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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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treffen; aber nur um so lebendiger ist meine Freude, um so
befriedigter meine Seele, wenn ich einen Freund gesund und
jung wiederfinde (auf den sich die neugefundenen Freunde wie
er selbst, verlassen können; und wo sie und er sich nähren,
vom Alten, und daran erwachsen; anstatt mit losen Trenn-
fäden an Loses geheftet zu sein!). Nur wir selbst machen
uns alt; dadurch, wenn wir alle Tage eine andere Jugend
leben wollen; anstatt daß jeder Tag, als neuer schon von
selbst eine frische, für die nächsten Tage und das ganze Leben
wird. Also sein Sie hochbegrüßt in meinem alten, antiken
Herzen, das nie altfränksch wird, und werden soll, weil das
das Nächste nicht anäfft und nachäfft. Sie kommen also,
Lieber! Sie sind mir diesmal tausendfältig willkommen! --
Vergessen Sie in der Zwischenzeit ja nicht meine Sache
zu betreiben!! Jeder Andere, der darin zu thun hat, ver-
gißt es gewiß, da es keinen als Sie interessirt! Und bringen
Sie mir mein Lebens-Urtheil in Ihren Händen mit.
Wie sonst, und für immer, Ihre alte

R. Robert.

Noch ist Tieck hier: kommen Sie bald! Ein sehr un-
schuldiger, lieber Engel.

Meine Addresse wissen Sie. Ich wohne Behrenstraße
No. 45. gleicher Erde. Bei meinem Bruder Moritz. Also
wenn Sie schreiben, addressiren Sie an den. Sie kom-
men
aber!



treffen; aber nur um ſo lebendiger iſt meine Freude, um ſo
befriedigter meine Seele, wenn ich einen Freund geſund und
jung wiederfinde (auf den ſich die neugefundenen Freunde wie
er ſelbſt, verlaſſen können; und wo ſie und er ſich nähren,
vom Alten, und daran erwachſen; anſtatt mit loſen Trenn-
fäden an Loſes geheftet zu ſein!). Nur wir ſelbſt machen
uns alt; dadurch, wenn wir alle Tage eine andere Jugend
leben wollen; anſtatt daß jeder Tag, als neuer ſchon von
ſelbſt eine friſche, für die nächſten Tage und das ganze Leben
wird. Alſo ſein Sie hochbegrüßt in meinem alten, antiken
Herzen, das nie altfränkſch wird, und werden ſoll, weil das
das Nächſte nicht anäfft und nachäfft. Sie kommen alſo,
Lieber! Sie ſind mir diesmal tauſendfältig willkommen! —
Vergeſſen Sie in der Zwiſchenzeit ja nicht meine Sache
zu betreiben!! Jeder Andere, der darin zu thun hat, ver-
gißt es gewiß, da es keinen als Sie intereſſirt! Und bringen
Sie mir mein Lebens-Urtheil in Ihren Händen mit.
Wie ſonſt, und für immer, Ihre alte

R. Robert.

Noch iſt Tieck hier: kommen Sie bald! Ein ſehr un-
ſchuldiger, lieber Engel.

Meine Addreſſe wiſſen Sie. Ich wohne Behrenſtraße
No. 45. gleicher Erde. Bei meinem Bruder Moritz. Alſo
wenn Sie ſchreiben, addreſſiren Sie an den. Sie kom-
men
aber!



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[242/0250] treffen; aber nur um ſo lebendiger iſt meine Freude, um ſo befriedigter meine Seele, wenn ich einen Freund geſund und jung wiederfinde (auf den ſich die neugefundenen Freunde wie er ſelbſt, verlaſſen können; und wo ſie und er ſich nähren, vom Alten, und daran erwachſen; anſtatt mit loſen Trenn- fäden an Loſes geheftet zu ſein!). Nur wir ſelbſt machen uns alt; dadurch, wenn wir alle Tage eine andere Jugend leben wollen; anſtatt daß jeder Tag, als neuer ſchon von ſelbſt eine friſche, für die nächſten Tage und das ganze Leben wird. Alſo ſein Sie hochbegrüßt in meinem alten, antiken Herzen, das nie altfränkſch wird, und werden ſoll, weil das das Nächſte nicht anäfft und nachäfft. Sie kommen alſo, Lieber! Sie ſind mir diesmal tauſendfältig willkommen! — Vergeſſen Sie in der Zwiſchenzeit ja nicht meine Sache zu betreiben!! Jeder Andere, der darin zu thun hat, ver- gißt es gewiß, da es keinen als Sie intereſſirt! Und bringen Sie mir mein Lebens-Urtheil in Ihren Händen mit. Wie ſonſt, und für immer, Ihre alte R. Robert. Noch iſt Tieck hier: kommen Sie bald! Ein ſehr un- ſchuldiger, lieber Engel. Meine Addreſſe wiſſen Sie. Ich wohne Behrenſtraße No. 45. gleicher Erde. Bei meinem Bruder Moritz. Alſo wenn Sie ſchreiben, addreſſiren Sie an den. Sie kom- men aber!

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/250>, abgerufen am 26.04.2024.