Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
8.

Auf einen ehernen Frosch.

Diesen Freund der Nymphen, den regenliebenden, feuchten
Sänger, den Frosch, von des Quells leichtem Geriesel ergötzt,
Bildet' ein Wandrer aus Erz, und weiht als Zeichen des Danks
ihn,

Daß er im heißen Gefild brennenden Durst ihm gelöscht;
Denn dem Schmachtenden zeigt' er den Quell, zu glücklicher
Stunde

Mit liedlebendigem Mund singend im thauigen Thal;
Aber der führenden Stimme darauf nachgehend mit Sorgfalt,
Fand der Wandrer des Quells süßen, begehreten Trank.
9.

Auf die Bildsäule der Aphrodite von Praxiteles.

Durch aufwogendes Meer kam einst Kythereia nach Knidos,
Wollte das herrliche Bild schauen der eignen Gestalt.
Als sie nun ganz es betrachtet in ringsum offener Gegend,
Fragte sie: wo denn sah nackend Praxiteles mich?
Nicht Unerlaubtes erblickte Praxiteles, sondern das Eisen
Bildete so dich, wie stets Paphien Ares begehrt.
10.

Auf dieselbe.

Dich Praxiteles nicht, dich nicht das Eisen geformt hat,
Sondern du selber, du stehst da, wie vor Paris Gericht.
11.
Als sich die Chariten einst ein nimmer vergängliches Wohnhaus
Suchten, gefunden alsbald war Aristophanes Geist.
II. 31
8.

Auf einen ehernen Froſch.

Dieſen Freund der Nymphen, den regenliebenden, feuchten
Saͤnger, den Froſch, von des Quells leichtem Gerieſel ergoͤtzt,
Bildet' ein Wandrer aus Erz, und weiht als Zeichen des Danks
ihn,

Daß er im heißen Gefild brennenden Durſt ihm geloͤſcht;
Denn dem Schmachtenden zeigt' er den Quell, zu gluͤcklicher
Stunde

Mit liedlebendigem Mund ſingend im thauigen Thal;
Aber der fuͤhrenden Stimme darauf nachgehend mit Sorgfalt,
Fand der Wandrer des Quells ſuͤßen, begehreten Trank.
9.

Auf die Bildſaͤule der Aphrodite von Praxiteles.

Durch aufwogendes Meer kam einſt Kythereia nach Knidos,
Wollte das herrliche Bild ſchauen der eignen Geſtalt.
Als ſie nun ganz es betrachtet in ringsum offener Gegend,
Fragte ſie: wo denn ſah nackend Praxiteles mich?
Nicht Unerlaubtes erblickte Praxiteles, ſondern das Eiſen
Bildete ſo dich, wie ſtets Paphien Ares begehrt.
10.

Auf dieſelbe.

Dich Praxiteles nicht, dich nicht das Eiſen geformt hat,
Sondern du ſelber, du ſtehſt da, wie vor Paris Gericht.
11.
Als ſich die Chariten einſt ein nimmer vergaͤngliches Wohnhaus
Suchten, gefunden alsbald war Ariſtophanes Geiſt.
II. 31
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0495" n="481"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>8.<lb/></head>
            <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Auf einen ehernen Fro&#x017F;ch.</hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Die&#x017F;en Freund der Nymphen, den regenliebenden, feuchten</l><lb/>
              <l>Sa&#x0364;nger, den Fro&#x017F;ch, von des Quells leichtem Gerie&#x017F;el ergo&#x0364;tzt,</l><lb/>
              <l>Bildet' ein Wandrer aus Erz, und weiht als Zeichen des Danks<lb/><hi rendition="#et">ihn,</hi></l><lb/>
              <l>Daß er im heißen Gefild brennenden Dur&#x017F;t ihm gelo&#x0364;&#x017F;cht;</l><lb/>
              <l>Denn dem Schmachtenden zeigt' er den Quell, zu glu&#x0364;cklicher<lb/><hi rendition="#et">Stunde</hi></l><lb/>
              <l>Mit liedlebendigem Mund &#x017F;ingend im thauigen Thal;</l><lb/>
              <l>Aber der fu&#x0364;hrenden Stimme darauf nachgehend mit Sorgfalt,</l><lb/>
              <l>Fand der Wandrer des Quells &#x017F;u&#x0364;ßen, begehreten Trank.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>9.<lb/></head>
            <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Auf die Bild&#x017F;a&#x0364;ule der Aphrodite von Praxiteles.</hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Durch aufwogendes Meer kam ein&#x017F;t Kythereia nach Knidos,</l><lb/>
              <l>Wollte das herrliche Bild &#x017F;chauen der eignen Ge&#x017F;talt.</l><lb/>
              <l>Als &#x017F;ie nun ganz es betrachtet in ringsum offener Gegend,</l><lb/>
              <l>Fragte &#x017F;ie: wo denn &#x017F;ah nackend Praxiteles mich?</l><lb/>
              <l>Nicht Unerlaubtes erblickte Praxiteles, &#x017F;ondern das Ei&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Bildete &#x017F;o dich, wie &#x017F;tets Paphien Ares begehrt.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>10.<lb/></head>
            <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Auf die&#x017F;elbe.</hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Dich Praxiteles nicht, dich nicht das Ei&#x017F;en geformt hat,</l><lb/>
              <l>Sondern du &#x017F;elber, du &#x017F;teh&#x017F;t da, wie vor Paris Gericht.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>11.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Als &#x017F;ich die Chariten ein&#x017F;t ein nimmer verga&#x0364;ngliches Wohnhaus</l><lb/>
              <l>Suchten, gefunden alsbald war Ari&#x017F;tophanes Gei&#x017F;t.</l><lb/>
            </lg>
            <fw place="bottom" type="sig">II. <hi rendition="#b">31</hi><lb/></fw>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[481/0495] 8. Auf einen ehernen Froſch. Dieſen Freund der Nymphen, den regenliebenden, feuchten Saͤnger, den Froſch, von des Quells leichtem Gerieſel ergoͤtzt, Bildet' ein Wandrer aus Erz, und weiht als Zeichen des Danks ihn, Daß er im heißen Gefild brennenden Durſt ihm geloͤſcht; Denn dem Schmachtenden zeigt' er den Quell, zu gluͤcklicher Stunde Mit liedlebendigem Mund ſingend im thauigen Thal; Aber der fuͤhrenden Stimme darauf nachgehend mit Sorgfalt, Fand der Wandrer des Quells ſuͤßen, begehreten Trank. 9. Auf die Bildſaͤule der Aphrodite von Praxiteles. Durch aufwogendes Meer kam einſt Kythereia nach Knidos, Wollte das herrliche Bild ſchauen der eignen Geſtalt. Als ſie nun ganz es betrachtet in ringsum offener Gegend, Fragte ſie: wo denn ſah nackend Praxiteles mich? Nicht Unerlaubtes erblickte Praxiteles, ſondern das Eiſen Bildete ſo dich, wie ſtets Paphien Ares begehrt. 10. Auf dieſelbe. Dich Praxiteles nicht, dich nicht das Eiſen geformt hat, Sondern du ſelber, du ſtehſt da, wie vor Paris Gericht. 11. Als ſich die Chariten einſt ein nimmer vergaͤngliches Wohnhaus Suchten, gefunden alsbald war Ariſtophanes Geiſt. II. 31

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/495
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/495>, abgerufen am 21.11.2024.