len ihres Wesens: und lehrt sie am besten kennen, was sie zu lernen haben: und sehen sie das ein, so thun sie's auch wil- lig: willig heißt frei, und thätig. Für Sie weiß ich keinen bessern Rath, als geben Sie sich zum Sommer Rendezvous mit mir: bringen Sie Ihren Knaben mit. Für heute nichts mehr. Künftig von der Stadt und Leuten.
Ihre F. V.
Zu einem ausgeschnittenen Bildchen.
In milder Nacht, bei hellem Mond, und sanfter Sterne Licht, in Blumenmitten, die freier athmen, und zu einander flüstern, was sie bei Tag verschweigen, oder was verhört nur werden mußte; wenn noch verspätet Schmetterlinge jagen, die Schnecke ihren Weg verfolgt; still eine Biene einholt, was sie Tags im Kelche lassen mußte; der Schlaf die Welt ge- fangen hält, und befreit: Weste nur leise sich, und schmei- chelnd, zu den Ästen wagen, Vögelchen nicht zu wecken; Grä- ser und Halme Abendthau auf ihren Häuptern wiegen; das ganze Thal ein Fest der Sehnsucht und der Ruh; ein Tag für Elfen und für ihre Spiele: -- fehlt nichts, als eines lie- ben Mädchens Gegenwart, ihr Aug' und ihre Brust, dies Fest zu überschauen und zu empfinden! Und was dem schönen Kinde nun noch mangelt, wird sie in Liedeston uns nun berichten. --
December 1821.
Den 23. Januar 1822.
Man beachtet immer noch nicht genug, wie viel die Nei- gungen der Menschen untereinander in den größten und ge-
len ihres Weſens: und lehrt ſie am beſten kennen, was ſie zu lernen haben: und ſehen ſie das ein, ſo thun ſie’s auch wil- lig: willig heißt frei, und thätig. Für Sie weiß ich keinen beſſern Rath, als geben Sie ſich zum Sommer Rendezvous mit mir: bringen Sie Ihren Knaben mit. Für heute nichts mehr. Künftig von der Stadt und Leuten.
Ihre F. V.
Zu einem ausgeſchnittenen Bildchen.
In milder Nacht, bei hellem Mond, und ſanfter Sterne Licht, in Blumenmitten, die freier athmen, und zu einander flüſtern, was ſie bei Tag verſchweigen, oder was verhört nur werden mußte; wenn noch verſpätet Schmetterlinge jagen, die Schnecke ihren Weg verfolgt; ſtill eine Biene einholt, was ſie Tags im Kelche laſſen mußte; der Schlaf die Welt ge- fangen hält, und befreit: Weſte nur leiſe ſich, und ſchmei- chelnd, zu den Äſten wagen, Vögelchen nicht zu wecken; Grä- ſer und Halme Abendthau auf ihren Häuptern wiegen; das ganze Thal ein Feſt der Sehnſucht und der Ruh; ein Tag für Elfen und für ihre Spiele: — fehlt nichts, als eines lie- ben Mädchens Gegenwart, ihr Aug’ und ihre Bruſt, dies Feſt zu überſchauen und zu empfinden! Und was dem ſchönen Kinde nun noch mangelt, wird ſie in Liedeston uns nun berichten. —
December 1821.
Den 23. Januar 1822.
Man beachtet immer noch nicht genug, wie viel die Nei- gungen der Menſchen untereinander in den größten und ge-
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[57/0065]
len ihres Weſens: und lehrt ſie am beſten kennen, was ſie zu
lernen haben: und ſehen ſie das ein, ſo thun ſie’s auch wil-
lig: willig heißt frei, und thätig. Für Sie weiß ich keinen
beſſern Rath, als geben Sie ſich zum Sommer Rendezvous
mit mir: bringen Sie Ihren Knaben mit. Für heute nichts
mehr. Künftig von der Stadt und Leuten.
Ihre F. V.
Zu einem ausgeſchnittenen Bildchen.
In milder Nacht, bei hellem Mond, und ſanfter Sterne
Licht, in Blumenmitten, die freier athmen, und zu einander
flüſtern, was ſie bei Tag verſchweigen, oder was verhört nur
werden mußte; wenn noch verſpätet Schmetterlinge jagen,
die Schnecke ihren Weg verfolgt; ſtill eine Biene einholt, was
ſie Tags im Kelche laſſen mußte; der Schlaf die Welt ge-
fangen hält, und befreit: Weſte nur leiſe ſich, und ſchmei-
chelnd, zu den Äſten wagen, Vögelchen nicht zu wecken; Grä-
ſer und Halme Abendthau auf ihren Häuptern wiegen; das
ganze Thal ein Feſt der Sehnſucht und der Ruh; ein Tag
für Elfen und für ihre Spiele: — fehlt nichts, als eines lie-
ben Mädchens Gegenwart, ihr Aug’ und ihre Bruſt, dies Feſt
zu überſchauen und zu empfinden! Und was dem ſchönen
Kinde nun noch mangelt, wird ſie in Liedeston uns nun
berichten. —
December 1821.
Den 23. Januar 1822.
Man beachtet immer noch nicht genug, wie viel die Nei-
gungen der Menſchen untereinander in den größten und ge-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/65>, abgerufen am 20.11.2024.
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