es in das Blut meiner Seele auf: weg ist es von der Erde, aus der Welt; und mußte noch zum Guten dienen. Gott ich dank dir! für diese Erhellung, für diese Meinung, nach dem unleidlichen Schmerz, nach dem Verschmachten beim Ver- sagen. -- Ich war wieder unverhofft in dem göttlichen Hele- nenthal. Vera's reisen morgen nach Rom -- er läßt sich dir empfehlen --, die kamen hier Abschied nehmen, und da ward ihnen dies noch geschwind gezeigt. Ein schöneres spazireinge- richtetes Thal sah ich nie. Es ist göttlich, mehr als man davon sagt. Gott wie ist es schön hier, und wie denk' ich an dich und die ältste Schwägerin! Sag' es ihr. --
An Varnhagen, in Berlin.
Baden bei Wien, den 27. Juni 1815. Dienstag halb 11 Vormittag.
Vorvorgestern erhielten wir hier die Nachricht des ersten Gefechtes, wo wir, Zieten, zurückgedrängt wurden: ich bin kein Narr mehr, und weiß was das heißt. Wie Adam vom Tod hörte, muß ihm so Muthe gewesen sein, als mir. Ich wußte nicht, daß es Krieg gab, denn ich glaubte, es bliebe Friede; noch. Der ganze vorige Krieg stand auf den Beinen in mir auf. Kurz, ich bin gesund, fahre aus, esse. Genug von mir Magd, Nichts!!! ... Vorgestern Abend erfuhren wir hier von unserm Sieg. Damit ihr wisset, wie man's hier weiß, schicke ich das Extrablatt: und so steht's eben in dem gestri- gen Beobachter. Noch rühmlicher für die Preußen in der Wiener Zeitung. Alle hier loben uns sehr. Blücher selbst
es in das Blut meiner Seele auf: weg iſt es von der Erde, aus der Welt; und mußte noch zum Guten dienen. Gott ich dank dir! für dieſe Erhellung, für dieſe Meinung, nach dem unleidlichen Schmerz, nach dem Verſchmachten beim Ver- ſagen. — Ich war wieder unverhofft in dem göttlichen Hele- nenthal. Vera’s reiſen morgen nach Rom — er läßt ſich dir empfehlen —, die kamen hier Abſchied nehmen, und da ward ihnen dies noch geſchwind gezeigt. Ein ſchöneres ſpazireinge- richtetes Thal ſah ich nie. Es iſt göttlich, mehr als man davon ſagt. Gott wie iſt es ſchön hier, und wie denk’ ich an dich und die ältſte Schwägerin! Sag’ es ihr. —
An Varnhagen, in Berlin.
Baden bei Wien, den 27. Juni 1815. Dienstag halb 11 Vormittag.
Vorvorgeſtern erhielten wir hier die Nachricht des erſten Gefechtes, wo wir, Zieten, zurückgedrängt wurden: ich bin kein Narr mehr, und weiß was das heißt. Wie Adam vom Tod hörte, muß ihm ſo Muthe geweſen ſein, als mir. Ich wußte nicht, daß es Krieg gab, denn ich glaubte, es bliebe Friede; noch. Der ganze vorige Krieg ſtand auf den Beinen in mir auf. Kurz, ich bin geſund, fahre aus, eſſe. Genug von mir Magd, Nichts!!! … Vorgeſtern Abend erfuhren wir hier von unſerm Sieg. Damit ihr wiſſet, wie man’s hier weiß, ſchicke ich das Extrablatt: und ſo ſteht’s eben in dem geſtri- gen Beobachter. Noch rühmlicher für die Preußen in der Wiener Zeitung. Alle hier loben uns ſehr. Blücher ſelbſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0305"n="297"/>
es in das Blut meiner Seele auf: weg iſt es von der Erde,<lb/>
aus der Welt; und <hirendition="#g">mußte</hi> noch zum Guten dienen. Gott<lb/>
ich dank dir! für dieſe Erhellung, für dieſe Meinung, nach<lb/>
dem unleidlichen Schmerz, nach dem Verſchmachten beim Ver-<lb/>ſagen. — Ich war wieder unverhofft in dem göttlichen Hele-<lb/>
nenthal. Vera’s reiſen morgen nach Rom — er läßt ſich dir<lb/>
empfehlen —, die kamen hier Abſchied nehmen, und da ward<lb/>
ihnen dies noch geſchwind gezeigt. Ein ſchöneres ſpazireinge-<lb/>
richtetes Thal ſah ich <hirendition="#g">nie</hi>. Es iſt göttlich, mehr als man<lb/>
davon ſagt. Gott wie iſt es ſchön hier, und wie denk’ ich an<lb/>
dich und die ältſte Schwägerin! Sag’ es ihr. —</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An Varnhagen, in Berlin.</head><lb/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">Baden bei Wien, den 27. Juni 1815.<lb/>
Dienstag halb 11 Vormittag.</hi></dateline><lb/><p>Vorvorgeſtern erhielten wir hier die Nachricht des erſten<lb/>
Gefechtes, wo <hirendition="#g">wir</hi>, Zieten, zurückgedrängt wurden: ich bin kein<lb/>
Narr mehr, und weiß was das heißt. Wie Adam vom Tod<lb/>
hörte, muß ihm ſo Muthe geweſen ſein, als mir. Ich wußte<lb/>
nicht, daß es Krieg gab, denn ich glaubte, es bliebe Friede;<lb/><hirendition="#g">noch</hi>. Der ganze vorige Krieg ſtand auf den Beinen in mir<lb/>
auf. Kurz, ich bin geſund, fahre aus, eſſe. Genug von mir<lb/>
Magd, <hirendition="#g">Nichts</hi>!!! … Vorgeſtern <hirendition="#g">Abend</hi> erfuhren wir hier<lb/>
von unſerm Sieg. Damit ihr wiſſet, <hirendition="#g">wie</hi> man’s hier weiß,<lb/>ſchicke ich das Extrablatt: und ſo ſteht’s <hirendition="#g">eben</hi> in dem geſtri-<lb/>
gen Beobachter. <hirendition="#g">Noch</hi> rühmlicher für die Preußen in der<lb/>
Wiener <hirendition="#g">Zeitung. Alle</hi> hier loben uns <hirendition="#g">ſehr</hi>. Blücher ſelbſt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[297/0305]
es in das Blut meiner Seele auf: weg iſt es von der Erde,
aus der Welt; und mußte noch zum Guten dienen. Gott
ich dank dir! für dieſe Erhellung, für dieſe Meinung, nach
dem unleidlichen Schmerz, nach dem Verſchmachten beim Ver-
ſagen. — Ich war wieder unverhofft in dem göttlichen Hele-
nenthal. Vera’s reiſen morgen nach Rom — er läßt ſich dir
empfehlen —, die kamen hier Abſchied nehmen, und da ward
ihnen dies noch geſchwind gezeigt. Ein ſchöneres ſpazireinge-
richtetes Thal ſah ich nie. Es iſt göttlich, mehr als man
davon ſagt. Gott wie iſt es ſchön hier, und wie denk’ ich an
dich und die ältſte Schwägerin! Sag’ es ihr. —
An Varnhagen, in Berlin.
Baden bei Wien, den 27. Juni 1815.
Dienstag halb 11 Vormittag.
Vorvorgeſtern erhielten wir hier die Nachricht des erſten
Gefechtes, wo wir, Zieten, zurückgedrängt wurden: ich bin kein
Narr mehr, und weiß was das heißt. Wie Adam vom Tod
hörte, muß ihm ſo Muthe geweſen ſein, als mir. Ich wußte
nicht, daß es Krieg gab, denn ich glaubte, es bliebe Friede;
noch. Der ganze vorige Krieg ſtand auf den Beinen in mir
auf. Kurz, ich bin geſund, fahre aus, eſſe. Genug von mir
Magd, Nichts!!! … Vorgeſtern Abend erfuhren wir hier
von unſerm Sieg. Damit ihr wiſſet, wie man’s hier weiß,
ſchicke ich das Extrablatt: und ſo ſteht’s eben in dem geſtri-
gen Beobachter. Noch rühmlicher für die Preußen in der
Wiener Zeitung. Alle hier loben uns ſehr. Blücher ſelbſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/305>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.