Bedeutung des komischen Subjects zurück, so ist es nun also nicht mehr dieses einzelne Subject, das lacht, sowie es nicht mehr dieser einzelne Mangel ist, über den es lacht: es ist die Subjectivität, die sich als Gegenwart in ihrem Widerspiel, dem Unbewußten, Zufälligen, als die freie Unendlichkeit im Endlichen setzt und anlacht; aber weil jetzt das Mangel- hafte in diesen Prozeß eingeht und die Subjectivität durch denselben sich von ihm zugleich befreit, so ist das ganz empirische Subject als geltende Form der Subjectivität überhaupt mitgesetzt und erfreut sich der reinen Gegenwart derselben im Geringsten selbst. Die doppelte Negation (§. 154, 2) ist also jetzt in ihrem ganzen Umfange deutlich. Das Erhabene auf seiner Spitze als Tragisches ist das absolute Subject, welches das wirkliche einzelne Subject zwar setzt, aber um seiner Begrenztheit willen streng richtet und aufhebt. Im Komischen aber wird diese Begrenztheit oder Kleinheit darum als berechtigt gesetzt, weil sie, sich auf sich besinnend, sich in sich von sich selbst befreit, und um diesen Preis steigt das absolute Subject in das endliche selbst herein und wird zur vollen Gegenwart in ihm. Die Negation greift also über jene erste Negation selbst über und hebt sich dadurch auf zur Position: was negirend ausschloß, negirt diese Negation selbst und nimmt das Ausgeschlossene in sich herein oder tritt in es über.
§. 184.
In dieser Vollmacht seiner Bejahung nun negirt also das Subject jede1 Erhabenheit, d. h. jede unendliche Größe, welche ihm von außen zu kommen, die Grenze zu überfliegen und von sich auszuschließen sich die Miene gibt: sie fällt, aber der Ort, wohin sie fällt, ist das gegenwärtige Subject, welches das absolute in sich hereingenommen hat; in ihm ist sie also aufgehoben, es ist ihre lebendige Aufbewahrung. Der allgemeine Taumel, in welchen demnach das2 freie Subject durch die Komik jedes Object hineinzieht, ist nicht mit Ruge einfach als die durch Correction der Besinnungslosigkeit hergestellte freie Persön- lichkeit zu fassen, wodurch unmittelbar das Schöne, das zudem hier vom Guten nicht gehörig unterschieden wird, wieder einträte; denn da das Besinnungslose selbst als berechtigt erscheint, sich also (vergl. §. 180) in die Bestinnung viel- mehr forterstreckt, so ist das Ergebniß nur diese fortlaufende Unruhe, in welcher die stets wieder aus dem Subject hinausgestellte Idee stets wieder in es her- eingenommen und trotz den Grenzen desselben als gegenwärtig in ihm bejaht wird, und daher nichts fest und gewiß, als der Selbstgenuß der Subjectivität im unendlichen Spiele.
Vischer's Aesthetik. 1. Bd. 26
Bedeutung des komiſchen Subjects zurück, ſo iſt es nun alſo nicht mehr dieſes einzelne Subject, das lacht, ſowie es nicht mehr dieſer einzelne Mangel iſt, über den es lacht: es iſt die Subjectivität, die ſich als Gegenwart in ihrem Widerſpiel, dem Unbewußten, Zufälligen, als die freie Unendlichkeit im Endlichen ſetzt und anlacht; aber weil jetzt das Mangel- hafte in dieſen Prozeß eingeht und die Subjectivität durch denſelben ſich von ihm zugleich befreit, ſo iſt das ganz empiriſche Subject als geltende Form der Subjectivität überhaupt mitgeſetzt und erfreut ſich der reinen Gegenwart derſelben im Geringſten ſelbſt. Die doppelte Negation (§. 154, 2) iſt alſo jetzt in ihrem ganzen Umfange deutlich. Das Erhabene auf ſeiner Spitze als Tragiſches iſt das abſolute Subject, welches das wirkliche einzelne Subject zwar ſetzt, aber um ſeiner Begrenztheit willen ſtreng richtet und aufhebt. Im Komiſchen aber wird dieſe Begrenztheit oder Kleinheit darum als berechtigt geſetzt, weil ſie, ſich auf ſich beſinnend, ſich in ſich von ſich ſelbſt befreit, und um dieſen Preis ſteigt das abſolute Subject in das endliche ſelbſt herein und wird zur vollen Gegenwart in ihm. Die Negation greift alſo über jene erſte Negation ſelbſt über und hebt ſich dadurch auf zur Poſition: was negirend ausſchloß, negirt dieſe Negation ſelbſt und nimmt das Ausgeſchloſſene in ſich herein oder tritt in es über.
§. 184.
In dieſer Vollmacht ſeiner Bejahung nun negirt alſo das Subject jede1 Erhabenheit, d. h. jede unendliche Größe, welche ihm von außen zu kommen, die Grenze zu überfliegen und von ſich auszuſchließen ſich die Miene gibt: ſie fällt, aber der Ort, wohin ſie fällt, iſt das gegenwärtige Subject, welches das abſolute in ſich hereingenommen hat; in ihm iſt ſie alſo aufgehoben, es iſt ihre lebendige Aufbewahrung. Der allgemeine Taumel, in welchen demnach das2 freie Subject durch die Komik jedes Object hineinzieht, iſt nicht mit Ruge einfach als die durch Correction der Beſinnungsloſigkeit hergeſtellte freie Perſön- lichkeit zu faſſen, wodurch unmittelbar das Schöne, das zudem hier vom Guten nicht gehörig unterſchieden wird, wieder einträte; denn da das Beſinnungsloſe ſelbſt als berechtigt erſcheint, ſich alſo (vergl. §. 180) in die Beſtinnung viel- mehr forterſtreckt, ſo iſt das Ergebniß nur dieſe fortlaufende Unruhe, in welcher die ſtets wieder aus dem Subject hinausgeſtellte Idee ſtets wieder in es her- eingenommen und trotz den Grenzen desſelben als gegenwärtig in ihm bejaht wird, und daher nichts feſt und gewiß, als der Selbſtgenuß der Subjectivität im unendlichen Spiele.
Viſcher’s Aeſthetik. 1. Bd. 26
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Bedeutung des komiſchen Subjects zurück, ſo iſt es nun alſo nicht mehr
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Mangel iſt, über den es lacht: es iſt die Subjectivität, die ſich als
Gegenwart in ihrem Widerſpiel, dem Unbewußten, Zufälligen, als die freie
Unendlichkeit im Endlichen ſetzt und anlacht; aber weil jetzt das Mangel-
hafte in dieſen Prozeß eingeht und die Subjectivität durch denſelben ſich von
ihm zugleich befreit, ſo iſt das ganz empiriſche Subject als geltende Form
der Subjectivität überhaupt mitgeſetzt und erfreut ſich der reinen Gegenwart
derſelben im Geringſten ſelbſt. Die doppelte Negation (§. 154, 2) iſt alſo
jetzt in ihrem ganzen Umfange deutlich. Das Erhabene auf ſeiner Spitze als
Tragiſches iſt das abſolute Subject, welches das wirkliche einzelne Subject
zwar ſetzt, aber um ſeiner Begrenztheit willen ſtreng richtet und aufhebt. Im
Komiſchen aber wird dieſe Begrenztheit oder Kleinheit darum als berechtigt
geſetzt, weil ſie, ſich auf ſich beſinnend, ſich in ſich von ſich ſelbſt befreit, und
um dieſen Preis ſteigt das abſolute Subject in das endliche ſelbſt herein und
wird zur vollen Gegenwart in ihm. Die Negation greift alſo über jene erſte
Negation ſelbſt über und hebt ſich dadurch auf zur Poſition: was negirend
ausſchloß, negirt dieſe Negation ſelbſt und nimmt das Ausgeſchloſſene in
ſich herein oder tritt in es über.
§. 184.
In dieſer Vollmacht ſeiner Bejahung nun negirt alſo das Subject jede
Erhabenheit, d. h. jede unendliche Größe, welche ihm von außen zu kommen,
die Grenze zu überfliegen und von ſich auszuſchließen ſich die Miene gibt: ſie
fällt, aber der Ort, wohin ſie fällt, iſt das gegenwärtige Subject, welches das
abſolute in ſich hereingenommen hat; in ihm iſt ſie alſo aufgehoben, es iſt ihre
lebendige Aufbewahrung. Der allgemeine Taumel, in welchen demnach das
freie Subject durch die Komik jedes Object hineinzieht, iſt nicht mit Ruge
einfach als die durch Correction der Beſinnungsloſigkeit hergeſtellte freie Perſön-
lichkeit zu faſſen, wodurch unmittelbar das Schöne, das zudem hier vom Guten
nicht gehörig unterſchieden wird, wieder einträte; denn da das Beſinnungsloſe
ſelbſt als berechtigt erſcheint, ſich alſo (vergl. §. 180) in die Beſtinnung viel-
mehr forterſtreckt, ſo iſt das Ergebniß nur dieſe fortlaufende Unruhe, in welcher
die ſtets wieder aus dem Subject hinausgeſtellte Idee ſtets wieder in es her-
eingenommen und trotz den Grenzen desſelben als gegenwärtig in ihm bejaht
wird, und daher nichts feſt und gewiß, als der Selbſtgenuß der Subjectivität
im unendlichen Spiele.
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Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 1. Reutlingen u. a., 1846, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik01_1846/415>, abgerufen am 21.11.2024.
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