Wo Beweises sie bedurften." -- Wie die Fürstin solches redet, Da erschrickt in seinem Muthe Kaiser Heinrich, und es sinket Ihm das Herz in schweren Kummer; Und kein Flehen, und kein Weinen, Kein Verheißen, keiner Buße Willig angetragne Sühne Bleibt dem Kaiser unversuchet; Doch umsonst! das Volk enteilet In dumpftönendem Gemurmel; Zu der Burg geht Heinrich traurend, Und in's Kloster Kunigunde.
4.
An dem schroffen Felsenhange, Wo abstürzend wild erbrausen Die empörten Waldgewässer, Wo herabgesenket trauert In dem kümmerlichen Boden Strauchwerk, das nie wird zum Baume, Welch ein dunkles Bild entfaltet Dort sich ungewiß den Augen? Langsam regt empor ein Knabe Dort das Haupt mit irrem Schauen, Springet auf von seinem Lager, Steht gelehnt am Felsen aufrecht, Und gefaltet beide Hände Und gesenkt die Blicke traurend In die weiten Thäler fernhin Ruft er so mit schwachem Laute:
Wo Beweiſes ſie bedurften.“ — Wie die Fuͤrſtin ſolches redet, Da erſchrickt in ſeinem Muthe Kaiſer Heinrich, und es ſinket Ihm das Herz in ſchweren Kummer; Und kein Flehen, und kein Weinen, Kein Verheißen, keiner Buße Willig angetragne Suͤhne Bleibt dem Kaiſer unverſuchet; Doch umſonſt! das Volk enteilet In dumpftoͤnendem Gemurmel; Zu der Burg geht Heinrich traurend, Und in's Kloſter Kunigunde.
4.
An dem ſchroffen Felſenhange, Wo abſtuͤrzend wild erbrauſen Die empoͤrten Waldgewaͤſſer, Wo herabgeſenket trauert In dem kuͤmmerlichen Boden Strauchwerk, das nie wird zum Baume, Welch ein dunkles Bild entfaltet Dort ſich ungewiß den Augen? Langſam regt empor ein Knabe Dort das Haupt mit irrem Schauen, Springet auf von ſeinem Lager, Steht gelehnt am Felſen aufrecht, Und gefaltet beide Haͤnde Und geſenkt die Blicke traurend In die weiten Thaͤler fernhin Ruft er ſo mit ſchwachem Laute:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbn="516"facs="#f0530"/><lgn="4"><l>Wo Beweiſes ſie bedurften.“—</l><lb/><l>Wie die Fuͤrſtin ſolches redet,</l><lb/><l>Da erſchrickt in ſeinem Muthe</l><lb/><l>Kaiſer Heinrich, und es ſinket</l><lb/><l>Ihm das Herz in ſchweren Kummer;</l><lb/><l>Und kein Flehen, und kein Weinen,</l><lb/><l>Kein Verheißen, keiner Buße</l><lb/><l>Willig angetragne Suͤhne</l><lb/><l>Bleibt dem Kaiſer unverſuchet;</l><lb/><l>Doch umſonſt! das Volk enteilet</l><lb/><l>In dumpftoͤnendem Gemurmel;</l><lb/><l>Zu der Burg geht Heinrich traurend,</l><lb/><l>Und in's Kloſter Kunigunde.</l><lb/></lg></lg></div><divn="3"><head>4.<lb/></head><lgtype="poem"><lgn="1"><l>An dem ſchroffen Felſenhange,</l><lb/><l>Wo abſtuͤrzend wild erbrauſen</l><lb/><l>Die empoͤrten Waldgewaͤſſer,</l><lb/><l>Wo herabgeſenket trauert</l><lb/><l>In dem kuͤmmerlichen Boden</l><lb/><l>Strauchwerk, das nie wird zum Baume,</l><lb/><l>Welch ein dunkles Bild entfaltet</l><lb/><l>Dort ſich ungewiß den Augen?</l><lb/><l>Langſam regt empor ein Knabe</l><lb/><l>Dort das Haupt mit irrem Schauen,</l><lb/><l>Springet auf von ſeinem Lager,</l><lb/><l>Steht gelehnt am Felſen aufrecht,</l><lb/><l>Und gefaltet beide Haͤnde</l><lb/><l>Und geſenkt die Blicke traurend</l><lb/><l>In die weiten Thaͤler fernhin</l><lb/><l>Ruft er ſo mit ſchwachem Laute:</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[516/0530]
Wo Beweiſes ſie bedurften.“ —
Wie die Fuͤrſtin ſolches redet,
Da erſchrickt in ſeinem Muthe
Kaiſer Heinrich, und es ſinket
Ihm das Herz in ſchweren Kummer;
Und kein Flehen, und kein Weinen,
Kein Verheißen, keiner Buße
Willig angetragne Suͤhne
Bleibt dem Kaiſer unverſuchet;
Doch umſonſt! das Volk enteilet
In dumpftoͤnendem Gemurmel;
Zu der Burg geht Heinrich traurend,
Und in's Kloſter Kunigunde.
4.
An dem ſchroffen Felſenhange,
Wo abſtuͤrzend wild erbrauſen
Die empoͤrten Waldgewaͤſſer,
Wo herabgeſenket trauert
In dem kuͤmmerlichen Boden
Strauchwerk, das nie wird zum Baume,
Welch ein dunkles Bild entfaltet
Dort ſich ungewiß den Augen?
Langſam regt empor ein Knabe
Dort das Haupt mit irrem Schauen,
Springet auf von ſeinem Lager,
Steht gelehnt am Felſen aufrecht,
Und gefaltet beide Haͤnde
Und geſenkt die Blicke traurend
In die weiten Thaͤler fernhin
Ruft er ſo mit ſchwachem Laute:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/530>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.