und dann ermorden wollte; da erkannten die Söhne ihre Mutter, und rächten alle ihr zugefügten Martern, indem sie die Königin mit den Haaren an die Hörner eines wilden Stieres banden und sie zu Tode schleifen liessen. Diese Scene ist durch die beiden Bildbauer von Rhodus, Apollonius und Tauriscus (Brüder), auf das Trefflichste ausgeführt; es ist das grösste Bildhauerwerk, das aus dem Alterthum erhalten ist, und führt jetzt den Namen des farnesischen Stieres. Wegen der grausamen Rache an Dirce versetzte übrigens Bacchus die A. in Raserei, in welcher sie ganz Griechenland durchirrte. - 2) A., eine der fünfzig Thespiaden, welche von Hercules den Alopius gebar. - 3) A., Tochter des Pylaon, welche sich mit Eurytus, dem Könige von Oechalia, vermählte, und ihm zwei Söhne, Iphitus und Clytius, Genossen des Argonautenzuges, und eine überaus schöne Tochter, Jole, gebar, welche später des Hercules Beute und Veranlassung zu seinem qualvollen Tode ward. Indessen wird die Gemahlin dieses Eurytus von Andern auch Antioche, Tochter des Aubolus, genannt. - 4) A., Tochter des Mars und der Otrera, Schwester der Amazonen-Königin Hippolyte, ward, als Hercules die Amazonen besiegt hatte, gefangen und nach ihrer Gefangennehmung dem Theseus zu Theil, welcher sich mit ihr vermählte, sie zur Königin von Athen machte und den Hippolytus mit ihr erzeugte. Während Hercules, den letzten Auftrag seines Herrn zu erfüllen, sich in Africa befand, sammelten sich die aus der Schlacht übrig gebliebenen Amazonen am Flusse Thermodon, um sich an den Griechen wegen der Niederlage, die sie durch Hercules erlitten, zu rächen; vorzüglich waren sie gegen die Athener erbittert, weil Theseus die Königin der Amazonen zur Sklavin gemacht hatte. Da sich die Scythen an die Amazonen anschlossen, kam eine bedeutende Heeresmacht zusammen, mit welcher die Heerführerinnen der Amazonen über den cimmerischen Bosporus und durch Thracien hinzogen. Endlich, nachdem sie einen grossen Theil von Europa durchstreift, kamen sie nach Attica und errichteten ein Lager an dem Platze, welcher von ihnen den Namen Amazoneum erhalten hat. - Sobald Theseus erfuhr, dass die Amazonen anrückten, ging er ihnen entgegen mit seinen einheimischen Truppen und mit A., welche ihm einen Sohn, Hippolytus, geboren hatte; er lieferte den Amazonen eine Schlacht, in welcher die Athener sich durch ihre Tapferkeit auszeichneten, auf deren Seite auch der Sieg blieb. Die Amazonen wurden theils niedergemacht, theils aus Attica verjagt. Die Entkommenen kehrten nicht mehr in ihr Vaterland zurück, sondern vermählten sich mit den Scythen. A., die an der Seite ihres Gatten muthvoll kämpfte starb den Heldentod in der Schlacht.
Antiphas (Gr. M.), Sohn des Laocoon, welcher mit seinem Vater und seinem Bruder durch die furchtbaren, von Minerva gesendeten Meerschlangen getödtet wurde. (S. Laocoon.)
Antiphates (Gr. M.), 1) König der Lästrygonen in der Stadt Telepylus, den Ulysses auf seiner Irrfahrt zu
Fig. 27.
und dann ermorden wollte; da erkannten die Söhne ihre Mutter, und rächten alle ihr zugefügten Martern, indem sie die Königin mit den Haaren an die Hörner eines wilden Stieres banden und sie zu Tode schleifen liessen. Diese Scene ist durch die beiden Bildbauer von Rhodus, Apollonius und Tauriscus (Brüder), auf das Trefflichste ausgeführt; es ist das grösste Bildhauerwerk, das aus dem Alterthum erhalten ist, und führt jetzt den Namen des farnesischen Stieres. Wegen der grausamen Rache an Dirce versetzte übrigens Bacchus die A. in Raserei, in welcher sie ganz Griechenland durchirrte. – 2) A., eine der fünfzig Thespiaden, welche von Hercules den Alopius gebar. – 3) A., Tochter des Pylaon, welche sich mit Eurytus, dem Könige von Oechalia, vermählte, und ihm zwei Söhne, Iphitus und Clytius, Genossen des Argonautenzuges, und eine überaus schöne Tochter, Jole, gebar, welche später des Hercules Beute und Veranlassung zu seinem qualvollen Tode ward. Indessen wird die Gemahlin dieses Eurytus von Andern auch Antioche, Tochter des Aubolus, genannt. – 4) A., Tochter des Mars und der Otrera, Schwester der Amazonen-Königin Hippolyte, ward, als Hercules die Amazonen besiegt hatte, gefangen und nach ihrer Gefangennehmung dem Theseus zu Theil, welcher sich mit ihr vermählte, sie zur Königin von Athen machte und den Hippolytus mit ihr erzeugte. Während Hercules, den letzten Auftrag seines Herrn zu erfüllen, sich in Africa befand, sammelten sich die aus der Schlacht übrig gebliebenen Amazonen am Flusse Thermodon, um sich an den Griechen wegen der Niederlage, die sie durch Hercules erlitten, zu rächen; vorzüglich waren sie gegen die Athener erbittert, weil Theseus die Königin der Amazonen zur Sklavin gemacht hatte. Da sich die Scythen an die Amazonen anschlossen, kam eine bedeutende Heeresmacht zusammen, mit welcher die Heerführerinnen der Amazonen über den cimmerischen Bosporus und durch Thracien hinzogen. Endlich, nachdem sie einen grossen Theil von Europa durchstreift, kamen sie nach Attica und errichteten ein Lager an dem Platze, welcher von ihnen den Namen Amazoneum erhalten hat. – Sobald Theseus erfuhr, dass die Amazonen anrückten, ging er ihnen entgegen mit seinen einheimischen Truppen und mit A., welche ihm einen Sohn, Hippolytus, geboren hatte; er lieferte den Amazonen eine Schlacht, in welcher die Athener sich durch ihre Tapferkeit auszeichneten, auf deren Seite auch der Sieg blieb. Die Amazonen wurden theils niedergemacht, theils aus Attica verjagt. Die Entkommenen kehrten nicht mehr in ihr Vaterland zurück, sondern vermählten sich mit den Scythen. A., die an der Seite ihres Gatten muthvoll kämpfte starb den Heldentod in der Schlacht.
Antiphas (Gr. M.), Sohn des Laocoon, welcher mit seinem Vater und seinem Bruder durch die furchtbaren, von Minerva gesendeten Meerschlangen getödtet wurde. (S. Laocoon.)
Antiphates (Gr. M.), 1) König der Lästrygonen in der Stadt Telepylus, den Ulysses auf seiner Irrfahrt zu
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="lexiconEntry"n="2"><p><pbfacs="#f0123"n="53"/><lb/><figurefacs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0027.jpg"rendition="#c"><head>Fig. 27.</head><lb/></figure><lb/>
und dann ermorden wollte; da erkannten die Söhne ihre Mutter, und rächten alle ihr zugefügten Martern, indem sie die Königin mit den Haaren an die Hörner eines wilden Stieres banden und sie zu Tode schleifen liessen. Diese Scene ist durch die beiden Bildbauer von Rhodus, Apollonius und Tauriscus (Brüder), auf das Trefflichste ausgeführt; es ist das grösste Bildhauerwerk, das aus dem Alterthum erhalten ist, und führt jetzt den Namen des farnesischen Stieres. Wegen der grausamen Rache an Dirce versetzte übrigens Bacchus die A. in Raserei, in welcher sie ganz Griechenland durchirrte. – 2) A., eine der fünfzig Thespiaden, welche von Hercules den Alopius gebar. – 3) A., Tochter des Pylaon, welche sich mit Eurytus, dem Könige von Oechalia, vermählte, und ihm zwei Söhne, Iphitus und Clytius, Genossen des Argonautenzuges, und eine überaus schöne Tochter, Jole, gebar, welche später des Hercules Beute und Veranlassung zu seinem qualvollen Tode ward. Indessen wird die Gemahlin dieses Eurytus von Andern auch Antioche, Tochter des Aubolus, genannt. – 4) A., Tochter des Mars und der Otrera, Schwester der Amazonen-Königin Hippolyte, ward, als Hercules die Amazonen besiegt hatte, gefangen und nach ihrer Gefangennehmung dem Theseus zu Theil, welcher sich mit ihr vermählte, sie zur Königin von Athen machte und den Hippolytus mit ihr erzeugte. Während Hercules, den letzten Auftrag seines Herrn zu erfüllen, sich in Africa befand, sammelten sich die aus der Schlacht übrig gebliebenen Amazonen am Flusse Thermodon, um sich an den Griechen wegen der Niederlage, die sie durch Hercules erlitten, zu rächen; vorzüglich waren sie gegen die Athener erbittert, weil Theseus <hirendition="#g">die Königin der Amazonen zur Sklavin gemacht hatte</hi>. Da sich die Scythen an die Amazonen anschlossen, kam eine bedeutende Heeresmacht zusammen, mit welcher die Heerführerinnen der Amazonen über den cimmerischen Bosporus und durch Thracien hinzogen. Endlich, nachdem sie einen grossen Theil von Europa durchstreift, kamen sie nach Attica und errichteten ein Lager an dem Platze, welcher von ihnen den Namen Amazoneum erhalten hat. – Sobald Theseus erfuhr, dass die Amazonen anrückten, ging er ihnen entgegen mit seinen einheimischen Truppen und mit A., welche ihm einen Sohn, <hirendition="#g">Hippolytus</hi>, geboren hatte; er lieferte den Amazonen eine Schlacht, in welcher die Athener sich durch ihre Tapferkeit auszeichneten, auf deren Seite auch der Sieg blieb. Die Amazonen wurden theils niedergemacht, theils aus Attica verjagt. Die Entkommenen kehrten nicht mehr in ihr Vaterland zurück, sondern vermählten sich mit den Scythen. A., die an der Seite ihres Gatten muthvoll kämpfte starb den Heldentod in der Schlacht.</p><lb/></div><divtype="lexiconEntry"n="2"><p><hirendition="#b">Antiphas</hi> (Gr. M.), Sohn des Laocoon, welcher mit seinem Vater und seinem Bruder durch die furchtbaren, von Minerva gesendeten Meerschlangen getödtet wurde. (S. <hirendition="#g">Laocoon</hi>.)</p><lb/></div><divtype="lexiconEntry"n="2"><p><hirendition="#b">Antiphates</hi> (Gr. M.), 1) König der Lästrygonen in der Stadt Telepylus, den Ulysses auf seiner Irrfahrt zu
</p></div></div></body></text></TEI>
[53/0123]
[Abbildung Fig. 27.
]
und dann ermorden wollte; da erkannten die Söhne ihre Mutter, und rächten alle ihr zugefügten Martern, indem sie die Königin mit den Haaren an die Hörner eines wilden Stieres banden und sie zu Tode schleifen liessen. Diese Scene ist durch die beiden Bildbauer von Rhodus, Apollonius und Tauriscus (Brüder), auf das Trefflichste ausgeführt; es ist das grösste Bildhauerwerk, das aus dem Alterthum erhalten ist, und führt jetzt den Namen des farnesischen Stieres. Wegen der grausamen Rache an Dirce versetzte übrigens Bacchus die A. in Raserei, in welcher sie ganz Griechenland durchirrte. – 2) A., eine der fünfzig Thespiaden, welche von Hercules den Alopius gebar. – 3) A., Tochter des Pylaon, welche sich mit Eurytus, dem Könige von Oechalia, vermählte, und ihm zwei Söhne, Iphitus und Clytius, Genossen des Argonautenzuges, und eine überaus schöne Tochter, Jole, gebar, welche später des Hercules Beute und Veranlassung zu seinem qualvollen Tode ward. Indessen wird die Gemahlin dieses Eurytus von Andern auch Antioche, Tochter des Aubolus, genannt. – 4) A., Tochter des Mars und der Otrera, Schwester der Amazonen-Königin Hippolyte, ward, als Hercules die Amazonen besiegt hatte, gefangen und nach ihrer Gefangennehmung dem Theseus zu Theil, welcher sich mit ihr vermählte, sie zur Königin von Athen machte und den Hippolytus mit ihr erzeugte. Während Hercules, den letzten Auftrag seines Herrn zu erfüllen, sich in Africa befand, sammelten sich die aus der Schlacht übrig gebliebenen Amazonen am Flusse Thermodon, um sich an den Griechen wegen der Niederlage, die sie durch Hercules erlitten, zu rächen; vorzüglich waren sie gegen die Athener erbittert, weil Theseus die Königin der Amazonen zur Sklavin gemacht hatte. Da sich die Scythen an die Amazonen anschlossen, kam eine bedeutende Heeresmacht zusammen, mit welcher die Heerführerinnen der Amazonen über den cimmerischen Bosporus und durch Thracien hinzogen. Endlich, nachdem sie einen grossen Theil von Europa durchstreift, kamen sie nach Attica und errichteten ein Lager an dem Platze, welcher von ihnen den Namen Amazoneum erhalten hat. – Sobald Theseus erfuhr, dass die Amazonen anrückten, ging er ihnen entgegen mit seinen einheimischen Truppen und mit A., welche ihm einen Sohn, Hippolytus, geboren hatte; er lieferte den Amazonen eine Schlacht, in welcher die Athener sich durch ihre Tapferkeit auszeichneten, auf deren Seite auch der Sieg blieb. Die Amazonen wurden theils niedergemacht, theils aus Attica verjagt. Die Entkommenen kehrten nicht mehr in ihr Vaterland zurück, sondern vermählten sich mit den Scythen. A., die an der Seite ihres Gatten muthvoll kämpfte starb den Heldentod in der Schlacht.
Antiphas (Gr. M.), Sohn des Laocoon, welcher mit seinem Vater und seinem Bruder durch die furchtbaren, von Minerva gesendeten Meerschlangen getödtet wurde. (S. Laocoon.)
Antiphates (Gr. M.), 1) König der Lästrygonen in der Stadt Telepylus, den Ulysses auf seiner Irrfahrt zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-11T12:20:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-11T12:20:05Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: nicht übernommen;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): keine Angabe;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/123>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.