Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 3,1. Reutlingen u. a., 1851.
scheinen, der Einzelne unwiderstehlich einordnen muß. So erst ist der §. 537. Diese Gesetzmäßigkeit führt aber weiter zurück auf ein höheres Gesetz Als in §. 404 die dort aufgestellten Arten auf die Momente der
ſcheinen, der Einzelne unwiderſtehlich einordnen muß. So erſt iſt der §. 537. Dieſe Geſetzmäßigkeit führt aber weiter zurück auf ein höheres Geſetz Als in §. 404 die dort aufgeſtellten Arten auf die Momente der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0162" n="150"/> ſcheinen, der Einzelne unwiderſtehlich einordnen muß. So erſt iſt der<lb/> Uebergang des Begriffs: Art der Phantaſie in den Begriff: einzelne<lb/> Kunſt motivirt und konnten nun die drei Hauptformen der Kunſt aufge-<lb/> ſtellt werden.</hi> </p> </div><lb/> <div n="6"> <head>§. 537.</head><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Dieſe Geſetzmäßigkeit führt aber weiter zurück auf ein höheres Geſetz<lb/> und zwar auf das der <hi rendition="#g">Objectivität</hi> und <hi rendition="#g">Subjectivität</hi>, welches das<lb/> ganze Syſtem beherrſcht und nunmehr im Gebiete der Kunſt ſich ſo wiederholt,<lb/> daß die bildende Kunſt das Moment der Objectivität darſtellt und hiemit dem<lb/><hi rendition="#g">Naturſchönen</hi> entſpricht, die Kunſt der tönenden Empfindung das Moment<lb/> der Subjectivität verwirklicht und ſo der <hi rendition="#g">Phantaſie</hi> entſpricht, in der Dicht-<lb/> kunſt aber, welche im Elemente der idealgeſetzten Sinnlichkeit die Wirkung<lb/> aller andern Künſte vereinigt, als der <hi rendition="#g">ſubjectiv-objectiven</hi> Kunſt die<lb/> Einheit der Gegenſätze, welche im ganzen Syſtem die <hi rendition="#g">Kunſt</hi> darſtellt, ſich<lb/> concret wiederholt.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Als in §. 404 die dort aufgeſtellten Arten auf die Momente der<lb/> Phantaſie ſelbſt gegründet wurden, war eigentlich bereits zu erkennen,<lb/> daß dieß tiefer auf jenes Grundgeſetz weist, das ſchon im erſten Theile<lb/> die Unterſchiede im Erhabenen und Komiſchen beherrſcht und im zweiten<lb/> Theile den Gegenſatz des Naturſchönen, d. h. des objectiv gegebenen,<lb/> und der Phantaſie, d. h. des ſubjectiv erzeugten Schönen hervortreibt,<lb/> um ihn in der ſubjectiv-objectiven Wirklichkeit des Schönen, d. h. der<lb/> Kunſt, als dem Inhalte des dritten Theils wieder aufzuheben; denn die<lb/> Art der Phantaſie, welche, auf die Anſchauung geſtellt, bildend wirkt, iſt<lb/> einleuchtend die objective, die auf die Empfindung geſtellte die ſubjective,<lb/> die auf die ganze idealgeſetzte Sinnlichkeit gewieſene iſt die ſubjectiv-<lb/> objective Form, indem ſie die in der bloßen Empfindung verklungene<lb/> Geſtaltenwelt der erſten, objectiven Form wieder hervorruft, aber in dem<lb/> innerlichen Elemente, das ſie, obwohl durch dieſes Hervorrufen weſentlich<lb/> verändert, mit der ſubjectiven Form gemein hat. Dort wurde dieſe<lb/> Zurückführung auf das oberſte Geſetz nur noch unterdrückt, weil vorher<lb/> durch Eröffnung des dritten Theils klar werden ſollte, wie daſſelbe das<lb/> ganze Syſtem beherrſcht, und weil die tiefere Begründung des innern<lb/> Thuns der Phantaſie erſt in volles Licht tritt, wenn dieſes Thun ſich<lb/> erſchließt, ſich im äußern Körper niederlegt, ſich auf den Ton und von<lb/> da auf das reine Element des Malens mit Phantaſie in Phantaſie zu-<lb/> rückzieht. Nun aber fällt dieſe höhere Beleuchtung von ſelbſt auf die<lb/> Eintheilung des ſubjectiven Organs der Kunſt in §. 404 und ebenhiemit<lb/></hi> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0162]
ſcheinen, der Einzelne unwiderſtehlich einordnen muß. So erſt iſt der
Uebergang des Begriffs: Art der Phantaſie in den Begriff: einzelne
Kunſt motivirt und konnten nun die drei Hauptformen der Kunſt aufge-
ſtellt werden.
§. 537.
Dieſe Geſetzmäßigkeit führt aber weiter zurück auf ein höheres Geſetz
und zwar auf das der Objectivität und Subjectivität, welches das
ganze Syſtem beherrſcht und nunmehr im Gebiete der Kunſt ſich ſo wiederholt,
daß die bildende Kunſt das Moment der Objectivität darſtellt und hiemit dem
Naturſchönen entſpricht, die Kunſt der tönenden Empfindung das Moment
der Subjectivität verwirklicht und ſo der Phantaſie entſpricht, in der Dicht-
kunſt aber, welche im Elemente der idealgeſetzten Sinnlichkeit die Wirkung
aller andern Künſte vereinigt, als der ſubjectiv-objectiven Kunſt die
Einheit der Gegenſätze, welche im ganzen Syſtem die Kunſt darſtellt, ſich
concret wiederholt.
Als in §. 404 die dort aufgeſtellten Arten auf die Momente der
Phantaſie ſelbſt gegründet wurden, war eigentlich bereits zu erkennen,
daß dieß tiefer auf jenes Grundgeſetz weist, das ſchon im erſten Theile
die Unterſchiede im Erhabenen und Komiſchen beherrſcht und im zweiten
Theile den Gegenſatz des Naturſchönen, d. h. des objectiv gegebenen,
und der Phantaſie, d. h. des ſubjectiv erzeugten Schönen hervortreibt,
um ihn in der ſubjectiv-objectiven Wirklichkeit des Schönen, d. h. der
Kunſt, als dem Inhalte des dritten Theils wieder aufzuheben; denn die
Art der Phantaſie, welche, auf die Anſchauung geſtellt, bildend wirkt, iſt
einleuchtend die objective, die auf die Empfindung geſtellte die ſubjective,
die auf die ganze idealgeſetzte Sinnlichkeit gewieſene iſt die ſubjectiv-
objective Form, indem ſie die in der bloßen Empfindung verklungene
Geſtaltenwelt der erſten, objectiven Form wieder hervorruft, aber in dem
innerlichen Elemente, das ſie, obwohl durch dieſes Hervorrufen weſentlich
verändert, mit der ſubjectiven Form gemein hat. Dort wurde dieſe
Zurückführung auf das oberſte Geſetz nur noch unterdrückt, weil vorher
durch Eröffnung des dritten Theils klar werden ſollte, wie daſſelbe das
ganze Syſtem beherrſcht, und weil die tiefere Begründung des innern
Thuns der Phantaſie erſt in volles Licht tritt, wenn dieſes Thun ſich
erſchließt, ſich im äußern Körper niederlegt, ſich auf den Ton und von
da auf das reine Element des Malens mit Phantaſie in Phantaſie zu-
rückzieht. Nun aber fällt dieſe höhere Beleuchtung von ſelbſt auf die
Eintheilung des ſubjectiven Organs der Kunſt in §. 404 und ebenhiemit
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