sein, so denken Sie, es kam ihr nicht unerwartet, sie hatte namenlose Furcht; ohne Aussicht auf Freuden. Gott schütze uns! Sehen Sie meine Stimmung in diesem Morgenbillet? Adieu! R. R. Robert heiße ich jetzt. Noch eins! Die Beth- mann ist wohl, und wird älter; und hat noch ein großes Publikum.
An Frau von Fouque, in Nennhausen.
Berlin, Februar 1813.
-- Einige Tage vor Ihrer Abreise hatte ich gehört, Sie würden diesmal längere Zeit in der Stadt bleiben, der Kriegs- umstände wegen. Da wollt' ich's für mich abwarten; mit ei- nemmale aber waren Sie weg! Meine Klagen Ihnen nach; wovon Sie hier nur wenig hören; das werden Sie auch wohl wissen, und an diesen Worten, die hier stehen, und den be- sten, die Ihnen selbst oft im Herzen bleiben müssen, abmes- sen. Besonderes steht mir in diesem Augenblick nicht vor der Seele, was ich Ihnen zu sagen hätte; aber unendlich viel könnten wir mit einander sprechen, gingen wir nur miteinan- der spaziren, träfen wir uns abends vor dem Sopha, und lebten wir die verschwendeten Wochen neben einander! Viel- leicht wird Friede aus der Erschöpfung des Krieges; und ein Sommer für Menschen daraus, nicht einer für Krie- ger und Bekriegte; und vielleicht fällt alsdann ein Tröpfchen klaren Segens auch auf mich, und ich kann Sie besuchen! Sie sehen, liebe fromme Karoline, ich bin hier nicht so fromm
ſein, ſo denken Sie, es kam ihr nicht unerwartet, ſie hatte namenloſe Furcht; ohne Ausſicht auf Freuden. Gott ſchütze uns! Sehen Sie meine Stimmung in dieſem Morgenbillet? Adieu! R. R. Robert heiße ich jetzt. Noch eins! Die Beth- mann iſt wohl, und wird älter; und hat noch ein großes Publikum.
An Frau von Fouqué, in Nennhauſen.
Berlin, Februar 1813.
— Einige Tage vor Ihrer Abreiſe hatte ich gehört, Sie würden diesmal längere Zeit in der Stadt bleiben, der Kriegs- umſtände wegen. Da wollt’ ich’s für mich abwarten; mit ei- nemmale aber waren Sie weg! Meine Klagen Ihnen nach; wovon Sie hier nur wenig hören; das werden Sie auch wohl wiſſen, und an dieſen Worten, die hier ſtehen, und den be- ſten, die Ihnen ſelbſt oft im Herzen bleiben müſſen, abmeſ- ſen. Beſonderes ſteht mir in dieſem Augenblick nicht vor der Seele, was ich Ihnen zu ſagen hätte; aber unendlich viel könnten wir mit einander ſprechen, gingen wir nur miteinan- der ſpaziren, träfen wir uns abends vor dem Sopha, und lebten wir die verſchwendeten Wochen neben einander! Viel- leicht wird Friede aus der Erſchöpfung des Krieges; und ein Sommer für Menſchen daraus, nicht einer für Krie- ger und Bekriegte; und vielleicht fällt alsdann ein Tröpfchen klaren Segens auch auf mich, und ich kann Sie beſuchen! Sie ſehen, liebe fromme Karoline, ich bin hier nicht ſo fromm
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ſein, ſo denken Sie, es kam ihr nicht unerwartet, ſie hatte
namenloſe Furcht; ohne Ausſicht auf Freuden. Gott ſchütze
uns! Sehen Sie meine Stimmung in dieſem Morgenbillet?
Adieu! R. R. Robert heiße ich jetzt. Noch eins! Die Beth-
mann iſt wohl, und wird älter; und hat noch ein großes
Publikum.
An Frau von Fouqué, in Nennhauſen.
Berlin, Februar 1813.
— Einige Tage vor Ihrer Abreiſe hatte ich gehört, Sie
würden diesmal längere Zeit in der Stadt bleiben, der Kriegs-
umſtände wegen. Da wollt’ ich’s für mich abwarten; mit ei-
nemmale aber waren Sie weg! Meine Klagen Ihnen nach;
wovon Sie hier nur wenig hören; das werden Sie auch wohl
wiſſen, und an dieſen Worten, die hier ſtehen, und den be-
ſten, die Ihnen ſelbſt oft im Herzen bleiben müſſen, abmeſ-
ſen. Beſonderes ſteht mir in dieſem Augenblick nicht vor der
Seele, was ich Ihnen zu ſagen hätte; aber unendlich viel
könnten wir mit einander ſprechen, gingen wir nur miteinan-
der ſpaziren, träfen wir uns abends vor dem Sopha, und
lebten wir die verſchwendeten Wochen neben einander! Viel-
leicht wird Friede aus der Erſchöpfung des Krieges; und
ein Sommer für Menſchen daraus, nicht einer für Krie-
ger und Bekriegte; und vielleicht fällt alsdann ein Tröpfchen
klaren Segens auch auf mich, und ich kann Sie beſuchen!
Sie ſehen, liebe fromme Karoline, ich bin hier nicht ſo fromm
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/87>, abgerufen am 21.12.2024.
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