haben auch kein gutes Wetter in Ihrer schönen ländlichen Heimath! Adieu, adieu!
R.
An Astolf Grafen von Custine, in Frankfurt a. M.
Sonnabend, Baden den 24. August 1816.
Schreiben Sie mir mehr solche höchst amüsante Briefe, als der war, den ich gestern aus Stuttgart und Heidelberg von Ihnen erhielt! Ich kann und muß mich heute nur kurz fassen: Mad. Schlosser will fort, Mad. Demidoff ist fort, von der ich komme; diesen Brief will ich noch selbst abbringen. Hauptsächlich schreib' ich Ihnen, um Ihnen zu sagen, daß Sie kein doppeltes Kouvert -- Briefumschlag -- zu machen nöthig haben. Für solche Unbequemlichkeiten hab' ich den größten Sinn; die können einen vom Briefschreiben abhal- ten. Sie aber sollen mir viel schreiben. Dreimal hab' ich Ihren Scherz- und Ernst-reichen Brief gelesen; mit wahrem Ergötzen! Das zweitemal, weil mir das erstemal zu schwer wurde, das dritte, aus Vergnügen. Ich bitte Sie, lieber Cu- stine! schreiben Sie ein wenig deutlicher! -- und Sie können keinen erkenntlichern Korrespondenten finden, als mich: ich goutire jedes Wort, weiß wie es in Ihrer Seele entsteht; für wie viel Sie's geben; wie Sie ihm künftig, und auch gleich, widersprechen können, ohne das Gegentheil zu sagen, oder das Erstgesagte zu vernichten: ich weiß, wie Sie selbst nicht vorher wissen was Sie sagen wollen, und dies grade hat den größ- ten Reiz für mich. Auch ich werde Ihnen solche Briefe schrei-
haben auch kein gutes Wetter in Ihrer ſchönen ländlichen Heimath! Adieu, adieu!
R.
An Aſtolf Grafen von Cuſtine, in Frankfurt a. M.
Sonnabend, Baden den 24. Auguſt 1816.
Schreiben Sie mir mehr ſolche höchſt amüſante Briefe, als der war, den ich geſtern aus Stuttgart und Heidelberg von Ihnen erhielt! Ich kann und muß mich heute nur kurz faſſen: Mad. Schloſſer will fort, Mad. Demidoff iſt fort, von der ich komme; dieſen Brief will ich noch ſelbſt abbringen. Hauptſächlich ſchreib’ ich Ihnen, um Ihnen zu ſagen, daß Sie kein doppeltes Kouvert — Briefumſchlag — zu machen nöthig haben. Für ſolche Unbequemlichkeiten hab’ ich den größten Sinn; die können einen vom Briefſchreiben abhal- ten. Sie aber ſollen mir viel ſchreiben. Dreimal hab’ ich Ihren Scherz- und Ernſt-reichen Brief geleſen; mit wahrem Ergötzen! Das zweitemal, weil mir das erſtemal zu ſchwer wurde, das dritte, aus Vergnügen. Ich bitte Sie, lieber Cu- ſtine! ſchreiben Sie ein wenig deutlicher! — und Sie können keinen erkenntlichern Korreſpondenten finden, als mich: ich goutire jedes Wort, weiß wie es in Ihrer Seele entſteht; für wie viel Sie’s geben; wie Sie ihm künftig, und auch gleich, widerſprechen können, ohne das Gegentheil zu ſagen, oder das Erſtgeſagte zu vernichten: ich weiß, wie Sie ſelbſt nicht vorher wiſſen was Sie ſagen wollen, und dies grade hat den größ- ten Reiz für mich. Auch ich werde Ihnen ſolche Briefe ſchrei-
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[414/0422]
haben auch kein gutes Wetter in Ihrer ſchönen ländlichen
Heimath! Adieu, adieu!
R.
An Aſtolf Grafen von Cuſtine, in Frankfurt a. M.
Sonnabend, Baden den 24. Auguſt 1816.
Schreiben Sie mir mehr ſolche höchſt amüſante Briefe,
als der war, den ich geſtern aus Stuttgart und Heidelberg
von Ihnen erhielt! Ich kann und muß mich heute nur kurz
faſſen: Mad. Schloſſer will fort, Mad. Demidoff iſt fort,
von der ich komme; dieſen Brief will ich noch ſelbſt abbringen.
Hauptſächlich ſchreib’ ich Ihnen, um Ihnen zu ſagen, daß
Sie kein doppeltes Kouvert — Briefumſchlag — zu machen
nöthig haben. Für ſolche Unbequemlichkeiten hab’ ich den
größten Sinn; die können einen vom Briefſchreiben abhal-
ten. Sie aber ſollen mir viel ſchreiben. Dreimal hab’ ich
Ihren Scherz- und Ernſt-reichen Brief geleſen; mit wahrem
Ergötzen! Das zweitemal, weil mir das erſtemal zu ſchwer
wurde, das dritte, aus Vergnügen. Ich bitte Sie, lieber Cu-
ſtine! ſchreiben Sie ein wenig deutlicher! — und Sie können
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goutire jedes Wort, weiß wie es in Ihrer Seele entſteht; für
wie viel Sie’s geben; wie Sie ihm künftig, und auch gleich,
widerſprechen können, ohne das Gegentheil zu ſagen, oder das
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/422>, abgerufen am 21.12.2024.
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