Mauerstraße Nr. 36. Donnerstag, den 14. Juli 1831.
Bezogener Himmel, träuflender Regenanfang. Drei Vier- tel auf Eins: Ich ziemlich besser. Nach einem zweiten Spritz- bad, wozu die Vorkehrung ein Schrank ist, der wie eine Schlafbanke aufgeschlagen wird, worauf man sich stellt anstatt legt, und mit dem feinsten Regen begossen wird. Ich nehme es mehr als lau; und werde es morgen sitzend nehmen. Eine Wonne, eine Stärkung! -- Ich nehme es klug, nämlich be- hutsam. Nehmen Sie es nie, ohne mir vorher zu schreiben: dann werde ich Ihnen genau, trotz des Büchels darüber, die nöthigen Bedingungen schreiben: sonst hat man leichtlich Au- genentzündung davon; was hier sich häufig zutrug. Aber bloß von falschem Gebrauch. Mir aber können Sie glauben. Dies alles ist Datum des Briefes.
Von mir, theuerste Auguste, spreche ich, weil ich mich krank, wie ich war, so sehr hinderte; hinderte zu leben: und zu wirken, wie ich mich gewöhnt habe, mich zu gebrauchen und anzusehen. Fragen Sie Mad. Liman; ich war lange, und längst sehr leidend; und im März bekam ich die Influ- enza dazu, die mich bis vor acht Tagen ganz und gar zum Gehen unfähig erhielt. Kurz, bei mir war sie schrecklich, Fieber, Erbrechen, Husten, Brustkrampf; Ärger, Schreck dabei. Erinnre ich's mir: ein Wunder, daß ich lebe. Gewiß soll ich. Noch vor acht Tagen dacht' ich nie wieder gehen zu können: nämlich auf der Gasse. Jetzt fühl' ich mich wieder dem Sonst
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An Auguſte Brede, in Wien.
Mauerſtraße Nr. 36. Donnerstag, den 14. Juli 1831.
Bezogener Himmel, träuflender Regenanfang. Drei Vier- tel auf Eins: Ich ziemlich beſſer. Nach einem zweiten Spritz- bad, wozu die Vorkehrung ein Schrank iſt, der wie eine Schlafbanke aufgeſchlagen wird, worauf man ſich ſtellt anſtatt legt, und mit dem feinſten Regen begoſſen wird. Ich nehme es mehr als lau; und werde es morgen ſitzend nehmen. Eine Wonne, eine Stärkung! — Ich nehme es klug, nämlich be- hutſam. Nehmen Sie es nie, ohne mir vorher zu ſchreiben: dann werde ich Ihnen genau, trotz des Büchels darüber, die nöthigen Bedingungen ſchreiben: ſonſt hat man leichtlich Au- genentzündung davon; was hier ſich häufig zutrug. Aber bloß von falſchem Gebrauch. Mir aber können Sie glauben. Dies alles iſt Datum des Briefes.
Von mir, theuerſte Auguſte, ſpreche ich, weil ich mich krank, wie ich war, ſo ſehr hinderte; hinderte zu leben: und zu wirken, wie ich mich gewöhnt habe, mich zu gebrauchen und anzuſehen. Fragen Sie Mad. Liman; ich war lange, und längſt ſehr leidend; und im März bekam ich die Influ- enza dazu, die mich bis vor acht Tagen ganz und gar zum Gehen unfähig erhielt. Kurz, bei mir war ſie ſchrecklich, Fieber, Erbrechen, Huſten, Bruſtkrampf; Ärger, Schreck dabei. Erinnre ich’s mir: ein Wunder, daß ich lebe. Gewiß ſoll ich. Noch vor acht Tagen dacht’ ich nie wieder gehen zu können: nämlich auf der Gaſſe. Jetzt fühl’ ich mich wieder dem Sonſt
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An Auguſte Brede, in Wien.
Mauerſtraße Nr. 36. Donnerstag, den 14. Juli 1831.
Bezogener Himmel, träuflender Regenanfang. Drei Vier-
tel auf Eins: Ich ziemlich beſſer. Nach einem zweiten Spritz-
bad, wozu die Vorkehrung ein Schrank iſt, der wie eine
Schlafbanke aufgeſchlagen wird, worauf man ſich ſtellt anſtatt
legt, und mit dem feinſten Regen begoſſen wird. Ich nehme
es mehr als lau; und werde es morgen ſitzend nehmen. Eine
Wonne, eine Stärkung! — Ich nehme es klug, nämlich be-
hutſam. Nehmen Sie es nie, ohne mir vorher zu ſchreiben:
dann werde ich Ihnen genau, trotz des Büchels darüber, die
nöthigen Bedingungen ſchreiben: ſonſt hat man leichtlich Au-
genentzündung davon; was hier ſich häufig zutrug. Aber
bloß von falſchem Gebrauch. Mir aber können Sie glauben.
Dies alles iſt Datum des Briefes.
Von mir, theuerſte Auguſte, ſpreche ich, weil ich mich
krank, wie ich war, ſo ſehr hinderte; hinderte zu leben: und
zu wirken, wie ich mich gewöhnt habe, mich zu gebrauchen
und anzuſehen. Fragen Sie Mad. Liman; ich war lange,
und längſt ſehr leidend; und im März bekam ich die Influ-
enza dazu, die mich bis vor acht Tagen ganz und gar zum
Gehen unfähig erhielt. Kurz, bei mir war ſie ſchrecklich,
Fieber, Erbrechen, Huſten, Bruſtkrampf; Ärger, Schreck dabei.
Erinnre ich’s mir: ein Wunder, daß ich lebe. Gewiß ſoll ich.
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nämlich auf der Gaſſe. Jetzt fühl’ ich mich wieder dem Sonſt
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/507>, abgerufen am 20.11.2024.
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