Ihrem Leben gelungen ist: ich will mit in diesem Augenblick für Sie leben. Adieu.
Rahel.
Der Krieg ist aus! Ich habe Marwitz vierzehn Tage gekannt, mein ganzes Herz liebt ihn: seine Existenz ist ein Trost für mich. Sie wissen, er ist mit Varnhagen hin nach dem Krieg. Vor vierzehn Tagen hatte ich noch Nachricht von ihnen.
Ich habe diesen Brief im Krankenzimmer geschrieben, da- her der Fleck.
An Fouque, in Nennhausen.
Charlottenburg, Mittwoch den 14. September 1809.
Donnerstag Abend, Sie Guter, Kindischer, brachte man mir Ihren Brief hierher nach Charlottenburg, mit der Einlage an Varnhagen; Sonnabend reiste sie schon auf die beste Weise, die hier unter den vorfindlichen Umständen erfunden werden kann: durch des österreichischen Ministers Korrespondenz. Ich habe dieselbe Hypochondrie über Adressen; es geht bei mir so weit, daß ich sie von Freund und Feind vor dem Abgang lesen lasse, weil eine ewige Furcht mich anwandelt, sie seien schlechterdings nicht zu lesen: ich bin von nichts so eingenom- men als von meinen Schwächen, und liebe sie besonders wenn ich sie bei Andern finde. Auf der Stelle hätte ich Ihnen ge- antwortet; aber man hat mir eingebildet, nur Donnerstag gehe ein Brief an Sie gut ab; und den Donnerstag war es zu spät. Wie wird sich Varnh. mit Ihrem Briefe freuen! Mich freute er auch, aber auf eine andere Weise: Ihr kindi-
Ihrem Leben gelungen iſt: ich will mit in dieſem Augenblick für Sie leben. Adieu.
Rahel.
Der Krieg iſt aus! Ich habe Marwitz vierzehn Tage gekannt, mein ganzes Herz liebt ihn: ſeine Exiſtenz iſt ein Troſt für mich. Sie wiſſen, er iſt mit Varnhagen hin nach dem Krieg. Vor vierzehn Tagen hatte ich noch Nachricht von ihnen.
Ich habe dieſen Brief im Krankenzimmer geſchrieben, da- her der Fleck.
An Fouqué, in Nennhauſen.
Charlottenburg, Mittwoch den 14. September 1809.
Donnerstag Abend, Sie Guter, Kindiſcher, brachte man mir Ihren Brief hierher nach Charlottenburg, mit der Einlage an Varnhagen; Sonnabend reiſte ſie ſchon auf die beſte Weiſe, die hier unter den vorfindlichen Umſtänden erfunden werden kann: durch des öſterreichiſchen Miniſters Korreſpondenz. Ich habe dieſelbe Hypochondrie über Adreſſen; es geht bei mir ſo weit, daß ich ſie von Freund und Feind vor dem Abgang leſen laſſe, weil eine ewige Furcht mich anwandelt, ſie ſeien ſchlechterdings nicht zu leſen: ich bin von nichts ſo eingenom- men als von meinen Schwächen, und liebe ſie beſonders wenn ich ſie bei Andern finde. Auf der Stelle hätte ich Ihnen ge- antwortet; aber man hat mir eingebildet, nur Donnerstag gehe ein Brief an Sie gut ab; und den Donnerstag war es zu ſpät. Wie wird ſich Varnh. mit Ihrem Briefe freuen! Mich freute er auch, aber auf eine andere Weiſe: Ihr kindi-
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Ihrem Leben gelungen iſt: ich will mit in dieſem Augenblick
für Sie leben. Adieu.
Rahel.
Der Krieg iſt aus! Ich habe Marwitz vierzehn Tage
gekannt, mein ganzes Herz liebt ihn: ſeine Exiſtenz iſt ein
Troſt für mich. Sie wiſſen, er iſt mit Varnhagen hin nach
dem Krieg. Vor vierzehn Tagen hatte ich noch Nachricht
von ihnen.
Ich habe dieſen Brief im Krankenzimmer geſchrieben, da-
her der Fleck.
An Fouqué, in Nennhauſen.
Charlottenburg, Mittwoch den 14. September 1809.
Donnerstag Abend, Sie Guter, Kindiſcher, brachte man
mir Ihren Brief hierher nach Charlottenburg, mit der Einlage
an Varnhagen; Sonnabend reiſte ſie ſchon auf die beſte Weiſe,
die hier unter den vorfindlichen Umſtänden erfunden werden
kann: durch des öſterreichiſchen Miniſters Korreſpondenz. Ich
habe dieſelbe Hypochondrie über Adreſſen; es geht bei mir ſo
weit, daß ich ſie von Freund und Feind vor dem Abgang
leſen laſſe, weil eine ewige Furcht mich anwandelt, ſie ſeien
ſchlechterdings nicht zu leſen: ich bin von nichts ſo eingenom-
men als von meinen Schwächen, und liebe ſie beſonders wenn
ich ſie bei Andern finde. Auf der Stelle hätte ich Ihnen ge-
antwortet; aber man hat mir eingebildet, nur Donnerstag
gehe ein Brief an Sie gut ab; und den Donnerstag war es
zu ſpät. Wie wird ſich Varnh. mit Ihrem Briefe freuen!
Mich freute er auch, aber auf eine andere Weiſe: Ihr kindi-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/452>, abgerufen am 21.12.2024.
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