kann das aufhören, unsre Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, und uns in Kindergestalt, als Unschuld, zu rühren, zu erfreuen und zu gefallen; und in diesem Fall scheint sich ein reineres Interesse in Eitelkeit zu kleiden, wie diese so oft sich das Ansehen höherer Motive giebt.
Freitag, den 18. April 1823.
Montag, den 21. April 1823.
Felix spielte uns gestern Abend vortrefflich vor; Etudes von Kramer, und oft kamen mir die Thränen in die Augen: als er mit einer Art Meisterstück von Spielen aufhörte, sagte ich leise zu Robert: Er ist doch so glücklich, und ich möchte ihm doch noch so gerne etwas anthun! -- "Gar nicht!" erwiedert Robert. -- Wie so? sage ich. -- "Er müßte uns noch um Verzeihung bitten!" -- Warum? frag' ich wie- der. -- "Weil wir das nicht können, was er kann."
Mittwoch, den 23. April 1823.
Schubarth über Goethe. S. XIII. Über Lessing ganz falsch; ganz falsch und ohne Gründe behauptet, daß man nicht in entgegengesetzten Gebieten etwas hervorzubringen im Stande sei: und nichts damit gesagt. -- S. XIV. Was er von Friedrich Schlegel und dessen Vergleich Goethens mit Voltaire sagt, nicht einmal zu verstehen! --
S. 5. Verweilt er unendlich lang zu zeigen, bei was man nicht verweilen sollte. Und sagt Falsches. Nämlich wie nichts Tüchtiges könne hervorgebracht werden, wenn man falsche Talente auseinandersetze! Verwirrt. -- S. 7. Freilich
kann das aufhören, unſre Aufmerkſamkeit in Anſpruch zu nehmen, und uns in Kindergeſtalt, als Unſchuld, zu rühren, zu erfreuen und zu gefallen; und in dieſem Fall ſcheint ſich ein reineres Intereſſe in Eitelkeit zu kleiden, wie dieſe ſo oft ſich das Anſehen höherer Motive giebt.
Freitag, den 18. April 1823.
Montag, den 21. April 1823.
Felix ſpielte uns geſtern Abend vortrefflich vor; Études von Kramer, und oft kamen mir die Thränen in die Augen: als er mit einer Art Meiſterſtück von Spielen aufhörte, ſagte ich leiſe zu Robert: Er iſt doch ſo glücklich, und ich möchte ihm doch noch ſo gerne etwas anthun! — „Gar nicht!“ erwiedert Robert. — Wie ſo? ſage ich. — „Er müßte uns noch um Verzeihung bitten!“ — Warum? frag’ ich wie- der. — „Weil wir das nicht können, was er kann.“
Mittwoch, den 23. April 1823.
Schubarth über Goethe. S. XIII. Über Leſſing ganz falſch; ganz falſch und ohne Gründe behauptet, daß man nicht in entgegengeſetzten Gebieten etwas hervorzubringen im Stande ſei: und nichts damit geſagt. — S. XIV. Was er von Friedrich Schlegel und deſſen Vergleich Goethens mit Voltaire ſagt, nicht einmal zu verſtehen! —
S. 5. Verweilt er unendlich lang zu zeigen, bei was man nicht verweilen ſollte. Und ſagt Falſches. Nämlich wie nichts Tüchtiges könne hervorgebracht werden, wenn man falſche Talente auseinanderſetze! Verwirrt. — S. 7. Freilich
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kann das aufhören, unſre Aufmerkſamkeit in Anſpruch zu
nehmen, und uns in Kindergeſtalt, als Unſchuld, zu rühren,
zu erfreuen und zu gefallen; und in dieſem Fall ſcheint ſich
ein reineres Intereſſe in Eitelkeit zu kleiden, wie dieſe ſo oft
ſich das Anſehen höherer Motive giebt.
Freitag, den 18. April 1823.
Montag, den 21. April 1823.
Felix ſpielte uns geſtern Abend vortrefflich vor; Études
von Kramer, und oft kamen mir die Thränen in die Augen:
als er mit einer Art Meiſterſtück von Spielen aufhörte, ſagte
ich leiſe zu Robert: Er iſt doch ſo glücklich, und ich möchte
ihm doch noch ſo gerne etwas anthun! — „Gar nicht!“
erwiedert Robert. — Wie ſo? ſage ich. — „Er müßte uns
noch um Verzeihung bitten!“ — Warum? frag’ ich wie-
der. — „Weil wir das nicht können, was er kann.“
Mittwoch, den 23. April 1823.
Schubarth über Goethe. S. XIII. Über Leſſing ganz
falſch; ganz falſch und ohne Gründe behauptet, daß man
nicht in entgegengeſetzten Gebieten etwas hervorzubringen im
Stande ſei: und nichts damit geſagt. — S. XIV. Was er
von Friedrich Schlegel und deſſen Vergleich Goethens mit
Voltaire ſagt, nicht einmal zu verſtehen! —
S. 5. Verweilt er unendlich lang zu zeigen, bei was
man nicht verweilen ſollte. Und ſagt Falſches. Nämlich wie
nichts Tüchtiges könne hervorgebracht werden, wenn man
falſche Talente auseinanderſetze! Verwirrt. — S. 7. Freilich
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/102>, abgerufen am 20.11.2024.
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