sehr verrufenen Zeitgeistes, jemand eine Sammlung der Ideen veranstaltete, die vor fünfzig Jahren als frech, gottlos, neu und kühn verrufen und wie Kontrebande nur mit Gefahr für den Verbreiter in Umlauf gebracht wurden, und jetzt als Gemeingut durch alle Klassen der Gesellschaft bekannt und verbreitet sind. Ein sol¬ ches Buch würde viel zu denken geben, und nach fünf¬ zig Jahren würde sich ein zweiter Theil dazu schreiben lassen, von dessen Inhalt wir jetzt vielleicht nur träu¬ men dürfen." --
Die von allgemeinen Schilderungen und Betrach¬ tungen durchflochtene Liebesgeschichte ist in möglichst einfachen, ohne gesuchte Abenteuerlichkeit herbeigeführ¬ ten Auftritten und Entwicklungen glücklich zu einem befriedigenden Ende gebracht. In den als handelnd oder sprechend mitwirkenden Figuren bestimmte Personen zu vermuthen, dürfen wir uns nicht erlauben, sondern nehmen vielmehr als gewiß an, daß dieser Theil des interessanten und lebenvollen Buches ausschließlich Dich¬ tung ist.
Erzählungen, Skizzen und Gedichte von Ludwig Rellstab. Berlin, Duncker und Humblot, 1833. Drei Theile. 8.
Oft genug hat der Kritiker, wenn er tadelte, die Forderung hören müssen, er solle es besser machen. Diese
ſehr verrufenen Zeitgeiſtes, jemand eine Sammlung der Ideen veranſtaltete, die vor fuͤnfzig Jahren als frech, gottlos, neu und kuͤhn verrufen und wie Kontrebande nur mit Gefahr fuͤr den Verbreiter in Umlauf gebracht wurden, und jetzt als Gemeingut durch alle Klaſſen der Geſellſchaft bekannt und verbreitet ſind. Ein ſol¬ ches Buch wuͤrde viel zu denken geben, und nach fuͤnf¬ zig Jahren wuͤrde ſich ein zweiter Theil dazu ſchreiben laſſen, von deſſen Inhalt wir jetzt vielleicht nur traͤu¬ men duͤrfen.“ —
Die von allgemeinen Schilderungen und Betrach¬ tungen durchflochtene Liebesgeſchichte iſt in moͤglichſt einfachen, ohne geſuchte Abenteuerlichkeit herbeigefuͤhr¬ ten Auftritten und Entwicklungen gluͤcklich zu einem befriedigenden Ende gebracht. In den als handelnd oder ſprechend mitwirkenden Figuren beſtimmte Perſonen zu vermuthen, duͤrfen wir uns nicht erlauben, ſondern nehmen vielmehr als gewiß an, daß dieſer Theil des intereſſanten und lebenvollen Buches ausſchließlich Dich¬ tung iſt.
Erzaͤhlungen, Skizzen und Gedichte von Ludwig Rellſtab. Berlin, Duncker und Humblot, 1833. Drei Theile. 8.
Oft genug hat der Kritiker, wenn er tadelte, die Forderung hoͤren muͤſſen, er ſolle es beſſer machen. Dieſe
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[407/0421]
ſehr verrufenen Zeitgeiſtes, jemand eine Sammlung der
Ideen veranſtaltete, die vor fuͤnfzig Jahren als frech,
gottlos, neu und kuͤhn verrufen und wie Kontrebande
nur mit Gefahr fuͤr den Verbreiter in Umlauf gebracht
wurden, und jetzt als Gemeingut durch alle Klaſſen
der Geſellſchaft bekannt und verbreitet ſind. Ein ſol¬
ches Buch wuͤrde viel zu denken geben, und nach fuͤnf¬
zig Jahren wuͤrde ſich ein zweiter Theil dazu ſchreiben
laſſen, von deſſen Inhalt wir jetzt vielleicht nur traͤu¬
men duͤrfen.“ —
Die von allgemeinen Schilderungen und Betrach¬
tungen durchflochtene Liebesgeſchichte iſt in moͤglichſt
einfachen, ohne geſuchte Abenteuerlichkeit herbeigefuͤhr¬
ten Auftritten und Entwicklungen gluͤcklich zu einem
befriedigenden Ende gebracht. In den als handelnd
oder ſprechend mitwirkenden Figuren beſtimmte Perſonen
zu vermuthen, duͤrfen wir uns nicht erlauben, ſondern
nehmen vielmehr als gewiß an, daß dieſer Theil des
intereſſanten und lebenvollen Buches ausſchließlich Dich¬
tung iſt.
Erzaͤhlungen, Skizzen und Gedichte von Ludwig
Rellſtab. Berlin, Duncker und Humblot, 1833.
Drei Theile. 8.
Oft genug hat der Kritiker, wenn er tadelte, die
Forderung hoͤren muͤſſen, er ſolle es beſſer machen. Dieſe
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/421>, abgerufen am 21.12.2024.
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