In wenigen Tagen war meine Reise glücklich und ohne Abentheuer zurückgelegt; da war ich nun, ohne Aufsicht, ohne Zweck, ohne Plan, als den zu leben, in meinem siebzehnten Jahr, mit aller meiner eigenthümlichen Ausgelassen- heit, die noch ausgelaßner war, seitdem ich niemand angehörte, mit einem Vermögen von ungefähr tausend Dukaten, (ein unerschöpfli- cher Reichthum für meine Unbesorglichkeit und Unerfahrenheit) sprudelnd vor Gesundheit und Muthwillen und allen erwachenden Sinnen -- in Venedig! -- Erwartet hier von mir, ihr lieben Freunde, keine detaillirte Fortsetzung meiner Lebensgeschichte, es könnte mich leicht
Neuntes Kapitel.
In wenigen Tagen war meine Reiſe gluͤcklich und ohne Abentheuer zuruͤckgelegt; da war ich nun, ohne Aufſicht, ohne Zweck, ohne Plan, als den zu leben, in meinem ſiebzehnten Jahr, mit aller meiner eigenthuͤmlichen Ausgelaſſen- heit, die noch ausgelaßner war, ſeitdem ich niemand angehoͤrte, mit einem Vermoͤgen von ungefaͤhr tauſend Dukaten, (ein unerſchoͤpfli- cher Reichthum fuͤr meine Unbeſorglichkeit und Unerfahrenheit) ſprudelnd vor Geſundheit und Muthwillen und allen erwachenden Sinnen — in Venedig! — Erwartet hier von mir, ihr lieben Freunde, keine detaillirte Fortſetzung meiner Lebensgeſchichte, es koͤnnte mich leicht
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[[151]/0159]
Neuntes Kapitel.
In wenigen Tagen war meine Reiſe gluͤcklich
und ohne Abentheuer zuruͤckgelegt; da war ich
nun, ohne Aufſicht, ohne Zweck, ohne Plan,
als den zu leben, in meinem ſiebzehnten Jahr,
mit aller meiner eigenthuͤmlichen Ausgelaſſen-
heit, die noch ausgelaßner war, ſeitdem ich
niemand angehoͤrte, mit einem Vermoͤgen von
ungefaͤhr tauſend Dukaten, (ein unerſchoͤpfli-
cher Reichthum fuͤr meine Unbeſorglichkeit und
Unerfahrenheit) ſprudelnd vor Geſundheit und
Muthwillen und allen erwachenden Sinnen
— in Venedig! — Erwartet hier von mir,
ihr lieben Freunde, keine detaillirte Fortſetzung
meiner Lebensgeſchichte, es koͤnnte mich leicht
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. [151]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/159>, abgerufen am 21.11.2024.
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