hier steht. Also! Sie sind zufrieden mit mir. Ich bin ganz beglückt, daß wir auch in den großen Umrissen gleich denken: so entfernt, und so gleich. Sie werden noch erst sehen! und dächten Sie auch total anders; mit Ihnen wäre das doch gleich: auch dies gleich. (Meine Feder kleckst. Eine Ver- zweiflung!) Fragen Sie doch wo möglich Humboldt aus, was er wider mich hat: wenn man nur erst das weiß. Grüß Sie Gott! und lenke etwas für mich!
R. R.
An Ernestine Robert, in Wien.
Dienstag Nachmittag, den 10!!! August 1813.
Den 10. o! lieber Waffenstillstand, du Surrogat des Frie- dens! was wird nun werden?
Doch hören Sie meine Geschichte! -- so muß ein jeder mit der seinigen kommen, und die größten Welthändel sind nichts anders, als Bündel solcher Geschichten. Hören Sie! Als ich Ihnen das letztemal schrieb, wo ich von Moritz aus Breslau einen Brief erhalten hatte, worin er mir mit dem nächsten Posttage Geld von dort hierher versprach, schrieb ich Ihnen schnell, unter Bedingungen, das ab, was ich mir von Ihnen beschrieben hatte. Vorgestern Sonntag war der Tag, an welchem meine Anweisung von Breslau kommen sollte, und weder sie, noch ein Brief von Moritz sind mir von dort gekommen. Ich aber stehe auf dem Sprung nach Brünn, denn Truppen, Lazarethe, Gefechte etc., warte ich mit meinem Willen nirgend mehr ab. Also bitte ich Sie nun mir in jedem Falle zu schicken, was sie mir zugedacht haben, weil ich mich, wie
hier ſteht. Alſo! Sie ſind zufrieden mit mir. Ich bin ganz beglückt, daß wir auch in den großen Umriſſen gleich denken: ſo entfernt, und ſo gleich. Sie werden noch erſt ſehen! und dächten Sie auch total anders; mit Ihnen wäre das doch gleich: auch dies gleich. (Meine Feder kleckſt. Eine Ver- zweiflung!) Fragen Sie doch wo möglich Humboldt aus, was er wider mich hat: wenn man nur erſt das weiß. Grüß Sie Gott! und lenke etwas für mich!
R. R.
An Erneſtine Robert, in Wien.
Dienstag Nachmittag, den 10!!! Auguſt 1813.
Den 10. o! lieber Waffenſtillſtand, du Surrogat des Frie- dens! was wird nun werden?
Doch hören Sie meine Geſchichte! — ſo muß ein jeder mit der ſeinigen kommen, und die größten Welthändel ſind nichts anders, als Bündel ſolcher Geſchichten. Hören Sie! Als ich Ihnen das letztemal ſchrieb, wo ich von Moritz aus Breslau einen Brief erhalten hatte, worin er mir mit dem nächſten Poſttage Geld von dort hierher verſprach, ſchrieb ich Ihnen ſchnell, unter Bedingungen, das ab, was ich mir von Ihnen beſchrieben hatte. Vorgeſtern Sonntag war der Tag, an welchem meine Anweiſung von Breslau kommen ſollte, und weder ſie, noch ein Brief von Moritz ſind mir von dort gekommen. Ich aber ſtehe auf dem Sprung nach Brünn, denn Truppen, Lazarethe, Gefechte ꝛc., warte ich mit meinem Willen nirgend mehr ab. Alſo bitte ich Sie nun mir in jedem Falle zu ſchicken, was ſie mir zugedacht haben, weil ich mich, wie
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hier ſteht. Alſo! Sie ſind zufrieden mit mir. Ich bin ganz
beglückt, daß wir auch in den großen Umriſſen gleich denken:
ſo entfernt, und ſo gleich. Sie werden noch erſt ſehen! und
dächten Sie auch total anders; mit Ihnen wäre das doch
gleich: auch dies gleich. (Meine Feder kleckſt. Eine Ver-
zweiflung!) Fragen Sie doch wo möglich Humboldt aus,
was er wider mich hat: wenn man nur erſt das weiß. Grüß
Sie Gott! und lenke etwas für mich!
R. R.
An Erneſtine Robert, in Wien.
Dienstag Nachmittag, den 10!!! Auguſt 1813.
Den 10. o! lieber Waffenſtillſtand, du Surrogat des Frie-
dens! was wird nun werden?
Doch hören Sie meine Geſchichte! — ſo muß ein jeder
mit der ſeinigen kommen, und die größten Welthändel ſind
nichts anders, als Bündel ſolcher Geſchichten. Hören Sie!
Als ich Ihnen das letztemal ſchrieb, wo ich von Moritz aus
Breslau einen Brief erhalten hatte, worin er mir mit dem
nächſten Poſttage Geld von dort hierher verſprach, ſchrieb ich
Ihnen ſchnell, unter Bedingungen, das ab, was ich mir von
Ihnen beſchrieben hatte. Vorgeſtern Sonntag war der Tag,
an welchem meine Anweiſung von Breslau kommen ſollte,
und weder ſie, noch ein Brief von Moritz ſind mir von dort
gekommen. Ich aber ſtehe auf dem Sprung nach Brünn, denn
Truppen, Lazarethe, Gefechte ꝛc., warte ich mit meinem Willen
nirgend mehr ab. Alſo bitte ich Sie nun mir in jedem Falle
zu ſchicken, was ſie mir zugedacht haben, weil ich mich, wie
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/116>, abgerufen am 21.11.2024.
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