festigkeit der Burg zeugen noch jetzt, nachdem sie schon seit dem J. 1168 zerstört ist, die Ueberbleibsel der Erdwälle, und doch waren diese nur die äusserste Circumvallation; ihr folgte noch eine mächtige Steinmauer und darauf eine hölzerne, fast unübersteigliche Wand. Letztere ist bei der endlichen Zerstörung durch König Waldemar I. von Dänemark und den Bischof Absalom von Roskild verbrannt, die Mauer zertrümmert und die Erdhügel ab- und darüber hingetragen worden. Ein hohes Dach, von breiten Pfeilern getragen, umschloss das Heiligthum, welches aus vier Balken bestand, die mit Teppichen umspannt waren, in deren Mitte sich das riesige, hölzerne Bild des vierköpfigen Swantewit erhob. Die Burg selbst war die Wohnung des Oberpriesters, der andern Götzenpriester, des heiligen Rosses und der Besatzung; ein starker Tempelschatz hatte sich daselbst angehäuft, indem der dritte Theil aller Kriegsbeute dem Gotte zukam, von jedem Bewohner jährlich ein Kostgeld erhoben wurde, jeder Beherrscher des Reichs, so wie der Nachbarvölker, bei dem Antritte seiner Regierung ein Geschenk geben musste, die Völker, zu denen die Ranen erobernd kamen, stark besteuert wurden, und eine heilige Schaar von 300 Reitern ganz allein dem Gotte bestimmt war, und Alles, was sie raubte oder eroberte, ihm gehörte und vom Oberpriester bewahrt wurde. Diess erklärt, wie es möglich war, dass Waldemar nach Eroberung der Burg aus dem Tempelschatze zwölf christliche Kirchen auf Rügen erbauen konnte. &#x2013; Das Vorgebirge A. gehört jetzt in das Kirchspiel Altenkirchen auf der Halbinsel Wittow, welche durch die sandige Landenge Schabe mit der Halbinsel Jasmund, und mittelst dieser auch mit der eigentlichen Insel Rügen zusammenhängt. Unter dem Volke geht die Sage, dass von Zeit zu Zeit das Bild der zerstörten Burg auf den Wellen des Meeres erscheine. Dieser Volksglaube hat mehreren deutschen Dichtern Stoff zu sehr anmuthigen Gedichten von einer versunkenen Stadt gegeben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Armenius</hi> (Gr. M.), Freund und Begleiter des Jason; man gibt ihm bald Rhodus, bald Armenium in Thessalien zur Heimath. Nach dem Argonautenzuge liess er sich in Armenien nieder, welchem Lande er den Namen ertheilte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Armillus</hi> (Jüd. M.), Name eines künftigen falschen Messias, den eine colossale, steinerne Jungfrau in Rom gebären wird. Die Israeliten aber werden ihn besiegen, sich seiner bemächtigen und ihn tödten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Armilustrium</hi> (Röm. Festbrauch), »Waffenreinigung, Waffenweihe«; ein jährlich am 18. October gefeiertes Fest, bei welchem man bewaffnet auf dem Armilustrum, einem Platze in der 13. Region der Stadt, opferte und die Waffen ruhen liess.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arnaeus</hi> (Gr. M.), ein Bettler von mächtigem Knochenbau aber ungemeiner Feigheit, im Hause des Ulysses, so dass er bei der Rückkehr des als Bettler erscheinenden Ulysses keine Lust hatte, mit ihm um den Platz an der Schwelle zu kämpfen, und da es halb mit Zwang dennoch geschah, auch sogleich den Kürzern zog. Er wurde gewöhnlich Irus genannt, doch war sein eigentlicher Name der obige. &#x2013; 2) A., Vater der Megamede, welche sich mit dem Thespius vermählte und Mutter der bekannten 50 Thespiaden wurde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arne</hi> (Gr. M.), 1) Enkelin des ersten, Tochter des zweiten Aeolus, und durch Neptun Mutter des dritten desselben Namens. Ihr zweiter Sohn war Böotus; beide wurden mit ihrer Mutter von Aeolus dem Zweiten verstossen. Ein Fremdling aus Metapontum nahm sich ihrer an, doch die Gattin desselben, Autolyte, quälte die fremde Frau so, dass einst die Sohne dieselbe schlugen und desshalb fliehen mussten. Ihr Grossvater, zu dem sie sich wandten, nahm sie nunmehr freundlich auf. &#x2013; 2) A., von welcher Ovid erzählt, dass sie um des Goldes willen ihr Vaterland, die Insel Syphnos, an Minos verrathen habe, und desswegen von der Göttin in eine, das blanke Metall liebende Dohle verwandelt worden sei.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arngrim</hi> (Nord. M.), der durch den Besitz des vortrefflichen Schwertes Tristing berühmte nordische Kämpfer, aus Bolmsö in Smäland gebürtig, Enkel des achthändigen Starkoder und der schönen Alfhilde. Er hatte im Zorn so übermenschliche Kräfte, dass er stets ungeharnischt in's Gefecht ging, und sein Grimm die Bewaffnung ersetzte; von dieser Eigenschaft schreibt sich der Name Berserker (besser: Bar Serker) her; er bedeutet: »bar Panzer, ohne Panzer.«</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arno</hi> (Gr. M.), die Amme des Neptun, die das neugeborne Kind seinem Vater Saturn ableugnete, als dieser es aufsuchte, um es zu fressen. Die Stadt A. in Böotien hatte von ihr den Namen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Aroëus</hi> (Gr. M.), Beiname des Bacchus von der Stadt Aroa in Achaja, später Paträ genannt, unter welchem er daselbst verehrt wurde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arot</hi> und <hi rendition="#b">Marot</hi> (Muham. M.), zwei Engel, welche auf der Erde erschienen, um die Menschen vor dem Bösen zu warnen. Diese sollen aber selbst bei einer schönen Frau eingekehrt, und, durch Wein erwärmt, derselben ihre verbotene Liebe erklärt haben. Das Weib klagte sie bei Gott an, die Engel erhielten eine harte Strafe, den Muhamedanern aber wurde, diesem Vergehen zu Folge, der Wein ganz verboten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arrhephoria</hi> (Gr. Festbrauch), ein Fest der Minerva, das in Athen im Monat Scirophorion gefeiert wurde, der um die Mitte Juni's begann. Vier Mädchen zwischen 7 und 11 Jahren wurden jährlich aus den vornehmsten Familien gewählt, von welchen zwei dem Weben des heiligen Peplos, eines Gewandes der Göttin, vorstanden, die beiden andern die geheimen Heiligthümer der Minerva zu tragen hatten. Diese letzteren verweilten ein ganzes Jahr auf der Burg unter Obhut der Priester, und wenn das Fest herangekommen war, legte ihnen die Priesterin der Minerva Polias (Stadtbeschirmerin) Gefässe auf den Kopf, deren Inhalt weder ihnen, noch der Priesterin selbst bekannt war. Mit diesen begaben sich die Mädchen in einen gewissen ummauerten Bezirk, wo sich eine natürliche Höhle befand, in welche sie hinabstiegen und das Getragene niederlegten; dafür nahmen sie etwas Anderes zurück und brachten es verhüllt herauf. Damit endigten sich ihre Verrichtungen; sie wurden entlassen und andere Mädchen an ihrer Statt auf die Burg geführt. Man nannte diese Mädchen Arrhephoren; sie trugen weisse Gewänder, geschmückt mit Gold, welches der Göttin anheimfiel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Arruns</hi> (Röm. M.), ein Streiter im Heere des Aeneas. Als die streitbare Camilla mit ihren Heldinnen dem Turnus zu Hülfe zog, betete A. zu Apollo, ihm das Glück zu verleihen, die mächtige Feindin zu tödten; mit Arglist umschwärmte er dieselbe, bis es ihm glückte, aus einem Hinterhalt ihr einen Speer in die Brust zu werfen, als
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0137] Himmlischen, und sie beendigten seine Prüfung. Der nur scheintodte Sohn erwachte, A. erhielt seine Güter, seine Schätze wieder zurück, und sollte mit seiner Familie, seinen Unterthanen, seinem ganzen Reiche in das Paradies versetzt werden, und befand sich bereits auf dem Götterwagen, welcher gen Himmel schwebte, als eine kleine Anregung von Stolz sein Herz erfasste; augenblicklich stand der Wagen still und schwebt seitdem zwischen Himmel und Erde. Doch ist der Weise so fromm, dass man seiner bei jeder Bestattung eines Todten gedenkt, und ein Stern, auf dem Verbrennungsplatze aufgestellt, seine Gegenwart vertritt. Arius (Gr. M.), König von Theutrania in Mysien, welcher von Pergamus, dem Sohne des Pyrrhus und der Andromache, im Zweikampf getödtet wurde, worauf Pergamus die Stadt nach sich benannte, und seiner Mutter ein Heroon daselbst errichtete. Arka (Talm. M.), eine von den sieben Erden, welche von den Abkömmlingen des Brudermörders Kain bewohnt wird; stets ausser dem Masse der gewöhnlichen Menschen, sind sie entweder sehr klein, oder sehr gross, haben immer zwei Köpfe, und in diesen guten und bösen Sinn, wovon jedoch der letztere vorherrschend ist, daher sie nicht anders auf unsere Erde kommen, als um Uebles zu stiften. Arkin (Mong. M.), eine bei den meisten Orientalen übliche Form der Zeichen, nach denen man eine Anzahl Gebete hersagt; Korallenschnüre, an denen die Mongolen die verschiedenen Namen Gottes und seine Eigenschaften herzählen. Arkjam (Ind. M.), ein Opfer, welches aus den schönsten Blumen besteht, die unter Hersagung von Gebeten über das Götterbild gestreut werden. Arkona (Nord. M.), eine uralte, stark befestigte Burg auf dem nordöstlichsten Vorgebirge der Insel Rügen, Hauptsitz des Götterdienstes der Ranen, eines slavischen Volksstammes, der die Insel Rügen bewohnte. Hier befand sich der grösste Tempel ihres Hauptgottes, des Swantewit. Von der ungemeinen Festigkeit der Burg zeugen noch jetzt, nachdem sie schon seit dem J. 1168 zerstört ist, die Ueberbleibsel der Erdwälle, und doch waren diese nur die äusserste Circumvallation; ihr folgte noch eine mächtige Steinmauer und darauf eine hölzerne, fast unübersteigliche Wand. Letztere ist bei der endlichen Zerstörung durch König Waldemar I. von Dänemark und den Bischof Absalom von Roskild verbrannt, die Mauer zertrümmert und die Erdhügel ab- und darüber hingetragen worden. Ein hohes Dach, von breiten Pfeilern getragen, umschloss das Heiligthum, welches aus vier Balken bestand, die mit Teppichen umspannt waren, in deren Mitte sich das riesige, hölzerne Bild des vierköpfigen Swantewit erhob. Die Burg selbst war die Wohnung des Oberpriesters, der andern Götzenpriester, des heiligen Rosses und der Besatzung; ein starker Tempelschatz hatte sich daselbst angehäuft, indem der dritte Theil aller Kriegsbeute dem Gotte zukam, von jedem Bewohner jährlich ein Kostgeld erhoben wurde, jeder Beherrscher des Reichs, so wie der Nachbarvölker, bei dem Antritte seiner Regierung ein Geschenk geben musste, die Völker, zu denen die Ranen erobernd kamen, stark besteuert wurden, und eine heilige Schaar von 300 Reitern ganz allein dem Gotte bestimmt war, und Alles, was sie raubte oder eroberte, ihm gehörte und vom Oberpriester bewahrt wurde. Diess erklärt, wie es möglich war, dass Waldemar nach Eroberung der Burg aus dem Tempelschatze zwölf christliche Kirchen auf Rügen erbauen konnte. – Das Vorgebirge A. gehört jetzt in das Kirchspiel Altenkirchen auf der Halbinsel Wittow, welche durch die sandige Landenge Schabe mit der Halbinsel Jasmund, und mittelst dieser auch mit der eigentlichen Insel Rügen zusammenhängt. Unter dem Volke geht die Sage, dass von Zeit zu Zeit das Bild der zerstörten Burg auf den Wellen des Meeres erscheine. Dieser Volksglaube hat mehreren deutschen Dichtern Stoff zu sehr anmuthigen Gedichten von einer versunkenen Stadt gegeben. Armenius (Gr. M.), Freund und Begleiter des Jason; man gibt ihm bald Rhodus, bald Armenium in Thessalien zur Heimath. Nach dem Argonautenzuge liess er sich in Armenien nieder, welchem Lande er den Namen ertheilte. Armillus (Jüd. M.), Name eines künftigen falschen Messias, den eine colossale, steinerne Jungfrau in Rom gebären wird. Die Israeliten aber werden ihn besiegen, sich seiner bemächtigen und ihn tödten. Armilustrium (Röm. Festbrauch), »Waffenreinigung, Waffenweihe«; ein jährlich am 18. October gefeiertes Fest, bei welchem man bewaffnet auf dem Armilustrum, einem Platze in der 13. Region der Stadt, opferte und die Waffen ruhen liess. Arnaeus (Gr. M.), ein Bettler von mächtigem Knochenbau aber ungemeiner Feigheit, im Hause des Ulysses, so dass er bei der Rückkehr des als Bettler erscheinenden Ulysses keine Lust hatte, mit ihm um den Platz an der Schwelle zu kämpfen, und da es halb mit Zwang dennoch geschah, auch sogleich den Kürzern zog. Er wurde gewöhnlich Irus genannt, doch war sein eigentlicher Name der obige. – 2) A., Vater der Megamede, welche sich mit dem Thespius vermählte und Mutter der bekannten 50 Thespiaden wurde. Arne (Gr. M.), 1) Enkelin des ersten, Tochter des zweiten Aeolus, und durch Neptun Mutter des dritten desselben Namens. Ihr zweiter Sohn war Böotus; beide wurden mit ihrer Mutter von Aeolus dem Zweiten verstossen. Ein Fremdling aus Metapontum nahm sich ihrer an, doch die Gattin desselben, Autolyte, quälte die fremde Frau so, dass einst die Sohne dieselbe schlugen und desshalb fliehen mussten. Ihr Grossvater, zu dem sie sich wandten, nahm sie nunmehr freundlich auf. – 2) A., von welcher Ovid erzählt, dass sie um des Goldes willen ihr Vaterland, die Insel Syphnos, an Minos verrathen habe, und desswegen von der Göttin in eine, das blanke Metall liebende Dohle verwandelt worden sei. Arngrim (Nord. M.), der durch den Besitz des vortrefflichen Schwertes Tristing berühmte nordische Kämpfer, aus Bolmsö in Smäland gebürtig, Enkel des achthändigen Starkoder und der schönen Alfhilde. Er hatte im Zorn so übermenschliche Kräfte, dass er stets ungeharnischt in's Gefecht ging, und sein Grimm die Bewaffnung ersetzte; von dieser Eigenschaft schreibt sich der Name Berserker (besser: Bar Serker) her; er bedeutet: »bar Panzer, ohne Panzer.« Arno (Gr. M.), die Amme des Neptun, die das neugeborne Kind seinem Vater Saturn ableugnete, als dieser es aufsuchte, um es zu fressen. Die Stadt A. in Böotien hatte von ihr den Namen. Aroëus (Gr. M.), Beiname des Bacchus von der Stadt Aroa in Achaja, später Paträ genannt, unter welchem er daselbst verehrt wurde. Arot und Marot (Muham. M.), zwei Engel, welche auf der Erde erschienen, um die Menschen vor dem Bösen zu warnen. Diese sollen aber selbst bei einer schönen Frau eingekehrt, und, durch Wein erwärmt, derselben ihre verbotene Liebe erklärt haben. Das Weib klagte sie bei Gott an, die Engel erhielten eine harte Strafe, den Muhamedanern aber wurde, diesem Vergehen zu Folge, der Wein ganz verboten. Arrhephoria (Gr. Festbrauch), ein Fest der Minerva, das in Athen im Monat Scirophorion gefeiert wurde, der um die Mitte Juni's begann. Vier Mädchen zwischen 7 und 11 Jahren wurden jährlich aus den vornehmsten Familien gewählt, von welchen zwei dem Weben des heiligen Peplos, eines Gewandes der Göttin, vorstanden, die beiden andern die geheimen Heiligthümer der Minerva zu tragen hatten. Diese letzteren verweilten ein ganzes Jahr auf der Burg unter Obhut der Priester, und wenn das Fest herangekommen war, legte ihnen die Priesterin der Minerva Polias (Stadtbeschirmerin) Gefässe auf den Kopf, deren Inhalt weder ihnen, noch der Priesterin selbst bekannt war. Mit diesen begaben sich die Mädchen in einen gewissen ummauerten Bezirk, wo sich eine natürliche Höhle befand, in welche sie hinabstiegen und das Getragene niederlegten; dafür nahmen sie etwas Anderes zurück und brachten es verhüllt herauf. Damit endigten sich ihre Verrichtungen; sie wurden entlassen und andere Mädchen an ihrer Statt auf die Burg geführt. Man nannte diese Mädchen Arrhephoren; sie trugen weisse Gewänder, geschmückt mit Gold, welches der Göttin anheimfiel. Arruns (Röm. M.), ein Streiter im Heere des Aeneas. Als die streitbare Camilla mit ihren Heldinnen dem Turnus zu Hülfe zog, betete A. zu Apollo, ihm das Glück zu verleihen, die mächtige Feindin zu tödten; mit Arglist umschwärmte er dieselbe, bis es ihm glückte, aus einem Hinterhalt ihr einen Speer in die Brust zu werfen, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/137
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/137>, abgerufen am 22.12.2024.