Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.abenteuerlich sind und sich so sehr von dem Anschein der Wahrheit entfernen, als nur immer möglich; denn wer sollte wohl glauben, dass ein Heer, eine Stadt oder ein ganzes Volk von Weibern ohne Männer bestehen könne, ja über die Nachbarn geherrscht und durch Kriege seine Macht bis Jonien und bis nach Attica erstreckt habe? Ephesus, Smyrna, Cumä, Myrina, Paphos und viele andere Städte mehr sollen von ihnen erbaut und benannt worden sein, und was Themiscyra und die um den Thermodon liegende Gegend betrifft, so werden diese überall das Land der A. genannt, und alle Schriftsteller kommen darin überein, dass sie aus diesen Gegenden vertrieben worden; doch nur wenige Schriftsteller sagen uns etwas von ihrem späteren Aufenthalt, und auch diese Nachrichten sind nichts weniger als gewiss. So ist z. B. die Geschichte von der Thalestris, einer Königin der Amazonen, die nach Hyrcanien zog, um von Alexander dem Grossen Kinder zu bekommen, durchaus nicht erwiesen, und die glaubwürdigsten Schriftsteller über Alexander erwähnen hievon nichts." Diodor erzählt: "Nach der gewöhnlichen Meinung hat es ausser den A. am Flusse Thermodon keine anderen gegeben; allein dieses ist unrichtig, die libyschen gehören nur einer viel früheren Zeit an, haben aber auch ausserordentliche Thaten vollführt. Im westlichen Theile Libyens gab es nämlich ein Volk, das unter Weiberherrschaft stand, und eine von der unserigen sehr verschiedene Lebensweise befolgte. Das Kriegführen war ein Geschäft der Weiber, sie mussten eine gewisse Zeit lang die Dienste der Krieger versehen und Jungfrauen bleiben; waren die Jahre dieser Dienstpflichtigkeit vorüber, so verbanden sie sich zwar mit Männern, um ihr Geschlecht fortzupflanzen, die öffentlichen Aemter jedoch und die Regierung des Landes behielten sie sich allein vor. Die Männer aber lebten dort, wie bei uns die Frauen, in häuslicher Zurückgezogenheit, hatten mit Krieg und Staatsverwaltung nichts zu thun, durften überhaupt nirgends öffentlich auftreten. Gleich nach der Geburt wurden die Kinder den Männern übergeben, welche dieselben mit Milch und andern Nahrungsmitteln aufziehen mussten. Wenn ein Mädchen geboren wurde, brannte man ihr die Brüste aus, damit sie zur Zeit der Reife sich nicht erheben möchten, weil man dieses als ein bedeutendes Hinderniss bei der Waffenführung ansah. - Sie sollen eine Insel im tritonischen See bewohnt haben, die Hespera genannt wurde, weil sie weit gegen Westen, in der Nähe des die Welt umfliessenden Oceanus liegt. Der See hat seinen Namen von dem Flusse Triton, der in denselben fällt. Ihr kriegerischer Muth trieb die A., zuerst die Städte der Insel zu erobern, mit Ausnahme einer einzigen, welche Mene hiess, für heilig galt und von den äthiopischen Ichthyophagen bewohnt war. Nachdem die Amazonen die Insel erobert hatten, gingen sie auf Abenteuer aus, und es kam sie die Lust an, einen grossen Theil der Welt zu durchwandern. Nachdem sie zuerst in das Land der Atlantiden eingefallen, besiegten sie die Bewohner von Cerne in einer Schlacht und eroberten die Stadt, indem sie mit den Fliehenden zugleich in die Thore derselben drangen. Um Schrecken bei den Nachbarn zu verbreiten, verfuhren sie grausam, tödteten die junge Mannschaft und führten Weiber und Kinder als Gefangene fort. Hierdurch in Furcht gesetzt, übergaben die Atlanteer ihnen die Städte, vor denen sie erschienen, und versprachen, alle Bedingungen, die ihnen vorgeschrieben würden, zu erfüllen. Myrina aber, die Königin der A., behandelte sie mit Milde, schloss ein Freundschaftsbündniss mit den Atlanteern, und baute, statt der zerstörten, eine neue Stadt, welche den Namen der Königin erhielt. Dahin durften auch die Gefangenen ziehen, und wer sonst noch wollte. Dafür wurden der Myrina Ehrenbezeugungen und kostbare Geschenke im Namen des ganzen Volkes gebracht, welche Huldigung sie günstig aufnahm und fernere Freundschaft versprach. Nun waren die Einwohner häufig von den Gorgonen, einem benachbarten Weibervolke, bedroht, mit welchem sie überhaupt in Fehde lebten. Auf die Bitte der Atlanteer fiel daher Myrina in der Gorgonen Gebiet, und lieferte ihnen eine Schlacht, in welcher die A. die Oberhand behielten. Die Gorgonen wurden alle niedergemetzelt, die gefallenen A. aber auf drei grossen Scheiterhaufen verbrannt und ihnen als Grabmäler drei Hügel aufgeworfen, die noch jetzt A.hügel heissen. In der Folgezeit wuchs die Macht der Gorgonen wieder, sie wurden jedoch abermals überwunden, durch Perseus; zuletzt aber vertilgte Hercules sowohl die A. als die Gorgonen gänzlich. - Die Grundlage des A.-Mythus ruht ohne Zweifel in einem uralten vorderasiatischen Mond-Cultus, oder der Verehrung einer Mondgöttin in einem fanatischen Dienste, so dass uns die A. als Ergänzung der Corybanten oder Gallen (s. d.) erscheinen. Wie in jenen entmannten Priestern in dem Männlichen sich das Weibliche darstellte, so zeigt sich in den A. das entgegengesetzte Verhältniss der Darstellung des Männlichen im Weiblichen. Die Auffassung stimmt mit dem Namen A., die Brustlosen, überein, in welchem die Idee der vernichteten Weiblichkeit und Mütterlichkeit leicht zu finden ist. Auf jenen Mondcultus, als dessen Priesterinnen demnach die ursprünglichen A. zu fassen wären, weist Mehreres hin: ihre Verbindung mit der ephesischen Diana, einer Mondsgöttin, ihre Verschonung der Stadt Mene, d. h. Monds-Stadt, der halbmondförmige Schild, den sie trugen. Je mehr dieser Mondcultus sich ausbreitete, desto mehr lässt der Mythus das kriegerische Volk der A. erobernd vordringen; je mehr aber der Dienst der Sonne über den des Mondes das Uebergewicht gewann, desto mehr werden die A. zurückgedrängt und endlich vernichtet. - Die griechische Kunst hat die A. dargestellt als kräftige Jungfrauen, wie die Nymphen der Diana, mit Speer, Streitaxt, mondförmigem Schild, Kriegiergurt um die Hüften, Bogen, Köcher, dem Schwert an einem Wehrgehänge, das über die Brust läuft, nie mit einer, immer mit zwei Brüsten. Amazonius (Gr. M.), Beiname des Apollo, ungewiss, welches Ursprungs, unter welchem der Gott zu Pyrrhichus in Laconien ein Heiligthum hatte. Ambaruschtenen (Ind. M.), Vater des berühmten Kissuwanden, und durch seinen Vater Sandy von dem Geschlechte der Sonenkinder, einer ehemals in Indien sehr mächtigen Dynastie, von welcher abzustammen alle Helden sich rühmten. Ambarvalia, , ein Fest, das die Römer zur Abwendung des Unglücks von den Getreidefeldern mit Umwandlung um dieselben im April zu Ehren der Ceres, des Bacchus und anderer Feldgötter begingen. Die Priester, die den mit Opfern verbundenen Umzug leiteten, wobei sie Aehrenkränze mit weissen Wollenbinden trugen, hiessen arvalische Brüder und waren 12 an der Zahl. Unser Bild gibt eine Versinnlichung dieser Procession nach einem geschnittenen Steine, doch ist dieses, wie begreiflich, nur eine Scene des langen Zuges. Ambest nennen die Indier den Lebensbaum, d. h. den Baum der Unsterblichkeit; er wächst auf dem Berge Meru in der Hauptstadt Indra's, Amarawati. Ambracia (Gr. M.). Tochter des Melaneus, Königs der Dryoper, Sohnes des Apollo. Die Stadt A. soll von ihr den Namen haben. Ambrax (Gr. M.), Sohn des Thesprotus, Enkel des Lycaon; soll die Stadt Ambracia gebaut haben. Ambrosia (Gr. M.), 1) der Name der Götterspeise, welche ewige Jugend und Unsterblichkeit gewährte. Eigentlich belegt der Name selbst nichts anderes als Unsterblichkeit: dieser blosse Begriff also wurde von der reichen Phantasie der ältesten Griechen stoffartig aufgefasst, und so ist A. nicht bloss Speise der Götter, wie bei Homer, sondern auch ihr Getränk, wie bei Späteren, ja bei Homer wird sie auch besonderen Lieblingen der Götter, wie dem Achilles, gereicht, und auch Thiere werden damit erquickt. Aber auch Salbe der Götter, welche die Kraft der Reinigung im höchsten Grade besitzt, ist A. Da nun die Göttersalbe natürlich auch köstlich duften musste, so wird ambrosisch für stark und lieblich Duftendes gebraucht. - 2) A., eine der Plejaden, Tochter des Atlas und der Pleione. Ambryssus (Gr. M.), ein Heros, Erbauer einer Stadt in Phocis, welche seinen Namen trug. Ambulia (Gr. M.). Sparta verehrte Minerva unter diesem Namen, so wie auch die Dioscuren (s. d.) Ambulii genannt wurden und Jupiter Ambulius hiess. Die Bedeutung des Namens ist unbekannt. Amburbien (Röm. M.), ein Entsündigungsfest, wodurch die Römer in eben der Weise die Stadt Rom reinigten, wie durch die Ambarvalien (s. d.), ihr Gebiet. Die zum Opfer bestimmten Thiere und Gegenstände wurden vorher durch die ganze Stadt herumgeführt. Diese Feierlichkeit wurde besonders dann begangen, wenn man abenteuerlich sind und sich so sehr von dem Anschein der Wahrheit entfernen, als nur immer möglich; denn wer sollte wohl glauben, dass ein Heer, eine Stadt oder ein ganzes Volk von Weibern ohne Männer bestehen könne, ja über die Nachbarn geherrscht und durch Kriege seine Macht bis Jonien und bis nach Attica erstreckt habe? Ephesus, Smyrna, Cumä, Myrina, Paphos und viele andere Städte mehr sollen von ihnen erbaut und benannt worden sein, und was Themiscyra und die um den Thermodon liegende Gegend betrifft, so werden diese überall das Land der A. genannt, und alle Schriftsteller kommen darin überein, dass sie aus diesen Gegenden vertrieben worden; doch nur wenige Schriftsteller sagen uns etwas von ihrem späteren Aufenthalt, und auch diese Nachrichten sind nichts weniger als gewiss. So ist z. B. die Geschichte von der Thalestris, einer Königin der Amazonen, die nach Hyrcanien zog, um von Alexander dem Grossen Kinder zu bekommen, durchaus nicht erwiesen, und die glaubwürdigsten Schriftsteller über Alexander erwähnen hievon nichts.« Diodor erzählt: »Nach der gewöhnlichen Meinung hat es ausser den A. am Flusse Thermodon keine anderen gegeben; allein dieses ist unrichtig, die libyschen gehören nur einer viel früheren Zeit an, haben aber auch ausserordentliche Thaten vollführt. Im westlichen Theile Libyens gab es nämlich ein Volk, das unter Weiberherrschaft stand, und eine von der unserigen sehr verschiedene Lebensweise befolgte. Das Kriegführen war ein Geschäft der Weiber, sie mussten eine gewisse Zeit lang die Dienste der Krieger versehen und Jungfrauen bleiben; waren die Jahre dieser Dienstpflichtigkeit vorüber, so verbanden sie sich zwar mit Männern, um ihr Geschlecht fortzupflanzen, die öffentlichen Aemter jedoch und die Regierung des Landes behielten sie sich allein vor. Die Männer aber lebten dort, wie bei uns die Frauen, in häuslicher Zurückgezogenheit, hatten mit Krieg und Staatsverwaltung nichts zu thun, durften überhaupt nirgends öffentlich auftreten. Gleich nach der Geburt wurden die Kinder den Männern übergeben, welche dieselben mit Milch und andern Nahrungsmitteln aufziehen mussten. 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Um Schrecken bei den Nachbarn zu verbreiten, verfuhren sie grausam, tödteten die junge Mannschaft und führten Weiber und Kinder als Gefangene fort. Hierdurch in Furcht gesetzt, übergaben die Atlanteer ihnen die Städte, vor denen sie erschienen, und versprachen, alle Bedingungen, die ihnen vorgeschrieben würden, zu erfüllen. Myrina aber, die Königin der A., behandelte sie mit Milde, schloss ein Freundschaftsbündniss mit den Atlanteern, und baute, statt der zerstörten, eine neue Stadt, welche den Namen der Königin erhielt. Dahin durften auch die Gefangenen ziehen, und wer sonst noch wollte. Dafür wurden der Myrina Ehrenbezeugungen und kostbare Geschenke im Namen des ganzen Volkes gebracht, welche Huldigung sie günstig aufnahm und fernere Freundschaft versprach. Nun waren die Einwohner häufig von den Gorgonen, einem benachbarten Weibervolke, bedroht, mit welchem sie überhaupt in Fehde lebten. Auf die Bitte der Atlanteer fiel daher Myrina in der Gorgonen Gebiet, und lieferte ihnen eine Schlacht, in welcher die A. die Oberhand behielten. Die Gorgonen wurden alle niedergemetzelt, die gefallenen A. aber auf drei grossen Scheiterhaufen verbrannt und ihnen als Grabmäler drei Hügel aufgeworfen, die noch jetzt A.hügel heissen. In der Folgezeit wuchs die Macht der Gorgonen wieder, sie wurden jedoch abermals überwunden, durch Perseus; zuletzt aber vertilgte Hercules sowohl die A. als die Gorgonen gänzlich. – Die Grundlage des A.-Mythus ruht ohne Zweifel in einem uralten vorderasiatischen Mond-Cultus, oder der Verehrung einer Mondgöttin in einem fanatischen Dienste, so dass uns die A. als Ergänzung der Corybanten oder Gallen (s. d.) erscheinen. Wie in jenen entmannten Priestern in dem Männlichen sich das Weibliche darstellte, so zeigt sich in den A. das entgegengesetzte Verhältniss der Darstellung des Männlichen im Weiblichen. 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M.), Beiname des Apollo, ungewiss, welches Ursprungs, unter welchem der Gott zu Pyrrhichus in Laconien ein Heiligthum hatte. Ambaruschtenen (Ind. M.), Vater des berühmten Kissuwanden, und durch seinen Vater Sandy von dem Geschlechte der Sonenkinder, einer ehemals in Indien sehr mächtigen Dynastie, von welcher abzustammen alle Helden sich rühmten. Ambarvalia, , ein Fest, das die Römer zur Abwendung des Unglücks von den Getreidefeldern mit Umwandlung um dieselben im April zu Ehren der Ceres, des Bacchus und anderer Feldgötter begingen. Die Priester, die den mit Opfern verbundenen Umzug leiteten, wobei sie Aehrenkränze mit weissen Wollenbinden trugen, hiessen arvalische Brüder und waren 12 an der Zahl. Unser Bild gibt eine Versinnlichung dieser Procession nach einem geschnittenen Steine, doch ist dieses, wie begreiflich, nur eine Scene des langen Zuges. Ambest nennen die Indier den Lebensbaum, d. h. den Baum der Unsterblichkeit; er wächst auf dem Berge Meru in der Hauptstadt Indra's, Amarawati. Ambracia (Gr. M.). Tochter des Melaneus, Königs der Dryoper, Sohnes des Apollo. Die Stadt A. soll von ihr den Namen haben. Ambrax (Gr. M.), Sohn des Thesprotus, Enkel des Lycaon; soll die Stadt Ambracia gebaut haben. Ambrosia (Gr. M.), 1) der Name der Götterspeise, welche ewige Jugend und Unsterblichkeit gewährte. Eigentlich belegt der Name selbst nichts anderes als Unsterblichkeit: dieser blosse Begriff also wurde von der reichen Phantasie der ältesten Griechen stoffartig aufgefasst, und so ist A. nicht bloss Speise der Götter, wie bei Homer, sondern auch ihr Getränk, wie bei Späteren, ja bei Homer wird sie auch besonderen Lieblingen der Götter, wie dem Achilles, gereicht, und auch Thiere werden damit erquickt. Aber auch Salbe der Götter, welche die Kraft der Reinigung im höchsten Grade besitzt, ist A. Da nun die Göttersalbe natürlich auch köstlich duften musste, so wird ambrosisch für stark und lieblich Duftendes gebraucht. – 2) A., eine der Plejaden, Tochter des Atlas und der Pleïone. Ambryssus (Gr. M.), ein Heros, Erbauer einer Stadt in Phocis, welche seinen Namen trug. Ambulia (Gr. M.). Sparta verehrte Minerva unter diesem Namen, so wie auch die Dioscuren (s. d.) Ambulii genannt wurden und Jupiter Ambulius hiess. Die Bedeutung des Namens ist unbekannt. Amburbien (Röm. M.), ein Entsündigungsfest, wodurch die Römer in eben der Weise die Stadt Rom reinigten, wie durch die Ambarvalien (s. d.), ihr Gebiet. Die zum Opfer bestimmten Thiere und Gegenstände wurden vorher durch die ganze Stadt herumgeführt. 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B. die Geschichte von der Thalestris, einer Königin der Amazonen, die nach Hyrcanien zog, um von Alexander dem Grossen Kinder zu bekommen, durchaus nicht erwiesen, und die glaubwürdigsten Schriftsteller über Alexander erwähnen hievon nichts.« Diodor erzählt: »Nach der gewöhnlichen Meinung hat es ausser den A. am Flusse Thermodon keine anderen gegeben; allein dieses ist unrichtig, die libyschen gehören nur einer viel früheren Zeit an, haben aber auch ausserordentliche Thaten vollführt. Im westlichen Theile Libyens gab es nämlich ein Volk, das unter Weiberherrschaft stand, und eine von der unserigen sehr verschiedene Lebensweise befolgte. Das Kriegführen war ein Geschäft der Weiber, sie mussten eine gewisse Zeit lang die Dienste der Krieger versehen und Jungfrauen bleiben; waren die Jahre dieser Dienstpflichtigkeit vorüber, so verbanden sie sich zwar mit Männern, um ihr Geschlecht fortzupflanzen, die öffentlichen Aemter jedoch und die Regierung des Landes behielten sie sich allein vor. Die Männer aber lebten dort, wie bei uns die Frauen, in häuslicher Zurückgezogenheit, hatten mit Krieg und Staatsverwaltung nichts zu thun, durften überhaupt nirgends öffentlich auftreten. Gleich nach der Geburt wurden die Kinder den Männern übergeben, welche dieselben mit Milch und andern Nahrungsmitteln aufziehen mussten. Wenn ein Mädchen geboren wurde, brannte man ihr die Brüste aus, damit sie zur Zeit der Reife sich nicht erheben möchten, weil man dieses als ein bedeutendes Hinderniss bei der Waffenführung ansah. – Sie sollen eine Insel im tritonischen See bewohnt haben, die Hespera genannt wurde, weil sie weit gegen Westen, in der Nähe des die Welt umfliessenden Oceanus liegt. Der See hat seinen Namen von dem Flusse Triton, der in denselben fällt. Ihr kriegerischer Muth trieb die A., zuerst die Städte der Insel zu erobern, mit Ausnahme einer einzigen, welche Mene hiess, für heilig galt und von den äthiopischen Ichthyophagen bewohnt war. Nachdem die Amazonen die Insel erobert hatten, gingen sie auf Abenteuer aus, und es kam sie die Lust an, einen grossen Theil der Welt zu durchwandern. Nachdem sie zuerst in das Land der Atlantiden eingefallen, besiegten sie die Bewohner von Cerne in einer Schlacht und eroberten die Stadt, indem sie mit den Fliehenden zugleich in die Thore derselben drangen. Um Schrecken bei den Nachbarn zu verbreiten, verfuhren sie grausam, tödteten die junge Mannschaft und führten Weiber und Kinder als Gefangene fort. Hierdurch in Furcht gesetzt, übergaben die Atlanteer ihnen die Städte, vor denen sie erschienen, und versprachen, alle Bedingungen, die ihnen vorgeschrieben würden, zu erfüllen. Myrina aber, die Königin der A., behandelte sie mit Milde, schloss ein Freundschaftsbündniss mit den Atlanteern, und baute, statt der zerstörten, eine neue Stadt, welche den Namen der Königin erhielt. Dahin durften auch die Gefangenen ziehen, und wer sonst noch wollte. Dafür wurden der Myrina Ehrenbezeugungen und kostbare Geschenke im Namen des ganzen Volkes gebracht, welche Huldigung sie günstig aufnahm und fernere Freundschaft versprach. Nun waren die Einwohner häufig von den Gorgonen, einem benachbarten Weibervolke, bedroht, mit welchem sie überhaupt in Fehde lebten. Auf die Bitte der Atlanteer fiel daher Myrina in der Gorgonen Gebiet, und lieferte ihnen eine Schlacht, in welcher die A. die Oberhand behielten. Die Gorgonen wurden alle niedergemetzelt, die gefallenen A. aber auf drei grossen Scheiterhaufen verbrannt und ihnen als Grabmäler drei Hügel aufgeworfen, die noch jetzt A.hügel heissen. In der Folgezeit wuchs die Macht der Gorgonen wieder, sie wurden jedoch abermals überwunden, durch Perseus; zuletzt aber vertilgte Hercules sowohl die A. als die Gorgonen gänzlich. – Die Grundlage des A.-Mythus ruht ohne Zweifel in einem uralten vorderasiatischen Mond-Cultus, oder der Verehrung einer Mondgöttin in einem fanatischen Dienste, so dass uns die A. als Ergänzung der Corybanten oder Gallen (s. d.) erscheinen. Wie in jenen entmannten Priestern in dem Männlichen sich das Weibliche darstellte, so zeigt sich in den A. das entgegengesetzte Verhältniss der Darstellung des Männlichen im Weiblichen. Die Auffassung stimmt mit dem Namen A., die <hi rendition="#g">Brustlosen</hi>, überein, in welchem die Idee der vernichteten Weiblichkeit und Mütterlichkeit leicht zu finden ist. 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abenteuerlich sind und sich so sehr von dem Anschein der Wahrheit entfernen, als nur immer möglich; denn wer sollte wohl glauben, dass ein Heer, eine Stadt oder ein ganzes Volk von Weibern ohne Männer bestehen könne, ja über die Nachbarn geherrscht und durch Kriege seine Macht bis Jonien und bis nach Attica erstreckt habe? Ephesus, Smyrna, Cumä, Myrina, Paphos und viele andere Städte mehr sollen von ihnen erbaut und benannt worden sein, und was Themiscyra und die um den Thermodon liegende Gegend betrifft, so werden diese überall das Land der A. genannt, und alle Schriftsteller kommen darin überein, dass sie aus diesen Gegenden vertrieben worden; doch nur wenige Schriftsteller sagen uns etwas von ihrem späteren Aufenthalt, und auch diese Nachrichten sind nichts weniger als gewiss. So ist z. B. die Geschichte von der Thalestris, einer Königin der Amazonen, die nach Hyrcanien zog, um von Alexander dem Grossen Kinder zu bekommen, durchaus nicht erwiesen, und die glaubwürdigsten Schriftsteller über Alexander erwähnen hievon nichts.« Diodor erzählt: »Nach der gewöhnlichen Meinung hat es ausser den A. am Flusse Thermodon keine anderen gegeben; allein dieses ist unrichtig, die libyschen gehören nur einer viel früheren Zeit an, haben aber auch ausserordentliche Thaten vollführt. Im westlichen Theile Libyens gab es nämlich ein Volk, das unter Weiberherrschaft stand, und eine von der unserigen sehr verschiedene Lebensweise befolgte. Das Kriegführen war ein Geschäft der Weiber, sie mussten eine gewisse Zeit lang die Dienste der Krieger versehen und Jungfrauen bleiben; waren die Jahre dieser Dienstpflichtigkeit vorüber, so verbanden sie sich zwar mit Männern, um ihr Geschlecht fortzupflanzen, die öffentlichen Aemter jedoch und die Regierung des Landes behielten sie sich allein vor. Die Männer aber lebten dort, wie bei uns die Frauen, in häuslicher Zurückgezogenheit, hatten mit Krieg und Staatsverwaltung nichts zu thun, durften überhaupt nirgends öffentlich auftreten. Gleich nach der Geburt wurden die Kinder den Männern übergeben, welche dieselben mit Milch und andern Nahrungsmitteln aufziehen mussten. Wenn ein Mädchen geboren wurde, brannte man ihr die Brüste aus, damit sie zur Zeit der Reife sich nicht erheben möchten, weil man dieses als ein bedeutendes Hinderniss bei der Waffenführung ansah. – Sie sollen eine Insel im tritonischen See bewohnt haben, die Hespera genannt wurde, weil sie weit gegen Westen, in der Nähe des die Welt umfliessenden Oceanus liegt. Der See hat seinen Namen von dem Flusse Triton, der in denselben fällt. Ihr kriegerischer Muth trieb die A., zuerst die Städte der Insel zu erobern, mit Ausnahme einer einzigen, welche Mene hiess, für heilig galt und von den äthiopischen Ichthyophagen bewohnt war. Nachdem die Amazonen die Insel erobert hatten, gingen sie auf Abenteuer aus, und es kam sie die Lust an, einen grossen Theil der Welt zu durchwandern. Nachdem sie zuerst in das Land der Atlantiden eingefallen, besiegten sie die Bewohner von Cerne in einer Schlacht und eroberten die Stadt, indem sie mit den Fliehenden zugleich in die Thore derselben drangen. Um Schrecken bei den Nachbarn zu verbreiten, verfuhren sie grausam, tödteten die junge Mannschaft und führten Weiber und Kinder als Gefangene fort. Hierdurch in Furcht gesetzt, übergaben die Atlanteer ihnen die Städte, vor denen sie erschienen, und versprachen, alle Bedingungen, die ihnen vorgeschrieben würden, zu erfüllen. Myrina aber, die Königin der A., behandelte sie mit Milde, schloss ein Freundschaftsbündniss mit den Atlanteern, und baute, statt der zerstörten, eine neue Stadt, welche den Namen der Königin erhielt. Dahin durften auch die Gefangenen ziehen, und wer sonst noch wollte. Dafür wurden der Myrina Ehrenbezeugungen und kostbare Geschenke im Namen des ganzen Volkes gebracht, welche Huldigung sie günstig aufnahm und fernere Freundschaft versprach. Nun waren die Einwohner häufig von den Gorgonen, einem benachbarten Weibervolke, bedroht, mit welchem sie überhaupt in Fehde lebten. Auf die Bitte der Atlanteer fiel daher Myrina in der Gorgonen Gebiet, und lieferte ihnen eine Schlacht, in welcher die A. die Oberhand behielten. Die Gorgonen wurden alle niedergemetzelt, die gefallenen A. aber auf drei grossen Scheiterhaufen verbrannt und ihnen als Grabmäler drei Hügel aufgeworfen, die noch jetzt A.hügel heissen. In der Folgezeit wuchs die Macht der Gorgonen wieder, sie wurden jedoch abermals überwunden, durch Perseus; zuletzt aber vertilgte Hercules sowohl die A. als die Gorgonen gänzlich. – Die Grundlage des A.-Mythus ruht ohne Zweifel in einem uralten vorderasiatischen Mond-Cultus, oder der Verehrung einer Mondgöttin in einem fanatischen Dienste, so dass uns die A. als Ergänzung der Corybanten oder Gallen (s. d.) erscheinen. Wie in jenen entmannten Priestern in dem Männlichen sich das Weibliche darstellte, so zeigt sich in den A. das entgegengesetzte Verhältniss der Darstellung des Männlichen im Weiblichen. Die Auffassung stimmt mit dem Namen A., die Brustlosen, überein, in welchem die Idee der vernichteten Weiblichkeit und Mütterlichkeit leicht zu finden ist. Auf jenen Mondcultus, als dessen Priesterinnen demnach die ursprünglichen A. zu fassen wären, weist Mehreres hin: ihre Verbindung mit der ephesischen Diana, einer Mondsgöttin, ihre Verschonung der Stadt Mene, d. h. Monds-Stadt, der halbmondförmige Schild, den sie trugen. Je mehr dieser Mondcultus sich ausbreitete, desto mehr lässt der Mythus das kriegerische Volk der A. erobernd vordringen; je mehr aber der Dienst der Sonne über den des Mondes das Uebergewicht gewann, desto mehr werden die A. zurückgedrängt und endlich vernichtet. – Die griechische Kunst hat die A. dargestellt als kräftige Jungfrauen, wie die Nymphen der Diana, mit Speer, Streitaxt, mondförmigem Schild, Kriegiergurt um die Hüften, Bogen, Köcher, dem Schwert an einem Wehrgehänge, das über die Brust läuft, nie mit einer, immer mit zwei Brüsten.
Amazonius (Gr. M.), Beiname des Apollo, ungewiss, welches Ursprungs, unter welchem der Gott zu Pyrrhichus in Laconien ein Heiligthum hatte.
Ambaruschtenen (Ind. M.), Vater des berühmten Kissuwanden, und durch seinen Vater Sandy von dem Geschlechte der Sonenkinder, einer ehemals in Indien sehr mächtigen Dynastie, von welcher abzustammen alle Helden sich rühmten.
Ambarvalia, , ein Fest, das die Römer zur Abwendung des Unglücks von den Getreidefeldern mit Umwandlung um dieselben im April zu Ehren der Ceres, des Bacchus und anderer Feldgötter begingen. Die Priester, die den mit Opfern verbundenen Umzug leiteten, wobei sie Aehrenkränze mit weissen Wollenbinden trugen, hiessen arvalische Brüder und waren 12 an der Zahl. Unser Bild gibt eine Versinnlichung dieser Procession nach einem geschnittenen Steine, doch ist dieses, wie begreiflich, nur eine Scene des langen Zuges.
Ambest nennen die Indier den Lebensbaum, d. h. den Baum der Unsterblichkeit; er wächst auf dem Berge Meru in der Hauptstadt Indra's, Amarawati.
Ambracia (Gr. M.). Tochter des Melaneus, Königs der Dryoper, Sohnes des Apollo. Die Stadt A. soll von ihr den Namen haben.
Ambrax (Gr. M.), Sohn des Thesprotus, Enkel des Lycaon; soll die Stadt Ambracia gebaut haben.
Ambrosia (Gr. M.), 1) der Name der Götterspeise, welche ewige Jugend und Unsterblichkeit gewährte. Eigentlich belegt der Name selbst nichts anderes als Unsterblichkeit: dieser blosse Begriff also wurde von der reichen Phantasie der ältesten Griechen stoffartig aufgefasst, und so ist A. nicht bloss Speise der Götter, wie bei Homer, sondern auch ihr Getränk, wie bei Späteren, ja bei Homer wird sie auch besonderen Lieblingen der Götter, wie dem Achilles, gereicht, und auch Thiere werden damit erquickt. Aber auch Salbe der Götter, welche die Kraft der Reinigung im höchsten Grade besitzt, ist A. Da nun die Göttersalbe natürlich auch köstlich duften musste, so wird ambrosisch für stark und lieblich Duftendes gebraucht. – 2) A., eine der Plejaden, Tochter des Atlas und der Pleïone.
Ambryssus (Gr. M.), ein Heros, Erbauer einer Stadt in Phocis, welche seinen Namen trug.
Ambulia (Gr. M.). Sparta verehrte Minerva unter diesem Namen, so wie auch die Dioscuren (s. d.) Ambulii genannt wurden und Jupiter Ambulius hiess. Die Bedeutung des Namens ist unbekannt.
Amburbien (Röm. M.), ein Entsündigungsfest, wodurch die Römer in eben der Weise die Stadt Rom reinigten, wie durch die Ambarvalien (s. d.), ihr Gebiet. Die zum Opfer bestimmten Thiere und Gegenstände wurden vorher durch die ganze Stadt herumgeführt. Diese Feierlichkeit wurde besonders dann begangen, wenn man
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