lichkeit: und nachher bekam ich eine halbe Stunde Krampf- migraine, die hieß Otto Bellmann, sagen die Berliner. Die Generalin Tettenborn muß auch immer mit in die Komödie: die weinte auch tüchtig: Varnh. wollte es nicht leiden. Ma- chen Sie nur Ihre drei Anzüge vor der letzten Minute fertig! Ist Ihre Wohnung behaglich? Apropos! Gentz war in Frank- furt, wo ihn Tettenborn sah, und ist nun in Aachen: er soll ganz vergnügt sein; Metternich aber nicht: auch war der unpaß in Frankfurt. Lassen Sie von sich hören. Ihre R.
V. grüßt herzlich. Leben Sie ruhig? bequem?
An Oelsner, in Paris.
Karlsruhe, den 6. Oktober 1818.
Die witzigen richtigen Aphorismen (die unter Dr. Schlott- manns Namen gehen) hab' ich diesen Morgen in meinem Bette, wo ich sie zur Hand nahm, auslesen müssen: mit dem größten Vergnügen, mit der größten Satisfaktion. Vermöge aller meiner Gesinnung, und auch Einsicht, hätte ich glauben können, ich habe sie geschrieben; und so war ich auch ganz in Unruhe, daß sie nicht jeder Fürst, jeder Staatsmann gleich liest, wollte sie gerne allen gleich schicken! als mir gleich der Muth wieder durch den Gedanken sank, daß nur die sie ver- stehen, die eben so denken! Aber wir wollen doch nicht ver- zweiflen; ihre Spitzen werden reizen, ihre Richtigkeit treffen. Den kosmopolitischen Syrach (von dem die Allgemeine Zeitung neulich einiges auffrischte) protegire ich weit mehr, als Varn-
II. 35
lichkeit: und nachher bekam ich eine halbe Stunde Krampf- migraine, die hieß Otto Bellmann, ſagen die Berliner. Die Generalin Tettenborn muß auch immer mit in die Komödie: die weinte auch tüchtig: Varnh. wollte es nicht leiden. Ma- chen Sie nur Ihre drei Anzüge vor der letzten Minute fertig! Iſt Ihre Wohnung behaglich? Apropos! Gentz war in Frank- furt, wo ihn Tettenborn ſah, und iſt nun in Aachen: er ſoll ganz vergnügt ſein; Metternich aber nicht: auch war der unpaß in Frankfurt. Laſſen Sie von ſich hören. Ihre R.
V. grüßt herzlich. Leben Sie ruhig? bequem?
An Oelsner, in Paris.
Karlsruhe, den 6. Oktober 1818.
Die witzigen richtigen Aphorismen (die unter Dr. Schlott- manns Namen gehen) hab’ ich dieſen Morgen in meinem Bette, wo ich ſie zur Hand nahm, ausleſen müſſen: mit dem größten Vergnügen, mit der größten Satisfaktion. Vermöge aller meiner Geſinnung, und auch Einſicht, hätte ich glauben können, ich habe ſie geſchrieben; und ſo war ich auch ganz in Unruhe, daß ſie nicht jeder Fürſt, jeder Staatsmann gleich lieſt, wollte ſie gerne allen gleich ſchicken! als mir gleich der Muth wieder durch den Gedanken ſank, daß nur die ſie ver- ſtehen, die eben ſo denken! Aber wir wollen doch nicht ver- zweiflen; ihre Spitzen werden reizen, ihre Richtigkeit treffen. Den kosmopolitiſchen Syrach (von dem die Allgemeine Zeitung neulich einiges auffriſchte) protegire ich weit mehr, als Varn-
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lichkeit: und nachher bekam ich eine halbe Stunde Krampf-
migraine, die hieß Otto Bellmann, ſagen die Berliner. Die
Generalin Tettenborn muß auch immer mit in die Komödie:
die weinte auch tüchtig: Varnh. wollte es nicht leiden. Ma-
chen Sie nur Ihre drei Anzüge vor der letzten Minute fertig!
Iſt Ihre Wohnung behaglich? Apropos! Gentz war in Frank-
furt, wo ihn Tettenborn ſah, und iſt nun in Aachen: er ſoll
ganz vergnügt ſein; Metternich aber nicht: auch war der
unpaß in Frankfurt. Laſſen Sie von ſich hören. Ihre R.
V. grüßt herzlich. Leben Sie ruhig? bequem?
An Oelsner, in Paris.
Karlsruhe, den 6. Oktober 1818.
Die witzigen richtigen Aphorismen (die unter Dr. Schlott-
manns Namen gehen) hab’ ich dieſen Morgen in meinem
Bette, wo ich ſie zur Hand nahm, ausleſen müſſen: mit dem
größten Vergnügen, mit der größten Satisfaktion. Vermöge
aller meiner Geſinnung, und auch Einſicht, hätte ich glauben
können, ich habe ſie geſchrieben; und ſo war ich auch ganz
in Unruhe, daß ſie nicht jeder Fürſt, jeder Staatsmann gleich
lieſt, wollte ſie gerne allen gleich ſchicken! als mir gleich der
Muth wieder durch den Gedanken ſank, daß nur die ſie ver-
ſtehen, die eben ſo denken! Aber wir wollen doch nicht ver-
zweiflen; ihre Spitzen werden reizen, ihre Richtigkeit treffen.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/553>, abgerufen am 21.12.2024.
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