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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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Grüß die Herren von Pfuel, Tettenborn, Bentheim, Stä-
gemann, Jordan, Gr. Schlabrendorff. Wo ist Ternite und
Timm? Alles, was du sagst, goutir' ich, und bin deiner Mei-
nung, und sehe es von hier. Deine Galanterie gegen die
Damen Stägemann und Jordis lieb' ich!



An Varnhagen, in Paris.

Hier, lieber August! lies diesen Aufruf des Prediger Brei-
denstein! Ich gebe sonst nie zu öffentlichen Sammlungen, son-
dern von Hand zu Hand, wenn meine Augen Elend sahen,
und ich es beurtheile; weil ich mir immer einbilde, die, welche
ich alsdann so recht elend sehe, sind ausgefallen aus den ge-
nerellen Anstalten, und daher erst recht beklagens- und hülfe-
werth. Aber dieses Schreiben verdient jedes Herz und jeden
Beutel zu öffnen. Wahr! lieber Prediger, man vergißt seine
Gelübde, seine Noth, seine Angst; und läßt sich von tollem
Luxus betaumeln, und von den rasenden Menschen, die ihn
treiben. Ich also, lieber August, habe mich gleich bei der Le-
sung der Breidenstein'schen Ermahnung entschlossen -- wie
Hamlet der Mutter rathet -- den schadhaften Theil meines
Herzens wegzuwerfen, und thränenlebendig wurde das, was
ich wohl Gutes schon gedacht hatte, in mir: ich gebe sogleich
das Einzige, was ich besitze, den Ring, den mir M. zu mei-
ner Hochzeit schenkte. Er wird wohl 100 Thaler werth sein.
Nichts hab' ich sonst von Werth. Wozu auch. Bei Gott!

Grüß die Herren von Pfuel, Tettenborn, Bentheim, Stä-
gemann, Jordan, Gr. Schlabrendorff. Wo iſt Ternite und
Timm? Alles, was du ſagſt, goutir’ ich, und bin deiner Mei-
nung, und ſehe es von hier. Deine Galanterie gegen die
Damen Stägemann und Jordis lieb’ ich!



An Varnhagen, in Paris.

Hier, lieber Auguſt! lies dieſen Aufruf des Prediger Brei-
denſtein! Ich gebe ſonſt nie zu öffentlichen Sammlungen, ſon-
dern von Hand zu Hand, wenn meine Augen Elend ſahen,
und ich es beurtheile; weil ich mir immer einbilde, die, welche
ich alsdann ſo recht elend ſehe, ſind ausgefallen aus den ge-
nerellen Anſtalten, und daher erſt recht beklagens- und hülfe-
werth. Aber dieſes Schreiben verdient jedes Herz und jeden
Beutel zu öffnen. Wahr! lieber Prediger, man vergißt ſeine
Gelübde, ſeine Noth, ſeine Angſt; und läßt ſich von tollem
Luxus betaumeln, und von den raſenden Menſchen, die ihn
treiben. Ich alſo, lieber Auguſt, habe mich gleich bei der Le-
ſung der Breidenſtein’ſchen Ermahnung entſchloſſen — wie
Hamlet der Mutter rathet — den ſchadhaften Theil meines
Herzens wegzuwerfen, und thränenlebendig wurde das, was
ich wohl Gutes ſchon gedacht hatte, in mir: ich gebe ſogleich
das Einzige, was ich beſitze, den Ring, den mir M. zu mei-
ner Hochzeit ſchenkte. Er wird wohl 100 Thaler werth ſein.
Nichts hab’ ich ſonſt von Werth. Wozu auch. Bei Gott!

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[340/0348] Grüß die Herren von Pfuel, Tettenborn, Bentheim, Stä- gemann, Jordan, Gr. Schlabrendorff. Wo iſt Ternite und Timm? Alles, was du ſagſt, goutir’ ich, und bin deiner Mei- nung, und ſehe es von hier. Deine Galanterie gegen die Damen Stägemann und Jordis lieb’ ich! An Varnhagen, in Paris. Frankfurt a. M., im September 1815. Hier, lieber Auguſt! lies dieſen Aufruf des Prediger Brei- denſtein! Ich gebe ſonſt nie zu öffentlichen Sammlungen, ſon- dern von Hand zu Hand, wenn meine Augen Elend ſahen, und ich es beurtheile; weil ich mir immer einbilde, die, welche ich alsdann ſo recht elend ſehe, ſind ausgefallen aus den ge- nerellen Anſtalten, und daher erſt recht beklagens- und hülfe- werth. Aber dieſes Schreiben verdient jedes Herz und jeden Beutel zu öffnen. Wahr! lieber Prediger, man vergißt ſeine Gelübde, ſeine Noth, ſeine Angſt; und läßt ſich von tollem Luxus betaumeln, und von den raſenden Menſchen, die ihn treiben. Ich alſo, lieber Auguſt, habe mich gleich bei der Le- ſung der Breidenſtein’ſchen Ermahnung entſchloſſen — wie Hamlet der Mutter rathet — den ſchadhaften Theil meines Herzens wegzuwerfen, und thränenlebendig wurde das, was ich wohl Gutes ſchon gedacht hatte, in mir: ich gebe ſogleich das Einzige, was ich beſitze, den Ring, den mir M. zu mei- ner Hochzeit ſchenkte. Er wird wohl 100 Thaler werth ſein. Nichts hab’ ich ſonſt von Werth. Wozu auch. Bei Gott!

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/348>, abgerufen am 21.11.2024.