geht's uns Preußen jetzt: für mich sind das Stiche in's Herz. Wenn's Glück gut geht, muß ich noch flüchten. Eben be- komme ich noch heute ein Briefchen von dir, Hans, schönen Dank! Also ist die Unzelmann wirklich aufgetreten, bravo, bravissimo! -- Brinckmann fängt nun an, eben so schlecht zu werden, als seine Grundsätze, denn daß er mir nicht schreibt, ist doch unerhört! oder ist er bloß glücklich? ich frag's ihn selbst. Navarro hat mir einen so melankolischen, desolanten Brief geschrieben, daß ich ihm heute gar nicht antworte viel- leicht. -- Was du mir von ihm schreibst, Franz, goutir' ich, und wußt' ich vorher.
An Gustav von Brinckmann, in Berlin.
Breslau, den 26. August 1794.
Jetzt hab' ich Ihren Brief erhalten, ausgelesen, und ant- worte schon. Nur göttliche Wesen, wie Furien, Merkure, Amors und dgl. können Schuld sein, wenn Sie mir nicht schreiben: das dacht' ich auch, eh' ich Ihren Brief bekam. Entschuldigen Sie sich doch nicht wegen Sentiments, Witz, Wortspielen und so etwas, Sie wissen, wie ich das liebe: also nie wieder. Ich nehme Theil an Ihrem Zustand, denn ich kenne ihn, mich hat er bis zur Abstumpfung geplagt; schmerz- haft ist er, aber nicht gefährlich für Unsereinen, leider ist aber auch "schmerzhaft ohne Gefahr" kein Trost; für uns unambitiöse Philosophen! Eifersüchtig sind Sie nicht, mein Lieber: man kann es bloß nicht aushalten! wenn einer ein Gut veraas't, was wir königlich verwirthen wollten, und
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geht’s uns Preußen jetzt: für mich ſind das Stiche in’s Herz. Wenn’s Glück gut geht, muß ich noch flüchten. Eben be- komme ich noch heute ein Briefchen von dir, Hans, ſchönen Dank! Alſo iſt die Unzelmann wirklich aufgetreten, bravo, bravissimo! — Brinckmann fängt nun an, eben ſo ſchlecht zu werden, als ſeine Grundſätze, denn daß er mir nicht ſchreibt, iſt doch unerhört! oder iſt er bloß glücklich? ich frag’s ihn ſelbſt. Navarro hat mir einen ſo melankoliſchen, deſolanten Brief geſchrieben, daß ich ihm heute gar nicht antworte viel- leicht. — Was du mir von ihm ſchreibſt, Franz, goutir’ ich, und wußt’ ich vorher.
An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.
Breslau, den 26. Auguſt 1794.
Jetzt hab’ ich Ihren Brief erhalten, ausgeleſen, und ant- worte ſchon. Nur göttliche Weſen, wie Furien, Merkure, Amors und dgl. können Schuld ſein, wenn Sie mir nicht ſchreiben: das dacht’ ich auch, eh’ ich Ihren Brief bekam. Entſchuldigen Sie ſich doch nicht wegen Sentiments, Witz, Wortſpielen und ſo etwas, Sie wiſſen, wie ich das liebe: alſo nie wieder. Ich nehme Theil an Ihrem Zuſtand, denn ich kenne ihn, mich hat er bis zur Abſtumpfung geplagt; ſchmerz- haft iſt er, aber nicht gefährlich für Unſereinen, leider iſt aber auch „ſchmerzhaft ohne Gefahr“ kein Troſt; für uns unambitiöſe Philoſophen! Eiferſüchtig ſind Sie nicht, mein Lieber: man kann es bloß nicht aushalten! wenn einer ein Gut veraaſ’t, was wir königlich verwirthen wollten, und
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geht’s uns Preußen jetzt: für mich ſind das Stiche in’s Herz.
Wenn’s Glück gut geht, muß ich noch flüchten. Eben be-
komme ich noch heute ein Briefchen von dir, Hans, ſchönen
Dank! Alſo iſt die Unzelmann wirklich aufgetreten, bravo,
bravissimo! — Brinckmann fängt nun an, eben ſo ſchlecht zu
werden, als ſeine Grundſätze, denn daß er mir nicht ſchreibt,
iſt doch unerhört! oder iſt er bloß glücklich? ich frag’s ihn
ſelbſt. Navarro hat mir einen ſo melankoliſchen, deſolanten
Brief geſchrieben, daß ich ihm heute gar nicht antworte viel-
leicht. — Was du mir von ihm ſchreibſt, Franz, goutir’
ich, und wußt’ ich vorher.
An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.
Breslau, den 26. Auguſt 1794.
Jetzt hab’ ich Ihren Brief erhalten, ausgeleſen, und ant-
worte ſchon. Nur göttliche Weſen, wie Furien, Merkure,
Amors und dgl. können Schuld ſein, wenn Sie mir nicht
ſchreiben: das dacht’ ich auch, eh’ ich Ihren Brief bekam.
Entſchuldigen Sie ſich doch nicht wegen Sentiments, Witz,
Wortſpielen und ſo etwas, Sie wiſſen, wie ich das liebe: alſo
nie wieder. Ich nehme Theil an Ihrem Zuſtand, denn ich
kenne ihn, mich hat er bis zur Abſtumpfung geplagt; ſchmerz-
haft iſt er, aber nicht gefährlich für Unſereinen, leider iſt
aber auch „ſchmerzhaft ohne Gefahr“ kein Troſt; für uns
unambitiöſe Philoſophen! Eiferſüchtig ſind Sie nicht, mein
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/111>, abgerufen am 21.12.2024.
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