Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

kannt, sie verdienen es beide (die Gad in Ehren), ich kenne so
ein gewisses kleines Vorurtheil --. Grüß die Gad nochmahl.

Anmerk. Der frühste von Rahels Briefen unter den bewahrt ge-
bliebenen. Als Sechszehnjährige drückt sie darin schon den Karakter, die
Stellung und Stimmung, so wie die Wirkungsweise ihres ganzen Le-
bens aus.



An David Veit, in Göttingen.

So eben hab' ich Ihren Brief ausgelesen.

Wüßt' ich nur wieder auch Ihnen was recht Angeneh-
mes zu schreiben, was Sie auch so interessirt! Sie glauben
gar nicht, wie gern ich mich bedanken möchte! Das Einzige,
was ich thun kann, ist Ihnen gleich zu antworten, damit
Sie so den ganzen völligen Eindruck sehen; und das thu' ich
auch, während daß meine Schwägerin sich frisiren läßt, denn,
ist die fertig, so muß ich daran. Wir fahren zu Bouche, die
Hyazinthen sollen schon im Freien blühen. Wissen Sie nur,
ich weiß recht, was Sie an mir gethan haben, erstlich das
schreckliche Ansehen und Besehen (wovon Sie aber, glau-
ben Sie mir, auch Ihren Nutzen haben werden) und das Be-
schreiben ohne alle Beschreibung; ich weiß es, glauben Sie
mir ich weiß es, wie es unterwegs ist, jede Minute ist ver-
rückt, alles macht Mühe, die Zeit hätten Sie prächtig anwen-
den können, es wird so schwer, Details zu beschreiben, wenn
man sie auch noch so gut gesehen hat, im Gegentheil, darum
nur um so viel schwerer. Also den ganzen Brief, und alles
was drin steht, haben Sie mir zu Gefallen gethan, gemacht

kannt, ſie verdienen es beide (die Gad in Ehren), ich kenne ſo
ein gewiſſes kleines Vorurtheil —. Grüß die Gad nochmahl.

Anmerk. Der frühſte von Rahels Briefen unter den bewahrt ge-
bliebenen. Als Sechszehnjährige drückt ſie darin ſchon den Karakter, die
Stellung und Stimmung, ſo wie die Wirkungsweiſe ihres ganzen Le-
bens aus.



An David Veit, in Göttingen.

So eben hab’ ich Ihren Brief ausgeleſen.

Wüßt’ ich nur wieder auch Ihnen was recht Angeneh-
mes zu ſchreiben, was Sie auch ſo intereſſirt! Sie glauben
gar nicht, wie gern ich mich bedanken möchte! Das Einzige,
was ich thun kann, iſt Ihnen gleich zu antworten, damit
Sie ſo den ganzen völligen Eindruck ſehen; und das thu’ ich
auch, während daß meine Schwägerin ſich friſiren läßt, denn,
iſt die fertig, ſo muß ich daran. Wir fahren zu Bouché, die
Hyazinthen ſollen ſchon im Freien blühen. Wiſſen Sie nur,
ich weiß recht, was Sie an mir gethan haben, erſtlich das
ſchreckliche Anſehen und Beſehen (wovon Sie aber, glau-
ben Sie mir, auch Ihren Nutzen haben werden) und das Be-
ſchreiben ohne alle Beſchreibung; ich weiß es, glauben Sie
mir ich weiß es, wie es unterwegs iſt, jede Minute iſt ver-
rückt, alles macht Mühe, die Zeit hätten Sie prächtig anwen-
den können, es wird ſo ſchwer, Details zu beſchreiben, wenn
man ſie auch noch ſo gut geſehen hat, im Gegentheil, darum
nur um ſo viel ſchwerer. Alſo den ganzen Brief, und alles
was drin ſteht, haben Sie mir zu Gefallen gethan, gemacht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0067" n="53"/>
kannt, &#x017F;ie verdienen es beide (die Gad in Ehren), ich kenne &#x017F;o<lb/>
ein gewi&#x017F;&#x017F;es kleines Vorurtheil &#x2014;. Grüß die Gad nochmahl.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Anmerk</hi>. Der früh&#x017F;te von Rahels Briefen unter den bewahrt ge-<lb/>
bliebenen. Als Sechszehnjährige drückt &#x017F;ie darin &#x017F;chon den Karakter, die<lb/>
Stellung und Stimmung, &#x017F;o wie die Wirkungswei&#x017F;e ihres ganzen Le-<lb/>
bens aus.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An David Veit, in Göttingen.</head><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Berlin, den 1. April 1793.</hi> </dateline><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">So eben hab&#x2019; ich Ihren Brief ausgele&#x017F;en.</hi> </p><lb/>
            <p>Wüßt&#x2019; ich nur wieder auch Ihnen was recht Angeneh-<lb/>
mes zu &#x017F;chreiben, was Sie auch <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> intere&#x017F;&#x017F;irt! Sie glauben<lb/>
gar nicht, wie gern ich mich bedanken möchte! Das Einzige,<lb/>
was ich thun kann, i&#x017F;t Ihnen <hi rendition="#g">gleich</hi> zu antworten, damit<lb/>
Sie &#x017F;o den ganzen völligen Eindruck &#x017F;ehen; und das thu&#x2019; ich<lb/>
auch, während daß meine Schwägerin &#x017F;ich fri&#x017F;iren läßt, denn,<lb/>
i&#x017F;t die fertig, &#x017F;o muß ich daran. Wir fahren zu Bouch<hi rendition="#aq">é</hi>, die<lb/>
Hyazinthen &#x017F;ollen &#x017F;chon im Freien blühen. Wi&#x017F;&#x017F;en Sie nur,<lb/>
ich weiß recht, was Sie an mir gethan haben, er&#x017F;tlich das<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;chreckliche</hi> An&#x017F;ehen und Be&#x017F;ehen (wovon Sie aber, glau-<lb/>
ben Sie mir, auch Ihren Nutzen haben werden) und das Be-<lb/>
&#x017F;chreiben ohne alle Be&#x017F;chreibung; ich weiß es, glauben Sie<lb/>
mir ich weiß es, wie es unterwegs i&#x017F;t, jede Minute i&#x017F;t ver-<lb/>
rückt, alles macht Mühe, die Zeit hätten Sie prächtig anwen-<lb/>
den können, es wird &#x017F;o &#x017F;chwer, Details zu be&#x017F;chreiben, wenn<lb/>
man &#x017F;ie auch noch &#x017F;o gut ge&#x017F;ehen hat, im Gegentheil, darum<lb/>
nur um &#x017F;o viel &#x017F;chwerer. Al&#x017F;o den ganzen Brief, und alles<lb/>
was drin &#x017F;teht, haben Sie mir zu Gefallen gethan, gemacht<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0067] kannt, ſie verdienen es beide (die Gad in Ehren), ich kenne ſo ein gewiſſes kleines Vorurtheil —. Grüß die Gad nochmahl. Anmerk. Der frühſte von Rahels Briefen unter den bewahrt ge- bliebenen. Als Sechszehnjährige drückt ſie darin ſchon den Karakter, die Stellung und Stimmung, ſo wie die Wirkungsweiſe ihres ganzen Le- bens aus. An David Veit, in Göttingen. Berlin, den 1. April 1793. So eben hab’ ich Ihren Brief ausgeleſen. Wüßt’ ich nur wieder auch Ihnen was recht Angeneh- mes zu ſchreiben, was Sie auch ſo intereſſirt! Sie glauben gar nicht, wie gern ich mich bedanken möchte! Das Einzige, was ich thun kann, iſt Ihnen gleich zu antworten, damit Sie ſo den ganzen völligen Eindruck ſehen; und das thu’ ich auch, während daß meine Schwägerin ſich friſiren läßt, denn, iſt die fertig, ſo muß ich daran. Wir fahren zu Bouché, die Hyazinthen ſollen ſchon im Freien blühen. Wiſſen Sie nur, ich weiß recht, was Sie an mir gethan haben, erſtlich das ſchreckliche Anſehen und Beſehen (wovon Sie aber, glau- ben Sie mir, auch Ihren Nutzen haben werden) und das Be- ſchreiben ohne alle Beſchreibung; ich weiß es, glauben Sie mir ich weiß es, wie es unterwegs iſt, jede Minute iſt ver- rückt, alles macht Mühe, die Zeit hätten Sie prächtig anwen- den können, es wird ſo ſchwer, Details zu beſchreiben, wenn man ſie auch noch ſo gut geſehen hat, im Gegentheil, darum nur um ſo viel ſchwerer. Alſo den ganzen Brief, und alles was drin ſteht, haben Sie mir zu Gefallen gethan, gemacht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/67
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/67>, abgerufen am 20.11.2024.