wenn er da ist; und muß mir das ersetzen! -- Adieu, Herzens- tochter. Ich umarme Sie. Es bleibt beim Besten, beim Alten!
Ihre R.
Ich grüße Lindner! und bin sehr böse über Mad. Huber, daß sie da als Stiefmutter Weisheit Uhland den Morgen in ihrem -- Blatt verdirbt. Was soll das vorstellen? Soll ich ihr Börne schicken? Adieu!
Karlsruhe, Dienstag, den 31. Mai 1819.
Was als wahr und folgerecht gedacht werden kann, also als möglich, als wirklich möglich durch die Kenntniß all seiner Bedingungen, ist auch schon wahr, und wie in Samen und Knospe enthalten da. Und es ist kein Unterschied zwischen Denken, Produziren des Geistes, oder Wirkungen des Mate- riellen: wir können den Zusammenhang nur nicht finden, wo- durch es eines dieser, bestimmt wird. Nach allen Richtungen hin kann man den suchen; vorwärts, rückwärts; in uns; das heißt, an den Gesetzen unsres Denkens entwicklen, oder durch unser Denken, an Gegenständen der Sinne. Auch diese, so "kategorisch sie rufen", so einfach ihre Wirkung scheint, sind unendlich komplizirt, und ein Resultat, ein Zusammenwirken unendlich geübter und komplizirter Anlagen. So ist gewiß ein Fortschreiten! All unsere jetzigen verschiedenen Fertigkeiten werden eine bilden, und wir einen neuen Sinn erhalten. Al- les dies, um uns persönlich zu fühlen. Wir erkennen nichts Absolutes; nur fühlen wir uns, als gutes Wollen: und den- ken wir uns Gott, als Urgrund und Urwirkung, weil wir eine haben müssen, so verstehen wir doch auch diesen wieder nicht;
wenn er da iſt; und muß mir das erſetzen! — Adieu, Herzens- tochter. Ich umarme Sie. Es bleibt beim Beſten, beim Alten!
Ihre R.
Ich grüße Lindner! und bin ſehr böſe über Mad. Huber, daß ſie da als Stiefmutter Weisheit Uhland den Morgen in ihrem — Blatt verdirbt. Was ſoll das vorſtellen? Soll ich ihr Börne ſchicken? Adieu!
Karlsruhe, Dienstag, den 31. Mai 1819.
Was als wahr und folgerecht gedacht werden kann, alſo als möglich, als wirklich möglich durch die Kenntniß all ſeiner Bedingungen, iſt auch ſchon wahr, und wie in Samen und Knospe enthalten da. Und es iſt kein Unterſchied zwiſchen Denken, Produziren des Geiſtes, oder Wirkungen des Mate- riellen: wir können den Zuſammenhang nur nicht finden, wo- durch es eines dieſer, beſtimmt wird. Nach allen Richtungen hin kann man den ſuchen; vorwärts, rückwärts; in uns; das heißt, an den Geſetzen unſres Denkens entwicklen, oder durch unſer Denken, an Gegenſtänden der Sinne. Auch dieſe, ſo „kategoriſch ſie rufen“, ſo einfach ihre Wirkung ſcheint, ſind unendlich komplizirt, und ein Reſultat, ein Zuſammenwirken unendlich geübter und komplizirter Anlagen. So iſt gewiß ein Fortſchreiten! All unſere jetzigen verſchiedenen Fertigkeiten werden eine bilden, und wir einen neuen Sinn erhalten. Al- les dies, um uns perſönlich zu fühlen. Wir erkennen nichts Abſolutes; nur fühlen wir uns, als gutes Wollen: und den- ken wir uns Gott, als Urgrund und Urwirkung, weil wir eine haben müſſen, ſo verſtehen wir doch auch dieſen wieder nicht;
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wenn er da iſt; und muß mir das erſetzen! — Adieu, Herzens-
tochter. Ich umarme Sie. Es bleibt beim Beſten, beim Alten!
Ihre R.
Ich grüße Lindner! und bin ſehr böſe über Mad. Huber,
daß ſie da als Stiefmutter Weisheit Uhland den Morgen
in ihrem — Blatt verdirbt. Was ſoll das vorſtellen? Soll
ich ihr Börne ſchicken? Adieu!
Karlsruhe, Dienstag, den 31. Mai 1819.
Was als wahr und folgerecht gedacht werden kann, alſo
als möglich, als wirklich möglich durch die Kenntniß all ſeiner
Bedingungen, iſt auch ſchon wahr, und wie in Samen und
Knospe enthalten da. Und es iſt kein Unterſchied zwiſchen
Denken, Produziren des Geiſtes, oder Wirkungen des Mate-
riellen: wir können den Zuſammenhang nur nicht finden, wo-
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heißt, an den Geſetzen unſres Denkens entwicklen, oder durch
unſer Denken, an Gegenſtänden der Sinne. Auch dieſe, ſo
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unendlich komplizirt, und ein Reſultat, ein Zuſammenwirken
unendlich geübter und komplizirter Anlagen. So iſt gewiß
ein Fortſchreiten! All unſere jetzigen verſchiedenen Fertigkeiten
werden eine bilden, und wir einen neuen Sinn erhalten. Al-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/586>, abgerufen am 03.12.2024.
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