glaubt, es gehöre ihm, weil er Geld genug hat es zu kaufen, und tugendhaft genug ist es nicht zu stehlen, weil er den Aus- putz dran schätzt, es verdient, und weil er sich näher an der Schüssel befindet, es klug zu machen glaubt, daß es ihm präsentirt wird: freilich ist das nicht auszuhalten! ich kenne es! Und wenn einem weiter nichts passirte, so müßte man klug werden, und auf das System "vom Recht" kommen. Lieben thun Sie aber; das sagte ich lang: das ist kein Un- glück, daß Sie aber lieben können, ist eins: und was sagen wir zu einem Unglück?! Daß aber die Heirath geschehen wird, ist schrecklich !!! schrecklich; und, wie ich glaube, nur zu gewiß. Denn es ist ja ganz unsinnig. Das mein' ich im Ernst, und nicht aus Bosheit. Ist denn nicht der ärgste Unsinn vernünftig angezogen, respektabel behandelt, und am sichersten für uns andren Armen ausgeführt! Wir wollen aber doch nicht tauschen, und uns mit uns freuen. Wie! sind wir auch manchmal; und so werden wir sein, sobald ich wie- derkomme. Lassen Sie sich immer meine Briefe mittheilen, sie sind auch für Sie. Leben Sie wohl; vielleicht schreib' ich morgen noch ein Wort. Meinen Beifall haben Ihre Verse. Analog, man muß den deutschen Ramlers doch sagen, was sie thun sollten.
Ihre R. L.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Breslau, den 27. August.
-- Der Onkel, der alles hervorsucht, um mich zu amüsiren, und dessen Prinzip es ist, daß man alles sehen muß, schlug
glaubt, es gehöre ihm, weil er Geld genug hat es zu kaufen, und tugendhaft genug iſt es nicht zu ſtehlen, weil er den Aus- putz dran ſchätzt, es verdient, und weil er ſich näher an der Schüſſel befindet, es klug zu machen glaubt, daß es ihm präſentirt wird: freilich iſt das nicht auszuhalten! ich kenne es! Und wenn einem weiter nichts paſſirte, ſo müßte man klug werden, und auf das Syſtem „vom Recht“ kommen. Lieben thun Sie aber; das ſagte ich lang: das iſt kein Un- glück, daß Sie aber lieben können, iſt eins: und was ſagen wir zu einem Unglück?! Daß aber die Heirath geſchehen wird, iſt ſchrecklich !!! ſchrecklich; und, wie ich glaube, nur zu gewiß. Denn es iſt ja ganz unſinnig. Das mein’ ich im Ernſt, und nicht aus Bosheit. Iſt denn nicht der ärgſte Unſinn vernünftig angezogen, reſpektabel behandelt, und am ſicherſten für uns andren Armen ausgeführt! Wir wollen aber doch nicht tauſchen, und uns mit uns freuen. Wie! ſind wir auch manchmal; und ſo werden wir ſein, ſobald ich wie- derkomme. Laſſen Sie ſich immer meine Briefe mittheilen, ſie ſind auch für Sie. Leben Sie wohl; vielleicht ſchreib’ ich morgen noch ein Wort. Meinen Beifall haben Ihre Verſe. Analog, man muß den deutſchen Ramlers doch ſagen, was ſie thun ſollten.
Ihre R. L.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Breslau, den 27. Auguſt.
— Der Onkel, der alles hervorſucht, um mich zu amüſiren, und deſſen Prinzip es iſt, daß man alles ſehen muß, ſchlug
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glaubt, es gehöre ihm, weil er Geld genug hat es zu kaufen,
und tugendhaft genug iſt es nicht zu ſtehlen, weil er den Aus-
putz dran ſchätzt, es verdient, und weil er ſich näher an der
Schüſſel befindet, es klug zu machen glaubt, daß es ihm
präſentirt wird: freilich iſt das nicht auszuhalten! ich kenne
es! Und wenn einem weiter nichts paſſirte, ſo müßte man
klug werden, und auf das Syſtem „vom Recht“ kommen.
Lieben thun Sie aber; das ſagte ich lang: das iſt kein Un-
glück, daß Sie aber lieben können, iſt eins: und was ſagen
wir zu einem Unglück?! Daß aber die Heirath geſchehen
wird, iſt ſchrecklich !!! ſchrecklich; und, wie ich glaube, nur
zu gewiß. Denn es iſt ja ganz unſinnig. Das mein’ ich
im Ernſt, und nicht aus Bosheit. Iſt denn nicht der ärgſte
Unſinn vernünftig angezogen, reſpektabel behandelt, und am
ſicherſten für uns andren Armen ausgeführt! Wir wollen aber
doch nicht tauſchen, und uns mit uns freuen. Wie! ſind
wir auch manchmal; und ſo werden wir ſein, ſobald ich wie-
derkomme. Laſſen Sie ſich immer meine Briefe mittheilen,
ſie ſind auch für Sie. Leben Sie wohl; vielleicht ſchreib’ ich
morgen noch ein Wort. Meinen Beifall haben Ihre Verſe.
Analog, man muß den deutſchen Ramlers doch ſagen, was
ſie thun ſollten.
Ihre
R. L.
An M. Th. Robert, in Berlin.
Breslau, den 27. Auguſt.
— Der Onkel, der alles hervorſucht, um mich zu amüſiren,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/112>, abgerufen am 30.12.2024.
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