fliegen mit diesen Puppen, seien sie nun ausgeschlüpft oder nicht, mun- ter umher, ohne Unwohlsein zu verrathen. Man erkennt die Puppen leicht, wenn man mit der Lupe den Hinterleib aufmerksam untersucht und die Falzen der Ringe betrachtet. Füttert man die stylopisirten Raubwespen (Ammophila; Melitta; Miscus; Polistes etc., die am häufigsten diese Schmarotzer beherbergen), in Behältern mit Zucker, so gelingt es oft leicht, die sonst ungemein seltenen Thierchen zu erhal- ten. Man hat mehrere Gattungen unterschieden, deren Lebensweise aber sehr übereinstimmt. Xenos; Stylops; Elenchus; Halictophagus.
Ordnung der Netzflügler (Neuroptera).
Diese Ordnung wiederholt in der Reihe der Insekten mit voll- kommener Verwandlung die Ordnung der Geradflügler, die wir in der Reihe mit unvollkommener Verwandlung finden, und sie steht na- mentlich den Geradflüglern mit gegitterten Flügeln so nahe, daß sie früher mit denselben vereinigt wurde.
Die Netzflügler sind meist weiche langleibige Insekten von ge- strecktem Körperbau, mit kleinem rundlichen Kopfe, vorgequollenen Au- gen, deutlich abgesetzter Brust und Hinterleib. Die Fühler sind stets deutlich, meist borstenförmig, nur selten geknopft, kolbig oder gesägt, meist länger als der Leib. Nebenaugen sind bald vorhanden, bald fehlen sie. Die Mundtheile wechseln sehr nach der Lebensart der In- sekten; doch sind sie nie so kräftig wie bei den Geradflüglern, von denen sich ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal darin zeigt, daß die Unterlippe stets ganz, höchstens am Rande gekerbt, aber niemals in zwei Hälften gespalten ist. Die Kiefer und Kinnladen sind bei manchen Familien verkümmert, letztere zuweilen mit einander in der Mitte verwachsen; die Kiefer nie sehr stark und meist nur schneidend, niemals vielfach gezähnt. Palpen sind stets vorhanden, wenigstens in der Zahl von vier; bei einer Familie finden sich selbst äußere und innere Ladentaster.
Die Flügel sind stets gleich im Bau, netzförmig gegittert, groß im Verhältniß zum Körper. Sie werden meist in der Ruhe gestreckt oder aufrecht getragen; nur wenige falten die Unterflügel, um sie un- ter den dachförmigen Oberflügeln unterzubringen. Die Füße sind dünn, fein, oft mit Stacheln besetzt; die Tarsen 4 bis 5gliedrig. Der Hin- terleib lang, gestreckt, bei einigen mit zangenartigen Anhängen oder beim Weibchen mit einer Legeröhre versehen.
fliegen mit dieſen Puppen, ſeien ſie nun ausgeſchlüpft oder nicht, mun- ter umher, ohne Unwohlſein zu verrathen. Man erkennt die Puppen leicht, wenn man mit der Lupe den Hinterleib aufmerkſam unterſucht und die Falzen der Ringe betrachtet. Füttert man die ſtylopiſirten Raubwespen (Ammophila; Melitta; Miscus; Polistes etc., die am häufigſten dieſe Schmarotzer beherbergen), in Behältern mit Zucker, ſo gelingt es oft leicht, die ſonſt ungemein ſeltenen Thierchen zu erhal- ten. Man hat mehrere Gattungen unterſchieden, deren Lebensweiſe aber ſehr übereinſtimmt. Xenos; Stylops; Elenchus; Halictophagus.
Ordnung der Netzflügler (Neuroptera).
Dieſe Ordnung wiederholt in der Reihe der Inſekten mit voll- kommener Verwandlung die Ordnung der Geradflügler, die wir in der Reihe mit unvollkommener Verwandlung finden, und ſie ſteht na- mentlich den Geradflüglern mit gegitterten Flügeln ſo nahe, daß ſie früher mit denſelben vereinigt wurde.
Die Netzflügler ſind meiſt weiche langleibige Inſekten von ge- ſtrecktem Körperbau, mit kleinem rundlichen Kopfe, vorgequollenen Au- gen, deutlich abgeſetzter Bruſt und Hinterleib. Die Fühler ſind ſtets deutlich, meiſt borſtenförmig, nur ſelten geknopft, kolbig oder geſägt, meiſt länger als der Leib. Nebenaugen ſind bald vorhanden, bald fehlen ſie. Die Mundtheile wechſeln ſehr nach der Lebensart der In- ſekten; doch ſind ſie nie ſo kräftig wie bei den Geradflüglern, von denen ſich ein weſentliches Unterſcheidungsmerkmal darin zeigt, daß die Unterlippe ſtets ganz, höchſtens am Rande gekerbt, aber niemals in zwei Hälften geſpalten iſt. Die Kiefer und Kinnladen ſind bei manchen Familien verkümmert, letztere zuweilen mit einander in der Mitte verwachſen; die Kiefer nie ſehr ſtark und meiſt nur ſchneidend, niemals vielfach gezähnt. Palpen ſind ſtets vorhanden, wenigſtens in der Zahl von vier; bei einer Familie finden ſich ſelbſt äußere und innere Ladentaſter.
Die Flügel ſind ſtets gleich im Bau, netzförmig gegittert, groß im Verhältniß zum Körper. Sie werden meiſt in der Ruhe geſtreckt oder aufrecht getragen; nur wenige falten die Unterflügel, um ſie un- ter den dachförmigen Oberflügeln unterzubringen. Die Füße ſind dünn, fein, oft mit Stacheln beſetzt; die Tarſen 4 bis 5gliedrig. Der Hin- terleib lang, geſtreckt, bei einigen mit zangenartigen Anhängen oder beim Weibchen mit einer Legeröhre verſehen.
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fliegen mit dieſen Puppen, ſeien ſie nun ausgeſchlüpft oder nicht, mun-
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leicht, wenn man mit der Lupe den Hinterleib aufmerkſam unterſucht
und die Falzen der Ringe betrachtet. Füttert man die ſtylopiſirten
Raubwespen (Ammophila; Melitta; Miscus; Polistes etc., die am
häufigſten dieſe Schmarotzer beherbergen), in Behältern mit Zucker, ſo
gelingt es oft leicht, die ſonſt ungemein ſeltenen Thierchen zu erhal-
ten. Man hat mehrere Gattungen unterſchieden, deren Lebensweiſe
aber ſehr übereinſtimmt. Xenos; Stylops; Elenchus; Halictophagus.
Ordnung der Netzflügler (Neuroptera).
Dieſe Ordnung wiederholt in der Reihe der Inſekten mit voll-
kommener Verwandlung die Ordnung der Geradflügler, die wir in
der Reihe mit unvollkommener Verwandlung finden, und ſie ſteht na-
mentlich den Geradflüglern mit gegitterten Flügeln ſo nahe, daß ſie
früher mit denſelben vereinigt wurde.
Die Netzflügler ſind meiſt weiche langleibige Inſekten von ge-
ſtrecktem Körperbau, mit kleinem rundlichen Kopfe, vorgequollenen Au-
gen, deutlich abgeſetzter Bruſt und Hinterleib. Die Fühler ſind ſtets
deutlich, meiſt borſtenförmig, nur ſelten geknopft, kolbig oder geſägt,
meiſt länger als der Leib. Nebenaugen ſind bald vorhanden, bald
fehlen ſie. Die Mundtheile wechſeln ſehr nach der Lebensart der In-
ſekten; doch ſind ſie nie ſo kräftig wie bei den Geradflüglern, von
denen ſich ein weſentliches Unterſcheidungsmerkmal darin zeigt, daß
die Unterlippe ſtets ganz, höchſtens am Rande gekerbt, aber niemals
in zwei Hälften geſpalten iſt. Die Kiefer und Kinnladen ſind bei
manchen Familien verkümmert, letztere zuweilen mit einander in der
Mitte verwachſen; die Kiefer nie ſehr ſtark und meiſt nur ſchneidend,
niemals vielfach gezähnt. Palpen ſind ſtets vorhanden, wenigſtens in
der Zahl von vier; bei einer Familie finden ſich ſelbſt äußere und
innere Ladentaſter.
Die Flügel ſind ſtets gleich im Bau, netzförmig gegittert, groß
im Verhältniß zum Körper. Sie werden meiſt in der Ruhe geſtreckt
oder aufrecht getragen; nur wenige falten die Unterflügel, um ſie un-
ter den dachförmigen Oberflügeln unterzubringen. Die Füße ſind dünn,
fein, oft mit Stacheln beſetzt; die Tarſen 4 bis 5gliedrig. Der Hin-
terleib lang, geſtreckt, bei einigen mit zangenartigen Anhängen oder
beim Weibchen mit einer Legeröhre verſehen.
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/642>, abgerufen am 21.11.2024.
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