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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Rothe Blutkörperchen.
kann. Diese Ueberführung geschieht nicht nur künstlich,
sondern macht sich auf natürlichem Wege auch im Körper
selbst, so dass, wo wir vorher Fibrillen fanden, wir später
den Faserstoff auch homogen antreffen, z. B. in den Gefässen,
wo die Coagula eines Aneurysma's und andere Thromben
allmählig in eine homogene, knorpelartig dichte Masse verwan-
delt werden.

Was nun den zweiten Antheil des Blutes betrifft, die
Blutkörperchen, so kann ich mich darüber kurz fassen, da
es bekannte Elemente sind. Ich habe schon hervorgehoben,
dass gegenwärtig ziemlich alle Histologen darüber einig sind,
dass die farbigen Blutkörperchen des Menschen und der höhe-
ren Säugethiere keine Kerne besitzen, sondern dass sie ein-
fache Blasen darstellen, die in Beziehung auf ihre zellige Natur
Zweifel zulassen könnten, wenn wir eben nicht wüssten, dass

[Abbildung] Fig. 51.
[Abbildung] Fig. 52.
sie zu gewissen Zeiten der em-
bryonalen Entwickelung einen
Kern besässen. Die Zusam-
mensetzung des gewöhnlichen
rothen Blutkörperchens ist
demnach so zu denken, dass innerhalb
einer geschlossenen Membran eine ziemlich
zähe Masse enthalten ist, an welcher die
rothe Farbe haftet. Nun sind bekanntlich
die Blutkörperchen des Menschen platte,
[Abbildung] Fig. 51.

Kernhaltige Blutkörperchen von einem menschlichen, sechs
Wochen alten Fötus. a Verschieden grosse, homogene Zellen mit ein-
fachen, relativ grossen Kernen, von denen einzelne leicht granulirt, die
meisten mehr gleichmässig sind, bei * ein farbloses Körperchen. b Zellen mit
äusserst kleinen, aber scharfen Kernen und deutlich rothem Inhalte.
c Nach Behandlung mit Essigsäure sieht man die Kerne zum Theil ge-
schrumpft und zackig, bei mehreren doppelt; bei * ein granulirtes Kör-
perchen. Vergr. 280.

[Abbildung] Fig. 52.

Menschliche Blutkörperchen vom Erwachsenen. a das ge-
wöhnliche, scheibenförmige rothe, b das farblose Blutkörperchen, c rothe
Körperchen, von der Seite und auf dem Rande stehend gesehen. d rothe
Körperchen in Geldrollenform zusammengeordnet. e zackige, durch Was-
serverlust (Exosmose) geschrumpfte rothe Körper. f geschrumpfte rothe
Körper mit hügeligem Rand und einer kernartigen Erhebung auf der
Fläche der Scheibe. g noch dichtere Schrumpfung. h höchster Grad der
Schrumpfung (melanöse Körperchen). Vergr. 280.

Rothe Blutkörperchen.
kann. Diese Ueberführung geschieht nicht nur künstlich,
sondern macht sich auf natürlichem Wege auch im Körper
selbst, so dass, wo wir vorher Fibrillen fanden, wir später
den Faserstoff auch homogen antreffen, z. B. in den Gefässen,
wo die Coagula eines Aneurysma’s und andere Thromben
allmählig in eine homogene, knorpelartig dichte Masse verwan-
delt werden.

Was nun den zweiten Antheil des Blutes betrifft, die
Blutkörperchen, so kann ich mich darüber kurz fassen, da
es bekannte Elemente sind. Ich habe schon hervorgehoben,
dass gegenwärtig ziemlich alle Histologen darüber einig sind,
dass die farbigen Blutkörperchen des Menschen und der höhe-
ren Säugethiere keine Kerne besitzen, sondern dass sie ein-
fache Blasen darstellen, die in Beziehung auf ihre zellige Natur
Zweifel zulassen könnten, wenn wir eben nicht wüssten, dass

[Abbildung] Fig. 51.
[Abbildung] Fig. 52.
sie zu gewissen Zeiten der em-
bryonalen Entwickelung einen
Kern besässen. Die Zusam-
mensetzung des gewöhnlichen
rothen Blutkörperchens ist
demnach so zu denken, dass innerhalb
einer geschlossenen Membran eine ziemlich
zähe Masse enthalten ist, an welcher die
rothe Farbe haftet. Nun sind bekanntlich
die Blutkörperchen des Menschen platte,
[Abbildung] Fig. 51.

Kernhaltige Blutkörperchen von einem menschlichen, sechs
Wochen alten Fötus. a Verschieden grosse, homogene Zellen mit ein-
fachen, relativ grossen Kernen, von denen einzelne leicht granulirt, die
meisten mehr gleichmässig sind, bei * ein farbloses Körperchen. b Zellen mit
äusserst kleinen, aber scharfen Kernen und deutlich rothem Inhalte.
c Nach Behandlung mit Essigsäure sieht man die Kerne zum Theil ge-
schrumpft und zackig, bei mehreren doppelt; bei * ein granulirtes Kör-
perchen. Vergr. 280.

[Abbildung] Fig. 52.

Menschliche Blutkörperchen vom Erwachsenen. a das ge-
wöhnliche, scheibenförmige rothe, b das farblose Blutkörperchen, c rothe
Körperchen, von der Seite und auf dem Rande stehend gesehen. d rothe
Körperchen in Geldrollenform zusammengeordnet. e zackige, durch Was-
serverlust (Exosmose) geschrumpfte rothe Körper. f geschrumpfte rothe
Körper mit hügeligem Rand und einer kernartigen Erhebung auf der
Fläche der Scheibe. g noch dichtere Schrumpfung. h höchster Grad der
Schrumpfung (melanöse Körperchen). Vergr. 280.

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[125/0147] Rothe Blutkörperchen. kann. Diese Ueberführung geschieht nicht nur künstlich, sondern macht sich auf natürlichem Wege auch im Körper selbst, so dass, wo wir vorher Fibrillen fanden, wir später den Faserstoff auch homogen antreffen, z. B. in den Gefässen, wo die Coagula eines Aneurysma’s und andere Thromben allmählig in eine homogene, knorpelartig dichte Masse verwan- delt werden. Was nun den zweiten Antheil des Blutes betrifft, die Blutkörperchen, so kann ich mich darüber kurz fassen, da es bekannte Elemente sind. Ich habe schon hervorgehoben, dass gegenwärtig ziemlich alle Histologen darüber einig sind, dass die farbigen Blutkörperchen des Menschen und der höhe- ren Säugethiere keine Kerne besitzen, sondern dass sie ein- fache Blasen darstellen, die in Beziehung auf ihre zellige Natur Zweifel zulassen könnten, wenn wir eben nicht wüssten, dass [Abbildung Fig. 51.] [Abbildung Fig. 52.] sie zu gewissen Zeiten der em- bryonalen Entwickelung einen Kern besässen. Die Zusam- mensetzung des gewöhnlichen rothen Blutkörperchens ist demnach so zu denken, dass innerhalb einer geschlossenen Membran eine ziemlich zähe Masse enthalten ist, an welcher die rothe Farbe haftet. Nun sind bekanntlich die Blutkörperchen des Menschen platte, [Abbildung Fig. 51. Kernhaltige Blutkörperchen von einem menschlichen, sechs Wochen alten Fötus. a Verschieden grosse, homogene Zellen mit ein- fachen, relativ grossen Kernen, von denen einzelne leicht granulirt, die meisten mehr gleichmässig sind, bei * ein farbloses Körperchen. b Zellen mit äusserst kleinen, aber scharfen Kernen und deutlich rothem Inhalte. c Nach Behandlung mit Essigsäure sieht man die Kerne zum Theil ge- schrumpft und zackig, bei mehreren doppelt; bei * ein granulirtes Kör- perchen. Vergr. 280.] [Abbildung Fig. 52. Menschliche Blutkörperchen vom Erwachsenen. a das ge- wöhnliche, scheibenförmige rothe, b das farblose Blutkörperchen, c rothe Körperchen, von der Seite und auf dem Rande stehend gesehen. d rothe Körperchen in Geldrollenform zusammengeordnet. e zackige, durch Was- serverlust (Exosmose) geschrumpfte rothe Körper. f geschrumpfte rothe Körper mit hügeligem Rand und einer kernartigen Erhebung auf der Fläche der Scheibe. g noch dichtere Schrumpfung. h höchster Grad der Schrumpfung (melanöse Körperchen). Vergr. 280.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/147>, abgerufen am 26.04.2024.