noch Verstand und Wort-Imagination genug hat! -- Wie solche Menschen reisen: solche reiche Leute aus der Gesellschaft; solche Litteratorinnen; die Französisch wissen, und denen man's allenthalben entgegenspricht! Die Arme! Nichts hat sie ge- sehn, und gehört, und vernommen. --
An M. Th. Robert, in Berlin.
Prag, Montag Vormittag den 13 Juni 1814.
Vorgestern las ich in dem Wiener Beobachter Tauenziens ganzen Einzug in Magdeburg im größten Detail; -- ich weinte nicht, ich erstickte fast; schluchzte und schrie; und weine wieder. Gott nur weiß, wie ich um Magdeburg bat: und ob ich je eine niederbeugendere Kränkung für mich selbst empfun- den habe, als bei dem Verlust dieser Provinz, die uns als Reichsfürst mit dem gebildeten Strom Europa's in Verbindung setzte. Ich meine nicht den Rhein: sondern den Strom von Verständniß, Bildung, und sittlichen Gedanken, der mitten durch Europa strömt; (und manches ausspülen, wegreißen muß, wird, kann: und gethan hat.) -- --
Wenn dir die Reise nützlich war, muß ich mich noch mehr freuen! Sage mir aber nun auch ein wenig deutlicher -- du wirst einsehen, wie sehr es mich interessiren muß --, ob du von eingegangenen Interessen Moritz seine Auslagen für un- sere Masse, oder durch Kapitalien bezahlt hast (zu welcher Zahlung ich in jedem Fall gratulire); und ob du dir auch in gleichem Maße abbezahlt hast. Es kann mir nicht gleich-
noch Verſtand und Wort-Imagination genug hat! — Wie ſolche Menſchen reiſen: ſolche reiche Leute aus der Geſellſchaft; ſolche Litteratorinnen; die Franzöſiſch wiſſen, und denen man’s allenthalben entgegenſpricht! Die Arme! Nichts hat ſie ge- ſehn, und gehört, und vernommen. —
An M. Th. Robert, in Berlin.
Prag, Montag Vormittag den 13 Juni 1814.
Vorgeſtern las ich in dem Wiener Beobachter Tauenziens ganzen Einzug in Magdeburg im größten Detail; — ich weinte nicht, ich erſtickte faſt; ſchluchzte und ſchrie; und weine wieder. Gott nur weiß, wie ich um Magdeburg bat: und ob ich je eine niederbeugendere Kränkung für mich ſelbſt empfun- den habe, als bei dem Verluſt dieſer Provinz, die uns als Reichsfürſt mit dem gebildeten Strom Europa’s in Verbindung ſetzte. Ich meine nicht den Rhein: ſondern den Strom von Verſtändniß, Bildung, und ſittlichen Gedanken, der mitten durch Europa ſtrömt; (und manches ausſpülen, wegreißen muß, wird, kann: und gethan hat.) — —
Wenn dir die Reiſe nützlich war, muß ich mich noch mehr freuen! Sage mir aber nun auch ein wenig deutlicher — du wirſt einſehen, wie ſehr es mich intereſſiren muß —, ob du von eingegangenen Intereſſen Moritz ſeine Auslagen für un- ſere Maſſe, oder durch Kapitalien bezahlt haſt (zu welcher Zahlung ich in jedem Fall gratulire); und ob du dir auch in gleichem Maße abbezahlt haſt. Es kann mir nicht gleich-
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noch Verſtand und Wort-Imagination genug hat! — Wie
ſolche Menſchen reiſen: ſolche reiche Leute aus der Geſellſchaft;
ſolche Litteratorinnen; die Franzöſiſch wiſſen, und denen man’s
allenthalben entgegenſpricht! Die Arme! Nichts hat ſie ge-
ſehn, und gehört, und vernommen. —
An M. Th. Robert, in Berlin.
Prag, Montag Vormittag den 13 Juni 1814.
Vorgeſtern las ich in dem Wiener Beobachter Tauenziens
ganzen Einzug in Magdeburg im größten Detail; — ich
weinte nicht, ich erſtickte faſt; ſchluchzte und ſchrie; und weine
wieder. Gott nur weiß, wie ich um Magdeburg bat: und ob
ich je eine niederbeugendere Kränkung für mich ſelbſt empfun-
den habe, als bei dem Verluſt dieſer Provinz, die uns als
Reichsfürſt mit dem gebildeten Strom Europa’s in Verbindung
ſetzte. Ich meine nicht den Rhein: ſondern den Strom von
Verſtändniß, Bildung, und ſittlichen Gedanken, der mitten
durch Europa ſtrömt; (und manches ausſpülen, wegreißen muß,
wird, kann: und gethan hat.) — —
Wenn dir die Reiſe nützlich war, muß ich mich noch mehr
freuen! Sage mir aber nun auch ein wenig deutlicher — du
wirſt einſehen, wie ſehr es mich intereſſiren muß —, ob du
von eingegangenen Intereſſen Moritz ſeine Auslagen für un-
ſere Maſſe, oder durch Kapitalien bezahlt haſt (zu welcher
Zahlung ich in jedem Fall gratulire); und ob du dir auch
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/227>, abgerufen am 21.12.2024.
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