Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.auf den Rücken binden, und Trommel nebst Klöpfel an seine Seite legen lässt; nun wird das letzte Licht ausgelöscht und dann befreit sich der A. in einem Augenblicke von seinen Banden, trommelt und singt wieder eine Beschwörungsformel, in welche alle Anwesenden einstimmen; hierauf aber fällt er wie todt nieder, denn seine Seele ist ausgefahren, und nur der bewegungslose Körper ist zurückgeblieben. Wenn er wiederkehrt, so ist es immer mit seinem Torngak, welcher sich durch allerlei wunderliches Geräusch zu erkennen gibt, worauf der Geist dunkle Orakelsprüche ertheilt, welche die Anwesenden nach ihrem Belieben auslegen können. Wenn das, was sie vorausgesetzt, nicht eintrifft, so liegt es nicht an dem Torngak, sondern an ihnen, welche nicht richtig auffassten, was er sagte. Wenn ein solcher Geisterbeschwörer zehn Mal vergeblich nach seinem Torngak gerufen, so muss er sein Amt niederlegen; war sein Rufen jedoch nie vergeblich, so kann er A.-Poglit (s. d.) werden. Angekok Poglit, ein grosser Weiser, Arzt und Geisterbeschwörer höheren Grades bei den Grönländern. Um dieses zu werden, begibt der Angekok (s. d.) sich in eine einsame Hütte und trägt dem grossen Geist der Grönländer, Torngarsuk, sein Verlangen vor. Dieser erscheint als weisser Bär, zieht den Weisen nach dem Meere hin, stürzt sich mit ihm hinein, wird sammt ihm von einem Walross aufgefressen und dann stückweise in den einzelnen Knochen an's Land geworfen, worauf die entflohene Seele den Körper wieder belebt und derselbe nun jeder Ehre würdig ist, unter anderen auch der, an einem langen Riemen in den Himmel zu klettern, oder sich daran in die Unterwelt hinabzulassen. Letzteres ist nicht so leicht; es geschieht, um die von der bösen Regentin der Hölle zurückgehaltenen Seethiere zu befreien, und kann nie anders als in Gesellschaft des Torngak zurückgelegt werden, denn der Poglit muss ein spiegelblankes, schmales Rad von Eis, welches sich mit reissender Schnelligkeit umdreht, als Brücke gebrauchen, um über den Abgrund zu gelangen, und über ein schwankendes Seil führen lassen, welches allein einen zweiten Abgrund zugänglich macht. Wenn er in die Wohnung der Göttin tritt, fährt diese in Entsetzen und Grimm auf, um ihn zu vernichten; allein sie wird ergriffen, ehe sie ihr Vorhaben ausführt; die Amulete, welche die Seethiere bei ihrer Wohnung zurückhalten, werden ihr abgerissen, und sie wird mit den Haaren an einen Pflock festgebunden, damit die Beschwörer Zeit haben, zurückzukehren, welches dann auch sogleich bewerkstelligt wird. Die Seehunde und Fische sind unterdessen schon oben angelangt, haben den Sieg über die böse Hexe verkündigt und lassen sich gutwillig von den Menschen fangen. Angelia (Gr. M.), "die Verkündigung", Tochter des Mercur und der Metis (Klugheit). Angeliea (Gr. M.), "die Verkündigerin", Beiname der Aurora, welche die Ankunft der Sonne verkündet. Angelos (Gr. M.), "Bote", Beiname mehrerer Gottheiten: des Mercur, der Diana, der Hecate, und zugleich Name eines Sohnes des Neptun und einer Nymphe auf der Insel Chios, Bruders des Melas. Angerbode (Nord. M.), eine gewaltige Riesin, ein Jetten- oder Jotenweib, des bösen Gottes Loke Gattin, und von ihm Mutter dreier furchtbarer Ungeheuer, der scheusslichen Todesgöttin Hel (Hela), des Fenris, eines Wolfes, dessen aufgesperrter Rachen Himmel und Erde zugleich berührt, und der Erdschlange Jormungand. Angeya (Nord. M.), eine von den neun Joten- oder Riesen-Jungfrauen, welche den Gott Heimdall am Rande der Erde gebaren. Sie alle waren seine Mütter; Odin war der Vater. Angerona oder Angeronia (Röm. M.), eine Göttin, über welche sich die widersprechendsten Nachrichten finden, wiewohl sich die meisten dahin vereinigen, dass sie die Göttin der Angst und Besorgniss ist, welche diese Gemüthszustände erregt, aber auch davon befreit, oder nur das Letztere thut. Sie wurde mit verbundenem und versiegeltem Munde dargestellt, wovon als Ursache angegeben wird, dass man durch Verschweigen und Verheimlichung von Angst und Sorge befreit werde. Ihre Bildsäule stand in Rom auf dem Altar der Volupia, Göttin des Vergnügens, durch welche sie gleichsam beherrscht und gebändigt werden sollte. Man glaubt auch, sie sei die Befreierin von der Halsbräune, lat. angina, gewesen, und davon benannt worden. Endlich findet sich noch die Annahme, ihr verschlossener Mund deute die Heimlichkeit an, womit der verborgene Name der Stadt Rom verschwiegen werden musste. Angissamanden (Ind. M.), ein Fürst, von den Sonnenkindern abstammend, regierte mit grossem Ruhm, trat das Reich seinem Sohne Tilibien ab und ward ein Büsser, um die 60,000 Kinder seines Grossvaters wieder in's Leben zu rufen, welches dadurch möglich war, dass die in der Luft schwebenden Wasser des Ganges durch Gebete herab zur Erde gezogen wurden. Er war jedoch hierzu noch nicht heilig genug, erst sein Enkel Bragiraden vermochte es. Angitia (Röm. M.), "die Würgerin", eine Göttin der Umwohner des fucinischen Sees, welche den Gebrauch von Giften und Gegengiften gelehrt, und ihren Namen davon erhalten hatte, dass sie durch ihre Zaubergesänge Schlangen erwürgte. Spätere haben gemeint, sie in der griechischen Mythologie unterbringen zu müssen, und sie daher für eine Tochter des Aeetes (s. d.), also für eine Schwester der Medea, oder auch für diese selbst ausgegeben, welche von jenem fernen Ostlande zu den Marsern gekommen sei, um sie ihre Künste zu lehren. Anguaraguen (Ind. M.), der Planet Ciowa oder Mongalen (unser Mars); ebenso der Genius (Diw), welcher ihn beherrscht und durch seine weite Bahn leitet. Angud (Ind. M.), Sohn des Bali, eines Usurpators, welcher den eigenen Bruder, Sukri, seines Reiches beraubte. Rama (Wischnu in seiner siebenten Verkörperung) tödtete den Eroberer, setzte den rechtmässigen Fürsten ein und nahm des Getödteten Sohn zu seinem ersten Vezier. Rama kriegte gegen Rawana, Sukri stand ihm mit seinem ganzen Affen- und Satyrn-Heere bei; A., als Botschafter an Rawana abgesendet, suchte den Frieden zu vermitteln. Wischnu verliess den Körper des Rama und ward in der achten Awatara zum Gottmenschen Krischna; A. in eben dieser Zeit in Folge der Seelenwanderung ein Jäger. Krischna schlief mit blossen Füssen unter einem Baum, und der Glanz des himmlischen Zeichens unter Krischna's Fusssohlen lockte den Jäger Jura zum Schuss, wodurch er Krischna tödtete und so Wiedervergeltung für die Ermordung seines ehemaligen Vaters Bali übte. Anguli mala (Ind. M.), die Bücher, welche die Indier sonst Karrick nennen, so genannt nach einem frommen Heiligen und Weisen, den Buddha selbst in seiner Lehre unterrichtet hatte. Anicetus (Gr. M.), "der Unüberwindliche", Name eines Sohnes des Hercules, den er nach seiner Erhebung in den Himmel mit Hebe (s. d.) erzeugte. Anigrides (Gr. M.), ein Fluss bei Samicum in Elis, der sich in's jonische Meer mündet, unfern einer Grotte, die man den Nymphen dieses Flusses, den Anigriden, geheiligt hatte, und in welcher man Hautkrankheiten durch Waschungen in dem schwefelhaltigen Wasser der darin entspringenden Quelle heilte. Der Fluss A. floss mit übelriechendem Wasser durch eine mephitische Sumpfgegend, was man zum Theil davon ableitete, dass Hercules ihn durch die Ställe des Augias geleitet; zum Theil davon, dass die von Hercules in der Höhle des Pholus verwundeten Centauren das Gift der lernäischen Hydra in dem A. abzuwaschen gesucht; endlich davon, dass Melampus die Prötiden in dem Wasser dieses Flusses oder in der heiligen Quelle gebadet, um sie von dem Aussatz und dem Wahnsinn zu heilen, den Juno und Bacchus über sie verhängten, weil sie dieser Götter Dienst verachtet hatten. Anindi (Ind. M.), ein Ehrentitel guter, edler Frauen. Er ist aus dem Sanskrit entlehnt und bedeutet "die Nichtverschmähte, die Geachtete". Anion (Gr. M.), einer der Heerführer des Rhadamanthus, welchen dieser für seine Dienste durch die ihm verliehene Insel Delos belohnte. Aniran (Pers. M.), ein Ized, Genius des reinen Urlichts und das geistige Princip des verbundenen Feuers und Wassers, in welcher Gestalt er das Gewölbe des Himmels umgibt und nur durch dessen Oeffnungen auf den Urberg Albordi, von dem alle übrigen Berge ausgegangen sind, herabströmt. Dieser Genius steht den Hochzeiten vor, und ihm ist der 30ste Tag jedes Monats heilig, welcher auch nach ihm benannt und als Festtag begangen wird. Anitis. Auf den Marianen-Inseln im stillen Meer herrscht der Glaube, dass die Geister der abgeschiedenen auf den Rücken binden, und Trommel nebst Klöpfel an seine Seite legen lässt; nun wird das letzte Licht ausgelöscht und dann befreit sich der A. in einem Augenblicke von seinen Banden, trommelt und singt wieder eine Beschwörungsformel, in welche alle Anwesenden einstimmen; hierauf aber fällt er wie todt nieder, denn seine Seele ist ausgefahren, und nur der bewegungslose Körper ist zurückgeblieben. Wenn er wiederkehrt, so ist es immer mit seinem Torngak, welcher sich durch allerlei wunderliches Geräusch zu erkennen gibt, worauf der Geist dunkle Orakelsprüche ertheilt, welche die Anwesenden nach ihrem Belieben auslegen können. Wenn das, was sie vorausgesetzt, nicht eintrifft, so liegt es nicht an dem Torngak, sondern an ihnen, welche nicht richtig auffassten, was er sagte. Wenn ein solcher Geisterbeschwörer zehn Mal vergeblich nach seinem Torngak gerufen, so muss er sein Amt niederlegen; war sein Rufen jedoch nie vergeblich, so kann er A.-Poglit (s. d.) werden. Angekok Poglit, ein grosser Weiser, Arzt und Geisterbeschwörer höheren Grades bei den Grönländern. Um dieses zu werden, begibt der Angekok (s. d.) sich in eine einsame Hütte und trägt dem grossen Geist der Grönländer, Torngarsuk, sein Verlangen vor. Dieser erscheint als weisser Bär, zieht den Weisen nach dem Meere hin, stürzt sich mit ihm hinein, wird sammt ihm von einem Walross aufgefressen und dann stückweise in den einzelnen Knochen an's Land geworfen, worauf die entflohene Seele den Körper wieder belebt und derselbe nun jeder Ehre würdig ist, unter anderen auch der, an einem langen Riemen in den Himmel zu klettern, oder sich daran in die Unterwelt hinabzulassen. Letzteres ist nicht so leicht; es geschieht, um die von der bösen Regentin der Hölle zurückgehaltenen Seethiere zu befreien, und kann nie anders als in Gesellschaft des Torngak zurückgelegt werden, denn der Poglit muss ein spiegelblankes, schmales Rad von Eis, welches sich mit reissender Schnelligkeit umdreht, als Brücke gebrauchen, um über den Abgrund zu gelangen, und über ein schwankendes Seil führen lassen, welches allein einen zweiten Abgrund zugänglich macht. 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M.), eine gewaltige Riesin, ein Jetten- oder Jotenweib, des bösen Gottes Loke Gattin, und von ihm Mutter dreier furchtbarer Ungeheuer, der scheusslichen Todesgöttin Hel (Hela), des Fenris, eines Wolfes, dessen aufgesperrter Rachen Himmel und Erde zugleich berührt, und der Erdschlange Jormungand. Angeya (Nord. M.), eine von den neun Joten- oder Riesen-Jungfrauen, welche den Gott Heimdall am Rande der Erde gebaren. Sie alle waren seine Mütter; Odin war der Vater. Angerona oder Angeronia (Röm. M.), eine Göttin, über welche sich die widersprechendsten Nachrichten finden, wiewohl sich die meisten dahin vereinigen, dass sie die Göttin der Angst und Besorgniss ist, welche diese Gemüthszustände erregt, aber auch davon befreit, oder nur das Letztere thut. Sie wurde mit verbundenem und versiegeltem Munde dargestellt, wovon als Ursache angegeben wird, dass man durch Verschweigen und Verheimlichung von Angst und Sorge befreit werde. Ihre Bildsäule stand in Rom auf dem Altar der Volupia, Göttin des Vergnügens, durch welche sie gleichsam beherrscht und gebändigt werden sollte. Man glaubt auch, sie sei die Befreierin von der Halsbräune, lat. angina, gewesen, und davon benannt worden. Endlich findet sich noch die Annahme, ihr verschlossener Mund deute die Heimlichkeit an, womit der verborgene Name der Stadt Rom verschwiegen werden musste. Angissamanden (Ind. M.), ein Fürst, von den Sonnenkindern abstammend, regierte mit grossem Ruhm, trat das Reich seinem Sohne Tilibien ab und ward ein Büsser, um die 60,000 Kinder seines Grossvaters wieder in's Leben zu rufen, welches dadurch möglich war, dass die in der Luft schwebenden Wasser des Ganges durch Gebete herab zur Erde gezogen wurden. Er war jedoch hierzu noch nicht heilig genug, erst sein Enkel Bragiraden vermochte es. Angitia (Röm. 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Rama kriegte gegen Rawana, Sukri stand ihm mit seinem ganzen Affen- und Satyrn-Heere bei; A., als Botschafter an Rawana abgesendet, suchte den Frieden zu vermitteln. Wischnu verliess den Körper des Rama und ward in der achten Awatara zum Gottmenschen Krischna; A. in eben dieser Zeit in Folge der Seelenwanderung ein Jäger. Krischna schlief mit blossen Füssen unter einem Baum, und der Glanz des himmlischen Zeichens unter Krischna's Fusssohlen lockte den Jäger Jura zum Schuss, wodurch er Krischna tödtete und so Wiedervergeltung für die Ermordung seines ehemaligen Vaters Bali übte. Anguli mala (Ind. M.), die Bücher, welche die Indier sonst Karrick nennen, so genannt nach einem frommen Heiligen und Weisen, den Buddha selbst in seiner Lehre unterrichtet hatte. Anicetus (Gr. M.), »der Unüberwindliche«, Name eines Sohnes des Hercules, den er nach seiner Erhebung in den Himmel mit Hebe (s. d.) erzeugte. Anigrides (Gr. M.), ein Fluss bei Samicum in Elis, der sich in's jonische Meer mündet, unfern einer Grotte, die man den Nymphen dieses Flusses, den Anigriden, geheiligt hatte, und in welcher man Hautkrankheiten durch Waschungen in dem schwefelhaltigen Wasser der darin entspringenden Quelle heilte. Der Fluss A. floss mit übelriechendem Wasser durch eine mephitische Sumpfgegend, was man zum Theil davon ableitete, dass Hercules ihn durch die Ställe des Augias geleitet; zum Theil davon, dass die von Hercules in der Höhle des Pholus verwundeten Centauren das Gift der lernäischen Hydra in dem A. abzuwaschen gesucht; endlich davon, dass Melampus die Prötiden in dem Wasser dieses Flusses oder in der heiligen Quelle gebadet, um sie von dem Aussatz und dem Wahnsinn zu heilen, den Juno und Bacchus über sie verhängten, weil sie dieser Götter Dienst verachtet hatten. Anindi (Ind. M.), ein Ehrentitel guter, edler Frauen. Er ist aus dem Sanskrit entlehnt und bedeutet »die Nichtverschmähte, die Geachtete«. Anion (Gr. M.), einer der Heerführer des Rhadamanthus, welchen dieser für seine Dienste durch die ihm verliehene Insel Delos belohnte. Aniran (Pers. M.), ein Ized, Genius des reinen Urlichts und das geistige Princip des verbundenen Feuers und Wassers, in welcher Gestalt er das Gewölbe des Himmels umgibt und nur durch dessen Oeffnungen auf den Urberg Albordi, von dem alle übrigen Berge ausgegangen sind, herabströmt. Dieser Genius steht den Hochzeiten vor, und ihm ist der 30ste Tag jedes Monats heilig, welcher auch nach ihm benannt und als Festtag begangen wird. Anitis. 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Letzteres ist nicht so leicht; es geschieht, um die von der bösen Regentin der Hölle zurückgehaltenen Seethiere zu befreien, und kann nie anders als in Gesellschaft des Torngak zurückgelegt werden, denn der Poglit muss ein spiegelblankes, schmales Rad von Eis, welches sich mit reissender Schnelligkeit umdreht, als Brücke gebrauchen, um über den Abgrund zu gelangen, und über ein schwankendes Seil führen lassen, welches allein einen zweiten Abgrund zugänglich macht. Wenn er in die Wohnung der Göttin tritt, fährt diese in Entsetzen und Grimm auf, um ihn zu vernichten; allein sie wird ergriffen, ehe sie ihr Vorhaben ausführt; die Amulete, welche die Seethiere bei ihrer Wohnung zurückhalten, werden ihr abgerissen, und sie wird mit den Haaren an einen Pflock festgebunden, damit die Beschwörer Zeit haben, zurückzukehren, welches dann auch sogleich bewerkstelligt wird. 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Sie wurde mit verbundenem und versiegeltem Munde dargestellt, wovon als Ursache angegeben wird, dass man durch Verschweigen und Verheimlichung von Angst und Sorge befreit werde. Ihre Bildsäule stand in Rom auf dem Altar der Volupia, Göttin des Vergnügens, durch welche sie gleichsam beherrscht und gebändigt werden sollte. Man glaubt auch, sie sei die Befreierin von der Halsbräune, lat. angina, gewesen, und davon benannt worden. Endlich findet sich noch die Annahme, ihr verschlossener Mund deute die Heimlichkeit an, womit der verborgene Name der Stadt Rom verschwiegen werden musste.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Angissamanden</hi> (Ind. 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Angekok Poglit, ein grosser Weiser, Arzt und Geisterbeschwörer höheren Grades bei den Grönländern. Um dieses zu werden, begibt der Angekok (s. d.) sich in eine einsame Hütte und trägt dem grossen Geist der Grönländer, Torngarsuk, sein Verlangen vor. Dieser erscheint als weisser Bär, zieht den Weisen nach dem Meere hin, stürzt sich mit ihm hinein, wird sammt ihm von einem Walross aufgefressen und dann stückweise in den einzelnen Knochen an's Land geworfen, worauf die entflohene Seele den Körper wieder belebt und derselbe nun jeder Ehre würdig ist, unter anderen auch der, an einem langen Riemen in den Himmel zu klettern, oder sich daran in die Unterwelt hinabzulassen. Letzteres ist nicht so leicht; es geschieht, um die von der bösen Regentin der Hölle zurückgehaltenen Seethiere zu befreien, und kann nie anders als in Gesellschaft des Torngak zurückgelegt werden, denn der Poglit muss ein spiegelblankes, schmales Rad von Eis, welches sich mit reissender Schnelligkeit umdreht, als Brücke gebrauchen, um über den Abgrund zu gelangen, und über ein schwankendes Seil führen lassen, welches allein einen zweiten Abgrund zugänglich macht. Wenn er in die Wohnung der Göttin tritt, fährt diese in Entsetzen und Grimm auf, um ihn zu vernichten; allein sie wird ergriffen, ehe sie ihr Vorhaben ausführt; die Amulete, welche die Seethiere bei ihrer Wohnung zurückhalten, werden ihr abgerissen, und sie wird mit den Haaren an einen Pflock festgebunden, damit die Beschwörer Zeit haben, zurückzukehren, welches dann auch sogleich bewerkstelligt wird. Die Seehunde und Fische sind unterdessen schon oben angelangt, haben den Sieg über die böse Hexe verkündigt und lassen sich gutwillig von den Menschen fangen.
Angelia (Gr. M.), »die Verkündigung«, Tochter des Mercur und der Metis (Klugheit).
Angeliea (Gr. M.), »die Verkündigerin«, Beiname der Aurora, welche die Ankunft der Sonne verkündet.
Angelos (Gr. M.), »Bote«, Beiname mehrerer Gottheiten: des Mercur, der Diana, der Hecate, und zugleich Name eines Sohnes des Neptun und einer Nymphe auf der Insel Chios, Bruders des Melas.
Angerbode (Nord. M.), eine gewaltige Riesin, ein Jetten- oder Jotenweib, des bösen Gottes Loke Gattin, und von ihm Mutter dreier furchtbarer Ungeheuer, der scheusslichen Todesgöttin Hel (Hela), des Fenris, eines Wolfes, dessen aufgesperrter Rachen Himmel und Erde zugleich berührt, und der Erdschlange Jormungand.
Angeya (Nord. M.), eine von den neun Joten- oder Riesen-Jungfrauen, welche den Gott Heimdall am Rande der Erde gebaren. Sie alle waren seine Mütter; Odin war der Vater.
Angerona oder Angeronia (Röm. M.), eine Göttin, über welche sich die widersprechendsten Nachrichten finden, wiewohl sich die meisten dahin vereinigen, dass sie die Göttin der Angst und Besorgniss ist, welche diese Gemüthszustände erregt, aber auch davon befreit, oder nur das Letztere thut. Sie wurde mit verbundenem und versiegeltem Munde dargestellt, wovon als Ursache angegeben wird, dass man durch Verschweigen und Verheimlichung von Angst und Sorge befreit werde. Ihre Bildsäule stand in Rom auf dem Altar der Volupia, Göttin des Vergnügens, durch welche sie gleichsam beherrscht und gebändigt werden sollte. Man glaubt auch, sie sei die Befreierin von der Halsbräune, lat. angina, gewesen, und davon benannt worden. Endlich findet sich noch die Annahme, ihr verschlossener Mund deute die Heimlichkeit an, womit der verborgene Name der Stadt Rom verschwiegen werden musste.
Angissamanden (Ind. M.), ein Fürst, von den Sonnenkindern abstammend, regierte mit grossem Ruhm, trat das Reich seinem Sohne Tilibien ab und ward ein Büsser, um die 60,000 Kinder seines Grossvaters wieder in's Leben zu rufen, welches dadurch möglich war, dass die in der Luft schwebenden Wasser des Ganges durch Gebete herab zur Erde gezogen wurden. Er war jedoch hierzu noch nicht heilig genug, erst sein Enkel Bragiraden vermochte es.
Angitia (Röm. M.), »die Würgerin«, eine Göttin der Umwohner des fucinischen Sees, welche den Gebrauch von Giften und Gegengiften gelehrt, und ihren Namen davon erhalten hatte, dass sie durch ihre Zaubergesänge Schlangen erwürgte. Spätere haben gemeint, sie in der griechischen Mythologie unterbringen zu müssen, und sie daher für eine Tochter des Aeetes (s. d.), also für eine Schwester der Medea, oder auch für diese selbst ausgegeben, welche von jenem fernen Ostlande zu den Marsern gekommen sei, um sie ihre Künste zu lehren.
Anguaraguen (Ind. M.), der Planet Ciowa oder Mongalen (unser Mars); ebenso der Genius (Diw), welcher ihn beherrscht und durch seine weite Bahn leitet.
Angud (Ind. M.), Sohn des Bali, eines Usurpators, welcher den eigenen Bruder, Sukri, seines Reiches beraubte. Rama (Wischnu in seiner siebenten Verkörperung) tödtete den Eroberer, setzte den rechtmässigen Fürsten ein und nahm des Getödteten Sohn zu seinem ersten Vezier. Rama kriegte gegen Rawana, Sukri stand ihm mit seinem ganzen Affen- und Satyrn-Heere bei; A., als Botschafter an Rawana abgesendet, suchte den Frieden zu vermitteln. Wischnu verliess den Körper des Rama und ward in der achten Awatara zum Gottmenschen Krischna; A. in eben dieser Zeit in Folge der Seelenwanderung ein Jäger. Krischna schlief mit blossen Füssen unter einem Baum, und der Glanz des himmlischen Zeichens unter Krischna's Fusssohlen lockte den Jäger Jura zum Schuss, wodurch er Krischna tödtete und so Wiedervergeltung für die Ermordung seines ehemaligen Vaters Bali übte.
Anguli mala (Ind. M.), die Bücher, welche die Indier sonst Karrick nennen, so genannt nach einem frommen Heiligen und Weisen, den Buddha selbst in seiner Lehre unterrichtet hatte.
Anicetus (Gr. M.), »der Unüberwindliche«, Name eines Sohnes des Hercules, den er nach seiner Erhebung in den Himmel mit Hebe (s. d.) erzeugte.
Anigrides (Gr. M.), ein Fluss bei Samicum in Elis, der sich in's jonische Meer mündet, unfern einer Grotte, die man den Nymphen dieses Flusses, den Anigriden, geheiligt hatte, und in welcher man Hautkrankheiten durch Waschungen in dem schwefelhaltigen Wasser der darin entspringenden Quelle heilte. Der Fluss A. floss mit übelriechendem Wasser durch eine mephitische Sumpfgegend, was man zum Theil davon ableitete, dass Hercules ihn durch die Ställe des Augias geleitet; zum Theil davon, dass die von Hercules in der Höhle des Pholus verwundeten Centauren das Gift der lernäischen Hydra in dem A. abzuwaschen gesucht; endlich davon, dass Melampus die Prötiden in dem Wasser dieses Flusses oder in der heiligen Quelle gebadet, um sie von dem Aussatz und dem Wahnsinn zu heilen, den Juno und Bacchus über sie verhängten, weil sie dieser Götter Dienst verachtet hatten.
Anindi (Ind. M.), ein Ehrentitel guter, edler Frauen. Er ist aus dem Sanskrit entlehnt und bedeutet »die Nichtverschmähte, die Geachtete«.
Anion (Gr. M.), einer der Heerführer des Rhadamanthus, welchen dieser für seine Dienste durch die ihm verliehene Insel Delos belohnte.
Aniran (Pers. M.), ein Ized, Genius des reinen Urlichts und das geistige Princip des verbundenen Feuers und Wassers, in welcher Gestalt er das Gewölbe des Himmels umgibt und nur durch dessen Oeffnungen auf den Urberg Albordi, von dem alle übrigen Berge ausgegangen sind, herabströmt. Dieser Genius steht den Hochzeiten vor, und ihm ist der 30ste Tag jedes Monats heilig, welcher auch nach ihm benannt und als Festtag begangen wird.
Anitis. Auf den Marianen-Inseln im stillen Meer herrscht der Glaube, dass die Geister der abgeschiedenen
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