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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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haben würde. Der Fuchs war jedoch so schnell, dass diese Aufgabe nur mit Hülfe des Hundes des Atheners Cephalus, dem nichts zu entgehen im Stande war, vollführt werden konnte. A. holte denselben daher von Cephalus ab, bewog diesen, an der Jagd Theil zu nehmen; und nach langem Laufen war der Hund daran, den Fuchs einzuholen, als die Götter beide in Stein verwandelten. Nach anderer Sage versetzte Jupiter beide Thiere unter die Gestirne. Nunmehr begann der Krieg gegen die Teleboer, in welchem A. zwar Vortheile, aber keinen vollständigen Sieg errang, bis Comätho, des Pterelaus Tochter, aus Liebe zu dem Helden, ihm durch Ermordung des eigenen Vaters half. Das Leben dieses Letztern hing nämlich an einem goldenen Haare, welches unter den übrigen auf seinem Haupte wuchs - und Comätho riss dieses aus, wofür A. sie hinrichten liess, und von seinem Siege nur Gebrauch machte, um das Land seinem Gefährten Cephalus zu schenken, für sich aber nichts behielt, als einen goldenen Becher, welcher von Neptun stammte, dessen Enkel Pterelaus war. - Noch nicht vom Morde des Electryon gereinigt, und in Krieg verwickelt, hatte A. bisher nicht gewagt, seine Gattin Alcmene zu berühren; diese war aber von so wunderbarer Schönheit, dass Jupiter sich in sie verliebte, und da er nicht hoffte, durch seine Verführungskunst ihrer Meister zu werden, nahm er die Gestalt ihres Gatten an, und brachte so die Botschaft von dem Siege über Pterelaus in das Haus des A., wo er mit Alcmene eine Nacht zubrachte, die er zu drei Nächten verlängerte. Einen Tag später kam der wirkliche A., und war erstaunt, als er von seiner Gemahlin nicht wie ein Neuangekommener begrüsst wurde, bis ihm der Seher Tiresias über das Vorgefallene die Augen öffnete. Alcmene gebar von Jupiter den Hercules, und von A. dessen Zwillingsbruder Iphicles. A. begleitete den jungen Hercules auf seinem ersten Feldzuge gegen die Orchomenischen Minyer, denen die Thebaner zinsbar waren, eine Schmach, welcher Hercules seine Vaterstadt nicht länger unterworfen wissen wollte - und hier war es, wo A. auf dem Schlachtfelde blieb.


Amphitryonides, auch Amphitryoniades (Gr. M.). So wurde, nach seinem Pflegevater Amphitryon - so wie Alcides nach seinem Grossvater Alcäus - Hercules genannt.


Amphoterus (Gr. M.), 1) einer von den vielen Trojanern, welche der tapfere Patroclus, in Achilles' Rüstung gehüllt, erschlug, nachdem er die Feinde von den brennenden Schiffen vertrieben. - 2) A., einer der Söhne der Callirrhoe und des Alcmäon (s. dd.), war noch ein Kind, als sein Vater durch die Brüder seiner ersten Gattin erschlagen wurde, worauf Callirrhoe den Jupiter bat, ihren Söhnen Kraft zu geben, um sie zu rächen, was auch geschah, indem A. und Acarnan plötzlich aus Knaben zu Männern erwuchsen.


Amphrysus (Gr. M.), ein Flussgott, Bewohner des Flusses desselben Namens, in dem steinigen Alope. An seinen Ufern ward Aethalides, der Sohn des Mercur und der Eupolemia, geboren.


Ampycus (Gr. M.), 1) auch Ampyx genannt, war mit Aregonis vermählt, welche ihm den Mopsus gebar, einen Seher, den Andere einen Sohn des Apollo und der Himantis nennen. - 2) A., ein Nachkomme des Japetus und Priester der Ceres, wurde auf der Hochzeit des Persens von Pettalus erstochen.


Ampyx (Gr. M.), Name zweier Kämpfer auf den beiden blutigen Hochzeiten, des Perseus mit Andromeda, und des Pirithous mit Hippodamia. Ersterer war von des Phineus Partei, und ward von Perseus durch das Haupt der Medusa in Stein verwandelt; der Andere, einer der Lapithen, auf der Seite des Pirithous, tödtete den Centauren Oeclus.


Amra (Ind. M.), einer der schönsten Bäume Indiens, von kaum beschreiblicher Blüthenpracht, spielt in der Mythologie der Indier eine grosse Rolle: man nennt ihn bildlich den Bräutigam; seine Blumen sind dem Liebesgotte (Kamadewa) geweiht, welcher die Knospen derselben als Spitzen seiner Pfeile braucht; die Madhawi-Winde, welche sich gerne an dem schönen Stamme aufrankt, heisst davon die Braut.


Amrita (Ind. M.), der Trank der Unsterblichkeit, der Nektar, welchen die Götter auf dem Berge Meru trinken, um ihr Leben und ihre Jugend zu verlängern, denn unsterblich sind sie, neben Brama, nicht. Die Götter und Riesen sollen den Berg Mandar in das Milchmeer getragen, die Schlange Ananden darum gewickelt und den Berg so lange in Wirbeln umhergedreht haben, bis die Milch zu Butter geronnen, aus welcher der Mond, das Glück, der Ueberfluss, die Wissenschaften und die Künste emporstiegen; zuletzt kam noch ein Genius, welcher Danawandi hiess; er trug ein kostbares Gefäss, mit der heiligen A. gefüllt; dieses verursachte einen gewaltigen Kampf zwischen den Göttern und Riesen, welchen Wischnu zum Vortheil der Ersteren entschied; die Riesen wurden in den Abgrund gestürzt, und die Götter genossen der A. in Ruhe auf dem Berge Meru. Die Symbolik sieht in dieser Mythe die Axendrehung der Erde, in der um den Berg gewundenen Schlange die Andeutung des Aequators, sucht in dem Kampfe eine Erdrevolution, auf welche nach wiederhergestellter Ruhe die Cultur des Menschengeschlechtes folgt. - A. wird auch dasjenige genannt, was, als Nahrungsmittel brauchbar, von einem Opfer übrig bleibt; wer sich nur davon nährt, erhält ohne Busse Vergebung seiner Sünden.


Amschaspands (Pers. M.), die sieben höchsten reinen Geister, welche die Religion des Zoroaster verehren lehrt, in deren Zahl Ormuzd mit eingeschlossen ist, obwohl er sie, und zwar unter allen geistigen Geschöpfen zuerst, wirklich hervorgebracht hat. Auf Gottes Befehl schufen sie die Erde, den sichtbaren Himmel und alle Geschöpfe zwischen Himmel und Erde; sie sind fortwährend thätig und bilden den Rath des höchsten Wesens, dessen Beschlüsse durch niedere Geister, die Izeds, ausgeführt werden. Ahriman, welcher jedem Geschöpfe des Ormuzd eines von seiner Erfindung entgegenstellte, schuf sechs böse Geister, welche den sechs A. begegnen sollten, während er selbst mit dem siebenten und höchsten derselben, mit Ormuzd, zu streiten gedachte. Man nimmt mitunter auch sieben gute Geister, ohne Ormuzd, an; alsdann macht das Feuer des Ormuzd, als selbstständiges Wesen, die Zahl voll. Die Namen der übrigen sechs A. sind: Bahman, Ardibehescht, Schahriver, das weibliche Wesen Sapandomad, Khordad oder Averdad, Amerdad. Die ihnen gegenüber stehenden sechs Fürsten Ahrimans heissen: Akuman, Ander, Savel, Tarmad, Tarikh, Zaretsch.


Amsrud (Ind. M.), einer der schönsten Helden der Indier, Krischna's (s. d.) Enkel, Sohn des Purdman und der Rheta. Der König von Benares, Phanassar, ein gewaltiger Riese und vertrauter Freund Schiwa's (s. d.), hatte eine unendlich schöne Tochter, welcher von einem überaus reizenden Gatten träumte. Sie schwur, keine Speise zu sich zu nehmen, bevor sie denselben gefunden. A. war es, wie sie durch eine Zauberin erfuhr, welche denselben auch zu ihr brachte; doch die wachsamen Diener benachrichtigten den Vater von dem Besuch, und dieser liess A. in ein tiefes Gefängniss werfen. Krischna eilte seinem Enkel zu Hülfe, besiegte den Riesen, welchem Schiwa beistand, schenkte ihm jedoch das Leben unter der Bedingung, dass er seiner Tochter Hand in die seines Enkels lege.


Amswartnir (Nord. M.), eine Insel im See Lynge, war der Schauplatz des Sieges der Asen über den Fenriswolf, welcher dort mit dem unzerreissbaren, obwohl schwach aussehenden Bande Gleipner gefesselt wurde. Der Ase Tyr verlor dabei seine Hand, die er dem Ungeheuer zum Pfande, dass man es wieder entfesseln wolle, in den Rachen gesteckt.


Amtatusemis (M. der Mongolen), eine Wurzel, von welcher jene Menschen und Geister leben sollen, die jenseits des Weltberges Sömmer Ola wohnen.


Amulet, irgend ein Gegenstand, Ring, Kreuz, Täfelchen, Anhängsel, welches getragen wird in der Meinung, dass man durch dessen Besitz Böses von sich abwenden konne: eine uralte Sitte, welche aus dem Heiden- und Judenthum in das Christenthum übergegangen ist, und sich bis auf die jetzige Zeit erhalten hat. Steine mit oder ohne Charaktere, doch meistens mit einem Spruche des Koran bezeichnet, trägt jeder Türke, wie früher jeder Aegypter einen Scarabäus (geschnittenen Stein) in Form des Rückens eines Käfers. Die Christen sahen noch vor der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Wirkung der A.e als ausgemacht an; man sollte dadurch sich fest machen, gegen Krankheiten schützen, Krankheiten heilen können u. s. w.; noch jetzt glaubt man in Russland, Polen, Böhmen, Ungarn, dem grössten Theil

haben würde. Der Fuchs war jedoch so schnell, dass diese Aufgabe nur mit Hülfe des Hundes des Atheners Cephalus, dem nichts zu entgehen im Stande war, vollführt werden konnte. A. holte denselben daher von Cephalus ab, bewog diesen, an der Jagd Theil zu nehmen; und nach langem Laufen war der Hund daran, den Fuchs einzuholen, als die Götter beide in Stein verwandelten. Nach anderer Sage versetzte Jupiter beide Thiere unter die Gestirne. Nunmehr begann der Krieg gegen die Teleboër, in welchem A. zwar Vortheile, aber keinen vollständigen Sieg errang, bis Comätho, des Pterelaus Tochter, aus Liebe zu dem Helden, ihm durch Ermordung des eigenen Vaters half. Das Leben dieses Letztern hing nämlich an einem goldenen Haare, welches unter den übrigen auf seinem Haupte wuchs – und Comätho riss dieses aus, wofür A. sie hinrichten liess, und von seinem Siege nur Gebrauch machte, um das Land seinem Gefährten Cephalus zu schenken, für sich aber nichts behielt, als einen goldenen Becher, welcher von Neptun stammte, dessen Enkel Pterelaus war. – Noch nicht vom Morde des Electryon gereinigt, und in Krieg verwickelt, hatte A. bisher nicht gewagt, seine Gattin Alcmene zu berühren; diese war aber von so wunderbarer Schönheit, dass Jupiter sich in sie verliebte, und da er nicht hoffte, durch seine Verführungskunst ihrer Meister zu werden, nahm er die Gestalt ihres Gatten an, und brachte so die Botschaft von dem Siege über Pterelaus in das Haus des A., wo er mit Alcmene eine Nacht zubrachte, die er zu drei Nächten verlängerte. Einen Tag später kam der wirkliche A., und war erstaunt, als er von seiner Gemahlin nicht wie ein Neuangekommener begrüsst wurde, bis ihm der Seher Tiresias über das Vorgefallene die Augen öffnete. Alcmene gebar von Jupiter den Hercules, und von A. dessen Zwillingsbruder Iphicles. A. begleitete den jungen Hercules auf seinem ersten Feldzuge gegen die Orchomenischen Minyer, denen die Thebaner zinsbar waren, eine Schmach, welcher Hercules seine Vaterstadt nicht länger unterworfen wissen wollte – und hier war es, wo A. auf dem Schlachtfelde blieb.


Amphitryonides, auch Amphitryoniades (Gr. M.). So wurde, nach seinem Pflegevater Amphitryon – so wie Alcides nach seinem Grossvater Alcäus – Hercules genannt.


Amphoterus (Gr. M.), 1) einer von den vielen Trojanern, welche der tapfere Patroclus, in Achilles' Rüstung gehüllt, erschlug, nachdem er die Feinde von den brennenden Schiffen vertrieben. – 2) A., einer der Söhne der Callirrhoë und des Alcmäon (s. dd.), war noch ein Kind, als sein Vater durch die Brüder seiner ersten Gattin erschlagen wurde, worauf Callirrhoë den Jupiter bat, ihren Söhnen Kraft zu geben, um sie zu rächen, was auch geschah, indem A. und Acarnan plötzlich aus Knaben zu Männern erwuchsen.


Amphrysus (Gr. M.), ein Flussgott, Bewohner des Flusses desselben Namens, in dem steinigen Alope. An seinen Ufern ward Aethalides, der Sohn des Mercur und der Eupolemia, geboren.


Ampycus (Gr. M.), 1) auch Ampyx genannt, war mit Aregonis vermählt, welche ihm den Mopsus gebar, einen Seher, den Andere einen Sohn des Apollo und der Himantis nennen. – 2) A., ein Nachkomme des Japetus und Priester der Ceres, wurde auf der Hochzeit des Persens von Pettalus erstochen.


Ampyx (Gr. M.), Name zweier Kämpfer auf den beiden blutigen Hochzeiten, des Perseus mit Andromeda, und des Pirithous mit Hippodamia. Ersterer war von des Phineus Partei, und ward von Perseus durch das Haupt der Medusa in Stein verwandelt; der Andere, einer der Lapithen, auf der Seite des Pirithous, tödtete den Centauren Oëclus.


Amra (Ind. M.), einer der schönsten Bäume Indiens, von kaum beschreiblicher Blüthenpracht, spielt in der Mythologie der Indier eine grosse Rolle: man nennt ihn bildlich den Bräutigam; seine Blumen sind dem Liebesgotte (Kamadewa) geweiht, welcher die Knospen derselben als Spitzen seiner Pfeile braucht; die Madhawi-Winde, welche sich gerne an dem schönen Stamme aufrankt, heisst davon die Braut.


Amrita (Ind. M.), der Trank der Unsterblichkeit, der Nektar, welchen die Götter auf dem Berge Meru trinken, um ihr Leben und ihre Jugend zu verlängern, denn unsterblich sind sie, neben Brama, nicht. Die Götter und Riesen sollen den Berg Mandar in das Milchmeer getragen, die Schlange Ananden darum gewickelt und den Berg so lange in Wirbeln umhergedreht haben, bis die Milch zu Butter geronnen, aus welcher der Mond, das Glück, der Ueberfluss, die Wissenschaften und die Künste emporstiegen; zuletzt kam noch ein Genius, welcher Danawandi hiess; er trug ein kostbares Gefäss, mit der heiligen A. gefüllt; dieses verursachte einen gewaltigen Kampf zwischen den Göttern und Riesen, welchen Wischnu zum Vortheil der Ersteren entschied; die Riesen wurden in den Abgrund gestürzt, und die Götter genossen der A. in Ruhe auf dem Berge Meru. Die Symbolik sieht in dieser Mythe die Axendrehung der Erde, in der um den Berg gewundenen Schlange die Andeutung des Aequators, sucht in dem Kampfe eine Erdrevolution, auf welche nach wiederhergestellter Ruhe die Cultur des Menschengeschlechtes folgt. – A. wird auch dasjenige genannt, was, als Nahrungsmittel brauchbar, von einem Opfer übrig bleibt; wer sich nur davon nährt, erhält ohne Busse Vergebung seiner Sünden.


Amschaspands (Pers. M.), die sieben höchsten reinen Geister, welche die Religion des Zoroaster verehren lehrt, in deren Zahl Ormuzd mit eingeschlossen ist, obwohl er sie, und zwar unter allen geistigen Geschöpfen zuerst, wirklich hervorgebracht hat. Auf Gottes Befehl schufen sie die Erde, den sichtbaren Himmel und alle Geschöpfe zwischen Himmel und Erde; sie sind fortwährend thätig und bilden den Rath des höchsten Wesens, dessen Beschlüsse durch niedere Geister, die Izeds, ausgeführt werden. Ahriman, welcher jedem Geschöpfe des Ormuzd eines von seiner Erfindung entgegenstellte, schuf sechs böse Geister, welche den sechs A. begegnen sollten, während er selbst mit dem siebenten und höchsten derselben, mit Ormuzd, zu streiten gedachte. Man nimmt mitunter auch sieben gute Geister, ohne Ormuzd, an; alsdann macht das Feuer des Ormuzd, als selbstständiges Wesen, die Zahl voll. Die Namen der übrigen sechs A. sind: Bahman, Ardibehescht, Schahriver, das weibliche Wesen Sapandomad, Khordad oder Averdad, Amerdad. Die ihnen gegenüber stehenden sechs Fürsten Ahrimans heissen: Akuman, Ander, Savel, Tarmad, Tarikh, Zaretsch.


Amsrud (Ind. M.), einer der schönsten Helden der Indier, Krischna's (s. d.) Enkel, Sohn des Purdman und der Rheta. Der König von Benares, Phanassar, ein gewaltiger Riese und vertrauter Freund Schiwa's (s. d.), hatte eine unendlich schöne Tochter, welcher von einem überaus reizenden Gatten träumte. Sie schwur, keine Speise zu sich zu nehmen, bevor sie denselben gefunden. A. war es, wie sie durch eine Zauberin erfuhr, welche denselben auch zu ihr brachte; doch die wachsamen Diener benachrichtigten den Vater von dem Besuch, und dieser liess A. in ein tiefes Gefängniss werfen. Krischna eilte seinem Enkel zu Hülfe, besiegte den Riesen, welchem Schiwa beistand, schenkte ihm jedoch das Leben unter der Bedingung, dass er seiner Tochter Hand in die seines Enkels lege.


Amswartnir (Nord. M.), eine Insel im See Lynge, war der Schauplatz des Sieges der Asen über den Fenriswolf, welcher dort mit dem unzerreissbaren, obwohl schwach aussehenden Bande Gleipner gefesselt wurde. Der Ase Tyr verlor dabei seine Hand, die er dem Ungeheuer zum Pfande, dass man es wieder entfesseln wolle, in den Rachen gesteckt.


Amtatusemis (M. der Mongolen), eine Wurzel, von welcher jene Menschen und Geister leben sollen, die jenseits des Weltberges Sömmer Ola wohnen.


Amulet, irgend ein Gegenstand, Ring, Kreuz, Täfelchen, Anhängsel, welches getragen wird in der Meinung, dass man durch dessen Besitz Böses von sich abwenden konne: eine uralte Sitte, welche aus dem Heiden- und Judenthum in das Christenthum übergegangen ist, und sich bis auf die jetzige Zeit erhalten hat. Steine mit oder ohne Charaktere, doch meistens mit einem Spruche des Koran bezeichnet, trägt jeder Türke, wie früher jeder Aegypter einen Scarabäus (geschnittenen Stein) in Form des Rückens eines Käfers. Die Christen sahen noch vor der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Wirkung der A.e als ausgemacht an; man sollte dadurch sich fest machen, gegen Krankheiten schützen, Krankheiten heilen können u. s. w.; noch jetzt glaubt man in Russland, Polen, Böhmen, Ungarn, dem grössten Theil

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Einen Tag später kam der wirkliche A., und war erstaunt, als er von seiner Gemahlin nicht wie ein Neuangekommener begrüsst wurde, bis ihm der Seher Tiresias über das Vorgefallene die Augen öffnete. Alcmene gebar von Jupiter den Hercules, und von A. dessen Zwillingsbruder Iphicles. A. begleitete den jungen Hercules auf seinem ersten Feldzuge gegen die Orchomenischen Minyer, denen die Thebaner zinsbar waren, eine Schmach, welcher Hercules seine Vaterstadt nicht länger unterworfen wissen wollte – und hier war es, wo A. auf dem Schlachtfelde blieb. Amphitryonides, auch Amphitryoniades (Gr. M.). So wurde, nach seinem Pflegevater Amphitryon – so wie Alcides nach seinem Grossvater Alcäus – Hercules genannt. Amphoterus (Gr. M.), 1) einer von den vielen Trojanern, welche der tapfere Patroclus, in Achilles' Rüstung gehüllt, erschlug, nachdem er die Feinde von den brennenden Schiffen vertrieben. – 2) A., einer der Söhne der Callirrhoë und des Alcmäon (s. dd.), war noch ein Kind, als sein Vater durch die Brüder seiner ersten Gattin erschlagen wurde, worauf Callirrhoë den Jupiter bat, ihren Söhnen Kraft zu geben, um sie zu rächen, was auch geschah, indem A. und Acarnan plötzlich aus Knaben zu Männern erwuchsen. Amphrysus (Gr. M.), ein Flussgott, Bewohner des Flusses desselben Namens, in dem steinigen Alope. An seinen Ufern ward Aethalides, der Sohn des Mercur und der Eupolemia, geboren. Ampycus (Gr. M.), 1) auch Ampyx genannt, war mit Aregonis vermählt, welche ihm den Mopsus gebar, einen Seher, den Andere einen Sohn des Apollo und der Himantis nennen. – 2) A., ein Nachkomme des Japetus und Priester der Ceres, wurde auf der Hochzeit des Persens von Pettalus erstochen. Ampyx (Gr. M.), Name zweier Kämpfer auf den beiden blutigen Hochzeiten, des Perseus mit Andromeda, und des Pirithous mit Hippodamia. Ersterer war von des Phineus Partei, und ward von Perseus durch das Haupt der Medusa in Stein verwandelt; der Andere, einer der Lapithen, auf der Seite des Pirithous, tödtete den Centauren Oëclus. Amra (Ind. M.), einer der schönsten Bäume Indiens, von kaum beschreiblicher Blüthenpracht, spielt in der Mythologie der Indier eine grosse Rolle: man nennt ihn bildlich den Bräutigam; seine Blumen sind dem Liebesgotte (Kamadewa) geweiht, welcher die Knospen derselben als Spitzen seiner Pfeile braucht; die Madhawi-Winde, welche sich gerne an dem schönen Stamme aufrankt, heisst davon die Braut. Amrita (Ind. M.), der Trank der Unsterblichkeit, der Nektar, welchen die Götter auf dem Berge Meru trinken, um ihr Leben und ihre Jugend zu verlängern, denn unsterblich sind sie, neben Brama, nicht. Die Götter und Riesen sollen den Berg Mandar in das Milchmeer getragen, die Schlange Ananden darum gewickelt und den Berg so lange in Wirbeln umhergedreht haben, bis die Milch zu Butter geronnen, aus welcher der Mond, das Glück, der Ueberfluss, die Wissenschaften und die Künste emporstiegen; zuletzt kam noch ein Genius, welcher Danawandi hiess; er trug ein kostbares Gefäss, mit der heiligen A. gefüllt; dieses verursachte einen gewaltigen Kampf zwischen den Göttern und Riesen, welchen Wischnu zum Vortheil der Ersteren entschied; die Riesen wurden in den Abgrund gestürzt, und die Götter genossen der A. in Ruhe auf dem Berge Meru. Die Symbolik sieht in dieser Mythe die Axendrehung der Erde, in der um den Berg gewundenen Schlange die Andeutung des Aequators, sucht in dem Kampfe eine Erdrevolution, auf welche nach wiederhergestellter Ruhe die Cultur des Menschengeschlechtes folgt. – A. wird auch dasjenige genannt, was, als Nahrungsmittel brauchbar, von einem Opfer übrig bleibt; wer sich nur davon nährt, erhält ohne Busse Vergebung seiner Sünden. Amschaspands (Pers. M.), die sieben höchsten reinen Geister, welche die Religion des Zoroaster verehren lehrt, in deren Zahl Ormuzd mit eingeschlossen ist, obwohl er sie, und zwar unter allen geistigen Geschöpfen zuerst, wirklich hervorgebracht hat. Auf Gottes Befehl schufen sie die Erde, den sichtbaren Himmel und alle Geschöpfe zwischen Himmel und Erde; sie sind fortwährend thätig und bilden den Rath des höchsten Wesens, dessen Beschlüsse durch niedere Geister, die Izeds, ausgeführt werden. Ahriman, welcher jedem Geschöpfe des Ormuzd eines von seiner Erfindung entgegenstellte, schuf sechs böse Geister, welche den sechs A. begegnen sollten, während er selbst mit dem siebenten und höchsten derselben, mit Ormuzd, zu streiten gedachte. Man nimmt mitunter auch sieben gute Geister, ohne Ormuzd, an; alsdann macht das Feuer des Ormuzd, als selbstständiges Wesen, die Zahl voll. Die Namen der übrigen sechs A. sind: Bahman, Ardibehescht, Schahriver, das weibliche Wesen Sapandomad, Khordad oder Averdad, Amerdad. Die ihnen gegenüber stehenden sechs Fürsten Ahrimans heissen: Akuman, Ander, Savel, Tarmad, Tarikh, Zaretsch. Amsrud (Ind. M.), einer der schönsten Helden der Indier, Krischna's (s. d.) Enkel, Sohn des Purdman und der Rheta. Der König von Benares, Phanassar, ein gewaltiger Riese und vertrauter Freund Schiwa's (s. d.), hatte eine unendlich schöne Tochter, welcher von einem überaus reizenden Gatten träumte. Sie schwur, keine Speise zu sich zu nehmen, bevor sie denselben gefunden. A. war es, wie sie durch eine Zauberin erfuhr, welche denselben auch zu ihr brachte; doch die wachsamen Diener benachrichtigten den Vater von dem Besuch, und dieser liess A. in ein tiefes Gefängniss werfen. Krischna eilte seinem Enkel zu Hülfe, besiegte den Riesen, welchem Schiwa beistand, schenkte ihm jedoch das Leben unter der Bedingung, dass er seiner Tochter Hand in die seines Enkels lege. Amswartnir (Nord. M.), eine Insel im See Lynge, war der Schauplatz des Sieges der Asen über den Fenriswolf, welcher dort mit dem unzerreissbaren, obwohl schwach aussehenden Bande Gleipner gefesselt wurde. Der Ase Tyr verlor dabei seine Hand, die er dem Ungeheuer zum Pfande, dass man es wieder entfesseln wolle, in den Rachen gesteckt. Amtatusemis (M. der Mongolen), eine Wurzel, von welcher jene Menschen und Geister leben sollen, die jenseits des Weltberges Sömmer Ola wohnen. Amulet, irgend ein Gegenstand, Ring, Kreuz, Täfelchen, Anhängsel, welches getragen wird in der Meinung, dass man durch dessen Besitz Böses von sich abwenden konne: eine uralte Sitte, welche aus dem Heiden- und Judenthum in das Christenthum übergegangen ist, und sich bis auf die jetzige Zeit erhalten hat. Steine mit oder ohne Charaktere, doch meistens mit einem Spruche des Koran bezeichnet, trägt jeder Türke, wie früher jeder Aegypter einen Scarabäus (geschnittenen Stein) in Form des Rückens eines Käfers. Die Christen sahen noch vor der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Wirkung der A.e als ausgemacht an; man sollte dadurch sich fest machen, gegen Krankheiten schützen, Krankheiten heilen können u. s. w.; noch jetzt glaubt man in Russland, Polen, Böhmen, Ungarn, dem grössten Theil

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/110>, abgerufen am 22.12.2024.