wie lang' ich nun nicht schreibe. Heute war's ganz wie Wie- land, bis auf die Orangenwälder. Grüßt Navarro, und viele- vielemal Briuckmann, der diesen Brief lesen soll. Die Steine bei Wallenberg hab' ich gestern gesehen, Erzählung -- Be- schreibung -- lächerlich!! Auf mich machte es einen lächerlichen Eindruck, ich mußte lachen. Denkt euch noch eine Welt; aber von Steinen: und ihr seid fertig. Drei Meilen Berge und Wald; aber von Steinen. Pfui, pfui, ich beschreibe! Aber so ist's wirklich. -- Par parenthese reise ich mit Zöllner's Reisen in Schlesien, und schlage nach was ich gesehen habe, und was ich sehen soll. Nun werd' ich klug; nun wird's. Darum mußt' ich lachen, wie ich die Steinen-Welt sah, es fiel mir immer ein: nun hat Er eine aus Steinen; wahrhaf- tig. Ich wohne bei wunderbar guten Leuten hier seit Mitt- woch Mittag, da kamen wir von Schweidnitz her; ich war im Kränzchen der Stadt gleich selben Abend; artige, wohl- angezogene Leute, Alle Equipagen. Auch im Bade Altwasser war ich heute. Von Grüssau geht's weiter, vierzehn Tage wird uns die Reise wohl noch kosten, das rechne ich schon. --
Adieu, Kinder, Adieu!
An M. Th. Robert, in Berlin.
Falkenhain, den 23. August 1794.
Stellt euch vor, liebe Kinder, was mir passirt. Übermor- gen sind es volle vierzehn Tage, daß ich mit Unholden, schmutzi- gen Unholden, wovon ihr keinen Begriff habt, wie zur Fracht des Tages zwei Meilen, höchstens drei, herumziehe; und Diens-
wie lang’ ich nun nicht ſchreibe. Heute war’s ganz wie Wie- land, bis auf die Orangenwälder. Grüßt Navarro, und viele- vielemal Briuckmann, der dieſen Brief leſen ſoll. Die Steine bei Wallenberg hab’ ich geſtern geſehen, Erzählung — Be- ſchreibung — lächerlich!! Auf mich machte es einen lächerlichen Eindruck, ich mußte lachen. Denkt euch noch eine Welt; aber von Steinen: und ihr ſeid fertig. Drei Meilen Berge und Wald; aber von Steinen. Pfui, pfui, ich beſchreibe! Aber ſo iſt’s wirklich. — Par parenthèse reiſe ich mit Zöllner’s Reiſen in Schleſien, und ſchlage nach was ich geſehen habe, und was ich ſehen ſoll. Nun werd’ ich klug; nun wird’s. Darum mußt’ ich lachen, wie ich die Steinen-Welt ſah, es fiel mir immer ein: nun hat Er eine aus Steinen; wahrhaf- tig. Ich wohne bei wunderbar guten Leuten hier ſeit Mitt- woch Mittag, da kamen wir von Schweidnitz her; ich war im Kränzchen der Stadt gleich ſelben Abend; artige, wohl- angezogene Leute, Alle Equipagen. Auch im Bade Altwaſſer war ich heute. Von Grüſſau geht’s weiter, vierzehn Tage wird uns die Reiſe wohl noch koſten, das rechne ich ſchon. —
Adieu, Kinder, Adieu!
An M. Th. Robert, in Berlin.
Falkenhain, den 23. Auguſt 1794.
Stellt euch vor, liebe Kinder, was mir paſſirt. Übermor- gen ſind es volle vierzehn Tage, daß ich mit Unholden, ſchmutzi- gen Unholden, wovon ihr keinen Begriff habt, wie zur Fracht des Tages zwei Meilen, höchſtens drei, herumziehe; und Diens-
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wie lang’ ich nun nicht ſchreibe. Heute war’s ganz wie Wie-
land, bis auf die Orangenwälder. Grüßt Navarro, und viele-
vielemal Briuckmann, der dieſen Brief leſen ſoll. Die Steine
bei Wallenberg hab’ ich geſtern geſehen, Erzählung — Be-
ſchreibung — lächerlich!! Auf mich machte es einen lächerlichen
Eindruck, ich mußte lachen. Denkt euch noch eine Welt;
aber von Steinen: und ihr ſeid fertig. Drei Meilen Berge
und Wald; aber von Steinen. Pfui, pfui, ich beſchreibe!
Aber ſo iſt’s wirklich. — Par parenthèse reiſe ich mit Zöllner’s
Reiſen in Schleſien, und ſchlage nach was ich geſehen habe,
und was ich ſehen ſoll. Nun werd’ ich klug; nun wird’s.
Darum mußt’ ich lachen, wie ich die Steinen-Welt ſah, es
fiel mir immer ein: nun hat Er eine aus Steinen; wahrhaf-
tig. Ich wohne bei wunderbar guten Leuten hier ſeit Mitt-
woch Mittag, da kamen wir von Schweidnitz her; ich war
im Kränzchen der Stadt gleich ſelben Abend; artige, wohl-
angezogene Leute, Alle Equipagen. Auch im Bade Altwaſſer
war ich heute. Von Grüſſau geht’s weiter, vierzehn Tage
wird uns die Reiſe wohl noch koſten, das rechne ich ſchon. —
Adieu, Kinder, Adieu!
An M. Th. Robert, in Berlin.
Falkenhain, den 23. Auguſt 1794.
Stellt euch vor, liebe Kinder, was mir paſſirt. Übermor-
gen ſind es volle vierzehn Tage, daß ich mit Unholden, ſchmutzi-
gen Unholden, wovon ihr keinen Begriff habt, wie zur Fracht
des Tages zwei Meilen, höchſtens drei, herumziehe; und Diens-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/107>, abgerufen am 20.11.2024.
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