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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Eiterresorption.
welche aufgenommen werden, und daher lässt sich dasjenige,
was man Eiterresorption nennt, auf folgende zwei Möglichkei-
ten zurückführen.

Entweder ist der Eiter mit seinen Körperchen zur Zeit
der Resorption mehr oder weniger intact vorhanden. Dann
wird natürlich in dem Maasse, als die Flüssigkeit verschwin-
det, der Eiter dicker werden. Es gibt dies die altbekannte
Eindickung, Inspissation des Eiters, dasjenige, was die
Franzosen pus concret nennen.

Dies kann in der That nichts weiter sein, als eine dicke
Masse, welche die Eiterkörperchen in einem überwiegend ge-
schrumpften Zustande enthält, indem nicht bloss die Flüssig-
keit, welche zwischen den Eiterkörperchen vorhanden ist (das
Eiterserum) verschwindet, sondern auch ein Theil der Flüssig-
keit, die sich in den Eiterkörperchen befindet. Der Eiter be-
steht seinem Haupttheile nach aus Zellen, welche im gewöhn-

[Abbildung] Fig. 63.
lichen Zustande eine dicht an der anderen liegen (Fig. 63, C.),
und zwischen welchen sich eine geringe Masse von Intercellu-
larflüssigkeit (Eiterserum) befindet. Innerhalb der Eiter-
körperchen selbst lagert eine gleichfalls mit einer grossen Menge
von Wasser versehene Substanz, denn fast jeder Eiter, mag
er auch im frischen Zustande sehr dick aussehen, hat doch
[Abbildung] Fig. 63.

Eiter. A. Eiterkörperchen, a frisch, b mit etwas Wasser-
zusatz, c -- e nach Essigsäure-Behandlung, der Inhalt klar geworden,
die in der Theilung begriffenen oder schon getheilten Kerne sichtbar,
bei e mit leichter Depression der Oberfläche. B. Kerne der Eiterkörper-
chen bei Gonorrhoe: a einfacher Kern mit Kernkörperchen, b beginnende
Theilung, Depression des Kerns, c fortschreitende Zweitheilung, d Drei-
theilung. C. Eiterkörperchen in dem natürlichen Lagerungsverhältniss zu
einander. Vergr. 500.

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Eiterresorption.
welche aufgenommen werden, und daher lässt sich dasjenige,
was man Eiterresorption nennt, auf folgende zwei Möglichkei-
ten zurückführen.

Entweder ist der Eiter mit seinen Körperchen zur Zeit
der Resorption mehr oder weniger intact vorhanden. Dann
wird natürlich in dem Maasse, als die Flüssigkeit verschwin-
det, der Eiter dicker werden. Es gibt dies die altbekannte
Eindickung, Inspissation des Eiters, dasjenige, was die
Franzosen pus concret nennen.

Dies kann in der That nichts weiter sein, als eine dicke
Masse, welche die Eiterkörperchen in einem überwiegend ge-
schrumpften Zustande enthält, indem nicht bloss die Flüssig-
keit, welche zwischen den Eiterkörperchen vorhanden ist (das
Eiterserum) verschwindet, sondern auch ein Theil der Flüssig-
keit, die sich in den Eiterkörperchen befindet. Der Eiter be-
steht seinem Haupttheile nach aus Zellen, welche im gewöhn-

[Abbildung] Fig. 63.
lichen Zustande eine dicht an der anderen liegen (Fig. 63, C.),
und zwischen welchen sich eine geringe Masse von Intercellu-
larflüssigkeit (Eiterserum) befindet. Innerhalb der Eiter-
körperchen selbst lagert eine gleichfalls mit einer grossen Menge
von Wasser versehene Substanz, denn fast jeder Eiter, mag
er auch im frischen Zustande sehr dick aussehen, hat doch
[Abbildung] Fig. 63.

Eiter. A. Eiterkörperchen, a frisch, b mit etwas Wasser-
zusatz, c — e nach Essigsäure-Behandlung, der Inhalt klar geworden,
die in der Theilung begriffenen oder schon getheilten Kerne sichtbar,
bei e mit leichter Depression der Oberfläche. B. Kerne der Eiterkörper-
chen bei Gonorrhoe: a einfacher Kern mit Kernkörperchen, b beginnende
Theilung, Depression des Kerns, c fortschreitende Zweitheilung, d Drei-
theilung. C. Eiterkörperchen in dem natürlichen Lagerungsverhältniss zu
einander. Vergr. 500.

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[161/0183] Eiterresorption. welche aufgenommen werden, und daher lässt sich dasjenige, was man Eiterresorption nennt, auf folgende zwei Möglichkei- ten zurückführen. Entweder ist der Eiter mit seinen Körperchen zur Zeit der Resorption mehr oder weniger intact vorhanden. Dann wird natürlich in dem Maasse, als die Flüssigkeit verschwin- det, der Eiter dicker werden. Es gibt dies die altbekannte Eindickung, Inspissation des Eiters, dasjenige, was die Franzosen pus concret nennen. Dies kann in der That nichts weiter sein, als eine dicke Masse, welche die Eiterkörperchen in einem überwiegend ge- schrumpften Zustande enthält, indem nicht bloss die Flüssig- keit, welche zwischen den Eiterkörperchen vorhanden ist (das Eiterserum) verschwindet, sondern auch ein Theil der Flüssig- keit, die sich in den Eiterkörperchen befindet. Der Eiter be- steht seinem Haupttheile nach aus Zellen, welche im gewöhn- [Abbildung Fig. 63.] lichen Zustande eine dicht an der anderen liegen (Fig. 63, C.), und zwischen welchen sich eine geringe Masse von Intercellu- larflüssigkeit (Eiterserum) befindet. Innerhalb der Eiter- körperchen selbst lagert eine gleichfalls mit einer grossen Menge von Wasser versehene Substanz, denn fast jeder Eiter, mag er auch im frischen Zustande sehr dick aussehen, hat doch [Abbildung Fig. 63. Eiter. A. Eiterkörperchen, a frisch, b mit etwas Wasser- zusatz, c — e nach Essigsäure-Behandlung, der Inhalt klar geworden, die in der Theilung begriffenen oder schon getheilten Kerne sichtbar, bei e mit leichter Depression der Oberfläche. B. Kerne der Eiterkörper- chen bei Gonorrhoe: a einfacher Kern mit Kernkörperchen, b beginnende Theilung, Depression des Kerns, c fortschreitende Zweitheilung, d Drei- theilung. C. Eiterkörperchen in dem natürlichen Lagerungsverhältniss zu einander. Vergr. 500.] 11

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/183>, abgerufen am 26.04.2024.