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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Natur, gekommen ist; nie korrigirt sich das. (Für nichts
sollte ein Kind so gehütet werden, als viele Dinge zu lernen,
wenn man ihm nicht die Fragen nach diesen Dingen einzu-
geben weiß). Noch schlimmer ist es aber, wenn Einer ein
ganzes Gedankengebäude in sich aufgenommen hat, wo viele
hohe Fragen beantwortet werden, die er sich nicht selbst würde
vorgelegt haben. Trauriges Exempel! welches ich oft vor mir
habe. Kommen solche Fragen vor, so werden sie von solchem
Schüler nicht erkannt; sie und ihre vielfältigen Beziehungen
schneiden bei ihm nicht ein: als äußere Zeichen regen sie nur
die langen -- hier leeren -- Antworten, Deduktionen des
Lehrers auf; von dem man nur ein Wort brauchte, welches
aber solche Schüler nicht auszuwählen wissen, weil sie's nicht
erkennen, und aus den großen Reden -- die der Lehrer, ohne
Gespräche halten mußte, -- nicht auszuscheiden wissen. Trau-
riges Spektakel erstickter Köpfe! Langweiliges Aushalten für
ignorante Selbstdenker!




(Mündlich.)


"Sagt mir nichts von diesen Leuten! Kann ich ihnen
worin helfen, Gutes erweisen, Schaden abwenden; gern!
aber in Betreff ihrer Meinungen, ihrer Urtheile, ihres Lobes
oder Tadels, sind sie mir eben so gleichgültig, und existiren
für mich nicht mehr, als die Fliegen vom vorigen Jahr!"



Natur, gekommen iſt; nie korrigirt ſich das. (Für nichts
ſollte ein Kind ſo gehütet werden, als viele Dinge zu lernen,
wenn man ihm nicht die Fragen nach dieſen Dingen einzu-
geben weiß). Noch ſchlimmer iſt es aber, wenn Einer ein
ganzes Gedankengebäude in ſich aufgenommen hat, wo viele
hohe Fragen beantwortet werden, die er ſich nicht ſelbſt würde
vorgelegt haben. Trauriges Exempel! welches ich oft vor mir
habe. Kommen ſolche Fragen vor, ſo werden ſie von ſolchem
Schüler nicht erkannt; ſie und ihre vielfältigen Beziehungen
ſchneiden bei ihm nicht ein: als äußere Zeichen regen ſie nur
die langen — hier leeren — Antworten, Deduktionen des
Lehrers auf; von dem man nur ein Wort brauchte, welches
aber ſolche Schüler nicht auszuwählen wiſſen, weil ſie’s nicht
erkennen, und aus den großen Reden — die der Lehrer, ohne
Geſpräche halten mußte, — nicht auszuſcheiden wiſſen. Trau-
riges Spektakel erſtickter Köpfe! Langweiliges Aushalten für
ignorante Selbſtdenker!




(Mündlich.)


„Sagt mir nichts von dieſen Leuten! Kann ich ihnen
worin helfen, Gutes erweiſen, Schaden abwenden; gern!
aber in Betreff ihrer Meinungen, ihrer Urtheile, ihres Lobes
oder Tadels, ſind ſie mir eben ſo gleichgültig, und exiſtiren
für mich nicht mehr, als die Fliegen vom vorigen Jahr!“



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[553/0561] Natur, gekommen iſt; nie korrigirt ſich das. (Für nichts ſollte ein Kind ſo gehütet werden, als viele Dinge zu lernen, wenn man ihm nicht die Fragen nach dieſen Dingen einzu- geben weiß). Noch ſchlimmer iſt es aber, wenn Einer ein ganzes Gedankengebäude in ſich aufgenommen hat, wo viele hohe Fragen beantwortet werden, die er ſich nicht ſelbſt würde vorgelegt haben. Trauriges Exempel! welches ich oft vor mir habe. Kommen ſolche Fragen vor, ſo werden ſie von ſolchem Schüler nicht erkannt; ſie und ihre vielfältigen Beziehungen ſchneiden bei ihm nicht ein: als äußere Zeichen regen ſie nur die langen — hier leeren — Antworten, Deduktionen des Lehrers auf; von dem man nur ein Wort brauchte, welches aber ſolche Schüler nicht auszuwählen wiſſen, weil ſie’s nicht erkennen, und aus den großen Reden — die der Lehrer, ohne Geſpräche halten mußte, — nicht auszuſcheiden wiſſen. Trau- riges Spektakel erſtickter Köpfe! Langweiliges Aushalten für ignorante Selbſtdenker! Februar, 1832. (Mündlich.) 1832. „Sagt mir nichts von dieſen Leuten! Kann ich ihnen worin helfen, Gutes erweiſen, Schaden abwenden; gern! aber in Betreff ihrer Meinungen, ihrer Urtheile, ihres Lobes oder Tadels, ſind ſie mir eben ſo gleichgültig, und exiſtiren für mich nicht mehr, als die Fliegen vom vorigen Jahr!“

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/561>, abgerufen am 20.11.2024.