vielen Verbindungen und Bekanntschaften sprechen sollen. Darauf zielten auch seine Fragen; und er merkte es wohl, der Merker par excellence, daß es eine solche Person sein müsse. Doch wie es sei! Und sieht er mich je, so wird er schon wissen, was -- Gebratenes -- an mir ist. Adieu. Indessen!
Lebwohl!
An Varnhagen, in Prag.
Sonnabend Abend 11 Uhr, den 7. März 1812.
Heute vor dem Finsterwerden gab man mir deinen Brief, wo der über mich geschriebene an die Gräfin Pachta drin lag. -- Mit großen Liebespulsen antwortete mein Innerstes auf jedes deiner Liebesworte, und Sehnsucht, der Wunsch dich zu sprechen, bildete sich in meiner Seele. Gewiß sah ich dich mein in einem gewissen Sinn auf ewig, und so antwortete ich auch dir. Ich freute mich, daß mein Montag abgegan- gener Brief dir jede Antwort auf den heutigen eigentlich schon im voraus brachte. Mit einem schwer aus dem Herzen drin- genden Seufzer sah ich den an Josephine an, stand der zu gebeugten Seele, des Körpers wegen an, ihn zu lesen, und gedrängt von mir selbst, that ich's doch. Ach lieber Freund, in welch Geschrei zu Gott, und Herzpochen für Schmerz, fiel ich nach dem Lesen. Alles weiß ich: jedes hab' ich wohl selbst hundertmal in verschiedenen Briefen, wo von mir endlich alles steht, selbst gesagt. Aber wie gräuelhaft, wie rettungs- los, wenn es auch von außen, wie Mauren, ausgesprochen
vielen Verbindungen und Bekanntſchaften ſprechen ſollen. Darauf zielten auch ſeine Fragen; und er merkte es wohl, der Merker par excellence, daß es eine ſolche Perſon ſein müſſe. Doch wie es ſei! Und ſieht er mich je, ſo wird er ſchon wiſſen, was — Gebratenes — an mir iſt. Adieu. Indeſſen!
Lebwohl!
An Varnhagen, in Prag.
Sonnabend Abend 11 Uhr, den 7. März 1812.
Heute vor dem Finſterwerden gab man mir deinen Brief, wo der über mich geſchriebene an die Gräfin Pachta drin lag. — Mit großen Liebespulſen antwortete mein Innerſtes auf jedes deiner Liebesworte, und Sehnſucht, der Wunſch dich zu ſprechen, bildete ſich in meiner Seele. Gewiß ſah ich dich mein in einem gewiſſen Sinn auf ewig, und ſo antwortete ich auch dir. Ich freute mich, daß mein Montag abgegan- gener Brief dir jede Antwort auf den heutigen eigentlich ſchon im voraus brachte. Mit einem ſchwer aus dem Herzen drin- genden Seufzer ſah ich den an Joſephine an, ſtand der zu gebeugten Seele, des Körpers wegen an, ihn zu leſen, und gedrängt von mir ſelbſt, that ich’s doch. Ach lieber Freund, in welch Geſchrei zu Gott, und Herzpochen für Schmerz, fiel ich nach dem Leſen. Alles weiß ich: jedes hab’ ich wohl ſelbſt hundertmal in verſchiedenen Briefen, wo von mir endlich alles ſteht, ſelbſt geſagt. Aber wie gräuelhaft, wie rettungs- los, wenn es auch von außen, wie Mauren, ausgeſprochen
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vielen Verbindungen und Bekanntſchaften ſprechen ſollen.
Darauf zielten auch ſeine Fragen; und er merkte es wohl,
der Merker par excellence, daß es eine ſolche Perſon ſein
müſſe. Doch wie es ſei! Und ſieht er mich je, ſo wird er ſchon
wiſſen, was — Gebratenes — an mir iſt. Adieu. Indeſſen!
Lebwohl!
An Varnhagen, in Prag.
Sonnabend Abend 11 Uhr, den 7. März 1812.
Heute vor dem Finſterwerden gab man mir deinen Brief,
wo der über mich geſchriebene an die Gräfin Pachta drin lag.
— Mit großen Liebespulſen antwortete mein Innerſtes auf
jedes deiner Liebesworte, und Sehnſucht, der Wunſch dich zu
ſprechen, bildete ſich in meiner Seele. Gewiß ſah ich dich
mein in einem gewiſſen Sinn auf ewig, und ſo antwortete
ich auch dir. Ich freute mich, daß mein Montag abgegan-
gener Brief dir jede Antwort auf den heutigen eigentlich ſchon
im voraus brachte. Mit einem ſchwer aus dem Herzen drin-
genden Seufzer ſah ich den an Joſephine an, ſtand der zu
gebeugten Seele, des Körpers wegen an, ihn zu leſen, und
gedrängt von mir ſelbſt, that ich’s doch. Ach lieber Freund,
in welch Geſchrei zu Gott, und Herzpochen für Schmerz,
fiel ich nach dem Leſen. Alles weiß ich: jedes hab’ ich wohl
ſelbſt hundertmal in verſchiedenen Briefen, wo von mir endlich
alles ſteht, ſelbſt geſagt. Aber wie gräuelhaft, wie rettungs-
los, wenn es auch von außen, wie Mauren, ausgeſprochen
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/28>, abgerufen am 21.12.2024.
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