Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
An den Uebersetzer Voß.

Galliamben.

1809.


In dem hohen Meer dahinfliegt ungezwungen von dem Gewog
Des erregten Sturms ein Schiff dort zu dem väterlichen Gefild;
Wie der Schaum sich hoch emporbäumt und am Kiele sich über¬
wallt,
Wie des Zorns der Wind im Tauwerk sich erlediget mit Geheul,
Wie der Planken Fügung aufkracht, überwältiget von der Fluth,
Wie der Wolken dichtes Nachtgraun die Gewässer und die Gestirn'
Ueberzieht, und rings der Angstschrei der Gescheiterten sich erhebt:
Doch segelt froh das Schiff hin, nur beschleuniget in dem Lauf.
Ein bekränzter Schwarm emporsteigt sich bedrängend auf dem
Verdeck,
Und es schallt ein hoher Päan der Begeisterten in die Fluth,
Die gebändiget von des Lieds Macht nun mit schmeichlerischem
Getön
Schon sanft umrauscht den Schiffbord, so der stürmenden wider¬
stand.
Was beginnt? o Heil! hervorbricht an dem nächtlichen Horizont
An den Ueberſetzer Voß.

Galliamben.

1809.


In dem hohen Meer dahinfliegt ungezwungen von dem Gewog
Des erregten Sturms ein Schiff dort zu dem vaͤterlichen Gefild;
Wie der Schaum ſich hoch emporbaͤumt und am Kiele ſich uͤber¬
wallt,
Wie des Zorns der Wind im Tauwerk ſich erlediget mit Geheul,
Wie der Planken Fuͤgung aufkracht, uͤberwaͤltiget von der Fluth,
Wie der Wolken dichtes Nachtgraun die Gewaͤſſer und die Geſtirn'
Ueberzieht, und rings der Angſtſchrei der Geſcheiterten ſich erhebt:
Doch ſegelt froh das Schiff hin, nur beſchleuniget in dem Lauf.
Ein bekraͤnzter Schwarm emporſteigt ſich bedraͤngend auf dem
Verdeck,
Und es ſchallt ein hoher Paͤan der Begeiſterten in die Fluth,
Die gebaͤndiget von des Lieds Macht nun mit ſchmeichleriſchem
Getoͤn
Schon ſanft umrauſcht den Schiffbord, ſo der ſtuͤrmenden wider¬
ſtand.
Was beginnt? o Heil! hervorbricht an dem naͤchtlichen Horizont
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0510" n="496"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b #g">An den Ueber&#x017F;etzer Voß.</hi><lb/>
          </head>
          <p> <hi rendition="#g">Galliamben.</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#b">1809</hi>.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>n dem hohen Meer dahinfliegt ungezwungen von dem Gewog</l><lb/>
              <l>Des erregten Sturms ein Schiff dort zu dem va&#x0364;terlichen Gefild;</l><lb/>
              <l>Wie der Schaum &#x017F;ich hoch emporba&#x0364;umt und am Kiele &#x017F;ich u&#x0364;ber¬</l><lb/>
              <l>wallt,</l><lb/>
              <l>Wie des Zorns der Wind im Tauwerk &#x017F;ich erlediget mit Geheul,</l><lb/>
              <l>Wie der Planken Fu&#x0364;gung aufkracht, u&#x0364;berwa&#x0364;ltiget von der Fluth,</l><lb/>
              <l>Wie der Wolken dichtes Nachtgraun die Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und die Ge&#x017F;tirn'</l><lb/>
              <l>Ueberzieht, und rings der Ang&#x017F;t&#x017F;chrei der Ge&#x017F;cheiterten &#x017F;ich erhebt:</l><lb/>
              <l>Doch &#x017F;egelt froh das Schiff hin, nur be&#x017F;chleuniget in dem Lauf.</l><lb/>
              <l>Ein bekra&#x0364;nzter Schwarm empor&#x017F;teigt &#x017F;ich bedra&#x0364;ngend auf dem</l><lb/>
              <l>Verdeck,</l><lb/>
              <l>Und es &#x017F;challt ein hoher Pa&#x0364;an der Begei&#x017F;terten in die Fluth,</l><lb/>
              <l>Die geba&#x0364;ndiget von des Lieds Macht nun mit &#x017F;chmeichleri&#x017F;chem</l><lb/>
              <l>Geto&#x0364;n</l><lb/>
              <l>Schon &#x017F;anft umrau&#x017F;cht den Schiffbord, &#x017F;o der &#x017F;tu&#x0364;rmenden wider¬</l><lb/>
              <l>&#x017F;tand.</l><lb/>
              <l>Was beginnt? o Heil! hervorbricht an dem na&#x0364;chtlichen Horizont</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[496/0510] An den Ueberſetzer Voß. Galliamben. 1809. In dem hohen Meer dahinfliegt ungezwungen von dem Gewog Des erregten Sturms ein Schiff dort zu dem vaͤterlichen Gefild; Wie der Schaum ſich hoch emporbaͤumt und am Kiele ſich uͤber¬ wallt, Wie des Zorns der Wind im Tauwerk ſich erlediget mit Geheul, Wie der Planken Fuͤgung aufkracht, uͤberwaͤltiget von der Fluth, Wie der Wolken dichtes Nachtgraun die Gewaͤſſer und die Geſtirn' Ueberzieht, und rings der Angſtſchrei der Geſcheiterten ſich erhebt: Doch ſegelt froh das Schiff hin, nur beſchleuniget in dem Lauf. Ein bekraͤnzter Schwarm emporſteigt ſich bedraͤngend auf dem Verdeck, Und es ſchallt ein hoher Paͤan der Begeiſterten in die Fluth, Die gebaͤndiget von des Lieds Macht nun mit ſchmeichleriſchem Getoͤn Schon ſanft umrauſcht den Schiffbord, ſo der ſtuͤrmenden wider¬ ſtand. Was beginnt? o Heil! hervorbricht an dem naͤchtlichen Horizont

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/510
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/510>, abgerufen am 21.11.2024.