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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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gewonnen haben; und eine Leidenschaft, die uns in so an-
dern Zeiten und "Gelegenheiten" -- wie Logau sagt --
entrückt, ihr mit angelerntem und angedachten Maß schon
gelingen.

Mir sind jede Minister gleich: es können nur gute ge-
wählt werden; da es immer von denselben Menschen abhängt.
Graf B. aber ist mir besonders angenehm, da ich ihn kenne
und liebe, seit geraumer Zeit: als er feine Weltstudien in Ber-
lin machte. Die schöne Gräfin kenne ich erst seit Wien, wo
ich ihre Liebenswürdigkeit wahr fand, worauf Briefe von ihr,
und Menschen mich schon vorbereitet hatten; sie war dort von
allen Festen, und ausgesuchtern Gesellschaften.

Leben Sie wohl! Lauschen Sie auf sich selbst; und Sie
finden gewiß so schöne Gedichte im lieben guten Frieden, als
der herrlichste Krieg -- ein gewonnener: auch Friede -- nur
immer eingeben kann. Bleiben Sie mir gewogen, und besu-
chen Sie Einmal die Bäder dieses Landes!

Ihre ergebene
Fr. Varnhagen.


An Rose, im Haag.


Theuerste Herzensrose! Wie hat es mich gekränkt, daß
dein so erwünschter Aufenthalt in Brüssel so unglücklich und
quälend gestört war! Der arme Karl! Das ist ja die Krank-
heit, die ich hatte, als du mit Louis niederkommen mußtest,
und wo ich dreizehn Wochen zu Bette und ein Jahr konva-

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gewonnen haben; und eine Leidenſchaft, die uns in ſo an-
dern Zeiten und „Gelegenheiten“ — wie Logau ſagt —
entrückt, ihr mit angelerntem und angedachten Maß ſchon
gelingen.

Mir ſind jede Miniſter gleich: es können nur gute ge-
wählt werden; da es immer von denſelben Menſchen abhängt.
Graf B. aber iſt mir beſonders angenehm, da ich ihn kenne
und liebe, ſeit geraumer Zeit: als er feine Weltſtudien in Ber-
lin machte. Die ſchöne Gräfin kenne ich erſt ſeit Wien, wo
ich ihre Liebenswürdigkeit wahr fand, worauf Briefe von ihr,
und Menſchen mich ſchon vorbereitet hatten; ſie war dort von
allen Feſten, und ausgeſuchtern Geſellſchaften.

Leben Sie wohl! Lauſchen Sie auf ſich ſelbſt; und Sie
finden gewiß ſo ſchöne Gedichte im lieben guten Frieden, als
der herrlichſte Krieg — ein gewonnener: auch Friede — nur
immer eingeben kann. Bleiben Sie mir gewogen, und beſu-
chen Sie Einmal die Bäder dieſes Landes!

Ihre ergebene
Fr. Varnhagen.


An Roſe, im Haag.


Theuerſte Herzensroſe! Wie hat es mich gekränkt, daß
dein ſo erwünſchter Aufenthalt in Brüſſel ſo unglücklich und
quälend geſtört war! Der arme Karl! Das iſt ja die Krank-
heit, die ich hatte, als du mit Louis niederkommen mußteſt,
und wo ich dreizehn Wochen zu Bette und ein Jahr konva-

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[563/0571] gewonnen haben; und eine Leidenſchaft, die uns in ſo an- dern Zeiten und „Gelegenheiten“ — wie Logau ſagt — entrückt, ihr mit angelerntem und angedachten Maß ſchon gelingen. Mir ſind jede Miniſter gleich: es können nur gute ge- wählt werden; da es immer von denſelben Menſchen abhängt. Graf B. aber iſt mir beſonders angenehm, da ich ihn kenne und liebe, ſeit geraumer Zeit: als er feine Weltſtudien in Ber- lin machte. Die ſchöne Gräfin kenne ich erſt ſeit Wien, wo ich ihre Liebenswürdigkeit wahr fand, worauf Briefe von ihr, und Menſchen mich ſchon vorbereitet hatten; ſie war dort von allen Feſten, und ausgeſuchtern Geſellſchaften. Leben Sie wohl! Lauſchen Sie auf ſich ſelbſt; und Sie finden gewiß ſo ſchöne Gedichte im lieben guten Frieden, als der herrlichſte Krieg — ein gewonnener: auch Friede — nur immer eingeben kann. Bleiben Sie mir gewogen, und beſu- chen Sie Einmal die Bäder dieſes Landes! Ihre ergebene Fr. Varnhagen. An Roſe, im Haag. Karlsruhe, Freitag den 22. Januar 1819. Mittag 12 Uhr. Warmes Regenwetter. Theuerſte Herzensroſe! Wie hat es mich gekränkt, daß dein ſo erwünſchter Aufenthalt in Brüſſel ſo unglücklich und quälend geſtört war! Der arme Karl! Das iſt ja die Krank- heit, die ich hatte, als du mit Louis niederkommen mußteſt, und wo ich dreizehn Wochen zu Bette und ein Jahr konva- 36 *

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/571>, abgerufen am 21.11.2024.