"Laß die Todten ruh'n! schrieb mir ein Freund vor einiger Zeit. Warum diese Gothaer noch ferner verfolgen? Sie sind keine Partei mehr. Ihr Blatt, die Deutsche Zeitung, ist aus Ueberfluß an Abonnentenmangel zu Grunde gegangen - sie selbst sind nicht nur gestorben, sondern auch stumm geworden, was, wie Du weißt, bei Professoren noch mehr sagen will, denn deren Zunge geht auch nach dem Tode um, wie die Zunge jener berühmten Ehefrau, welche aus der andern Welt her noch allabendlich zu Gardinenpredigten inspirirt wurde. Laß sie ruhen in dem Grabe, das sie sich selbst unermüdlich geschaufelt haben - ziehe ihre Leichen nicht hervor - sie modern und ekeln die Welt an, die jetzt keine Leichenzergliederungen will, sondern Operationen an frischem Fleische."
Du magst Recht haben, antwortete ich ihm. Ich
„Laß die Todten ruh’n! schrieb mir ein Freund vor einiger Zeit. Warum diese Gothaer noch ferner verfolgen? Sie sind keine Partei mehr. Ihr Blatt, die Deutsche Zeitung, ist aus Ueberfluß an Abonnentenmangel zu Grunde gegangen – sie selbst sind nicht nur gestorben, sondern auch stumm geworden, was, wie Du weißt, bei Professoren noch mehr sagen will, denn deren Zunge geht auch nach dem Tode um, wie die Zunge jener berühmten Ehefrau, welche aus der andern Welt her noch allabendlich zu Gardinenpredigten inspirirt wurde. Laß sie ruhen in dem Grabe, das sie sich selbst unermüdlich geschaufelt haben – ziehe ihre Leichen nicht hervor – sie modern und ekeln die Welt an, die jetzt keine Leichenzergliederungen will, sondern Operationen an frischem Fleische.“
Du magst Recht haben, antwortete ich ihm. Ich
<TEI><text><front><pbfacs="#f0015"n="V"/><divtype="preface"><p>„Laß die Todten ruh’n! schrieb mir ein Freund vor einiger Zeit. Warum diese Gothaer noch ferner verfolgen? Sie sind keine Partei mehr. Ihr Blatt, die Deutsche Zeitung, ist aus Ueberfluß an Abonnentenmangel zu Grunde gegangen – sie selbst sind nicht nur gestorben, sondern auch stumm geworden, was, wie Du weißt, bei Professoren noch mehr sagen will, denn deren Zunge geht auch nach dem Tode um, wie die Zunge jener berühmten Ehefrau, welche aus der andern Welt her noch allabendlich zu Gardinenpredigten inspirirt wurde. Laß sie ruhen in dem Grabe, das sie sich selbst unermüdlich geschaufelt haben – ziehe ihre Leichen nicht hervor – sie modern und ekeln die Welt an, die jetzt keine Leichenzergliederungen will, sondern Operationen an frischem Fleische.“</p><p>Du magst Recht haben, antwortete ich ihm. Ich
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„Laß die Todten ruh’n! schrieb mir ein Freund vor einiger Zeit. Warum diese Gothaer noch ferner verfolgen? Sie sind keine Partei mehr. Ihr Blatt, die Deutsche Zeitung, ist aus Ueberfluß an Abonnentenmangel zu Grunde gegangen – sie selbst sind nicht nur gestorben, sondern auch stumm geworden, was, wie Du weißt, bei Professoren noch mehr sagen will, denn deren Zunge geht auch nach dem Tode um, wie die Zunge jener berühmten Ehefrau, welche aus der andern Welt her noch allabendlich zu Gardinenpredigten inspirirt wurde. Laß sie ruhen in dem Grabe, das sie sich selbst unermüdlich geschaufelt haben – ziehe ihre Leichen nicht hervor – sie modern und ekeln die Welt an, die jetzt keine Leichenzergliederungen will, sondern Operationen an frischem Fleische.“
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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/15>, abgerufen am 23.02.2025.
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