lichen Beschäftigung! Wie wäre ein wirklich schaffender Witz erst anzusehen! Warten. Unterwerfung. --
Ist wohl je ein schöneres Wort gegen die Lüge ausge- sprochen worden, ein gründlicheres, naiveres zur Natur stimmen- deres Wort für die Wahrheit -- immer gefunden von der Wahr- haftigkeit -- als das: "Die Lüge befreit nicht die Brust, wie jedes andre wahrgesprochene Wort!" von Goethe's Iphigenia. Ehre also der deutschen groben Redensart, die dasselbe aus- drückt: "Das lügst du in deinen Hals hinein!"
Freitag, den 18. März 1825.
An Ludwig Robert, in Karlsruhe.
Mittwoch, den 13. April 1825. halb 12.
Regenwetter, mit Aprilschauer von Wind und Hagel, mit öfterm Trocknen des Pflasters; nach bedeutender, hellen Staubhitze. Wetter wie bei euch; und allerwärts.
Fieber hab' ich, aus Sorge dir noch immer nicht ge- schrieben zu haben! Du glaubst es. Immer mehr häuft sich auf, was mitzutheilen, zu sagen ist: ein Brief von euch sogar liegt schon mehr als vierzehn Tage vor mir, und doch konnte ich vor Schwefelbäder-Echauffement, Menschen, Ereignissen, Besuchen, Fremden, kurz, vor Lebenswellen, die zum Strom wurden, nicht; durch alle aber wär' ich siegreich durchgeschwom- men, einen Brief an dich hoch in der Hand haltend! Aber meine Unfähigkeit, grade zum Schreiben, ist zu bedeutend, war es in der letzten Zeit zu bestimmt: und grade wenn ich
lichen Beſchäftigung! Wie wäre ein wirklich ſchaffender Witz erſt anzuſehen! Warten. Unterwerfung. —
Iſt wohl je ein ſchöneres Wort gegen die Lüge ausge- ſprochen worden, ein gründlicheres, naiveres zur Natur ſtimmen- deres Wort für die Wahrheit — immer gefunden von der Wahr- haftigkeit — als das: „Die Lüge befreit nicht die Bruſt, wie jedes andre wahrgeſprochene Wort!“ von Goethe’s Iphigenia. Ehre alſo der deutſchen groben Redensart, die daſſelbe aus- drückt: „Das lügſt du in deinen Hals hinein!“
Freitag, den 18. März 1825.
An Ludwig Robert, in Karlsruhe.
Mittwoch, den 13. April 1825. halb 12.
Regenwetter, mit Aprilſchauer von Wind und Hagel, mit öfterm Trocknen des Pflaſters; nach bedeutender, hellen Staubhitze. Wetter wie bei euch; und allerwärts.
Fieber hab’ ich, aus Sorge dir noch immer nicht ge- ſchrieben zu haben! Du glaubſt es. Immer mehr häuft ſich auf, was mitzutheilen, zu ſagen iſt: ein Brief von euch ſogar liegt ſchon mehr als vierzehn Tage vor mir, und doch konnte ich vor Schwefelbäder-Echauffement, Menſchen, Ereigniſſen, Beſuchen, Fremden, kurz, vor Lebenswellen, die zum Strom wurden, nicht; durch alle aber wär’ ich ſiegreich durchgeſchwom- men, einen Brief an dich hoch in der Hand haltend! Aber meine Unfähigkeit, grade zum Schreiben, iſt zu bedeutend, war es in der letzten Zeit zu beſtimmt: und grade wenn ich
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lichen Beſchäftigung! Wie wäre ein wirklich ſchaffender
Witz erſt anzuſehen! Warten. Unterwerfung. —
Iſt wohl je ein ſchöneres Wort gegen die Lüge ausge-
ſprochen worden, ein gründlicheres, naiveres zur Natur ſtimmen-
deres Wort für die Wahrheit — immer gefunden von der Wahr-
haftigkeit — als das: „Die Lüge befreit nicht die Bruſt, wie
jedes andre wahrgeſprochene Wort!“ von Goethe’s Iphigenia.
Ehre alſo der deutſchen groben Redensart, die daſſelbe aus-
drückt: „Das lügſt du in deinen Hals hinein!“
Freitag, den 18. März 1825.
An Ludwig Robert, in Karlsruhe.
Mittwoch, den 13. April 1825. halb 12.
Regenwetter, mit Aprilſchauer von Wind und
Hagel, mit öfterm Trocknen des Pflaſters;
nach bedeutender, hellen Staubhitze. Wetter
wie bei euch; und allerwärts.
Fieber hab’ ich, aus Sorge dir noch immer nicht ge-
ſchrieben zu haben! Du glaubſt es. Immer mehr häuft ſich
auf, was mitzutheilen, zu ſagen iſt: ein Brief von euch ſogar
liegt ſchon mehr als vierzehn Tage vor mir, und doch konnte
ich vor Schwefelbäder-Echauffement, Menſchen, Ereigniſſen,
Beſuchen, Fremden, kurz, vor Lebenswellen, die zum Strom
wurden, nicht; durch alle aber wär’ ich ſiegreich durchgeſchwom-
men, einen Brief an dich hoch in der Hand haltend! Aber
meine Unfähigkeit, grade zum Schreiben, iſt zu bedeutend,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/198>, abgerufen am 20.11.2024.
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