Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

mäßig kleinen Dotter gegenüber der großen Menge von Eiweiß, welche
die Hauptmasse des Eies ausmacht. Außerdem finden sich oft noch
Kalkschalen, die wieder in gallertartigen Schnüren, hornartigen Kap-
seln und mancherlei seltsamen Umhüllungsgebilden eingeschlossen sind.
Die Entwicklung der Eier zeigt bei verschiedenen Abtheilungen
einige Verschiedenheit. Da sie bis jetzt nur bei den Bauchfüßern unter-
sucht ist und auch hier nur bei sehr wenigen Arten, so werden wir erst
bei diesen die Entwicklung der verschiedenen, bis jetzt bekannten Typen
genauer in das Auge fassen. So viel steht fest, daß alle Schnecken
mit dem ganzen Körper aus dem Eie entstehen und daß niemals eine
Spur von Gegenüberstellung eines eigentlichen Embryonaltheiles und
eines von diesem verschiedenen Dottersackes vorhanden ist, so wie daß
die meisten Schnecken eine Larvenperiode durchmachen, während wel-
cher sie eigenthümliche Schwimmapparate besitzen, die ihnen gestatten,
frei in dem Wasser umherzuschweifen, während sie später nur lang-
sam kriechen können.

Wir theilen die Schnecken hauptsächlich nach ihren Bewegungs-
organen in drei Unterklassen ab, von welchen die letzte die zahl-
reichste und entwickeltste ist.



Unterklasse der Flossensüsser. (Pteropoda.)


Diese besteht aus nur wenigen und unzulänglich gekannten Weich-
thieren, welche sich alle dadurch auszeichnen, daß vorn am Kopfe
flügelartige Fortsätze angebracht sind, die man früher für Kiemen hielt,
die aber nur Schwimmorgane und aus einer unendlichen Anzahl ge-
kreuzter Muskelfasern gebildet sind. Die meist sehr kleinen Thiere
treiben sich mittelst dieser Schwimmlappen auf der Oberfläche des
Meeres umher und werden nur selten durch Verschlagen in der Nähe
des Strandes angetroffen. Sie sind alle Nachtthiere, heben sich erst
mit der Dämmerung aus der Tiefe des Meeres in zahllosen Schwär-
men herauf und sinken mit dem Morgenlichte wieder hinab. Tags
über trifft man keine Spur von ihnen und manche Arten kommen nur

mäßig kleinen Dotter gegenüber der großen Menge von Eiweiß, welche
die Hauptmaſſe des Eies ausmacht. Außerdem finden ſich oft noch
Kalkſchalen, die wieder in gallertartigen Schnüren, hornartigen Kap-
ſeln und mancherlei ſeltſamen Umhüllungsgebilden eingeſchloſſen ſind.
Die Entwicklung der Eier zeigt bei verſchiedenen Abtheilungen
einige Verſchiedenheit. Da ſie bis jetzt nur bei den Bauchfüßern unter-
ſucht iſt und auch hier nur bei ſehr wenigen Arten, ſo werden wir erſt
bei dieſen die Entwicklung der verſchiedenen, bis jetzt bekannten Typen
genauer in das Auge faſſen. So viel ſteht feſt, daß alle Schnecken
mit dem ganzen Körper aus dem Eie entſtehen und daß niemals eine
Spur von Gegenüberſtellung eines eigentlichen Embryonaltheiles und
eines von dieſem verſchiedenen Dotterſackes vorhanden iſt, ſo wie daß
die meiſten Schnecken eine Larvenperiode durchmachen, während wel-
cher ſie eigenthümliche Schwimmapparate beſitzen, die ihnen geſtatten,
frei in dem Waſſer umherzuſchweifen, während ſie ſpäter nur lang-
ſam kriechen können.

Wir theilen die Schnecken hauptſächlich nach ihren Bewegungs-
organen in drei Unterklaſſen ab, von welchen die letzte die zahl-
reichſte und entwickeltſte iſt.



Unterklaſſe der Floſſenſüſſer. (Pteropoda.)


Dieſe beſteht aus nur wenigen und unzulänglich gekannten Weich-
thieren, welche ſich alle dadurch auszeichnen, daß vorn am Kopfe
flügelartige Fortſätze angebracht ſind, die man früher für Kiemen hielt,
die aber nur Schwimmorgane und aus einer unendlichen Anzahl ge-
kreuzter Muskelfaſern gebildet ſind. Die meiſt ſehr kleinen Thiere
treiben ſich mittelſt dieſer Schwimmlappen auf der Oberfläche des
Meeres umher und werden nur ſelten durch Verſchlagen in der Nähe
des Strandes angetroffen. Sie ſind alle Nachtthiere, heben ſich erſt
mit der Dämmerung aus der Tiefe des Meeres in zahlloſen Schwär-
men herauf und ſinken mit dem Morgenlichte wieder hinab. Tags
über trifft man keine Spur von ihnen und manche Arten kommen nur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0335" n="329"/>
mäßig kleinen Dotter gegenüber der großen Menge von Eiweiß, welche<lb/>
die Hauptma&#x017F;&#x017F;e des Eies ausmacht. Außerdem finden &#x017F;ich oft noch<lb/>
Kalk&#x017F;chalen, die wieder in gallertartigen Schnüren, hornartigen Kap-<lb/>
&#x017F;eln und mancherlei &#x017F;elt&#x017F;amen Umhüllungsgebilden einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind.<lb/>
Die Entwicklung der Eier zeigt bei ver&#x017F;chiedenen Abtheilungen<lb/>
einige Ver&#x017F;chiedenheit. Da &#x017F;ie bis jetzt nur bei den Bauchfüßern unter-<lb/>
&#x017F;ucht i&#x017F;t und auch hier nur bei &#x017F;ehr wenigen Arten, &#x017F;o werden wir er&#x017F;t<lb/>
bei die&#x017F;en die Entwicklung der ver&#x017F;chiedenen, bis jetzt bekannten Typen<lb/>
genauer in das Auge fa&#x017F;&#x017F;en. So viel &#x017F;teht fe&#x017F;t, daß alle Schnecken<lb/>
mit dem ganzen Körper aus dem Eie ent&#x017F;tehen und daß niemals eine<lb/>
Spur von Gegenüber&#x017F;tellung eines eigentlichen Embryonaltheiles und<lb/>
eines von die&#x017F;em ver&#x017F;chiedenen Dotter&#x017F;ackes vorhanden i&#x017F;t, &#x017F;o wie daß<lb/>
die mei&#x017F;ten Schnecken eine Larvenperiode durchmachen, während wel-<lb/>
cher &#x017F;ie eigenthümliche Schwimmapparate be&#x017F;itzen, die ihnen ge&#x017F;tatten,<lb/>
frei in dem Wa&#x017F;&#x017F;er umherzu&#x017F;chweifen, während &#x017F;ie &#x017F;päter nur lang-<lb/>
&#x017F;am kriechen können.</p><lb/>
          <p>Wir theilen die Schnecken haupt&#x017F;ächlich nach ihren Bewegungs-<lb/>
organen in drei Unterkla&#x017F;&#x017F;en ab, von welchen die letzte die zahl-<lb/>
reich&#x017F;te und entwickelt&#x017F;te i&#x017F;t.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Unterkla&#x017F;&#x017F;e der Flo&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ü&#x017F;&#x017F;er.</hi> (<hi rendition="#aq">Pteropoda</hi>.)</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Die&#x017F;e be&#x017F;teht aus nur wenigen und unzulänglich gekannten Weich-<lb/>
thieren, welche &#x017F;ich alle dadurch auszeichnen, daß vorn am Kopfe<lb/>
flügelartige Fort&#x017F;ätze angebracht &#x017F;ind, die man früher für Kiemen hielt,<lb/>
die aber nur Schwimmorgane und aus einer unendlichen Anzahl ge-<lb/>
kreuzter Muskelfa&#x017F;ern gebildet &#x017F;ind. Die mei&#x017F;t &#x017F;ehr kleinen Thiere<lb/>
treiben &#x017F;ich mittel&#x017F;t die&#x017F;er Schwimmlappen auf der Oberfläche des<lb/>
Meeres umher und werden nur &#x017F;elten durch Ver&#x017F;chlagen in der Nähe<lb/>
des Strandes angetroffen. Sie &#x017F;ind alle Nachtthiere, heben &#x017F;ich er&#x017F;t<lb/>
mit der Dämmerung aus der Tiefe des Meeres in zahllo&#x017F;en Schwär-<lb/>
men herauf und &#x017F;inken mit dem Morgenlichte wieder hinab. Tags<lb/>
über trifft man keine Spur von ihnen und manche Arten kommen nur<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0335] mäßig kleinen Dotter gegenüber der großen Menge von Eiweiß, welche die Hauptmaſſe des Eies ausmacht. Außerdem finden ſich oft noch Kalkſchalen, die wieder in gallertartigen Schnüren, hornartigen Kap- ſeln und mancherlei ſeltſamen Umhüllungsgebilden eingeſchloſſen ſind. Die Entwicklung der Eier zeigt bei verſchiedenen Abtheilungen einige Verſchiedenheit. Da ſie bis jetzt nur bei den Bauchfüßern unter- ſucht iſt und auch hier nur bei ſehr wenigen Arten, ſo werden wir erſt bei dieſen die Entwicklung der verſchiedenen, bis jetzt bekannten Typen genauer in das Auge faſſen. So viel ſteht feſt, daß alle Schnecken mit dem ganzen Körper aus dem Eie entſtehen und daß niemals eine Spur von Gegenüberſtellung eines eigentlichen Embryonaltheiles und eines von dieſem verſchiedenen Dotterſackes vorhanden iſt, ſo wie daß die meiſten Schnecken eine Larvenperiode durchmachen, während wel- cher ſie eigenthümliche Schwimmapparate beſitzen, die ihnen geſtatten, frei in dem Waſſer umherzuſchweifen, während ſie ſpäter nur lang- ſam kriechen können. Wir theilen die Schnecken hauptſächlich nach ihren Bewegungs- organen in drei Unterklaſſen ab, von welchen die letzte die zahl- reichſte und entwickeltſte iſt. Unterklaſſe der Floſſenſüſſer. (Pteropoda.) Dieſe beſteht aus nur wenigen und unzulänglich gekannten Weich- thieren, welche ſich alle dadurch auszeichnen, daß vorn am Kopfe flügelartige Fortſätze angebracht ſind, die man früher für Kiemen hielt, die aber nur Schwimmorgane und aus einer unendlichen Anzahl ge- kreuzter Muskelfaſern gebildet ſind. Die meiſt ſehr kleinen Thiere treiben ſich mittelſt dieſer Schwimmlappen auf der Oberfläche des Meeres umher und werden nur ſelten durch Verſchlagen in der Nähe des Strandes angetroffen. Sie ſind alle Nachtthiere, heben ſich erſt mit der Dämmerung aus der Tiefe des Meeres in zahlloſen Schwär- men herauf und ſinken mit dem Morgenlichte wieder hinab. Tags über trifft man keine Spur von ihnen und manche Arten kommen nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/335
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/335>, abgerufen am 21.11.2024.